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Channel: Equipment – GITARRE & BASS
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Das Gear von U2-Gitarrist The Edge

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U2s Erfolg und Faszination sind also ungebrochen und irgendwie ist diese Band permanent ein Thema. Zu großen Teilen verantwortlich dafür ist ihr Gitarrist The Edge, der mit einfachen spielerischen Möglichkeiten, aber umso mehr Equipment den wegweisenden Sound von U2 seit über 30 Jahren prägt.

The Edge mit Gitarre

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Wenn man nach den Begriffen „Edge“ und „Equipment“ googelt, findet man sich schnell auf recht merkwürdigen Seiten wieder. So entdeckt man zum Beispiel Firmen wie Leading Edge Equipment mit Sitz in Kanada, die sich auf den Verkauf von schweren Baufahrzeugen spezialisiert haben oder EDGE Cleaning, einen Vertrieb von professionellen Reinigungsmaschinen. Bei Edge-Gear aus den USA wird man hingegen auf der Suche nach Taucherflossen und Schnorcheln fündig.

Alles also Dinge, die den Gitarristen von U2 oder auch den Gear-interessierten Fan der irischen Band nur mäßig begeistern dürften. Wobei, die Sache mit den schweren Fahrzeugen ist nicht ganz abwegig, karrt The Edge doch inzwischen eine ganze LKW-Ladung an Equipment und Gitarren mit sich um die Welt. Mehr als 40 Instrumente hatte er auf der letzten Welttournee dabei …

Mit dem Erfolg steigen eben auch die Ansprüche. Oder sind es Notwendigkeiten? In jedem Fall ist seit U2s Debüt ,Boy‘ von 1980 auch David Howell Evans, wie The Edge mit bürgerlichem Name heißt, in aller Munde, weil er es nicht nur wie kaum ein anderer versteht, den Songs seiner Band einen eigenen Stempel aufzudrücken, sondern auch immer wieder großartige, für sich stehende Klangbilder erschafft. Eine Gabe, die viele Gitarristen zu kopieren versuchen, was aber nur wenigen gelingt.

Mit Sicherheit liegt das auch an seiner Wahl des Equipments. Denn The Edge hat inzwischen eine beeindruckende Anzahl an Gerätschaften angesammelt, mit denen er seine Gitarre verfremdet und zu einem neuen Instrument werden lässt. Doch allein das Besitzen vieler Werkzeuge macht natürlich noch keinen guten Gitarristen. Haben kann jeder, nutzen jedoch nur die wenigsten. Und keiner so wie The Edge.

Allerdings verwundert dieser über die Jahre entwickelte Besitztumswahn schon ein wenig, wenn man bedenkt, dass ihm 1980 schon ein einziges Memory-Man-Analog-Echo von Electro-Harmonix genügte, um seine typischen Delay-Kaskaden zu erschaffen.

Die Antwort ist wohl: The Edge ist ein Perfektionist und Fachmann für kaum hörbare aber essentielle Sound-Nuancen. Interessant ist jedoch, dass er zwar im Laufe der Jahre eine beträchtliche Menge Technik angehäuft hat, von der Basis her jedoch augenscheinlich bei seinen Ursprüngen geblieben ist. Die da wären: Gibson- oder Fender-Gitarre, Vox-AC30-Amp und eben ein Delay.

Die Kollegen von Premier Guitar haben einen Rig Rundown seines aktuellen Live-Gears gemacht: 

Gitarren

Auch wenn The Edge inzwischen in jeder Show gut und gerne 20 verschiedene Gitarren einsetzt, geht er damit nach eigener Aussage noch Kompromisse ein, was den Sound betrifft. Denn sein selbsterklärtes Ziel ist es, in Konzerten so nah wie möglich an den Sound der Original-Aufnahmen heranzukommen. Und wer Aufnahmen aus einer fast 35 Jahre dauernden Band-Geschichte 1:1 umsetzen will, der muss auch den technischen Anforderungen der verschiedenenen Dekaden Rechnung tragen.

The Edge ist also kein Sammler um des Sammelns willen, auch kein Gear-Poser, sondern ein Sound-Ästhet und Perfektionist. Doch auch, wenn ihn ein recht unübersichtliches Sammelsurium an Instrumenten begleitet, fußt sein Grund-Sound (auf die Gitarre bezogen) auf den beiden Polen Gibson und Fender, die bei ihm allerdings nicht so weit auseinanderliegen, wie der Ruf dieser Firmen und ihrer Instrumente es vermuten ließe.

The Edge sagte dazu selber 1987 in einem Interview: „Am Anfang habe ich mich eher für Gibson-Gitarren interessiert, weil ich viele hohe Voicings verwendet habe und Gibsons in den Höhen einfach fetter waren. Fender-Instrumente waren mir für diesen Aspekt meines Spiels immer etwas zu dünn. Aber das hat sich neuerdings gewandelt. Ich habe angefangen, andere Dinge zu spielen und kann mich jetzt sehr für Stratocasters begeistern.“

Der frühe Faible für Gibson-Gitarren basiert bei The Edge hauptsächlich auf einem einzigen Instrument der Firma, mit dem er das komplette ,Boy‘-Album, aber auch zum Beispiel neuere Songs wie ,Beautiful Day‘ eingespielt hat und das ihn bis heute begleitet: Eine Gibson Explorer von 1976. Dieses Original bleibt inzwischen allerdings während der Tourneen zu Hause und wird nur für Studio-Aufnahmen aus dem Koffer geholt, da es ihm zu riskant erscheint, es weiter den ständigen Reisestrapazen auszusetzen.

The Edge mit Gitarre

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Als Ersatz hierfür befinden sich mittlerweile drei weitere Explorers aus derselben auf 1800 Stück limitierten Baureihe in seinem Besitz. Eine weitere Säule seines Sounds sind Stratocasters, bei denen vor allem seine Blackie zu nennen ist. Verschiedene Modelle der Clapton-Gitarre sind in Hits wie ,Sunday Bloody Sunday‘ (1983/,War‘), ,Where The Streets Have No Name‘ oder ,Still Haven’t Found What I’m Looking For‘ (beide 1987/,The Joshua Tree‘) zu hören und laut seinem Techniker Dallas Schoo das am zweithäufigsten verwendete Instrument in seiner Karriere.

Im Film ,Rattle And Hum‘ sah man The Edge u. a. öfters mit einer Strat oder auch mal einer zwölfsaitigen Rickenbacker. Zudem setzte er im Laufe der Jahre noch eine Gibson SG, Fender Telecaster und mit der YamahaAE-2000 auch eine dicke Jazz-Gitarre ein. Auf der akustischen Seite spielt er eine Gibson J200 oder auch mal eine Washburn.

Eine weitere geschichtsträchtige Gitarre ist eine cremefarbene 1975er Les Paul, die The Edge unter anderem auf ,No Line On The Horizon‘ spielte. Diese Gitarre versteigerte er 2007 schweren Herzens aber guten Gewissens zu Gunsten des Charity-Projekts „Music Rising“.

Nach kurzer Zeit bekam er als Ersatz von Gibson einen exakten Nachbau angefertigt – inklusive aller Spuren, Kratzer und Modifikationen – der auch vom Sound her dem Original zum Verwechseln ähnelt. Weitere Gitarren, die heute immer noch auf Tour zum Einsatz kommen, sind eine Rickenbacker 330- 12 Fireglo, eine 66er Gibson SG, eine Gibson ES-335, eine Gibson J200, eine Gretsch White Falcon … und viele andere.

The Edge mit Gitarre

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Amps

Ähnlich wie sich die riesige Gitarrensammlung auf einige wenige Hauptmodelle herunterzubrechen ist, verhält es sich auch bei den Verstärkern von The Edge. In den Anfängen seiner Karriere entdeckte er einen Vox AC30TB von 1964 für sich, dem er bis heute weitgehend treu geblieben ist. Dieser Amp ist immer mit dabei, auch wenn die Jahre nicht spurlos an ihm vorübergegangen sind und im Laufe der Zeit immer wieder Dinge ausgetauscht und justiert werden mussten.

So finden sich im Inneren des Combos inzwischen zwei Jensen-Speaker (Blue Alnico und Silver Alnico) sowie eine bunte Mischung ausgetauschter Kondensatoren und Widerstände aus alten Marshalls und Fenders. Durch diesen Verstärker gehen laut Dallas Schoo fast alle von Edges Gitarrensignale, sodass alle weiteren (bis zu 10) Verstärker, die mit auf und unter der Bühne stehen, eher in vereinzelten Parts oder für Stereoeffekte, besondere Sounds oder bestimmte Färbungen zuständig sind.

Seine bevorzugten Zusatz-Amps sind ein Fender Deluxe von 1957 und einer von ’58, ein Fender Harvard aus den 50ern (jeweils mit Vox-Speaker) und weitere, verschiedene Vox AC30 aus den frühen 70ern als Backup.

VOX AC30S1

Effekte

Den mit Sicherheit größten Anteil am Sound von The Edge haben seit jeher seine Effektgeräte, die für ihn Inspirationsquelle und fast ein eigenständiges Instrument darstellen: „Der größte Unterschied zwischen mir und anderen Gitarristen ist, dass ich Effekte nicht zur Färbung meiner Parts verwende, sondern auf den Effekten meine Gitarren-Parts aufbaue. Sie sind ausschlaggebend für alles was ich tue.“

Dabei ist er auch nach all den Jahren der Frickelei immer noch auf der Suche nach neuen Herausforderungen und Klangergebnissen und hat sich damit einen eigenen Kosmos erschaffen, der viele Gitarristen und Produktionen seither beeinflusst. Nicht verwunderlich also, dass mit den Jahren auch hier The Edges Besitzstand stetig gewachsen ist.

Reichte ihm auf dem Debüt-Album von 1980 noch der bereits erwähnte Electro Harmonix Deluxe Memory Man, so waren es beim darauffolgenden Album ,October‘ (1981) schon zwei davon, die er stereo über verschiedene Amps schickte. Von da an nahm die Gigantomanie ihren Lauf, auch wenn The Edge mit diesem Stereo-Setup das Grundgerüst für seine typischen Delay-Sounds schon gelegt hatte. So tauschte er im Laufe der Jahre seine Memory Men gegen Korg SDD300 Digital Delays aus und fügte seinem Setup allerhand Verzerrer, Modulationseffekte und Multieffektgeräte wie das Yamaha SPX90 hinzu.

Auf der Bühne ist von all diesem Schnickschnack heute nur noch wenig zu sehen, da sich auf seinem Floorboard nur noch Kipp-Pedale wie Whammy (Digitech WH1) und WahWah (Dunlop CryBaby) befinden. Alle anderen Effekte steuert er über ein monströses Skrydstrup-SC1-MIDI-Controller-System, mit dem er zum einen die Presets für jeden Song aufrufen, zum anderen aber auch nach Herzenslust Effekte hinzu- oder wegschalten kann. Dieselbe Schalteinheit liegt noch einmal in der Kabine von Techniker Dallas Schoo, der dadurch dieselben Zugriffsmöglichkeiten hat wie The Edge, falls dieser während einer Show mal seine Position auf der Bühne verlässt.

Die seit einiger Zeit wichtigsten Bestandteile des U2- Sound-Arsenals sind: Eventide H3000 Harmonizer, TC Electronic 2290 Delay, Line6 PodPro, Line6 Distortion Modeler, sowie eine Fülle von neuen und alten Bodentretern wie einen Ibanez Tube Screamer, ein Electro Harmonix POG oder einen Boss CS-3 Compressor, um nur einen Bruchteil zu nennen.

Auch wenn man den Band-Namen U2 ja durchaus als Aufforderung verstehen kann, haben nur die wenigsten von uns die finanziellen Möglichkeiten, sich eine solche Anlage im preislichen Bereich eines gehobenen Eigenheims zulegen zu können. Da ist es doch schön zu wissen, dass man mit nur einer Gitarre, einem Amp und einem Delay eigentlich schon die nötige Infrastruktur beisammen hat, um sich wenigstens ein Stück weit dem Sound von The Edge anzunähern. Alles andere müssen Finger und Kopf erledigen.


Fender Eric Johnson Signature Stratocaster Thinline

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Und wenn du denkst, es geht nicht mehr … Überraschung: Fender stellte kürzlich auf der Winter NAMM in Anaheim tatsächlich ein neues, so noch nie zuvor realisiertes Stratocaster-Modell vor! In Zusammenarbeit mit Eric Johnson, bekannt für sein überkritisches Ohr und entsprechend hohe Ansprüche, entstand die erste Thinline Strat der Fender-Geschichte.

Fender Eric Johnson Signature Stratocaster Thinline

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Das zweite Signature-Modell des amerikanischen Gitarrenstars kombiniert Hohlkammern mit den üblichen Korpuskonturen der Strat, um ein gewohnt komfortables, aber besonders resonanzstarkes und leichtes Instrument zu kreieren, in das die Vorzüge seiner favorisierten Semi-Acoustics mit einfließen sollen. Neben Vintage White ist diese Gitarre auch noch in 2- Color-Sunburst zu haben.

Konstruktive Variation

Würde das klassisch geschnittene f-Loch oben auf der Front nicht so ins Auge stechen, wir könnten dieses Signature- Modell für eine traditionelle 50er-Jahre- Strat-Variation mit all den bekannten Konstruktionsmerkmalen dieser Periode halten. Nun, dieses f-Loch kennen wir natürlich schon von der Telecaster Thinline und es verwundert, dass die Thinline- Idee nicht längst auch einmal bei einem Strat-Modell realisiert wurde. Natürlich standen da die ausgeprägten Korpuskonturen im Weg, aber mit heutigen Fertigungsmethoden ist das ja kein Hinderungsgrund mehr. In den Body des Testmodells aus zweiteilig gefügter Erle wurden also nun großzügige Fräsungen gesetzt, die auch unten vom Elektrikfach ausgehend bis in das Horn vorn vorgetrieben wurden. Lediglich die Korpusmitte blieb durchgehendmassiv erhalten. Eine Decke aus Erle schließt die gehöhlte Korpusbasis ab. Wir haben folglich tatsächlich eine reelle semiakustische Konstruktion in Händen.

Dem einteiligen Hals aus Ahorn wurde ein „’57 Soft V“-Halsprofil verpasst, das, obwohl höchst komfortabel gestaltet, mit dem ausgeprägten originalen 57er V nicht viel gemein hat. Eric selbst beschreibt das auch als eine Mischung aus Fender 54er- und 57er-Profilen. Immerhin wurden im unteren Halsbereich die Schultern etwas flacher gezogen, was das doch recht kraftvolle 50s-Halsprofil deutlich entschärft. Der Halsstab ist, wie üblich bei einem Einteiler, von hinten eingesetzt, die entsprechende Fräsung mit einem Streifen Nussholz (Skunkstripe) verschlossen. Im lackierten Griffbrett von 12″(!) Radius mit sauber entgrateten Kanten finden wir 21 superb verarbeitete und optimal angepasste Medium Jumbo Bünde – vorbildliche Arbeit!

Die mit knapp 13 mm Stärke eher schmal gestaltete, also weiter als im Standard nach hinten gerückte Kopfplatte macht zusammen mit den wie üblich in Reihe montierten Vintage-Style-Staggered-Mechaniken Saitenniederhalter überflüssig. Die Saiten werden über den typgemäß schmalen Sattel aus Knochen mit 648 mm Mensur hinüber zum an fünf Federn stramm aufgehängten, synchronisierten Vintage-Style Tremolo mit Stahlblock geführt. Der gute alte Eindreharm ist in seiner Winkelstellung ungewöhnlich hoch eingerichtet – wohl so, wie Eric es mag.

Gerade will ich noch die gratfreie Oberfläche der Bridge Saddles ohne vorstehende Madenschrauben loben, da fällt mir auf, dass nicht etwa diese Schrauben verkürzt wurden, sondern die Saiten auch etwas höher über der Decke schwingen. Grund dafür ist die um etwa 3 mm flacher gefräste Halstasche, die den Hals um genau dieses Quäntchen über das Standardniveau hinaus anhebt. Die drei auf ein weißes ’57-style Parchment Pickguard montierten Singlecoil Pickups sind nach Erics Vorgaben gewickelt (Bridge Alnico 3, Mitte und Hals Alnico 5) und werden natürlich mit einem zeitgerechten 5-Weg-Schalter angewählt – 50s hin oder her: soviel Moderne muss sein.

Neben dem Volume-Regler vorn greifen zwei Tone-Regler auf die Klangformung zu, aber etwas anders als gewohnt. Anstelle der klassischen Bedämpfung von Hals- und Mittel-Pickup, wird bei der Johnson Thinline der Mittel-Pickup unbeeinflusst belassen und mit dem unteren Regler lediglich der Steg-Pickup bedämpft. So wollte es der Eric. Geliefert wird das exzellent gefertigte und mit Nitrocellulose hochglänzend lackierte Instrument im Deluxe Blonde Case und, Himmel, sogar der kleine Aschenbecher (Bridge-Abdeckung) ist im Koffer dabei!

Leicht. Beweglich. Markant.

Die Eric Johnson Thinline Strat ist mit lediglich 3,0 kg natürlich erst einmal schön leicht. Am Gurt hängt sie trotz der Korpushöhlen perfekt ausgeglichen, wie auch das gesamte Niveau der Handhabung, nicht zuletzt des kraftvoll, aber ungemein griffig gestalteten Halses mit perfekt gemachter Medium-Jumbo-Bundierung im modernen 12″-Griffbrettradius wegen, nur zu loben ist.

Der akustische Basisklang ist geprägt von der semiakustischen Konstruktion, was sich in einer recht offensiven Lautstärke, resonanzstarker Tonbildung und perkussiv markantem Anschlagsverhalten offenbart – das fängt ja vielversprechend an!

Es naht die Stunde der Wahrheit und die ist natürlich elektrisch. Am Amp erweisen sich die strukturellen Eingriffe in das Stratocaster- Konzept nämlich erst recht als folgenreich. Das allgemeine Klangbild bleibt zwar absolut Strat, aber dem gesellen sich einige Aspekte bei, die den Ton manipulieren oder variieren. Auffällig ist da an erster Stelle das forciert perkussive Anschlags- und luftig abfedernde Tonverhalten, welches für eine plastisch hervorgehobene Darstellung von Akkorden sorgt und auch schnelles Linienspiel noch mit starker Kontur versorgt.

Fender Eric Johnson Signature Stratocaster Thinline

Specially Voiced Eric Johnson Singlecoil Pickups °

Über den Hals-Pickup gespielt erreichen wir damit einen volltönenden klassischen Strat-Sound mit ausgesprochen kehliger Note, klar definiert im Bass, geschmeidig warm in den Mitten und mit offen strahlenden Höhen. Gehen wir damit in Zerre, kommt dieser markant gehöhlte Ton in wunderbarer Vaughan-/Hendrix-Manier zum Ohr.

Der Mittel-Pickup unterliegt nicht, verfügt über ähnliche Klasse mit stellungsbedingt höherem Timbre und eignet sich zu weit mehr, als nur zum Kombipartner der jeweiligen Nachbarn. Mit Biss und Klarheit setzt er sich auch im Solospiel bestens durch und gefällt mit gutem Aufriss. Allerdings muss man ihn nehmen wie er ist, denn Tonbedämpfung ist nur den Kollegen vorbehalten.

Der Steg-Pickup ist auf etwas mehr Leistung gewickelt, das aber lediglich, um ihn den anderen Tonabnehmern anzugleichen, weniger um ihn besonders stark hervorzuheben. Er liefert natürlich einen durchsetzungsstarken Ton mit kraftvollem Peak und herausforderndem Twang und da ist die Abgleichung der scharfen Höhen schon hilfreich.

Die Pickup-Kombinationen der Schaltstellungen 2 und 4 stellen den semiakustischen Effekt besonders heraus. Beide Zusammenschaltungen offerieren Sounds von bemerkenswerter Hohlkehligkeit. Die Gitarre reagiert darüber sehr sensitiv auf den Anschlag und bringt Klangbilder von enormer Tiefenschärfe hervor. Das ist auch in Hinsicht auf die Klangfarben schon so etwas wie ein Strat- Sound Plus.

Fender Eric Johnson Signature Stratocaster Thinline Hals

Einteiliger Ahornhals mit ’57 Soft V Halsprofil °

Verglichen mit einer regulären Strat ist der Ton der Eric Johnson Thinline in der Gesamtsicht wohl etwas weniger massiv, nicht ganz so substanziell im Grundtonverhalten, was aber durch die federnd schnelle und markant perkussive, auch tonfarblich attraktive und ungemein plastische Darstellung leicht kompensiert wird und das ist auf jeden Fall ein Zugewinn.

Schlussbetrachtung: Hm, klang- und funktionsstark ist sie auf ihre Art ja, aber doch wabert die Frage durch den Hinterkopf: klänge das nicht alles noch besser mit weniger dünnem Headstock? Viele Stratologen schwören ja eh auf die etwas dickeren, oder späteren größeren Kopfplatten – size matters? – und wenn wir schon Stringtrees zugunsten eines möglichst freien Saitenzugs einsparen, warum ist das Vibrato dann an fünf Federn so fest eingestellt, dass sowieso nur leichte Modulationen angesagt sind? Eric wird es wissen …

Fender Eric Johnson Signature Stratocaster Thinline Kopf

Die dünne Kopfplatte mit Staggered-Mechaniken erspart Saitenniederhalter. °

Resümee

Erstaunlich, aber wahr: Fender hat seinem Erfolgkonzept Stratocaster nochmals eine schlagende Variante abgewinnen können. In Zusammenarbeit mit Eric Johnson und unter dessen Namen steht nun das erste Stratocaster-Thinline- Modell zur Verfügung und diese Gitarre nimmt wie selbstverständlich ihren Platz in der Exzellenz-Riege von Fenders Singlecoil- Elite ein.

Nicht ganz so massiv im Grundtonverhalten, gibt diese gehöhlte Eric-Johnson- Signature-Strat dem Spieler ein Spektrum exzellenter Sounds an die Hand, das von anschlagssensibler Perkussion, federnder Tonentfaltung und besonders markanter Kehligkeit in allen Schaltpositionen geprägt ist.

Mit dieser tonfarblichen Variation gelingt es Fender tatsächlich noch einmal, den Ausdrucksbereich, ja die Klangschöpfung seiner längst ikonischen Stratocaster zu erweitern, und das, ohne den Charakter zu verwässern. Die Konzeption ist bestens abgestimmt und durchdacht, die technische Umsetzung in jeder Hinsicht tadellos – Ausprobieren dringend empfohlen!

Plus

  • gelungene Design- Variante
  • offensives Schwingverhalten
  • perkussive Ansprache
  • specially voiced EJ-Pickups
  • souveräne Sounds
  • ’57 Soft V Halsprofil
  • verrundete Griffbrettkanten, perfekte Bundierung
  • minutiöse Verarbeitung
Fender Eric Johnson Signature Stratocaster Thinline Übersicht

[4825]


(Aus Gitarre & Bass 05/2018)

FMC 112H HP & 115H HP Bass-Boxen

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Zwei Bassboxen

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Kompakt und leicht muss kein Widerspruch zu laut und stark sein, wenn man entsprechend leistungsfähige Lautsprecher nimmt. Hans Struck bietet diese handlichen Downfire-Bassreflexboxen in mehreren Leistungsstufen an.

Die 12″-Box gibt es wahlweise mit 300 oder 600 Watt Belastbarkeit, das 15″Modell mit 300, 400 oder 600 Watt. Die Unterschiede machen sich nicht nur in der Leistungsfähigkeit, sondern auch in Preis und Gewicht bemerkbar. Natürlich besteht eine gute Bassbox nicht nur aus Lautsprecherdaten, es kommt auch darauf an, die Gehäuse optimal auf die Speaker abzustimmen. FMC ist für ausgezeichnete Leistungen bekannt, und da darf man auch an diese kompakten Hochleistungs-Modelle hohe Erwartungen stellen.

Stabile Verhältnisse

Wir haben die leistungsstärkste Variante mit 600 Watt Belastbarkeit im Test. Die außergewöhnlich stabilen Basslautsprecher stammen von Faital aus Italien und sind mit robusten Gusskörben und starken Neodym-Magneten ausgestattet, die Papiermembran ist zur Erweiterung des Frequenzumfangs lackbeschichtet. Zusätzlich ist jeweils ein 1″-Hochtonhorn von Eminence an Bord, das durch einen seitlich im Gehäuse angebrachten Regler stufenlos im Pegel einstellbar ist.

FMC 112H HP & 115H HP

Der stufenlose Pegelsteller erlaubt es auch, die Hornhochtöner ganz auszublenden. °

Die Gehäuse sind so kompakt wie möglich gebaut, sodass auf der Frontseite neben den Speakern praktisch kein Platz für die Bassreflexöffnungen vorhanden ist. Wo andere Hersteller die Tunnel auf die Rückseite verbannen (was bei wandnaher Aufstellung unterschiedliche Ergebnisse liefert), hat sich FMC für Downfire-Öffnungen auf der Unterseite entschieden, was zusammen mit den hohen Gummifüßen von der Aufstellung unabhängige Verhältnisse schafft. Gegen maßvollen Aufpreis bekommt man passende Gummideckel zum Verschließen der Bassreflexlöcher geliefert, was in akustisch problematischen Räumen sinnvoll sein kann. Ebenfalls als optionales Zubehör gibt es einen unten einschraubbaren Stahlfuß zum Schrägstellen der Kompaktboxen, die somit auf engen Bühnen besser auf die Ohren gerichtet werden können.

Geringes Gewicht bei dennoch zäher Stabilität wird durch 15 mm starkes PappelSperrholz gewährleistet, zusätzlich bei beiden Boxen-Modellen durch eine Querstrebe versteift, bei der 15″-Variante zudem noch durch zwei weitere 45-GradVersteifungen, welche die Seitenwände gegen die Rückwand abstützen. Stehende Wellen im Bassreflexgehäuse werden durch die vollständige Auskleidung mit Noppenschaumstoff eliminiert, der äußere Filzbezug dämpft zudem unerwünschte Gehäuseschwingungen in höheren Frequenzlagen.

Definiert und sauber

Die Speakerfront wird durch ein pulverbeschichtetes Stahlgitter geschützt, dessen Gummilagerung etwaige Resonanzen mit hörbarer Wirksamkeit wegdämpft. In Anbetracht des maßvollen Gewichts von nur 14 kg bei der 112H HP und 16,5 kg bei der 115H HP reicht die oben in ausgewogener Position eingesetzte Griffschale zum Transport über kurze Strecken gut aus.

Tatsächlich können die High-Power- Modelle mächtige Verstärkerleistungen verarbeiten, ohne aus der Fassung zu geraten – wer es also laut braucht, ohne große Boxentürme aufzubauen, darf den 600-Watt-Aggregaten ordentlich was auf die Mützen geben. Die saubere Wiedergabe ist dabei nicht nur den starken Lautsprechern zu verdanken, auch die stabil und rappelfrei gebauten Gehäuse liefern eine tadellose Performance. Klanglich ist die tief hinabreichende Vorstellung ohne auffällige Färbungen und legt den Spieler nicht auf einen bestimmten Sound fest, mal abgesehen von den grundsätzlichen Unterschieden zwischen 12″ und 15″. Dabei legt der Zwölfzöller den Akzent ein wenig mehr auf knurrige Darstellung, was insbesondere Fretless- Bässen gut ansteht, aber auch offensiveren Rocksounds bei der Durchsetzung hilft, ohne dass es wummert.

FMC 112H HP & 115H HP

Eine optionale Stahlstütze lässt die Boxen schräg nach oben strahlen. °

Der Fünfzehnzöller agiert hingegen trockener in den Mitten auf naturgegeben breiterer Bassbasis, seine Wiedergabe kommt insgesamt entspannter rüber, das gepflegte Klangbild ist sehr universell angelegt. Die eingebauten Hochtonhörner spielen sich selbst bei voller Dosis nicht überlaut in den Vordergrund, sondern liefern homogen integrierte Brillanz; die neutrale Einstellung liegt dabei ein klein wenig unter dem Vollpegel. Da die Tweeter stufenlos bis zur völligen Ausblendung einstellbar sind, darf man die FMC-Kompaktboxen auch für böse Zerrorgien empfehlen, wo allzu explizite Brillanz sonst fiese Obertöne produzieren würde. Aufgrund der beschichteten Membranen liefern beide Basslautsprecher auch ohne Hochtöner ein ausreichend hoch hinaufreichendes Frequenzspektrum, sodass man nichts vermisst und auch ohne Hochtonhorn einen stimmigen Fullrange-Sound geboten bekommt, der nicht dumpf nach Vintage klingt.

Verblüffend verlässlich arbeitet die Bassreflex- Unterstützung in den tiefsten Registern nach dem Downfire-Prinzip, und selbst bei gekippter Aufstellung mit der optionalen Schrägstütze ändert sich das Klangbild nicht. Einen markanten Unterschied macht allerdings der eingesetzte Gummideckel-Verschluss der Bassreflexöffnung, durch den die tiefen Subbässe wirksam ausgeblendet werden, wodurch die Gesamt-Wiedergabe beider Boxenmodelle hörbar brettiger, konturenschärfer und markanter wird. Nicht nur bei schwieriger Raumakustik kann man diese Steigerung an Deutlichkeit mögen, der geringe Aufpreis für den Gummiverschluss ist gut angelegt. Fürs persönliche Antesten ist übrigens noch erwähnenswert, dass die FMC-Boxen jetzt auch im Fachhandel erhältlich sind, eine Liste der Händler gibt es auf der Hersteller-Page im Internet.

FMC 112H HP & 115H HP

Zusammen mit den hohen Gummifüßen ergibt die Downfire-Bassreflexöffung verlässliche Verhältnisse. °

Resümee

In allen bisherigen Tests haben die FMC-Boxen eine gute Figur abgegeben, und das kann man auch diesen kompakten High-Power-Modellen bescheinigen. Färbungsarme Performance, sauber bis in beachtliche Lautstärken, praxisgerecht durchdacht – das sind Stärken, die diese grundsolide und dennoch transportfreundlich gebauten Downfire-Boxen für einen weiten Anwenderkreis attraktiv machen. Das Preis/Leistungs-Verhältnis ist mal wieder FMC-typisch gesund ausgefallen, und dass man für Schrägstütze und Bassreflex-Verschlussstopfen maßvolle Aufpreise verlangt, hat den Vorteil, dass die Kunden, die solches Zubehör nicht brauchen, auch nicht dafür zahlen müssen.

Plus

  • Wiedergabe, färbungsarme Ausgewogenheit
  • Belastbarkeit
  • Verarbeitung, Gehäuse
  • Gewicht
FMC 112H HP & 115H HP Übersicht

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(Aus Gitarre & Bass 05/2018)

Heritage Guitar jetzt im deutschen Vertrieb bei B4 Distribution

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Die amerikanische Firma Heritage Guitar aus Michigan, USA blickt auf eine lange Tradition im Gitarrenbau zurück, schließlich stammen Gründer und Mitarbeiter aus einer der bekanntesten Gitarren-Fabriken der Welt. An der heutigen Heritage-Guitar-Adresse in der legendären 225 Parsons Street wurden von 1917 bis 1984 einige der bekanntesten Gibson-Gitarren gefertigt. Nachdem die Produktion an diesem Standort endete, entschieden sich drei langjährige Gibson-Mitarbeiter die Tradition an diesem Ort aufrecht zu erhalten und übernahmen Teile der Fabrik und den Großteil der Werkzeuge. 

Heritage Guitar ist ab sofort im deutschen Vertrieb bei B4 Distribution. Das aktuelle Lieferprogramm umfasst neben Voll- und Halbresonanz-Gitarren auch einige Solidbody-Modelle. In Kürze werden die ersten Instrumente in Deutschland eintreffen, jedoch sind die Stückzahlen aufgrund der aufwändigen Produktionsweise limitiert. Jede Gitarre wird in einem hochwertigen TKL Case geliefert. Die unverbindlichen Preisempfehlungen für die einzelnen Modelle liegen bei:

Standard H-137 Second Edition Solid Singlecut Electric Guitar (alle Farben) € 1.999

Standard H-150 Solid Electric Guitar (alle Farben) € 2.699

Standard H-535 Semi-Hollow Electric Guitar (alle Farben) € 2.899

Standard H-530 Semi-Hollow Electric Guitar (alle Farben) € 2.999

Standard H-575 Hollow Electric Guitar (alle Farben) € 3.699

Standard Eagle Classic Hollow Electric Guitar (alle Farben) € 4.499

Weitere Infos unter: www.b4-distribution.com/de

Test: Cordial CRI, CSI & CXI Silent Instrumentenkabel

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Cordial Silent Kabel

Huppela, das hat aber geknallt – mal wieder vergessen, beim Gitarrentausch den Amp wegzudrehen. Zwar haben viele (Bass-)Verstärker auch einen Mute-Schalter, aber es geht auch vollautomatisch. Zum Beispiel mit den Silent-Kabeln von Cordial.

Natürlich sind es noch andere Eigenschaften, die ein gutes Bühnenkabel ausmachen. Zum Beispiel Robustheit; schließlich lässt es sich nicht vermeiden, dass auf einem Instrumentenkabel herumgetrampelt wird, was es natürlich schadlos viele Male wegstecken soll. Der nächste Punkt ist ausreichende Flexibilität, denn Stolperfallen infolge von Schlaufenbildung kann man on-stage nicht brauchen. Und am Ende soll aus dem Kabel auch das wieder herauskommen, was man auf der anderen Seite hingeschickt hat, hier geht es also um die Übertragungsqualität. Und wo das Normalkabel eher unauffällig sein soll, gibt es auch Fälle, wo eine auffällige, attraktive Optik erwünscht ist. All diese Punkte sollen die Encore-Instrumentenkabel von Cordial zusammenbringen, was kein leichter Job ist.

Cordial Silent Kabel

Alle Testkabel sind mit Klettbindern ausgestattet.

stummautomatik

Gemeinsam ist allen Testvertretern die automatische Stummschaltung. Der Trick liegt im hochwertigen Neutrik-Klinkenstecker, wo ein federnder Ring um den Schaft erkennt, wenn das Kabel nicht eingestöpselt ist und durch einen Kurzschluss jede Geräuschentwicklung verhindert. Da dies natürlich nur auf der Instrumentenseite Sinn ergibt, ist diese durch rote Steckerhülsen markiert. Das gilt sowohl für die geraden, wie auch für die Winkel-Klinken, mit denen alle Cordial-Instrumentenkabel auch wahlweise lieferbar sind; das Kürzel PP steht für beidseitig gerade Stecker, PR für einen geraden und einen Winkelstecker, RR für beidseitige Winkelklinken (gibt es allerdings nicht als Silent).

Cordial Silent Kabel

Der federnde Schaftring erzeugt einen Kurzschluss, wenn die Klinke nicht eingestöpselt ist.

CRI

Das CRI wird vom Hersteller als „unkaputtbares Arbeitstier“ für den Bühneneinsatz bezeichnet. Der robuste Außenmantel besitzt einen Durchmesser von 7 mm, die kapazitätsarm mit dicker Isolierung ummantelte Litze des Innenleiters wird durch einen Flechtschirm sowie eine darunterliegende Leitplastikschicht gegen Störeinstrahlungen und Knistern geschützt. Die gemessene Kabelkapazität beträgt 95pF/m. Die leichte Abweichung gegenüber der Herstellerangabe von 88pF resultiert daraus, dass hier auch die angelöteten Stecker mitgemessen wurden. Das schwarze CRI-Kabel wird in 3, 6 und 9 m Länge angeboten, die Steckerkontakte sind vergoldet. Für Ordnung im Kabelkoffer sorgt der angebrachte Klettbinder.

CSI

Im Aufbau des CSI- Kabels sind keine Unterschiede zum CRI erkennbar, auch alle Messwerte gleichen sich. Und doch gibt es einen Unterschied, und der liegt in der Geschmeidigkeit des Außenmantels, wodurch sich das schwarze CSI noch etwas flexibler verhält als das CRI-Material. Ebenfalls sind die Klinkenkontakte als Korrosionsschutz vergoldet, lieferbar in 3, 6 und 9 Metern mit angebrachtem Klettbinder.

Wiederum mit dem kapazitätsarmen Kabelmaterial wie CSI, aber zugleich kultiger Optik punktet das CSI Metal, bei dem durch die transparente Außenhülle das Kupfergeflecht des Kabelschirms sichtbar ist. Mit einem Außendurchmesser von 7,2 mm ist es ein wenig steifer als alle übrigen, aber dennoch verblüffend unproblematisch, was die Schlaufenbildung betrifft. Das Metal-Kabel besitzt vergoldete Neutriks an beiden Enden, den Sinn fürs Detail zeigt auch die Kupferoberfläche der einen Steckerhülse, während der Silent Plug am anderen Ende ja wie bei den anderen Kabeln in Rot markiert ist. Die CSI-Metal-Variante wird mit angebrachtem Klettbinder in 3, 6, und 9 Metern angeboten.

CXI

Wo es darum geht, das Kabel nicht zu verstecken, sondern offensiv vorzuzeigen, macht das blauweiße CXI-Sky-Retrokabel eine gute Figur. Um trotz der äußeren, zweifarbigen Gewebeumhüllung günstige Flexibilität zu gewährleisten, wurde der Außendurchmesser auf 6,5 mm reduziert, auch die Innenleiter-Litze ist hier dünner ummantelt, was sich auch im etwas höheren Kapazitätswert von gemessenen 138 pF/m zeigt. Gegenüber seinen geringkapazitiven Brüdern CRI und CXI ist hier also auch ein maßvoller Schuss Retro im Übertragungsverhalten zu erwarten. Bei unserem Testmuster besitzt nur die Silent-Klinke vergoldete Kontakte, das andere Ende ist ein schicker weißer Neutrik-Stecker mit hartverchromten Kontaktflächen. Auch hier ist ein Klettbinder vorhanden, um das aufgerollte Kabel zusammenzuhalten.

Cordial Silent Kabel

Kuper für CSI Metal, Schwarz für CSI, Grün für CRI, Weiß für CXI Sky

resümee

Alle vorgestellten Silent-Kabeltypen von Cordial überzeugen in der detailfeinen Übertragungsgüte, wobei die CRI- und CSI-Modelle besonders kapazitätsarm sind und auch bei extralangen Kabelwegen keine hörbaren Brillanzverluste erzeugen. Passend zum Retro-Outfit besitzt das blauweiße CXI-Sky-Kabel auch etwas höhere Dämpfungswerte, allerdings längst nicht in der Größenordnung wie einst echte Vintage-Kabel.

In Flexibilität und Geschmeidigkeit hat das schwarze CSI-Material eindeutig die Nase vorn, aber auch das etwas dünnere CXI-Sky und das robuste CRI bieten bühnengerechte Elastizität ohne Stolperfallen. Ein wenig steifer als die anderen fällt die CSI-Metal-Ausführung aus, jedoch wiederum ohne auffällige Schlaufenbildung.

Die Stummschalt-Automatik in den Silent-Steckern funktioniert tadellos bei passiven Instrumenten, die tatsächlich geräuschlos bei aufgedrehtem Amp umgestöpselt werden können. Nur den fiesen Stromstoß bei aktiver Instrumentenelektronik können auch die Silent Plugs nicht verhindern.

Cordial Silent Kabel

Charvel Satchel Signature Pro-Mod DK

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Charvel Satchel Signature Pro-Mod DK

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Es ist noch gar nicht lange her, da musste ich lachen, als ich in einer Modezeitschrift von der Rückkehr der 80er-Jahre las. Jetzt lache ich nicht mehr, denn sie sind tatsächlich wieder da, und das mit Macht. Aber die neue Charvel Satchel Signature zaubert mir dann doch ein nostalgisches Schmunzeln ins Gesicht. Lassen wir den Tiger aus dem Tank!

Als ich vor fast 30 Jahren zum ersten Mal eine Gitarre in die Hand nahm, eroberten Guns N‘ Roses, Gary Moore und kurz darauf Pearl Jam die Heavy Rotation auf MTV. Dementsprechend wurde ich in der entscheidenden, frühen musikalischen Phase meines Lebens auf Gitarren im Retro-Look gepolt – wer damals noch mit einer der quietschbunten „Superstrats“ der 80er zum Schul-Jam erschien, erntete mitleidige Blicke. Über Nacht war der Look des „Hair Metal“-Genres uncool geworden. Vor einigen Jahren tauchte nun eine Band auf, die nicht nur auf jegliche Moral beim Texten verzichtete, sondern den bunten Metal-Stil der 80er wieder cool machte – Steel Panther. Mittlerweile spielen die Kalifornier an prominenter Stelle auf sonst komplett in Todesschwarz uniformierten Festivals wie Wacken.

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Seitdem überschlagen sich die Gitarrenhersteller, die Geschmacks-Palette der 1980er wieder aufleben zu lassen. Da darf Charvel nicht fehlen – nun gelang der Fender-Tochterfirma der Coup, Russ „Satchel“ Parrish, Gitarrist von Steel Panther, als Signature-Artist zu gewinnen und von Kramer (die ihn vorher als Endorser unter Vertrag hatten) abzuwerben. Ich bin fast erblindet, als ich das neongelbe „Lovechild“ von Charvel und Satchel aus dem Karton holte!

Flitzefinger

Die Satchel-Signature basiert auf der Pro- Mod DK von Charvel (der sogenannten „Dinky“-Korpusform) und reiht sich in ein illustres Programm an Artist-Modellen ein, in dem sich bereits die Äxte von Warren DeMartini und Jake E. Lee tummeln – zwischen denen ist ja auch Satchel stilistisch zu verorten.

Zunächst ist die Satchel-Signature eine reinrassige „Superstrat“ – das heißt, die Form entstammt dem berühmtesten Gitarrendesign aller Zeiten, der Stratocaster, wurde aber zugunsten moderner Musikstile erheblich aufgebohrt. Fangen wir beim Kopf des Tigers an: Das Design konnte Charvel, dank der Zugehörigkeit seit 2002 zum Fender-Imperium, ganz legal von der Stratocaster übernehmen. Die Mechaniken sind wie auch der Rest der Hardware schwarz chromiert – um welche es sich handelt, kann man nur mutmaßen, es steht nur der Firmenname drauf. Sie verrichten klaglos ihren Dienst.

Charvel Satchel Signature Pro-Mod DK Hals

Mattes Ahorn °

Von dort laufen die Saiten unter einen Saitenniederhalter und über den für eine Floyd-Rose-Konstruktion obligatorischen Klemmsattel – entsprechende Inbusschlüssel zur Einstellung liegen bei. Der Hals ist aus matt lackiertem Ahorn mit ebensolchem Griffbrett. Um den modernen Look nicht zu kompromittieren, wurde nichts dunkel gebeizt, beide Ahornkomponenten wirken fast „weiß“, und dürften nach zahllosen Gigs wunderbar natürlich an Patina gewinnen. Das Profil ist ein sehr flaches, weites „D“ mit verrundeten Griffbrettkanten, die sich sanft in die Handfläche schmiegen – da behindert nichts die Flitzefinger. 648 mm (also Strat-) Mensur, 22 Jumbobünde, sowie ein Compound-Griffbrettradius – er steigt von 12 auf 16 Zoll an – so lassen sich die restlichen Features des ultra-bequemen und auf schnelles Spiel ausgelegten Halses zusammenfassen. Der mit Graphit verstärkte Trussrod ist von der Korpusseite zugänglich, man muss allerdings den Hals dazu nicht abnehmen, denn das Stellrädchen lässt sich mit einem Schraubenzieher von oben betätigen – sehr bequem und praxisnah. Der „Dinky“-Korpus weist etwas tiefere Cutaways auf als ein normaler Strat-Body.

Die Hand kann hier genau einen Bund weiter rauf rutschen, so kommt man besser an die oberen Bünde; für totales Flutschfinger-Feeling könnte man sich noch einen abgeschrägten Halsfuß wünschen. Für die Tonabnahme sorgen zwei Fishman Fluence Classic Humbucker, und zwar der PRF-CHB-BB1 an der Brücke und der PRF-CHB-NB1 am Hals. Die sehen gar nicht nach aktiven Tonabnehmern aus, sind es aber – das Batteriefach ist hinten am Korpus ohne Gefummel leicht erreichbar.

Zieht man das einsame Volume- Poti, wird eine Art Mitten-Boost für beide Pickups aktiviert, der aus den sonst eher gemäßigt klingenden Aggregaten scharfe Tigertangas macht! Daneben schaltet ein Toggle-Switch die Pickups, auf ein Tone-Poti haben Charvel und Satchel verzichtet. Das Floyd Rose sorgt reibungslos für Großkatzen-Gejaule. Es sitzt schwebend auf dem Korpus und ist nicht unterfräst. Wer nicht mit einem Floyd Rose vertraut ist, sollte vor dem Saitenwechsel ein Tutorial- Video oder entsprechende Lektüre zu Rate ziehen. Denn der erfordert Kenntnisse und Erfahrung, sonst artet er in unchristliche Flucherei aus.

Kommen wir nun zum Tiger selbst. Eine gewisse Ähnlichkeit zur George-Lynch- Signature von ESP/Ltd ist nicht zu leugnen – Lynch ist ja stilistisch großes Vorbild von Satchel, die beiden stehen auch mal gern in Los Angeles zusammen auf der Bühne. Der Erlekorpus der Satchel wird schwarz gefärbt, abgeklebt und in fiesem Neongelb (sie nennen es „Yellow Bengal“) übermalt, danach per Hand geschliffen und mit einer mattierten Urethanschicht versiegelt.

Charvel Satchel Signature Pro-Mod DK Pickups

Fishman Fluence Classics °

Die Farbe kommt in der Realität noch krasser zur Geltung als auf Bildern. Geht es um Steel Panther, ist derber Humor immer dabei: Laut Satchel wurde für die Herstellung seiner Signature-Gitarre der letzte sibirische Tiger erlegt – Charvel allerdings beteuert, dass im Zuge der Produktion keine Tiere zu Schaden kamen …

Die in Mexiko (im dortigen Fender-Werk) gefertigte Gitarre ist tadellos verarbeitet und kommt ab Werk mit flutschigen 9er Saiten. Ein Gigbag ist leider nicht im Lieferumfang, was bei dem Preis der Gitarre (! 1249) schon ein bisschen mau rüberkommt. Die für eine Produktion in Mexiko relativ hohe Summe lässt sich dennoch auch mit dem aufwendigen Finish und den teuren Pickups erklären.

Arbeitstier

Beim ersten Griff fällt einem sofort der sehr flache, breite Hals auf. Nichts behindert hier das freie Spiel. Die Saitenlage ist ultra-niedrig eingestellt. Laut Satchel ist das nötig, um besonders schnell zu spielen – und das wiederum müsse man tun, um selbst flachgelegt zu werden! Ich lasse diese Aussage mal unkommentiert so stehen. Die Gitarre ist zudem recht leicht, was zu keinerlei Rückenproblemen führen sollte, auch wenn der gute Satchel nach Luftsprüngen auf der Bühne gerne mal entsprechend rumalbert.

Ich spiele die Charvel wie immer erst mal akustisch an. Das Klangbild ist erwartungsgemäß leise, drahtig-mittig, aber recht ausgeglichen und sauber. Man kann sehr feinfühlig die einzelnen Töne formen, die Gitarre reagiert erfreulich mit Resonanz und respektablem Sustain. Das Floyd Rose arbeitet gewohnt stimmstabil und selbst abgestoppte Abschläge mit aufgelegtem Handballen macht es ohne ungewollten „Pitch-Shift“ mit. Lassen wir den Tiger los, liefern die Fishman- Pickups eine Art „Best of“ aus der Soundkultur aktiver Tonabnehmer und eher gemächlicher PAFs – sie brüllen nicht los und sind erfreulich wenig steril, haben aber eben eine gewisse HiFi-Frische im Ton. Der Halsdoppelspuler klingt naturgemäß dunkler, es steckt aber eine Kühle im Klangbild, die ich keinesfalls klinisch finde, sondern eher erfrischend.

Für Musikstile, die eine gewisse Wärme erfordern, wie Blues oder Jazz, mag sich das weniger eignen, aber für die cleanen Parts im Pop, Prog, modernen Rock und Post-Rock (hab ich was mit P oder R vergessen?) auf jeden Fall. Diesem Klangbild entspricht auch der Steg-Pickup, nur eben mit mehr knalligem Biss. In der Mittelstellung wird es gefällig, so Richtung „Kuschelrock 28“. Mit gezogenem Volume-Poti lässt der Tiger dann bereits im Clean-Betrieb etwas die Muskeln spielen – ein Röhrenamp am Rande des „Break Ups“ geht mit dem „Voice“-Boost in Crunch über, ohne dabei Trommelfelle urplötzlich zu zerfetzen. Der Lautstärkeanstieg ist moderat, er räumt auch klanglich den Sound etwas auf und gibt ihm eine alternative Stimme – das eignet sich wunderbar, um Single-Note-Lines in cleanen Anwendungen leicht hervorzuheben, und danach auf eine flockige Rhythmus- Ebene zurückzukehren.

Charvel Satchel Signature Pro-Mod DK

Krasses Neongelb auf schnittigen Kurven °

So richtig zu Fauchen beginnt der Tiger aber erwartungsgemäß mit Gain, und es darf gerne etwas mehr davon sein. Der oft kritische Halstonabnehmer profitiert auch mit Verzerrung von der Frische der aktiven Konstruktion – lyrische Leads flöten präsent, fast schneidend durch den Mix. Für Slash-Jünger und Gary-Moore- Apostel ist das eventuell nicht das Richtige, da nicht sahnig genug – die Satchel- Signature hat auch kein Tone-Poti, um hier klanglich nachzuregeln. Der Stegpickup erweist sich dann als das eigentliche Arbeitsgerät der Gitarre, mit dem ja auch Satchel einen Großteil des Steel- Panther-Sets bestreitet. In Verbund mit dem Boost-Poti hat sich der gute Mann hier ein Werkzeug bauen lassen, mit dem er weitläufig auf der Bühne aktiv sein kann, ohne beim Pedalboard vorbeischauen zu müssen – das bei Satchel entsprechend spartanisch ausfällt. Egal, wo man auf der Bühne gerade ist: Beim Solo erhält man mit dem Boost eine singende Peitsche, ideal für den epischen Hardrock- Moment. Auch im Rhythmusbetrieb weiß der Tiger zu gefallen – liefert er doch eine durchsetzungsfähige Mittenfräse, die bei richtiger Amp-Einstellung und Anwendung wohl nie im Band-Kontext untergeht.

Alternativen

Wer sich für die Satchel-Signature interessiert, dürfte dies hauptsächlich wegen ihrer Ausstrahlung tun – denn sonst könnte er ja zu einer der zahllosen Alternativen von Charvel selbst (Pro-Mod DKSerie) oder der Konkurrenz – Ibanez, ESP/LTD, Schecter usw. – greifen. Auch diese Hersteller haben ihr Sortiment um Äxte im 80er-Hair-Spray-Look erweitert.

Die optisch ähnlichste Alternative wäre die ESP LTD GL200SBT George Lynch Tiger für schlappe ! 589, allerdings mit Singlecoil in der Halsposition und nicht mit so teuren Features gesegnet. Ibanez bietet das JEM-Design in gewagten Farben, entweder die günstige JEMJRSP (ca. ! 490) oder die sehr viel teurere JEM777 (ca. ! 3.500). Daneben kann man auch zur RG-652-Serie greifen (ca. ! 1.500). Schecter wirft derzeit die neue C-1 FR S SLS Elite (ca. ! 1.500) auf den Markt – mit durchgehendem Hals und Sustainer- Pickup, farblich etwas dezenter als die Satchel. Letzten Monat haben wir die PRS Multi-Foil besprochen, die aber in ihren Specs traditioneller gehalten ist. Wer also auf ein auffälliges Design Wert legt, der findet mittlerweile zahlreiche Alternativen in unterschiedlichen Preisklassen – dem Comeback der 80er sei Dank.

Resümee

Die Charvel Satchel Pro-Mod DK richtet sich ganz klar an Anhänger des knalligen Hardrocks der 80er-Jahre. Als Signature- Instrument für einen Saitenhexer wie Satchel in einer Band wie Steel Panther macht das Gerät auch total Sinn. Mit dem Boost-Poti liefert die Satchel zudem einen enormen Praxis-Mehrwert und empfiehlt sich mit den feinen Fishman-Pickups auch für zwar artverwandte, aber durchaus andere Genres. Ich behaupte, dass man einen Top-40-Coverabend mit ihr bestreiten kann – sobald aber ‚The Thrill is Gone‘ auf einer Setlist auftaucht, sollte kein strenger Muckerpolizist mehr im Publikum sein. Denn für warme, bluesige, ja gar jazzige Oldschool-Sounds ist sie weniger geeignet. Letztlich ist jedoch erlaubt, was beliebt, und niemand sollte sich für ein bestimmtes Genre ein bestimmtes Instrument ein- oder ausreden lassen.

Ein hervorragend spielbares Gerät mit scharfer Optik und tollen Pickups ist die Satchel allemal, und für mich beweist der Besitzer Mut zum Individualismus und einen großen Sinn für Humor.

Plus

  • Eyecatcher-Optik
  • Verarbeitung
  • Pickups & Elektronik
  • Sounds
  • Handhabung & Bespielbarkeit

Minus

  • kein Gigbag
Charvel Satchel Signature Pro-Mod DK Übersicht

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(Aus Gitarre & Bass 05/2018)

RockBoard by Warwick

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RockBoard Warwick

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Beim deutschen Hersteller und Großhändler Warwick scheint es ordentlich zu rocken, denn neben unzähligen Fremdfabrikaten hat er in den vergangenen Jahren eine eigene Linie unterschiedlicher Produkte etabliert, deren Logos mit „Rock“ beginnen. Welche Artikel sich hinter den Komposita verstecken, macht jeweils deren angehängter Begriff deutlich: RockBag, -Bass, -Cable, -Care, -Case, -Power, -Stands, -Strap und -Tuner.

Vor drei Jahren gesellte sich die Produktreihe RockBoard hinzu, und damit umfasst das aktuelle Sortiment nun wirklich alles was das Thema Pedalboard betrifft. Wirklich alles. Die neuen Boards mit den italienischen Modellbezeichnungen lösen die Vorgänger aus Aluminiumvierkantrohren ab, die in Deutschland nicht mehr erhältlich sind. Mit einem äußerst professionell durchdachten und praxisorientierten Konzept bietet RockBoard dem künftigen wie auch dem Profi-Pedalboarder jedwedes erdenkliche Groß- und Kleinod, um sich sein eigenes Stressbrett zusammenzustellen, und zwar vom Board selbst über die Stromversorgung bis hin zur Verkabelung.

Boards

Zunächst fällt auf, dass die jeweils aus einem Stück 2 mm Alublech gekanteten RockBoards extrem leicht, stabil und verwindungssteif sind. So wiegt das Modell TRES 3.1 (522  x 236 mm B xT) gerade mal 1020 Gramm. Der zwei Mal um 90° gekantene Rahmen wird von vier mit Inbusschrauben und Muttern montierten Gummifüßen stabilisiert. Zusätzlich garantiert ein mit zwei weiteren Gummifüßen und Schrauben mittig befestigtes U-Profil, dass sich Oberfläche und Rahmen selbst bei hoher Belastung nicht durchdrücken.

Eine sehr durchdachte und robuste Konstruktion. Die zahlreichen rechteckigen Öffnungen auf der Oberseite gestatten die flexible und relativ unsichtbare Verlegung von Kabeln aller Art. Mit Ausnahme des kleinsten Boards DUO 2.1 gibt es auf der Stirnseite eine Öffnung für eines von drei verfügbaren Patchbay- Modulen, die es ermöglichen, alle erforderlichen Anschlüsse komfortabel von außen zugänglich zu machen. Die Boards QUAD 4.2 und CINQUE 5.2 kommen mit zwei, die Modelle CINQUE 5.3 und 5.4 mit drei zusätzlichen Stabilisierungsstreben.

Zum Lieferumfang eines jeden Rock- Boards zählen ausreichend bemessenes 50 mm Klettband, 25 mm Filzband, 10 Kabelbinder, zwei zusätzliche Gummifüße mit Schrauben und Muttern sowie ein Inbusschlüssel. Jedes Board ist wahlweise mit Gigbag oder gegen Aufpreis mit Flightcase lieferbar.

Stromversorgung

Neben leistungsstarken Steckernetzteilen bietet RockBoard auch kompakte Multi-Power-Supplies an, die zentrale Stromversorgungen für unterschiedlichste Effektpedale darstellen. Selbstverständlich bietet der Hersteller auch entsprechende Einbau-Kits zur Montage unter den Pedalboards an. RockBoards flexibelster Stromversorger ist sicherlich das Power Pit, welches Eingangsspannungen von 100-120 bzw. 220-240 Volt akzeptiert und somit weltweit einsetzbar ist. Wechselspannungen liefert es allerdings nicht. Der 950 Gramm wiegende Kraftprotz mit den Maßen 170  x 90  x 47 mm (BTH, inkl. verschraubten Gummifüßen) besitzt je einen Netzkabelein- und -ausgang, Ersterer mit Sicherungslade.

Darauf, dass das Power Pit bei Vollauslastung recht warm werden kann, deuten Lüftungsschlitze an der Seite und unter dem abschirmenden robusten Stahlblechgehäuse hin. Von den insgesamt acht 2,1/5,5 mm DC-Anschlüssen liefern vier jeweils 9 Volt mit insgesamt 500mA (Outputs E). Diese Ausgänge sind untereinander nicht isoliert, von den anderen vier indes schon. Von diesen liefern drei stufenlos per Trimmer regelbare 7,9 – 9,4 Volt und jeweils 210 mA Strom (Outputs B, C und D). Ausgang A hält wahlweise 9, 12, 15, oder 18 Volt mit je 150mA bereit. Die gewählten Spannungen werden durch rote, die aktiven Ausgänge durch grüne LEDs angezeigt. Ein kleines beleuchtetes LC-Display gibt Auskunft über die abgegebenen Spannungen der Ausgänge A-E. Somit lassen sich die Einstellungen der variablen Ausgänge B, C und D präzise ablesen. Anstelle der vom Hersteller angegebenen 7,9 Volt lautet der Minimalwert im Display jedoch 8,1 Volt.

RockBoard Warwick

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Das Power Pit liefert insgesamt stabile 1280 mA und arbeitet völlig brummfrei. Zum Lieferumfang zählen ein Inbusschlüssel für die Trimmer, acht 30 cm lange Stromkabel jeweils mit geraden und gewinkelten Steckern, vier Netzkabel mit unterschiedlichen Wandanschlüssen, drei Ersatzsicherungen (500 mA, 5 x20 mm) und natürlich eine Bedienanleitung. Wer völlig unabhängig vom Stromnetz agieren möchte, kann vom RockBoard Power LT XL Gebrauch machen. Der ultra kompakte Spannungsversorger mit den Maßen 58  x 22  x 114 mm (BHT) und einem Gewicht von lediglich 190 g bietet auf seiner Stirnseite drei isolierte Ausgänge, und zwar zwei DC9V/1A und einen USB DC5V/1A. Verbaut wurden drei Hochleistungs-Lithium-Ionen-Akkus mit einer Gesamtkapazität von 6600 mAh.

Ein- und ausgeschaltet wird das Power LT XL über einen Taster, der jeweils fünf Sekunden lang gedrückt gehalten werden muss. Geladen wird der Akku über einen Micro-USB-Anschluss an der Seite des Kunststoffgehäuses (DC5V/1A). Vier blaue LEDs zeigen den Akku- bzw. Ladezustand an (100, 75, 50 und 25%). Das Power LT XL kann übrigens während des Betriebs geladen werden. Zum Lieferumfang zählen ein digitales Netzteil (DC5V/1A) mit vier Wandadaptern, ein 50 cm USB/Micro- USB-Kabel, zwei 50 cm Stromkabel mit geraden Steckern für Effekte, ein fünffach Daisy-Chain-Kabel (155 cm) mit Winkelsteckern, fünf Isolierkappen für ungenutzte Stecker und die Bedienanleitung.

Eine Vollladung des Power LT XL nimmt etwa 7 Stunden in Anspruch. Abhängig vom Stromverbrauch der angeschlossenen Geräte liefert der Akku für 15 bis 50 Stunden Strom. Würde man nur den Mindestwert berücksichtigen, wäre die Stromversorgung locker für drei Gigs inklusive Soundchecks gesichert. Notfalls arbeitet das Gerät ja auch im Lademodus – und das völlig brummfrei. Übrigens kann es auch als netzunabhängiges Ladegerät für Smartphones, Tablets u. a. genutzt werden. Abhängig von seinen sechs Gehäusefarben bzw. -materialien bietet Rock- Board das Power LT XL zu unterschiedlichen Preisen an.

Patchbay Module

Bei besonders aufwendigen Pedalboards ist es mitunter wünschenswert, dass alle erforderlichen Wechselstrom-, Gleichstrom- Audio-, MIDI- und USB-Anschlüsse komfortabel von außen zugänglich sind. Das erspart nicht nur Zeit beim Auf- und Abbau, sondern erleichtert auch den Überblick. Zu diesem Zweck bietet RockBoard Patchbay-Module an, die mit Anschlussbuchsen für unterschiedliche Anforderungen ausgestattet sind. Mit Ausnahme des DUO 2.1 können diese in alle RockBoard Pedalboards installiert werden. In die entsprechenden frontseitigen Öffnungen der Boards hat man weiche Gummiringe eingesetzt, die vor der Modulmontage entfernt werden müssen. Dann nur noch das Modul einsetzen und die beiden mitgelieferten Blechschrauben eindrehen, fertig. Danach kann die Board-interne Verkabelung komplettiert werden.

RockBoard Warwick

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Die Frontplatten und Rückseiten der stabilen abschirmenden Stahlblechgehäuse (160  x 38  x 60 mm, BHT, Frontplatte 176  x 48 mm) besitzen identische Buchsen mit 1:1-Belegungen. Die Netzkabel- und XLR-Buchsen sind selbstverständlich männlich/ weiblich ausgelegt. Lediglich die dreipoligen Klinken- und XLR-Buchsen hat man mit dem Gehäuse verschraubt, die Netzbuchsen indes eingeklinkt, alle anderen werden von den Platinenlötungen gehalten.

MOD 1: Hier stehen vorne wie hinten fünf Stereoklinkenbuchsen (A-E, TRS) zur Verfügung, die natürlich auch mono genutzt werden können. Eine mögliche Konfiguration, bei der die FX Loop eines Verstärkers einbezogen werden soll, könnte folgendermaßen aussehen (Anschlüsse A-E): Instrument In, zum Amp Input, FX Send (vom Amp, z. B. für Modulationseffekte), FX Return (zum Amp zurück) und Fußschalter (zum Amp). Der XLR-Ausgang könnte ein Direktsignal zum Saalmischer (neudeutsch: FOH) liefern, die DC-Buchse zusätzliche externe Geräte versorgen. Der Netzanschluss wird natürlich mit dem Board-Netzteil verbunden.

MOD 2: Das Patchbay-Modul mit der blauen Front wendet sich an Musiker, die neben den gewohnten Audio-Anschlüssen auch MIDI-Equipment oder Computer einsetzen. Vorne wie hinten stehen die vier TRS-Klinkenbuchsen A-D, zwei MIDI-, ein USB- und der Netzkabelanschluss zur Verfügung. Folgende Konfiguration wäre beim MOD2 denkbar: Inputs A und B für Instrumente 1 und 2, C dient als Ausgang zum Amp, D als Audio Interface. Die MIDI-In- und -Out-Buchsen können zur Steuerung von Rack-Effekten oder als Interface zum PC oder Mac genutzt werden. Gleiches gilt für den USB-Anschluss, der aber auch zum Editieren oder für Updates von Pedaleffekten eingesetzt werden kann.

RockBoard Warwick Übersicht

Flat Cables

Um Effektpedale möglichst eng neben- und hintereinander anordnen zu können und damit die Ausmaße des Boards in Grenzen zu halten, offeriert RockBoard für drei Arten der Verkabelung (Audio, MIDI und Strom) unterschiedlich lange Flachkabel mit extrem flachen Winkelsteckern. Von den Audiokabeln gibt es drei verschiedene Serien, nämlich Flat Patch Cables, Flat Patch Cables Gold und Flat Patch Cables Sapphire. Zum besseren Direktvergleich hier eine Auflistung:

RockBoard Warwick

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Flat Patch Cables:

  • rechteckiger Querschnitt
  • flexibler Kupferleiter 20 x 0,12 mm
  • gewickelter Kupferschirm 34 x 0,12 mm
  • Polyethylen Signalisolation
  • PVC Außenisolation
  • Kapazität < 10 pF/Dezimeter
  • Leiterwiderstand < 0,01 Ohm/Dezimeter
  • Außenmaße Kabel: 7,0 x 3,5 mm
  • Steckermaße: 12,9 x 32,8 x 8,2 mm (B xL xH bis Buchsenanschlag)
  • Längen: 5, 10, 20, 30, 45, 60, 80, 100, 120 und 140 cm

Flat Patch Cables Gold Series:

  • doppelte Schirmung, rechteckiger Querschnitt
  • vergoldete Kontakte
  • Steckergehäuse aus Metall
  • geflochtener Kupferschirm 4 x 16 x 0,12 mm
  • zusätzlicher Alufolienschirm
  • alle weiteren Specs wie Flat Patch Cables

Flat Patch Cables Sapphire Series:

  • noch reineres Kupfer
  • verbesserte Audioqualität
  • transparenter Außenmantel
  • alle weiteren Specs wie Gold Series
RockBoard Warwick

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Flat TRS Cable (Tip/Ring/Sleeve):

  • zum Anschluss von Fußschaltern oder Expression-Pedalen
  • rechteckiger Querschnitt
  • 2 separate flexible Kupferleiter 20 x 0,12 mm
  • gewickelter Kupferschirm 34 x 0,12 mm
  • Polyethylen Signalisolation
  • PVC Außenisolation
  • Kapazität < 10 pF/Dezimeter
  • Leiterwiderstand < 0,01 Ohm/Dezimeter
  • Außenmaße Kabel: 7,1 x 3,8 mm
  • Steckermaße: 12,9 x 32,8 x 8,2 mm (BxLxH bis Buchsenanschlag)
  • Längen: 15, 30, 60, 120 und 300 cm
RockBoard Warwick

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Flat Power Cables:

  • zur Stromversorgung von Effektpedalen
  • erhältlich mit 2 x Winkelsteckern oder 1 x winklig/1 x gerade
  • Aufbau koaxial
  • gewickelte Kupferabschirmung zur Minimierung elektrischer Einstreuungen
  • Polyethylen Isolation
  • PVC Außenisolation
  • Außenmaße Kabel: 4,7 x 2,9 mm
  • Hohlstecker 5,5 x 2,1 mm
  • Maße Winkelstecker: 10,9 x 22,2 x 12,2 mm (BxLxH bis Buchsenanschlag)
  • Längen: 15, 30 und 60 cm
RockBoard Warwick Übersicht
RockBoard Warwick

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Flat MIDI Cables:

  • flache MIDI-Kabel mit rechteckigem Profil
  • 5-poliger Aufbau
  • flexible Kupferleiter 5 x 7 x 0,12 mm
  • geeignet zum Einsatz von Clock/Sync und Phantomspeisung
  • max. Nennstrom 1A
  • PVC Außenisolation
  • gewinkelte DIN 5-pin Stecker, Querformat
  • Außenmaße Kabel: 6,4 x 3,4 mm
  • Hohlstecker 5,5 x 2,1 mm
  • Maße Winkelstecker: 15,2 x 32,6 x 15,0 mm (BxLxH bis Buchsenanschlag)
  • Längen: 30, 60 cm, 1, 2, 3, 5 und 10 m
  • Farben 30 cm: schwarz, blau, gelb, grün, rot, alle anderen schwarz

Flat Patch Connectors (Bender 75):

Hierbei handelt es sich um äußerst praktische kurze und flache Audioverbinder, deren gezahnte Kabelmäntel anders als die 5 und 10 cm langen Flat Patch Cable in alle Richtungen biegbar sind, sogar hochkant. Sie sind optimal zur Verbindung von Pedalen mit stirnseitigen Buchsen, aber auch für gegenüberliegende seitliche Buchsen benachbarter Pedale. Das Kabel lässt sich mit sehr engem Radius biegen und erreicht einen Mindeststeckerabstand von nur 15,7 mm, gemessen Mitte- Mitte Klinkenstecker.

RockBoard Warwick

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  • flexibler Pedal Connector
  • in alle Richtungen biegbar
  • 5-poliger Aufbau
  • flexible Kupferleiter 20 x 0,12 mm
  • gewickelter Kupferschirm 34 x 0,12 mm
  • Polyethylen Isolation
  • PVC Außenisolation
  • Außenmaße Kabel: 12,9 x 6,1 mm
  • Maße Winkelstecker: 12,9 x 17,3 x 8,2 mm (BxLxH bis Buchsenanschlag)
  • Länge: 7,5 cm, Mitte/Mitte Stecker
RockBoard Warwick ÜbersichtRockBoard Warwick Übersicht

Resümee

Welch ein Rundumschlag! Um das gesamte RockBoard-Programm vorzustellen, wäre sicherlich eine G&B-Sonderausgabe erforderlich. In jedem Fall aber hinterlassen sämtliche hier präsentierten Komponenten einen überaus positiven Eindruck. Den Pedalboards kann ich solide Verarbeitung und hohe Stabilität bei extrem geringem Gewicht attestieren. Absolut stabile Spannungsversorgung garantieren das sehr flexibel einsetzbare Power Pit wie auch der extrem leistungsstarke Power LT XL Akku, der sogar während des Betriebs geladen werden kann. Die praktischen Patchbay-Module sind mit zwei Schrauben montiert, funktionieren absolut zuverlässig, und ihre Stahlblechgehäuse schirmen effizient ab. Die flachen Patch- Kabel schaffen nicht nur Platz und Ordnung auf dem Stressbrett, sondern überzeugen mit Robustheit und besten Übertragungseigenschaften. Auch die Stromversorgungs- und 5-polig belegten MIDI-Kabel überzeugen durch ihr Konzept, die Verarbeitung und hohen Praxisnutzen.

RockBoard Warwick

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Abschließend noch ein Tipp zum Thema Pedal-Montage: Alternativ zu konventionellem Klettband (Velcro), welches oftmals unschöne Rückstände an den Pedalen hinterlässt und Staub und Schmutz förmlich anzieht, empfehle ich doppelseitiges, 19 mm breites Tartan Montage-Klebeband von 3M, das nicht nur wasserfest, UV-beständig und preisgünstig ist (hin und wieder beim großen „A“ erhältlich), sondern schon mit kleinen Klebeflächen bombig hält und sich vor allem ohne die Verwendung von Reinigern rückstandslos entfernen lässt.

Plus

  • praxisorientierte Konzepte
  • leichte aber stabile Pedalboards
  • flexible Stromversorger
  • praktische Patchbay- Module
  • platzsparende hochwertige Audio-, Strom- und MIDI-Kabel
  • Verarbeitung
  • Preis/Leistung
RockBoard Warwick Übersicht

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(Aus Gitarre & Bass 05/2018)

Fünf coole Effektpedal-Sondereditionen

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MXR „I Love Dust“ Phase 90

MXR „I Love Dust“ Phase 90

Jim Dunlop stellt in diesem Sommer fünf coole Effektpedal-Sondereditionen von MXR und Way Huge vor. Das erste Pedal, dass ein Update spendiert bekommt, ist das bekannte orange MXR Phase 90. 

Diese Sonderedition ist mit einer Grafik des britischen Künstlers ilovedust verziert und ist ab sofort zu einem Preis von ca. € 127 lieferbar.

MXR „I Love Dust“ Carbon Copy Analog Delay

MXR „I Love Dust“ Carbon Copy Analog Delay

Auch beim analogen Delay MXR Carbon Copy gibt es ein neues auffälliges Gehäuse, ebenfalls mit einer Grafik des britischen Künstlers ilovedust verziert. Mit max. 600ms Verzögerungszeit mit zuschaltbarer Modulation und einem Drei-Regler-Layout, das Delay, Mix und die Regeneration steuert, sind vielfältige Sounds zwischen einfachen Slap-Back-Echos und epischen Delays möglich. Alles wird durch einen komplett analogen Signalweg für authentische, reichhaltige, warme analoge Delays, basierend auf rein analoger Old-School Eimer-Ketten-Speicher-
Technologie (BBD = Bucket-Brigade Device) möglich gemacht.

Das MXR „I Love Dust“ Carbon Copy Analog Delay ist ab 31.08 zu einem Preis von ca. € 215 lieferbar.

MXR EVH 5150 Chorus

MXR EVH 5150 Chorus

Nach dem EVH 5150 Overdrive, dem EVH Phase 90 und dem EVH Flanger, stellt der brandneue EVH 5150 Chorus das vierte MXR-Signature-Pedal dar, das in enger Zusammenarbeit mit Eddie Van Halen nach seinen Sound-Vorstellungen entwickelt wurde. Das Pedal basiert auf der Chorus-Einheit, die Eddie auf einigen seiner frühen 80er-Jahre-Aufnahmen eingesetzt hat. Zu den Features zählen ein Drei-Regler-Setup – Lautstärke, Tone und Intensität – mit Input- und Output-Level-Pad-Schaltern, Mono- und Stereo-Ausgängen und ein interner True- / Buffered-Bypass-Schalter für die notwendige Flexibilität für moderne Rigs.

Das MXR EVH 5150 Chorus ist ab 18.09 zu einem Preis von ca. € 252 lieferbar.

MXR Dyna Comp Deluxe

MXR Dyna Comp Deluxe

Auch der klassische Dyna Comp Kompressor bekommt ein Upgrade mit der Deluxe-Version. Neben dem äußerst praktischen Clean-Regler, der das unbeeinflusste Signal mit dem komprimierten mischt, ist auch ein Attack-Schalter an Bord, der zwischen langsamen Attack im Vintage-Stil und schnellen Attack wechselt.

Der MXR Dyna Comp Deluxe ist ab sofort zu einem Preis von ca. € 165 lieferbar.

Way Huge Smalls Overrated Special Mini
Way Huge Smalls Overrated Special Mini In

In Zusammenarbeit mit dem bekannten Blues-Gitarristen Joe Bonamassa entwickelt, kommt das Way Huge Overrated Special Overdrive jetzt auch im platzsparenden Smalls-Format. Jeorge Tripps (Way Huge) nahm ein Old-School Green Rhino OD, modifizierte es für eine ausgeprägtere Mitten-Betonung und fügte ein Freq-Steuerelement hinzu, zum „Aufplustern“ der Tiefmitten. Volume-, Tone- und Drive-Regler runden die Benutzeroberfläche ab.

Das Way Huge Smalls Overrated Special Mini ist ab 18.09 zu einem Preis von ca. € 215 lieferbar.

Weitere Informationen unter:

www.jimdunlop.com

www.w-distribution.de


The Analogues im Interview

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The Analogues

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Beatles-Coverbands gibt es wie Sand am Meer – und ein Großteil von ihnen macht ihre Sache sicher gut. Aber jetzt kommt mit The Analogues eine Formation nach Deutschland, die es ganz genau nimmt, sich Perfektion auf die Fahne geschrieben hat und ganze Alben aus dem eigentlich unspielbaren Spätwerk der Beatles Ton für Ton und mit Original-Instrumenten auf die Bühne bringt.

Was man nicht so alles machen kann, wenn man eine Leidenschaft hat und Geld keine Rolle spielt … Fred Gehring hatte da so eine Idee: Nachdem der niederländische Multimillionär und Hobby-Schlagzeuger vor ein paar Jahren seine Aktivitäten als CEO bei namhaften Modefirmen mehr und mehr zurückgeschraubt hatte, brauchte er ein neues Projekt, ein Baby, dem er sich voll und ganz widmen konnte und in dem er seine beiden großen Trümpfe – Geld und die Liebe zur Musik – gleichermaßen ausspielen konnte, um etwas Großes zu erschaffen. „Groß denken“ hatte er als langjähriger Firmenchef schließlich in seiner DNA, sodass er sich kurzerhand dazu entschloss, das Unmögliche möglich zu machen und eine Band (mit ihm selbst an den Drums) auf die Beine zu stellen, die sich völlig kompromisslos dem nie live aufgeführten Spätwerk der Beatles widmen sollte. Und das ohne Wenn und Aber und mit allem Zipp und Zapp. Also scharrte er eine Handvoll altgedienter, holländischer Rock-Veteranen um sich und gab ihnen den Auftrag, sich unter der Führung des Bassisten und musikalischen Leiters Bart van Poppel jeden einzelnen Ton von Alben wie ‚Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band‘ oder ‚Magical Mystery Tour‘ anzueignen. Dabei ist die musikalische Reproduktion der Aufnahmen aus den späten 60er-Jahren die eine Sache, doch Fred Gehring wollte mehr als ein schnödes Nachspielen: Er wollte, dass jeder Sound, jeder Ton, jedes noch so kleine Detail originalgetreu abgebildet wird, und das konsequenterweise voll analog und auf den Original-Instrumenten (alle Informationen dazu auf www.theanalogues.net, eine Fotostrecke der Gitarren & Bässe gibt’s im Video unten). Eine wahnwitzige Recherche-Arbeit wurde damit in Gang gesetzt, deren Resultat im Mai bei einigen Auftritten in Deutschland zu hören und zu sehen sein wird.

Nach einem Konzert in Amsterdam im letzten Jahr trafen wir die beiden Gitarristen, Sänger und inzwischen Beatles-Experten Jan van der Meij und Jac Bico zum Interview und ließen uns nicht nur ihre Vintage-Gitarren, sondern auch ihre dann doch modern ausgestatteten Pedalboards zeigen.

Interview

Zunächst eine Grundsatzfrage: Warum macht ihr das? Warum kopiert man ganze Alben?

Jac: Als wir anfingen, gab es einfach noch keine Beatles-Band, die ganze Alben auf die Bühne bringt. Vor allem nicht die späten Studio-Alben von 1966 bis 1969. Jede Band kann die alten Songs wie ‚Help!‘ oder ‚Love Me Do‘ spielen, aber die späten Sachen hört man nie. Nicht mal die Beatles selbst haben sich da herangewagt. Also wollten wir das machen.

Denkst ihr denn, dass ihr so klingt, wie die Beatles geklungen hätten?

Jac: Man weiß nicht, wie sie geklungen hätten, weil sie die späteren Alben eben nie live gespielt haben. Deshalb versuchen wir, den Sound der Alben nachzuahmen. Wobei es live natürlich immer anders klingt, etwas rauer und räumlicher, weil wir dynamischer spielen, als es auf dem Album der Fall ist. Das kann man nicht verhindern. Es ist also beides: Einerseits reproduzieren wir das Album, andererseits klingen wir so, wie es vielleicht geklungen hätte, wenn die Beatles es damals live mit einem Orchester umgesetzt hätten.

Jac Bico

Jac Bico °

Hätten die Beatles das mit dem Equipment, das ihnen damals zur Verfügung stand, überhaupt tun können?

Jac: Sie hätten es natürlich mit dem Kram umsetzen müssen, den sie hatten. Also hätte es auch anders geklungen. Aber wir möchten ja wie das Album klingen und ich glaube, das hätten sie nicht hinbekommen. Allein die Schwierigkeit damals, ein Orchester zu verstärken … Das wäre unmöglich gewesen, vor allem, wenn da 50.000 kreischende Mädchen vor dir stehen.

Jan van der Meij

Jan van der Meij °

Jan: Die Beatles hatten damals keine großen PAs oder gar In-Ear-Systeme, deswegen ist es schwierig sich vorzustellen, wie die Beatles geklungen hätten. Ich denke, sie waren zwar reich genug, um fünf Blechbläser und fünf Streicher einzukaufen, aber sie hatten einfach nicht die Zeit dafür, weil sie neue Alben machen wollten. Als sie sich erst mal darüber im Klaren waren, nicht mehr live spielen zu wollen, mussten sie die Live-Umsetzbarkeit während der Aufnahmen auch nicht mehr im Hinterkopf haben. Dadurch konnten sie viel experimenteller sein. Es gibt Sounds wie Rückwärts- oder hochgepitchte Gitarren, die nur durch Tricks an der Bandmaschine erzeugt werden konnten. Heute gibt es dafür Delay- bzw. Pitch-Shifter-Pedale.

Bart van Poppel

Bart van Poppel °

Als Rock- bzw. Blues-Gitarristen seid ihr es ursprünglich ja eher gewohnt, improvisierte Musik zu spielen. Ist es komisch, Musik nun Note für Note nachspielen zu müssen?

Jac: Für uns ist das Material wie klassische Musik. Die Noten sind festgelegt und daran müssen wir uns halten. Sogar am Ende der Tour korrigieren wir einander noch gegenseitig – auch in sehr kleinen Details. Das macht großen Spaß. Wir wollen es wirklich auf den Punkt bringen und dem Original so nahe wie möglich kommen. Dadurch, dass uns all diese Instrumente und Amps zur Verfügung stehen, gibt es klanglich keine Ausreden. Deswegen ist es unsere Aufgabe, die richtigen Töne mit der richtigen Energie und Attitüde zu spielen. Wir versetzen uns dabei gedanklich in die verschiedenen Persönlichkeiten hinter der Musik.

Pedalboard Pedalboard

Jan: Ich weiß noch, ich kam mit meiner 70er-Strat und meinen Pedalen zur ersten Probe und meinte: „Ich kann alle Sounds machen, die man auf der Platte hört.“ Doch dann sagten sie sofort: „Nein, nein, nein. Du kannst deine Stratocaster zu Hause lassen. Wir kaufen dir genau die gleiche, die auch George und John gespielt haben.“ Genauso ging es mit den Pedalen und Amps auch, sodass ich am Anfang dachte: „Wo bin ich hier nur reingeraten!“ Aber sie haben mir alle Instrumente besorgt und je mehr du dich mit der Musik vertraut machst, desto mehr verstehst du auch die feinen Unterschiede zwischen den Instrumenten. Und interessant ist auch: Ich bin Rock-Gitarrist, und auf dem Gebiet ist nach 1969 ja eine Menge passiert und somit auch in meiner DNA. Für diese Sache muss ich mich sehr in die Sixties zurückversetzen und mich in der Spielweise reduzieren. Das ist eine tolle Erfahrung. Ich muss schließlich versuchen, alles genau so zu machen, wie sie es damals getan haben.

Rockmusik basiert ja auch auf der Interaktion zwischen den Musikern. Wieviel Interaktion ist in dieser Art Konzert möglich?

Jan: Naja, manchmal lacht man sich an. Aber musikalisch auf das zu reagieren, was zum Beispiel der Schlagzeuger macht oder Ähnliches, das geht nicht. Man darf sich schließlich nicht zu weit vom Original wegbewegen.

Pedalboard Pedalboard Pedalboard

Jac: Ich mag das aber. Natürlich ist es etwas anderes, als wenn ich bei einer Blues-Session spiele, aber es macht genauso viel Spaß, weil man zwischen den verschiedenen Charakteren und Spielweisen der Beatles wechseln muss. McCartney zum Beispiel hat eine sehr aggressive Art E-Gitarre zu spielen, sehr bluesy und völlig anders als Harrison, der eher sanft spielt. Das macht es interessant.

Wie würden eure Konzerte ohne die originalen Instrumente klingen, wenn du also zum Beispiel nur eine Strat und eine Les Paul zur Verfügung hättest?

Jac: Das würde sicher auch funktionieren. Es reichen schon eine Mexiko-Strat und ein paar Pedale, um in die Nähe des Beatles-Sounds zu kommen. Aber wenn du die richtigen Instrumente wie Telecaster, Les Paul, Gretsch oder Rickenbacker benutzt, dann hast du diese Aha-Momente. Gar nicht mal wegen des Sounds, sondern vor allem wegen der Haptik und der Geschichte hinter der Gitarre. Wir benutzen ausschließlich originalen Vintage-Kram oder wenigstens die passenden Reissues, wenn wir das Original nicht finden können. Das sind große Investitionen, die sich aber bezahlt machen. Das richtige Instrument mit dem richtigen Sound zu finden, ist eben Teil des Konzepts.

Wie geht die Recherche-Arbeit vonstatten?

Jac: Es gibt einige Bücher, in denen die Angaben allerdings nicht immer stimmen. Und auch im Internet gibt es einen Haufen an Seiten von Leuten, die denken, sie hätten Ahnung. Im Endeffekt muss man die Quellen vergleichen und auch den eigenen Ohren vertrauen. Wenn du das richtige Instrument herausfindest, wie zum Beispiel die Esquire, öffnet dir das die Augen. Denn wer hätte das gedacht? Bei den Beatles geht man immer von Strat oder Casino aus, aber hast du jemals ein Bild der Beatles mit einer Telecaster gesehen? Nie! Und McCartney hat sie auf einigen Songs verwendet. Es gibt zwei oder drei Soli, die auf der Esquire gespielt sind – und das ist ziemlich offensichtlich, wenn man es erst mal weiß. Diese Momente der Erkenntnis sind toll und das beziehe ich nicht nur auf die Gitarren, sondern genauso auf die Effekte wie Räume oder Delays. Da einzutauchen macht richtig Spaß!

Pedalboard

Pedals Bart van Poppel: Boss TU-3 (3x), MXR Bass D.I.+ (3x), Electro Harmonix Bass Big Muff °

Wieviel eurer eigenen musikalischen Identität steckt denn in eurer Performance? Kann man anhand einer Analogues-Show erahnen, was für Gitarristen ihr seid?

Jac: Ich glaube schon, dass man mich in diesen Konzerten heraushören kann. Die Art wie ich spiele, die Energie… Ich bin sonst in vielen verschiedenen Musikrichtungen unterwegs, bin nicht auf einen Stil festgelegt und auf keinem Gebiet Spezialist. Aber ich mag es, in bestimmte Dinge richtig einzutauchen und herauszufinden, wie es gemacht und in welcher Stimmung es entstanden ist.

Danke für das Interview!

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(Aus Gitarre & Bass 05/2018)

Fender Level Set Buffer, The Bends, Pugilist Distortion, Santa Ana Overdrive, Mirror Image Delay und Marine Layer Reverb

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Fender Pedals

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Als Fender sich vor einigen Jahren in die Pedalszene vorwagte, habe ich mich schon gefragt, warum der Gitarrenriese mit seinen- Geräten im Budget-Bereich bleibt. Mit der zweiten Serie, die jüngst auf der NAMM vorgestellt wurde, wird Fender nun mutiger. Die Pedale sehen schon ziemlich edel aus. Dabei bleibt der Preis maßvoll. Ein verlockendes Angebot?

Ausstattung Deluxe

Bereits durch das Aussehen der neuen Pedale demonstriert Fender seinen Anspruch, in der Oberliga mitspielen zu wollen. Die Gehäuse aus gebogenem Stahlblech und gebürstetem Aluminium sind höher und breiter als der übliche Hammond-Standard. Sie bieten viel Platz für Regler und Schalter. Optisch machen die farbig-eloxierten Gehäuseoberteile schon richtig was her. Ein optisches Highlight im wahrsten Sinne des Wortes ist die Beleuchtung der Potis. Damit weiß man noch auf der dunkelsten Bühne, was Sache ist. Schön, dass die ziemlich helle blaue LED-Beleuchtung auch abschaltbar ist. Das spart Strom und schont die Augen.

Zur Aktivierung des Tarn-Modus versteckt sich ein kleiner Schiebeschalter an der hinteren Kopfseite. Je nach Pedal finden dort noch mehr Schalter für weitere Funktionen Platz. Auch die Haptik überzeugt voll und ganz. Genial ist der Zugang zum Batteriefach: Der vordere Teil des Gehäuses lässt sich gegen einen Magnetwiderstand einfach herausklappen. Wann es Zeit für einen Wechsel ist, zeigen die Pedale mit einer LED für den Batteriestatus an. Als normale Status-Anzeige dient eine chice Jewel- Leuchte. Die beleuchtbaren Potis laufen sahnig und die Buchsen und Schalter machen auch einen sehr soliden Eindruck. Man kommt nicht umhin, der neuen Pedalserie eine besondere Wertigkeit zu attestieren. Der gute Eindruck setzt sich im Inneren fort. Eine perfekt-saubere Verarbeitung mit SMD- und an klanglich relevanten Stellen auch konventionellen Bauteilen wecken das gute Gefühl, hier einen zuverlässigen Partner vor sich zu haben.

Level Set Buffer: Ein Hauch von Understatement

Den Begriff „Buffer“ definiert Fender ganz schön üppig: Drei Regler und ein Kippschalter gehen weit über das hinaus, was man im Allgemeinen bei einem Buffer an Ausstattung erwartet. Neben der Vorverstärkerschaltung, die das störanfällige und empfindliche hochohmige Gitarrensignal passiver Tonabnehmer in ein solides niederohmiges Linesignal umwandelt, bietet das Fender- Pedal nämlich noch eine Tuner-Out-Funktion und einen Muteschalter. Sehr praktisch: Der Level-Set-Buffer nimmt das Stimmgerät aus dem Signalweg und schaltet, z. B. beim Stimmvorgang, beim Gitarrenwechsel oder in Spielpausen, das gesamte Rig stumm.

Level Set Buffer

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Ein Buffer soll ja grundsätzlich klangneutral arbeiten. Aber gegen eine zusätzliche klangliche Unterstützung ist natürlich nichts einzuwenden. Mit dem Hi-Freq-Regler kann der Level Set Buffer den Höhenanteil des Signals wahlweise anheben oder absenken. So greift der Buffer etwas muffigen Tonabnehmern unter die Arme oder zähmt zu grelle Exemplare. Pegelunterschiede z. B. verschiedener Gitarren können mit dem Level-Poti ausgeglichen werden, das die Lautstärke um bis zu 12 dB anhebt oder absenkt. In der Mittelposition erfolgt bei beiden Reglern keine Änderung. Der mit Load bezeichnete Kippschalter soll den Gitarrentonabnehmern die Kapazität eines Röhrenverstärkers vorgaukeln. Bei meinen Testgitarren konnte ich allerdings keinen Effekt des Schalters feststellen. Fender weist im Manual aber auch darauf hin, dass der Load-Effekt subtil ist und von den Tonabnehmern abhängt.

Überhaupt nicht subtil ist dagegen der Effekt des Buffers – und darauf kommt es ja an. Wer sich aber von der Klangqualität des Buffers überzeugen will, kann das nicht einfach durch Betätigen des Fußschalters machen. Denn der Schalter ist nicht für den Bypass, sondern für das Stummschalten des Signals (Mute) zuständig. Das funktioniert an dem oberen der beiden Ausgänge. Der untere ist für den Anschluss eines Stimmgerätes (Tuner) gedacht und liegt dauernd hinter der Buffer-Schaltung. Aber mit einer AB-Box merkt man schnell, dass der Level-Set-Buffer seinen Job tadellos macht. Das Signal wird angenehm aufgefrischt und bekommt bei Bedarf durch eine Höhenabsenkung etwas mehr Wärme oder durch eine Höhenzugabe etwas mehr Brillanz. Ein feines Pedal, das durch die Mute-/Tuner-Out-Funktion auch noch außerordentlich praxistauglich ist.

Preis (Street): ca. € 99

Plus

  • Ausstattung
  • Praxistauglichkeit
  • Klangqualität

The Bends: Dezenter Dynamik“bendiger“

Während man bei seinen Kollegen an den Namen direkt erkennen kann, welchen Effekt sie vertreten, verrät „The Bends“ erst mal nicht, dass er ein Kompressor ist. Kompressoren gehören zu den Effekten, die die Dynamik beeinflussen. Vereinfacht gesagt machen sie laute Töne leiser und leise Töne lauter. Im Ergebnis wirkt der Gesamtsound dann lauter und fetter und setzt sich besser durch. Bei Cleansounds greifen Kompressoren den Musikern unter die Arme, um unangenehme Dynamikspitzen z. B. beim Picking oder Slappen zu vermeiden und den Klang gleichmäßiger wirken zu lassen. Bei verzerrten Sounds unterstützen Kompressoren das Sustain auch bei niedrigem Gain. Im Studiobereich sind üppig ausgestattete Kompressoren notwendiger Standard. Für Gitarristen oder Bassisten genügen meist einfach ausgestattete Exemplare. Fender geht hier einen guten Mittelweg: Neben den Standard-Reglern für den Kompressionsgrad (Drive) und Endlautstärke (Level) spendiert Fender seinem Kompressor noch eine Regelung für die Dauer der Kompression (Recovery) sowie einen Blend-Regler, der das Effektsignal mit dem Originalsignal stufenlos mischt. Mit den beiden zusätzlichen Reglern hat man das komprimierte Signal eigentlich prima im Griff.

The Bends

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Das Blend-Poti hilft dabei, dass der Anschlag bei Bedarf nicht verloren geht und das Recovery-Poti bestimmt, ob der Ton eher natürlich ausklingt oder etwas „knackiger“ wird. Ein weiteres Hilfsmittel zur Soundkontrolle ist die Status-LED, die bei aktiviertem Effekt weiß leuchtet und durch Rotfärbung kenntlich macht, dass der Kompressor eine Lautstärkenreduktion vornimmt. Diese optische Unterstützung ist wirklich klasse! Klanglich gehört der Bends zu den zarten Gemütern, denen jede Klangverbiegung schwer fällt, wobei ich mir manchmal ein handfesteres Eingreifen für einen deutlicheren Kompressoreffekt gewünscht hätte. So richtig knackig, funky und rotzig wie z. B. bei einem Dynacomp, wird es bei dem Bends nicht. Die feine Soundverbesserung des Fender- Kompressors bleibt vorwiegend unauffällig und dezent.

Preis: ca. € 110

Plus

  • Ausstattung
  • Praxistauglichkeit
  • Klangqualität

Pugilist Distortion: Doppeltes Lottchen

Der Pugilist (dt. Faustkämpfer) ist zumindest auf den ersten Blick ein etwas ungewöhnliches Pedal. Der Verzerrer besteht aus zwei verschieden Distortion-Einheiten, die jeweils in ihrem Zerrgrad (Gain) und ihrem Höhenanteil (Tone) separat geregelt werden können, sich aber eine gemeinsame Lautstärkeregelung (Level) teilen. Der Clou des Pedals ist das Blend-Poti, mit dem von Kanal A auf Kanal B stufenlos gewechselt werden kann. Der linke Mini- Schalter erlaubt auch eine Kaskadierung der beiden Kanäle, dann ist der Blend-Regler natürlich arbeitslos.

Pugilist Distortion

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Ein weiterer Minischalter aktiviert einen Bassboost, um das Pedal auf einen bereits angezerrten Verstärker mit geringerem Bassanteil und einen cleanen Verstärker mit höherem Bassanteil anzupassen. Der Bassboost wirkt aber eher in homöopathischen Dosen. Das dürfte gerne mehr sein! Umso überzeugender agieren die beiden Distortion- Einheiten. Kanal A ist weniger stark verzerrt und beginnt bei Linksanschlag mit einem fast cleanen, leicht „schmutzigen“ Sound. Der Zerranteil steigert sich beim Aufdrehen des Potis kontinuierlich zu einer kräftigen rauen Distortion, die aber einzelne Töne von Akkorden noch ausreichend transparent abbildet. Auch Kanal B beginnt mit einem schmutzigen Cleansound, langt dann aber zunehmend kräftiger zu und liefert einen dichteren und fetteren Distortion-Sound als Kanal A. Die klangliche Vielfalt des Pugilists ist angesichts der Blend- und Kaskadiermöglichkeiten enorm. Gerade die Blendmöglichkeit ist interessant, wenn man Kanal A mit weniger Gain fährt, so dass der Klang transparent bleibt und Sustain und Sättigung mit Kanal B dazugibt. Im Großen und Ganzen bleibt der Pugilist aber im klassischen Distortion-Revier.

Das Thema Verzerrung wird eher in Richtung Boss DS-1 oder ProCo Rat interpretiert. Moderne bassstarke Hi-Gain-Sounds oder auch die mittenlose Metal-Säge sind nicht im Repertoire. Für Soundtüftler im Studio dürfte der Pugilist genau richtig sein. Ob das Konzept die Möglichkeiten des Pedals aber voll ausschöpft, sei mal dahingestellt. Letztendlich hat man bei all den Möglichkeiten doch nur einen Sound zur Verfügung. Insbesondere für den Live-Einsatz hätte ich mir beim Pugilist einen zweiten Fußschalter gewünscht, der die klangliche Variabilität auch abrufbar macht.

Preis: ca. € 99

Plus

  • Ausstattung
  • Klangqualität
  • Klangvielfalt

Minus

  • kaum bemerkbarer Bass-Boost

Santa Ana Overdrive: Full House mit Assen

Den Wunsch nach einem zweiten Fußschalter hat Fender beim Santa Ana Overdrive erfüllt. Neben dem Bypass-Schalter, der mit einem Minischalter am Kopfende wahlweise auf True-Bypass oder Buffered-Bypass gestellt werden kann, gibt es bei dem Overdrive noch einen fußschaltbaren Booster. Und auch sonst bietet der Verzerrer so ziemlich alles, was man sich von einer potenten Gitarrenvorstufe wünschen kann: Eine vollständige Dreibandklangregelung mit zusätzlichem Presence-Poti, einen Voice- Schalter für zwei unterschiedliche Soundcharakteristika und einen Booster, den man wahlweise vor- oder hinter die Verzerrerschaltung legen kann.

Santa Ana Overdrive

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Da der Gain-Umfang des Santa Ana ziemlich weit – bis an den Hi-Gain-Bereich – reicht, ist der Fender- Overdrive ein Rundum-Sorglos-Paket für Zerrsounds. Aber nicht nur das Konzept überzeugt, auch der Klang begeistert. Der Voice-Schalter bietet mit Sound A (A für American Voicing) einen sehr brillanten Grundklang. In der B-Stellung (B für British Voicing) klingt das Pedal deutlich weicher und wärmer. Finetunings der beiden Voicings können mit der Klangregelung problemlos vorgenommen werden. Da die Treble-, Middle- und Bass-Potis wie bei Röhrenverstärkern miteinander interagieren, nimmt die Effektivität der Klangregelung mit höherem Gain zu. Aber der Drive-Regler darf eh gerne voll aufgedreht bleiben, denn das Pedal arbeitet hervorragend mit dem Volume-Regler der Gitarre zusammen. Von fast Clean über Crunch bis Hi-Gain lässt sich der Santa Ana gerne mit Anschlag und Gitarren-Poti fernsteuern. Für noch mehr Creme im Solosound kann man dann den Booster vorschalten.

Der Grundklang des Pedals hat mich richtiggehend begeistert. Der recht straffe und ziemlich amp-like klingende Overdrive katapultiert sich aus dem Stand in meine persönliche Verzerrer- Top-Ten, weil er nicht nur vor verschiedenen Verstärkertypen, sondern auch als Soundgenerator vor meiner Lautsprechersimulation eine hervorragende Figur macht. Der Santa Ana schmeichelt dem Gitarrenton durch eine dichte und tragfähige Verzerrung und verzeiht damit auch kleinere Unsauberkeiten – ein echter Kumpel bei dem man sich wohlfühlt. Der einzige Wermutstropfen an dem Santa Ana ist, dass der Booster nicht regelbar ist. Das ist bei dem Vorschalten des Boosters zwar unproblematisch aber beim nachgeschalteten Boost ist mir der Lautstärkesprung zu groß.

Preis: ca. €180

Plus

  • Ausstattung
  • Praxistauglichkeit
  • Klangqualität
  • Klangvielfalt

Minus

  • Booster nicht regelbar

Mirror Image Delay: Drei Echos auf einmal

Auch das Delay aus der neuen Fender-Pedal-Serie nutzt sein großes Gehäuse für eine umfangreiche Ausstattung. Das Digital- Delay bietet drei unterschiedliche Delay-Typen, die jeweils in zwei Variationen abgerufen werden können. Dazu dienen die beiden äußeren Kippschalter. Über den mittleren Schalter (Dotted 1/8 Switch) kann man ein rhythmisches Echo einstellen. Darüber hinaus bietet das Mirror Image Delay auch noch eine Modulationseinheit (Depth und Rate), die je nach Einstellung Chorus-, Flanger- oder Pitch-Shifting-Effekte auf die Echos wirken lässt. Auch das trägt dazu bei, die Lebendigkeit der Echo- Effekte zu erhöhen und dem nicht immer begründeten Vorwurf, digitale Delays seien steril, entgegenzuwirken.

Mirror Image Delay

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Mit den Reglern Feedback (Anzahl der Wiederholungen), Time (Geschwindigkeit der Wiederholungen) und Level (Lautstärke der Wiederholungen) werden die üblichen Delay-Funktionen bereitgestellt. Die drei Delay-Typen orientieren sich an den klassischen Vorbildern und nehmen uns mit auf die Zeitreise durch die Entwicklung des Delay-Effektes. Vom Bandecho (Tape) der 60er-Jahre zum Analog- Delay (Analog) mit Eimerkettenspeicher-ICs der 70/80er- Jahre bis zu den aktuellen Digital-Delays (Digital). In der Digital- Version-1-Einstellung bekommt man ein klares und ungefiltertes 1:1-Echo. Die Klangqualität der Echos ist wie zu erwarten einwandfrei: sauber, klar und präzise. Die maximale Delay-Länge ist mit 0,9 Sekunden zwar nicht unbedingt üppig, dürfte aber für die meisten Anwendungen ausreichen. Auch mit voll aufgedrehtem Feedback-Regler sind keine Endlosschleifen oder eine Selbstoszillation möglich. Die Variation 2 des Digital-Typs bietet eine Art Doppler-Effekt, der mit extrem kurzen zufälligen Echos eine zweite Gitarre oder mithilfe des Dotted 1/8 Switch sogar eine dritte Gitarre simulieren soll. Den 2-Gitarren-Effekt kann ich aber nicht nachvollziehen. Für mich klingt das eher nach dosigem Hall. Besser gefallen mir da die beiden Analog-Varianten, die in unterschiedlicher Intensität den beliebten Lo-Fi-Sound alter Analog-Delays simulieren.

Mit jeder Wiederholung nehmen die Verzerrungen zu und die Höhen der Echos ab. Das klingt ziemlich authentisch. Auch die beiden Tape-Varianten mutieren das Mirror-Image-Delay überzeugend in alte Bandechogeräte. Mit der Kill-Dry-Funktion, also dem Abschalten des Originalsignals, lassen sich nette Soundeffekte erzeugen. Mehr als ein Gimmick ist die Funktion allerdings, wenn man das Delay in einem parallelen Effektweg betreiben will. Mit diesen Funktionen hebt sich das Fender-Delay ein Stück weit von den vielen Mitbewerbern mit ähnlichem Funktionsumfang ab. Vermisst habe ich allerdings eine Tap-Tempo-Funktion. Das bietet die Konkurrenz in der Regel – wenn schon nicht mit einem zweiten Fußtaster, dann doch zumindest mit der Möglichkeit einen optionalen Taster anzuschließen.

Preis: ca. € 125

Plus

  • Ausstattung
  • Klangqualität
  • Klangvielfalt

Minus

  • keine Tap-Tempo-Funktion

Marine Layer Reverb: Triple-Reverb

Das Marine Layer Reverb ist ähnlich konzipiert wie das Delay. Auch hier sind drei unterschiedliche Hall-Typen in je zwei Varianten abrufbar. Die beiden „großen“ Hallräume (Hall) unterscheiden sich insbesondere im Höhengehalt. Variation 1 ist etwas unauffälliger, Variation 2 ist brillianter, klingt länger aus und wirkt dadurch noch mächtiger. Die kleineren Halltypen (Room) reichen von Zimmer- bis Saalgröße und unterscheiden sich eher geringfügig. Variation 1 ist etwas brillanter und klingt geradlinig aus, während Variation 2 im Abgang leicht „flattert“. Besonders interessant sind die beiden mit „Special“ bezeichneten Typen.

Marine Layer Reverb

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Anders als im Manual beschrieben, produziert beim Testpedal die Variante 2 den „Shimmer“-Effekt, bei dem hinter dem Hall noch ein Pitch-Shifter und ein Delay gelegt werden, deren Resultat dann wieder in den Hall eingespeist wird. Ein großartiger Effekt, der ausklingende Töne nochmals aufblühen lässt und mit einem hohen, brillanten, leicht metallischen Schweben versieht. In der Variation 1 wird der Hall moduliert und zu einer breiten Hallwolke verdichtet. Die beiden Specials sind sicher nicht als Standard- Hall geeignet, aber zur Untermalung langgezogener, sphärischer Klänge sind sie perfekt.

Alle Variationen können mit den Potis und dem Filter- Switch umfangreich verändert werden. Mit dem Pre- Delay-Poti wird die Verzögerung bestimmt, bevor der Hall einsetzt. Je größer der Abstand zwischen Signal und Effekt, desto klarer wirkt der Hall. Ein hohes Pre-Delay lässt den Shimmer-Effect besonders wirksam werden. Reverb Time regelt die Länge des Halls – man könnte auch sagen die Größe des Hallraums. Level bestimmt, wie hoch der Anteil des Halls im Verhältnis zum Originalsignal ist. Das Damping-Poti regelt den Höhenanteil des ausklingenden Halls. Bei zugedrehtem Poti wird der Hall beim Ausklingen dunkler. Mit dem Filter Switch werden Höhenanteile im Hall reduziert, sodass der Effekt v. a. bei hohen Settings etwas wärmer und weniger aufdringlich klingt. Damping und Filter wirken auf verschiedene Frequenzbereiche, sodass eine feine Klangabstimmung möglich ist. Wie das Delay- ist auch das Reverb-Pedal mit dem Dry-Kill-Schalter ausgestattet. Und damit der Effekt nach Betätigen des Bypass nicht unschön abgeschnitten wird, sondern ausklingen kann (Spill Over), hat man bei beiden auf einen echten True Bypass verzichtet. Insgesamt macht das Marine-Layer einen guten Eindruck – nicht zuletzt, weil es trotz der vielen Möglichkeiten intuitiv und einfach zu bedienen ist.

Preis: ca. € 118

Plus

  • Ausstattung
  • Klangqualität
  • Klangvielfalt

Resümee

Die neue Fender-Serie packt das Thema Effektgeräte sehr ernsthaft an: Tolle Optik und ein einwandfreier Klang sind schon mal eine gute Basis, um sich auf dem engen Markt zu etablieren. Auch hinsichtlich der Funktion und Ausstattung ist Fender auf dem richtigen Weg. Der wird aber noch nicht immer konsequent zu Ende gegangen. Auf der Wunschliste stehen daher beim richtig toll klingenden Santa Ana Overdrive eine Lautstärkeregelung für den Booster und bei dem soliden Mirror-Image-Delay eine Tap-Tempo-Steuerung. Auch für das interessante Pugilist-Distortion-Konzept könnte man sich eine Fußschaltung der beiden Kanäle vorstellen. Der Kompressor dürfte durch seine vorsichtige und klangschonende Arbeitsweise Gefallen finden, der Reverb durch seine einfach zu bedienende Klangvielfalt und die Buffer/Tuner- Out/Mute-Switch-Kombination ist vom Konzept her sehr interessant. Berücksichtigt man den Preis der neuen Fender-Pedale, relativiert sich aber auch der Wunschzettel für die drei anderen Pedale wieder. Denn angesichts des Gebotenen ist der aufgerufene Preis doch recht maßvoll.

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(Aus Gitarre & Bass 05/2018)

Quilter 101 Mini Head, 101 Mini Reverb, Overdrive 200 & Pro Block 200

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Quilter Amps

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Noch ziemlich neu und frisch in unseren Landen: Kompakt-Amps Made in USA, speziell, kein Mainstream, auf den ersten Blick kostengünstig, lukrativ. Wir klären, welches Potenzial in den schlichten Kästchen schlummert.

Über die Fähigkeiten der Quilter Amps gibt mein ausführlicher Testbericht in der aktuellen Ausgabe unseres Gitarre&Bass-Magazins detailliert Auskunft. Ich habe außerdem –wie immer bei solchen Tests- einige Soundclips  eingespielt, die einen Eindruck von den tonalen Eigenheiten des Amps vermitteln.

Ich wünsche viel Vergnügen, und…,  wenn möglich, bitte laut anhören, über Boxen, nicht Kopfhörer! ;-).

Fragen, Anregungen  und  ja, auch Kritik sind wie stets willkommen. Nachrichten bitte an frag.ebo@gitarrebass.de. Es klappt nicht immer, aber ich werde mich bemühen möglichst kurzfristig zu antworten.

Text + Musik: Ebo Wagner (GEMA)

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Randall Satan 50

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Randall Satan 50

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Ola Englund, der Schwede, der beim Shredden so schaurig entrückt gucken kann, wurde vor einiger Zeit von Randall mit einem fetten Signature-Topteil versorgt. Der Power-Block hat im Test krass gepunktet. Ihm folgt nun diese „halbe“ Portion hier. Ausstattung abgespeckt, dafür netter im Preis.

Eine interessante Information dürfte sein, dass der von uns/mir in  der Märzausgabe 2015 getestete große Satan keine komplette Neuschöpfung darstellte. Er war statt dessen eine Neuinterpretation eines Konzepts, das schon den Modellen Trasher und Nullifier (Scott Ian) zu Grunde lag. Als erste 50 Watt- Version in diese Riege schließt der Satan 50 quasi eine Lücke zu den Amps der RD- und RG-Serie.

Über die Fähigkeiten des Satan 50 gibt mein ausführlicher Testbericht in der aktuellen Ausgabe unseres Gitarre&Bass-Magazins detailliert Auskunft. Ich habe außerdem –wie immer bei solchen Tests- einige Soundclips  eingespielt, die einen Eindruck von den tonalen Eigenheiten des Amps vermitteln.

Hinweise zu den Soundfiles.

Für die Aufnahmen kamen zwei Kondensatormikrofone mit Großflächen-membran zum Einsatz, ein AM11 von Groove-Tubes/Alesis und ein C414 von AKG, beide nahe platziert vor einer konventionellen 4×12-Box bestückt mit Celestion Vintage 30.

Die Clips wurden pur, ohne Kompressor und EQ-Bearbeitung über das Audio-Interface Pro-24DSP von Focusrite in Logic Pro eingespielt und abgemischt. Die Plug-Ins „Platinum-Reverb“ und „Stereo Delay“ steuern die Raumsimulationen bei.

Die Instrumente sind eine Steinberger GL4T und eine 1957-Signature-Les-Paul „Lee Roy Parnell“ aus dem Gibson-Custom-Shop.

Anmerkung: der Channel 2  (CH 2) ist beim Satan der mit dem niedrigeren Gain-Niveau – quasi der Clean Channel, wenn es auch nicht wirklich einer ist.

Clip 9 präsentiert mein Referenz-Riff“ (RefRiff), das ich mit jedem Test-Amp/-Distortion-Pedal einspiele, damit man den Charakter (die Verzerrungen selbst sind hier gemeint, nicht die Frequenzkurve) der von uns getesteten Produkte quasi auf einer neutralen Ebene vergleichen kann. Erst ist der Clean-Channel zu hören, dann der Overdrive-Channel.

Ich wünsche viel Vergnügen, und…,  wenn möglich, bitte laut anhören, über Boxen, nicht Kopfhörer! ;-).

Fragen, Anregungen  und  ja, auch Kritik sind wie stets willkommen. Nachrichten bitte an frag.ebo@gitarrebass.de. Es klappt nicht immer, aber ich werde mich bemühen möglichst kurzfristig zu antworten.

Text + Musik: Ebo Wagner (GEMA)

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Vox MV50 High Gain / MV50 Boutique

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VOX MV50

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Nach den Modellen MV50 Clean, -Rock und -AC(30) entlockt Vox nun der Nutube Technologie mit zwei neuen Modellen weitere Sound-Facetten. Kurze Info dazu: Die Technik basiert auf einem Halbleiterbauelement mit Namen “Nutube 6P1” (eigentlich kein Audiobaustein, sondern ein vakuum-fluoreszierendes Display), das funktional der 12AX7-Triode gleichen soll, aber nicht, wie es auf der deutschen Homepage heißt, wirklich eine „neuartige Vaccum Röhre“ ist. Süß wie sie dastehen. Amps wie aus Liliput-Land, superklein. Ganze 540 Gramm leicht.

Über die Fähigkeiten der beiden Newcomer gibt mein Testbericht in der aktuellen Ausgabe unseres Gitarre&Bass-Magazins detailliert Auskunft. Ich habe außerdem –wie immer bei solchen Tests- einige Soundclips  eingespielt, die einen Eindruck von den tonalen Eigenheiten des Amps vermitteln.

Hinweise zu den Soundfiles.

Für die Aufnahmen kamen zwei Kondensatormikrofone mit Großflächen-membran zum Einsatz, ein AM11 von Groove-Tubes/Alesis und ein C414 von AKG, beide nahe platziert vor einer konventionellen 4×12-Box bestückt mit Celestion Vintage 30.

Die Clips wurden pur, ohne Kompressor und EQ-Bearbeitung über das Audio-Interface Pro-24DSP von Focusrite in Logic Pro eingespielt und abgemischt. Das Plug-In „Platinum-Reverb“ steuert die Raumsimulationen bei.

Die Instrumente sind eine Fender-CS-Relic-Strat-1956 (m. JB-Humbucker v. Seymour Duncan am Steg), eine 1957-Signature-Les-Paul „Lee Roy Parnell“ aus dem Gibson-Custom-Shop. Die Clips 5 und 10 präsentieren mein Referenz-Riff“ (RefRiff), das ich mit jedem Test-Amp/-Distortion-Pedal einspiele, damit man den Charakter (die Verzerrungen selbst sind hier gemeint, nicht die Frequenzkurve) der von uns getesteten Produkte quasi auf einer neutralen Ebene vergleichen kann.

Ich wünsche viel Vergnügen, und…,  wenn möglich, bitte laut anhören, über Boxen, nicht Kopfhörer! ;-).

Fragen, Anregungen  und  ja, auch Kritik sind wie stets willkommen. Nachrichten bitte an frag.ebo@gitarrebass.de. Es klappt nicht immer, aber ich werde mich bemühen möglichst kurzfristig zu antworten.

Text + Musik: Ebo Wagner (GEMA)

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Test: Framus AK1974 Custom Shop

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Framus AK1974 Custom Shop

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Custom Shop ist ein dehnbarer Begriff. Bei vielen Herstellern werden hochwertige Instrumente in kleinen Serien angeboten, selten mal wird ein Instrument speziell für einen Musiker angefertigt, und wenn, dann mit extrem langen Lieferzeiten. Die vorliegende Framus AK1974 ist ein Beispiel, wie man einen Custom Shop auch gestalten kann: Mit einem Musiker zusammen wird ein Instrument nach seinen Wünschen gefertigt, und das innerhalb von 4 Monaten.

Der Kölner Oliver Gaa war auf der Suche nach einer speziellen Gitarre für möglichst viele Stilarten. Seine Wahl fiel auf die Framus AK1974, ein Modell, das im Original von Jan Akkermann in den 70ern mit Framus entwickelt wurde. Eine typische Fusion-Gitarre, semiakustisch mit massivem Block, jazzig, rockig und vielseitig.

Oliver nahm Kontakt mit dem Hersteller auf und erfuhr vom Custom-Shop-Leiter Marcus Spangler, dass eine solche Gitarre im Framus Custom Shop speziell auf ihn zugeschneidert werden könne, natürlich mit allen Zutaten seiner Wahl: Hardware, Hölzer, Lackierung, Halsmaße, Bünde. Das Besondere daran: Oliver Gaa wurde während der Bauphase konstant über den aktuellen Stand informiert, er bekam Holz und Lackmuster zugesandt und konnte jederzeit mitbestimmen.

ak1974 versus jan akkermann

Ich habe 1976 eine original Framus Jan Akkermann für das Fachblatt Musik Magazin getestet. Die heutigen AK1974 haben die identische Korpusform, sind aber nicht ganz so tief. Der durchgehende Hals und die Korpusseitenteile werden aneinander geleimt und danach wird der Hohlraum des Korpus herausgefräst, d. h. die Zargenränder bleiben stehen; und der Block kann hinter dem Steg enden, sodass der Resonanzraum vergrößert wird. Die Decke wird separat gefertigt und nachher aufgeleimt. Die AK1974 werden mit Stop Tailpiece und Tune-o-matic Steg geliefert, mit normalem Saitenabstand, bei der Jan Akkermann war der Hals breiter und das String-Spacing am Steg ebenfalls weitaus breiter.

hals & body

Hals, Block und Korpus sind aus geflammtem Ahorn gefertigt, die Decke mit eingefasstem F-Loch aus Walnut Burl. Auf Wunsch des Kunden ist die gesamte Gitarre in einem dunklen braun gebeizt und lackiert. Die Abdeckungen für Elektronikfach und Pickupswahlschalter sind mit angepassten Holzdeckeln verschlossen. Perfekt und einzigartiges Feature von Framus ist übrigens, dass diese mit Gewindeschrauben befestigt sind und mit kleinen Federn angepresst werden, damit man im Servicefall den Deckel leicht abnehmen kann, ohne ihn zu Beschädigen.

Oliver Gaa wünschte sich die Halsform einer Ibanez Gitarre, also schickte er Datenblätter und Maße zum Custom Shop, und die Form wurde übernommen. Herausgekommen ist ein Hals, in den unteren Lagen dünn mit einer C-Form, nach oben hin breiter und eher D-förmig mit einem 12″-Radius. Das pechschwarze Griffbrett ohne Einlagen ist aus Ebenholz (tiger stripe) gefertigt und auf Wunsch des Kunden wurden Medium-Jumbo-Bünde eingesetzt.

pickups & schaltung

Oliver Gaa wünschte sich angepasste Seymour Duncan SH2 (Jazz) Tonabnehmer; diese wurden zusätzlich mit einer Metall-Kappe versehen, deren schwarzer Lack aus optischen Gründen gebürstet wurde. Die Schaltung wurde damals für Akkerman entworfen und wird immer noch originalgetreu verbaut: Über einen 6- fach-Drehschalter wählt man verschiedene Kombinationen an:

1. Hals und Steg in Serie
2. Hals
3. inneren Singlecoils in Serie
4. Steg
5. Singlecoils (jeweils die Richtung Hals liegenden) in Serie out of phase
6. Hals und Steg in Serie, Steg out of phase

Diese Art der Schaltung ergibt sehr interessante Sounds, die mit herkömmlichen Konzeption nicht erreicht werden können; die Serienschaltung der Humbucker bzw. der Singlecoils ergeben einen kräftigeren Ton als bei Parallelschaltung. Geregelt wird Master-Volume und Master-Tone. Das gesamte Innenleben ist mit Grafitlack ausgepinselt, mit Masse verbunden und so perfekt abgeschirmt. Erwähnenswert ist auch noch die von Warwick-Bässen bekannte, versenkt eingebaute Klinkenbuchse im Zargen.

>>> Den vollständigen Testbericht gibt’s in unseren aktuellen Gitarre&Bass-Ausgabe <<<

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Gitarrenhölzer und andere Materialien

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Natürlich spielt in der E-Gitarren-Herstellung Holz immer noch die erste Geige, obwohl bei einigen Hölzern mittlerweile das Thema Nachhaltigkeit intensiv diskutiert wird. Hier eine Aufstellung der Holzarten, die im E-Gitarrenbau eine Rolle spielen!

James Trussart Steelcaster

James Trussart Steelcaster

Wobei unsere Übersicht der Gitarrenhölzer recht grobporig ist, wenn man bedenkt, dass von den meisten hier genannten Holzarten viele Gattungen und Arten existieren, die sich in ihren natürlichen und physikalischen Eigenschaften mitunter stark unterscheiden können.

Befrage die Gitarrenhersteller selbst zu den Hölzern, die sie verwenden – wie und wo? Auf dem Guitar Summit in Mannheim! Mehr Infos zum großen Gitarren-Event bekommst du hier!

+ ERLE

Verwendung: Body-Holz

Herkunft: Europa, Nordamerika

Spezifizierung: mittlere Festigkeit und Dichte

Klangcharakter: unterstützt einen obertonreichen Klang mit zurückhaltendem

Bassbereich

 

+ ESCHE

Verwendung: Body-Holz

Herkunft: Europa, Nordamerika

Spezifizierung: sehr unterschiedlich

Klangcharakter: durchsetzungsfähig, spritzig

 

+ SUMPFESCHE

Verwendung: Body-Holz

Herkunft: Lousiana/USA

Spezifizierung: mittelhart

Klangcharakter: sanft, höhenreich, dynamisch

 

+ LINDE

Verwendung: Body-Holz

Herkunft: Europa, Nordamerika

Spezifizierung: weich

Klangcharakter: anschlagsbetont, relativ wenig

Sustain, eher dunkler Klang

 

+ PAPPEL

Verwendung: Body-Holz

Herkunft: USA, Asien

Spezifizierung: weich

Klangcharakter: eher dunkel, wie Linde

 

+ MAHAGONI

Verwendung: Body, Hals

Herkunft: Mittel- und Südamerika, Afrika, Kuba

Spezifizierung: relativ steif, weiche bis mittelharte

Dichte (je nach Art)

Klangcharakter: weich, ausgewogen, langes Sustain

 

+ AHORN

Verwendung: Hals, Griffbrett, Decke, selten

für den Body, Sustainblock

Herkunft: Europa, Nordamerika

Spezifizierung: relativ hart

Klangcharakter: breitbandig, mittenbetont, definierte Bass- und

Höhenanteile

 

+ PALISANDER

Verwendung: Griffbrett, Hals (selten),

Steg (bei Archtops)

Herkunft: Ostindien, Südamerika, Afrika

Spezifizierung: große Festigkeit und Dichte

Klangcharakter: voll, rund, kräftig, luftig und harmonisch

>>> Beachte die neuen CITES-Artenschutz-Regelungen! 

 

+ EBENHOLZ

Verwendung: Griffbrett, Steg (bei Archtops)

Herkunft: Asien, Afrika

Spezifizierung: sehr hart und schwer

Klangcharakter: direkter Ton, schnelle Ansprache,

ebenmäßiger Klangverlauf

 

+ PAU FERRO

Verwendung: Griffbrett

Herkunft: Südamerika

Spezifizierung: große Festigkeit und Dichte

Klangcharakter: voll, rund, kräftig, schnelle Ansprache

 

+ KORINA / LIMBA

Verwendung: Body, Hals

Herkunft: Afrika

Spezifizierung: mittlere Dichte und Festigkeit

Klangcharakter: gutmütig, spröde, ausgewogen, mit definierten

Bass- und Höhenanteilen

 

+ LAMINAT / SPERRHOLZ

Verwendung: Body (bei preisgünstigen massiven sowie

Voll- und Halbresonanz-Gitarren)

Herkunft: je nach verwendeten Hölzern

Spezifizierung: hohe Festigkeit

Klangcharakter: neutral

 

Alternativen

Das Thema Holzverknappung wird in diesen Tagen immer präsenter.  Ein rigoroses Handelsverbot für Rio-Palisander gibt es schon seit vielen Jahren, aber auch andere Hölzer wie z. B. Ebenholz und südamerikanisches Mahagoni stehen auf den Listen der Holzschützenden Organisationen ganz weit oben. Da wird es Zeit für die Gitarrenbauer, sich nach tauglichen Alternativen umzuschauen – und viele sind auch fündig geworden.

Hagstrom Metropolis

Hagstrom Metropolis aus Pawlonia-Holz

So ist z. B. Cedro ein sehr guter Ersatz für Honduras- und südamerikanisches Mahagoni, und auch das afrikanische Khaya ist schon im Gitarrenbau etabliert, wo es ebenfalls anstelle des Mahagoni eingesetzt wird. Recht aktuell ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt ist Pawlonia, ein extrem schnell nachwachsendes Holz, das in etwa die klanglichen Eigenschaften von Erle haben soll. Als eine der ersten namhaften Firmen hat Hagstrom dieses Holz entdeckt, das auch gerne für Boote und Surfbretter benutzt wird, und stellt einige Serien damit her. Im Hagstrom-Jargon wird dieses Holz Empress genannt.

In nordischen Ländern, in denen Flora und Fauna deutlich kälteren Temperaturen ausgesetzt sind, wachsen zudem einige Holzarten, die sich für den Gitarrenbau eignen. Finnische Birke kommt z. B. als Substitut für Ahorn als Deckenmaterial zum Einsatz.  Und: Es gibt auch Gitarrenbauer, die bewusst mit einheimischen Hölzern experimentieren. Siehe dazu die entsprechende Kolumne in dieser Ausgabe!

 

Andere Materialien

Natürlich gibt es immer wieder Hersteller, die mit anderen Werkstoffen Gitarren bauen. Allerdings sind diese bisher noch nicht ihrem Nischen-Status entwachsen, denn die Mehrzahl der Gitarre spielenden Musiker setzt weiterhin auf Holz.

  • METALL

Metall im Gitarrenbau ist alles andere als neu. Die Brüder Dopyera bauten in den 1920er-Jahren für ihre Firmen National und Dobro diverse Instrumente aus Metall. Der italienische Designer Wandré baute viele seiner ungewöhnlichen Gitarrenkreationen aus Aluminium, und in den 1970er- und 80er-Jahren versuchten amerikanische Hersteller wie Kramer und Travis Bean, mit Metallhälsen zum Erfolg zu kommen. In Bezug auf seine akustischen Eigenschaften und seine relativ leichte Bearbeitbarkeit, scheint das Aluminium tatsächlich ein geeigneter Werkstoff für den Gitarrenbau zu sein. Wobei dabei auch die Tatsache eine Rolle spielt, dass Metallgitarren natürlich hohl sein müssen – wenn nicht, wären sie viel zu schwer. Der Franzose James Trussart zum Beispiel baut seine Gitarren aus Aluminium. Meist verwendet er klassische Designs wie die Gibson Les Paul oder Fender Telecaster und erzielt damit beachtliche Verkaufserfolge.

Nick Page Baron Gitarre

Nick Page Baron

Der Berliner Gitarrenbauer Nick Page fertigt ebenfalls E-Gitarren aus Aluminium, in denen sich verschiedene Vintage-Elemente auf innovative Art mischen und die spezielle Art der Oberflächengestaltung jedes Instrument zu einem eigenen Kunstwerk werden lässt.

  • KUNSTSTOFFE

Die erste E-Gitarre der Welt, Rickenbackers „The Frying Pan“-Lapsteel, war aus Bakelit, einem Kohlefaser-Stoff. Dann begannen in den 1960er-Jahren mehrere Hersteller, mit Glasfaser-verstärktem Kunstharz zu arbeiten.  Z. B. Valco, die Gitarren aus sogenanntem Res-o-Glas herstellte. Für die Firma Ampeg baute der Engländer Dan Armstrong E-Gitarren und -Bässe aus durchsichtigem Plexiglas, die Ende der 90er-Jahre wieder neu aufgelegt wurden.

FMW baut mit Plexi

Auch FMW baut mit Plexi

Auch einige deutsche Hersteller haben den Werkstoff Acryl für sich entdeckt. FMW, die Berliner Firma des Physikers Frank-Michael Weber, hat sich ganz dem Acryl verschrieben, weil, wie Frank-M. Weber sagt, die geringe innere Dämpfung und die hohe Steifigkeit von Acrylglas zu einem hervorragenden Sustain führen müssten. Die Schwingungseigenschaften dieses Materials seien vor allem wesentlich konstanter und vorher präziser bestimmbar als die Eigenschaften eines beliebigen Tonholzes.

In Finnland stellt die Firma Flaxwood innovative Gitarren aus einem Stoff her, dessen Basis zwar immer noch Holz ist, dieses wird aber zerfasert, mit einem geheim gehaltenen Bindemittel versetzt und sowohl für den Hals wie den Korpus in Formen gegossen.  Spielt man diese Gitarren, kommt nie der Gedanke auf, dass ihnen ein Kunststoff zugrunde liegt.  Aristides aus den Niederlanden baut Gitarren aus dem wundersamen Stoff Arium, der im Wesentlichen aus verschiedenen Harzen besteht, die mit mikroskopisch kleinen, hohlen Glaskügelchen vermischt sind. Dieses strukturell eher fragile Gemisch wird von einer stabilen Außenhaut aus Vinylesther, Glasfiber und Carbon-Gewebestreifen umschlossen.

Die Firma hat mittlerweile einige berühmte Musiker als Kunden gewonnen, die sich begeistert über klanglichen Möglichkeiten der Aristides-Gitarren äußern.  Natürlich dürfen wir bei solch einer Aufstellung die Pioniere dieser Art von Gitarrenbau nicht vergessen. Ned Steinberger mit seinen Headless-Instrumenten aus Carbonfiber, aber auch die Amerikaner Modulus Graphite, Modes Graphite, Status Guitars aus England oder Miller Guitars aus Deutschland bauten oder bauen Instrumente aus diesem Kohlenfaser-Verbundstoff, der in vielfältiger Form zwar Einzug in den Gitarrenbau gehalten hat, sich aber als Werkstoff für den Bau einer kompletten Gitarre nicht hat durchsetzen können.

Neben Ned Steinberger konnte sich bisher nur der Amerikaner Ken Parker mit alternativen Materialien in Szene setzen. Gegründet in den frühen 1990er-Jahren von Ken Parker und dem Elektronik-Experten Larry Fishman (der später mit seinen Pickups für Akustik-Instrumente eine eigene, erfolgreiche Karriere startete), beinhalteten die Parker-Gitarren mehrere Innovationen und unterschieden sich nicht nur in den verwendeten Materialien, sondern auch im Design deutlich von den traditionell aufgebauten Gitarren. Korpus und Hals bestanden aus einem Holzkern, meist leichte Pappel, der mit glasfaserverstärktem Kunststoff aus Kohlenstoff- und Glasfaser umhüllt war. Diese Bauweise ermöglichte den Bau extrem leichter Gitarren mit gleichzeitig hoher Robustheit.

Die Duesenberg DCS-CM-RS

Die Duesenberg DCS CM-RS hat eine auflackierte Metalloberfläche mit echter Rost-Patina.

Die erste Parker-Gitarre war die Fly Vibrato Deluxe, die mit magnetischen und piezokeramischen Pickups ausgestattet war und erstmals elektrische und akustische Klänge produzieren konnte. Ken Parker verkaufte seine Firma im Jahr 2004 an US Music Corp.; heute werden Parker-Gitarren Seite an Seite mit Washburn-Custom-Shop-Gitarren in der Nähe von Chicago gebaut. Das Programm ist vielfältiger, aber das ursprüngliche, radikale Konzept wurde aufgeweicht. So gibt es z. B. längst Parker-Modelle, die komplett aus Holz gebaut sind. Ken Parker selbst hat sich nach dem Verkauf der Firma vom Big Business auf die Herstellung extravaganter Archtop-Gitarren umorientiert.

Lackierung

Der Sinn einer Lackierung ist nicht in erster Linie, die Optik einer Gitarre zu verschönern, sondern das Holz vor Beschädigungen und Feuchtigkeit zu schützen. Zu diesem Zweck wurden die ersten E-Gitarren mit sogenannten Nitrozellulose-Lacken (kurz: NC- oder Nitro-Lacke) versiegelt. Nitrolacke bestehen ursprünglich aus einer Mischung aus Schießbaumwolle (Collodium, auch Nitrocellulose genannt), natürlichen oder synthetischen Harzen und einem Lösungsmittelgemisch.

Meist werden fünf bis acht dünne Schichten aufgetragen. Nach dem Auftrag verdampft das Lösungsmittel und die Festkörper des Lackes (ca. 20 bis 30 %) verbleiben auf der Gitarre. Nitrolack hat eine natürliche Farbe und muss nicht eingefärbt werden, was aber durchaus möglich ist. Er ist allerdings nicht in der Lage, die UV-Strahlung des Sonnenlichts zu absorbieren. Deshalb verbleichen dunkle, oder vergilben helle Nitrolackierungen im Laufe der Zeit.  NC-Lacke lassen sich leicht mit Nitro-Verdünnung anlösen; so ist eine Reparatur kein Problem.

Plexiglas-Body

Ampeg Dan Armstrong mit Plexiglas-Body

Mittlerweile findet Nitrolackierung der ursprünglichen Art nur noch in kleinen Betrieben statt, während Lacke auf synthetischer Basis am häufigsten anzutreffen sind. Sie sind nicht nur härter als Nitro-Lack, sondern auch viel einfacher zu verarbeiten. Diese Polyurethan-Lacke, kurz PUR-Lacke genannt, haben einen Festkörpergehalt von mindestens 50 %, was bedeutet, dass nur halb so viele Schichten wie bei Nitro-Lack aufgetragen werden müssen.

Warum gar nicht mal so selten dennoch die PUR-Lacke in unnötig satten Stärken aufgetragen werden, bleibt wohl ein Geheimnis der Hersteller. PUR-Lacke können nach dem Aushärten nicht mehr angelöst werden, was bedeutet, dass Lackschäden nicht zufriedenstellend repariert werden können.  Neben den PUR-Lacken sind die DD-Lacke weit verbreitet. Sie bestehen aus einem Stammlack (Desmophen) und einem Härter (Desmodur), entwickelt von der Firma Bayer in Leverkusen. Wie die PUR-Lacke sind die DD-Lacke schnell zu verarbeiten und bieten dem Instrument eine guten Schutz, sind aber ebenfalls nicht mehr anlösbar.

Auch Polyester-Lacke (UP-Lacke) sind weit verbreitet. Sie bestehen aus einem Stammlack, in Styrol gelöstes Polyesterharz, und einem chemischen Härter, organische Peroxide. Das Finish ist sehr hart und lässt sich sehr gut auf Hochglanz polieren. Allerdings ist es stoßempfindlich und wird meistens aufgrund des hohen Festkörpergehalts von 90 % viel zu dick aufgetragen.

Duesenberg hat die Themen Metall und Lacke auf interessante Weise verquickt. Hier werden Gitarren-Rohlinge aus Holz mit einer Art Metall-Speziallack versehen, der der gesamten Gitarre einen verrosteten Look verleiht.

Warwick/Framus arbeitet seit einigen Jahren mit einem selbst entwickelten, ökologisch nachhaltigen UV-Lackiersystem. In Kooperation mit Lackproduzenten, Anlagenherstellern und Warwick entstand eine innovative und hochwertige Hightech-Beschichtung aus wasserbasiertem UV-Lack, der nur noch in einer sehr dünnen Schicht aufgetragen wird und innerhalb von Sekunden (!) unter Zugabe von UV-Licht in einer Stickstoffumgebung aushärten kann. Dadurch wird nicht nur der hohe Energieverbrauch einer üblich langen Aushärtungs-Phase eingespart, sondern auch der Lack härter und transparenter. Die so lackierten Instrumente sind sehr kratzfest und lösemittelbeständig. Zudem liegt der Anteil an Lösungsmitteln in diesen Hochglanz-UV-Lacken unter 10 %, was bedeutet, dass schon sofort nach der Aushärtung keine Diffusion mehr vorhanden ist.

Flaxwood aus Finnland

Fazit: Für den Klang einer Gitarre ist weniger entscheidend, welcher Lack verwendet wird, sondern wie stark er aufgetragen ist.  So sind moderne Gitarren heute oftmals mit einer dünnen Schicht PUR-, DD- oder, wie im Fall von Warwick/Framus, UV-Lack behandelt, die alle das Instrument besser vor äußerlichen Einwirkungen schützen als eine Nitro-Lackierung, und die es trotzdem atmen lassen.

Kein Lack, sondern…

Einige Randgruppen-Firmen, vor allem aber einige Hersteller in den 1960er-Jahren, kamen mit Gitarren auf den Markt, die nicht lackiert, sondern mit anderen Materialen bezogen waren. In Italien, aber auch in Schweden bei Hagstrom machte man reichlich Gebrauch von Zelluloid, Perloid und anderen farbigen Kunststoffen, die vorwiegend aus dem Akkordeonbau stammten. In Deutschland wurden früher Gitarren-Bodies bei Höfner, Klira, Framus und anderen auch in schickes Kunstleder gehüllt. Und einige wenige Firmen haben sich sogar richtigem Leder verschrieben, wie z. B. Leather Guitars aus dem schwäbischen Backnang.


Gewinnspiel: Coffee Custom Cabs

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Bei Coffee Custom Cabs könnt ihr euch eure Gitarren-/Bass-Box ganz nach eigenen Wünschen und Bedürfnissen zusammenstellen. Vom Lautsprecher bis hin zur Farbe habt ihr die freie Wahl. Bei unserem Gewinnspiel könnt ihr einen fetten Discount für den Online-Shop gewinnen.

Um mitzumachen müsst ihr die Coffee Custom Cabs Facebook-Seite und Instagram-Seite liken und diesen Beitrag mit “Guitar Summit 2018” kommentieren.

Jeder Teilnehmer bekommt einen 25%-Coupon (gültig für 3 Monate auf alle Coffee-Custom-Cabs-Produkte).

Der Gewinner erhält einen 50%-Gutschein und zusätzlich ein T-Shirt, eine Cap und Sticker!

Coffee Custom Cabs sind auch als Aussteller auf dem Guitar Summit 2018 dabei.

Das Gewinnspiel läuft bis zum 06.09.2018 um 12:00. Viel Erfolg!

www.coffee-audio.com

Maruszczyk Frog Omega 5a Fretless

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Maruszczyk Frog Omega 5a Fretless

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Bei einem guten Fretless fehlen nicht einfach nur Bundstäbchen. Er ist im besten Fall für seine Aufgaben gezüchtet und macht es dem Spieler durch eifrigen Schwingwillen leicht.

Dieser Fivestring spielt sich wie Butter, und das liegt nicht nur an den superniedrig eingestellten Saiten. Schon leises Streicheln überträgt er mit fester Stimme, in der alles enthalten ist, was man für eine eindrucksvolle Fretless-Performance braucht. Tolles Aussehen inklusive.

Mehr Holz

Bei einem Spitzen-Fretless findet man seltener Schrauben, aber oft einen durchgehenden Hals. Der Frog Omega geht mit eingeleimtem Hals einen Mittelweg, bei dem der Einfluss der Korpushölzer gestärkt wird. Da hat der Fünfsaiter eine pfundige Sumfesche-Basis zu bieten, spektakulär natürlich die farbig angefeuerte Quilted-Maple-Decke. Aus drei Teilen schnurgeraden Ahorns mit feinen Trennfurnieren ist der Hals zusammengesetzt, in der Flanke des tiefschwarzen Ebenholzgriffbretts sind alle 24 Lagen bestens sichtbar mit weißen Strichen markiert.

Maruszczyk Frog Omega 5a Fretless

Alle 24 Lagen sind mit unübersehbaren Fretlines markiert. °

Solide gebaute Monorail-Einzelstege sind montiert, was einerseits gesunde Sustain-Entwicklung fördert, aber gegenüber einem massigen, einteiligen Steg wiederum mehr Holz in den Ton gelangen lässt. Das Messingmaterial sichert strahlende Obertöne. Auf der Kopfplatte, deren Vorderseite mit einem Quilted- Maple-Aufleimer passend zum Korpus verziert ist, kommen gekapselte Präzisions- Tuner zum Einsatz.

Zwar ist nur ein Tonabnehmer vorhanden, aber der Delano Xtender hat mehrere Grund-Sounds; am dreistufigen Kippschalter sind die Varianten Parallel, Seriell und Singlecoil abrufbar. Kombiniert werden die Xtender-Möglichkeiten mit einem Aktiv-EQ von Delano, der Anhebungen und Dämpfungen für Bässe, Mitten und Höhen anbietet. Schaltet man durch Herausziehen des Volume- Knopfs auf passive Betriebsart um, wird automatisch der Höhenregler zur milden Passiv-Tonblende umfunktioniert.

Maruszczyk Frog Omega 5a Fretless

Der kraftvolle Tonabnehmer liefert drei deutlich verschiedene Grund-Sounds. °

Saft & Knurr

Selten bekommt man einen Testbass, der so leichtgängig eingestellt ist, dass man freiwillig die Saiten höher dreht, um etwas mehr Widerstand zu spüren! Am Gurt hängt der 4-Kilo-Fretless mit perfekter Balance, was das ohnehin schon günstige Gewicht auf der Schulter noch leichter wirken lässt. Durch die bestens kontrastierenden Fretlines in der Griffbrettflanke wird sichere Intonation gefördert, die rückwärtige Abflachung am Hals/Korpus-Übergang macht den Weg frei für ungehinderten Zugriff bis zur 24. Lage.

Maruszczyk Frog Omega 5a Fretless

Durch das großflächige Shaping der Rückseite schmiegt sich der Frog stabil an den Körper. °

Im Elektrobetrieb punktet der Nobel- Fretless sofort mit saftigem Output und sonorer Durchsetzungskraft, die von schwelgendem Mittenknurren geprägt ist. Dafür müssen die mittleren Frequenzbereiche noch nicht einmal am Klangregler gestärkt werden, denn gehöriger Rückenwind für den klagenden Charakterton kommt bereits aus der Holzkonstruktion. Umso freier lassen sich deshalb die Klangregler bedienen, um individuelle Nuancen herzustellen, wobei übrigens der Passiv-Modus mit mild abgerundeten Brillanzen ebenfalls stark rüberkommt. Tote Stellen finden sich übrigens auf dem gesamten Griffbrett nicht und der Frog verwöhnt selbst faule Finger mit eindrucksvoll willigem Schnurren und aufbäumender Resonanz. Einen zweiten Tonabnehmer wird man nicht vermissen, weil die drei abrufbaren Grund-Sounds des Xtender bereits verblüffend verschieden ausfallen, vom dichten, fundamentalen Klang der seriellen Einstellung über den trocken-knorrigen Parallel-Modus bis hin zum obertonstarken, bissigen Singlecoil.

Resümee

Man muss kein Meisterspieler sein, um mit diesem Fretless phantastische Ergebnisse zu erzielen – so willig und entgegenkommend produziert der fünfsaitige Frog schon bei zarten Streicheleinheiten seinen äußerst markanten Charakterklang. Auch auf elektronische Hilfen wie einen Compressor kann man bei diesem Überangebot an Sustain und knurrigem Schwingwillen getrost verzichten und spielt sich mit lebendiger Dynamik in den Vordergrund. Ohne Zweifel gehört dieser perfekte Player in die bundlose Spitzenliga!

Plus

  • Klangverhalten, Sustain
  • Spielbarkeit, Balance
  • Hölzer, Verarbeitung, Konstruktion
  • Ausstattung
Maruszczyk Frog Omega 5a Fretless Übersicht

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(Aus Gitarre & Bass 05/2018)

JHS The Bonsai

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JHS Bonsai

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Tube Screamer. Schon mal gehört den Begriff? Nein?! Komm, hör auf, das ist doch ein Bluff. Jeder Gitarrist kennt den Tube Screamer, die froschgrüne Legende unter den FX-Pedalen. In verschiedensten Versionen bevölkert er den Planeten. Und jetzt dieser Hammer: Neun Modelle in einem Kästchen, doll.

Über die Fähigkeiten des The Bonsai gibt mein ausführlicher Testbericht in der aktuellen Ausgabe unseres Gitarre&Bass-Magazins detailliert Auskunft. Ich habe außerdem –wie immer bei solchen Tests- einige Soundclips  eingespielt, die einen Eindruck von den tonalen Eigenheiten des Amps vermitteln.

Hinweise zu den Soundfiles.

Für die Aufnahmen kamen zwei Kondensatormikrofone mit Großflächen-membran zum Einsatz, ein AM11 von Groove-Tubes/Alesis und ein C414 von AKG, beide nahe platziert vor einer konventionellen 4×12-Box bestückt mit Celestion Vintage 30. Den Grund-Sound liefert der Clean-Kanal des Diezel VH2.

Die Clips wurden pur, ohne Kompressor und EQ-Bearbeitung über das Audio-Interface Pro-24DSP von Focusrite in Logic Pro eingespielt und abgemischt.

Das Instrument ist eine Fender-CS-Relic-Strat-1956 (m. JB-Humbucker v. Seymour Duncan am Steg).

Die Soundfiles vergleichen TS-Types anhand wiederkehrend gleich gespielten Figuren. (Wichtig! Ein solcher Vergleich macht nur Sinn wenn jede einzelne Passage eines TS-Typs zunächst im Pegel normalisiert wird und erst dann die Folgen zusammengestellt werden. Was hier natürlich genau so geschehen ist.)

Ansonsten: Nicht wundern, wenn man wenig Sound-Differenzen zwischen den Typen  „808 TS9 MSL TS10“ erkennt. Sie sind sich ziemlich ähnlich.

Ich wünsche viel Vergnügen, und…,  wenn möglich, bitte laut anhören, über Boxen, nicht Kopfhörer! ;-).

Fragen, Anregungen  und  ja, auch Kritik sind wie stets willkommen. Nachrichten bitte an frag.ebo@gitarrebass.de.  Es klappt nicht immer,  aber ich werde mich bemühen möglichst kurzfristig zu antworten.

Text + Musik: Ebo Wagner (GEMA)

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Test: Hagstrom Super Swede Bass

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Hagstrom Super Swede Bass

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Zum Ende des ersten Lebens von Hagstrom kam der Super Swede Bass heraus, aber es blieb nicht mehr viel Zeit bis zum Aus im Jahr 1982. Im zweiten Anlauf der Marke kommen die Instrumente nicht mehr aus Schweden, was aber die Attraktivität der Neuauflagen nicht schmälert.

In seiner kurzen Produktionszeit von 1980 bis 1981 gab sich der viersaitige Super Swede ziemlich eigenständig und modern, was zum einen an seiner entgegenkommenden Bespielbarkeit und der aktuellen Form lag, zum anderen an ulkigen Details wie dem bis zum Steg ragenden Griffbrett. Das bleibt selbstverständlich auch bei der Neuauflage der Hingucker, und neben einigen sinnvollen Modernisierungen entspricht der Neue in vielen Punkten der historischen Vorlage.

raffiniert geradeaus

Seine erste Wiedergeburt feierte der Super Swede schon vor vier Jahren, damals noch in streng limitierter, europäischer Northen-Auflage mit Korpus-Binding wie früher. Das aktuelle Serienmodell verzichtet darauf zwar, allerdings nicht auf die gewölbte Deckenpartie, die der am Rand gerade einmal 25 mm dünnen Flunder dezente Eleganz verleiht.

Und in gewisser Weise steckt auch ein Schuss Thunderbird drin, denn Hals und Body sind aus Mahagoni gebaut und auf der Rückseite findet sich eine hervorgehobene Mittelzone, die vorne ja das Gegenstück durch das bis zum Steg reichende Griffbrett findet. Letzteres besteht aus Resinator, einem Verbundmaterial aus dünnen, vakuumverleimten Holzschichten mit gehöriger Steife, rundum durch ein cremefarbenes Binding eingefasst und mit 20 sauber polierten Jumbobünden bestückt.

Präzise Frästechnik erspart den beiden Alnico-J-Pickups die historischen Rähmchen, auch unter den Kappen finden sich Modernisierungen. Laut Hagstrom-Bezeichnung handelt es sich um vierspulige Tonabnehmer, eine Kombination aus Splitcoil und Stacked Humbucker, die natürlich brummfrei arbeiten. Einfach und geradeaus blieb die restliche Elektrik, mit zwei Volume-Reglern und einer Höhenblende. Wie schon beim 2014er Edelmodell kommen vier Monorail-Einzelstege zum Einsatz, auf der abgewinkelten Kopfplatte sitzen gekapselte Tuner mit markanten Art-Déco-Drehflügeln. Auch Kleinigkeiten wie die Gurthalter sind auf zeitgemäßem Niveau, ihr großer Wulstkopf mit der harten Rückkante hält den Gurt auch ohne Arretierstücke sicher am Bass.

so leicht

Eine echte Sensation ist der leichthändige Umgang mit diesem erwachsenen Longscale, nicht nur wegen der dünnen Korpusflügel und des komfortablen Halsprofils, sondern auch durch das geringe Gewicht von nur 3,2 kg. Mit flutschigem Gurt rutscht der Hals zwar leicht in die Waagerechte, aber schon mit entsprechend ausgesuchtem Tragriemen spielt der Super Swede seine Qualitäten als leichtgängiger Player überzeugend aus.

Schnurrtechnischen Rückenwind beschert dazu die Mahagoni-Konstruktion mit durchgehendem Hals – der Viersaiter säuselt hörbar cremiger und Sustainbetonter als ein Schraubhalsbass. Präzise Artikulation wird dabei durch das spezielle Griffbrettmaterial beigesteuert, die Holz/Kunstharz-Verbindung agiert neutraler, flinker und breitbandiger als konventionelle Massivhölzer. Und trotz schlanker Maße ist der Longscale-Hals steif, wozu ein besonderer Spannstab mit H-Profil beiträgt. Man hört es diesem ebenso drahtigen wie schwingfreudigen Super Swede an!

>>> Den vollständigen Testbericht gibt’s in unseren aktuellen Gitarre&Bass-Ausgabe <<<

[6012]

Mooer Cali-Dual + Fried-Mien + Matchbox

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Mooer Cali-Dual, Fried-Mien, Matchbox

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Vor knapp einem Jahr brachte Mooer auf einen Schlag gleich zehn Modelle dieser kleinen Modeling-Preamps auf den Markt, Test in G&B-Ausgabe 07/2017. Alle ahmen Röhren-Amp- Klassiker oder bekannte Boutique-Verstärker/-Combos u. ä. nach. Scheinen wohl gut anzukommen, Fortsetzung folgt, drei weitere Modelle buhlen nun um die Gunst des Käufers.

Digitale Kopien

Modeling heißt Nachbildung, heißt emulieren, heißt kopieren … Heißt, die Sampling- Rate-freie analoge Welt in binäre Aussagen zu übersetzen und zu replizieren. Mehr oder weniger präzise und detailgetreu. Lässt man die beiden Sätze auf sich wirken, muss eines klar sein: Von Röhren-Amps, deren Elektronik sich in der Gegenwart von Gitarrensignalen ständig in veränderlichen Spannungszuständen, dynamischen Prozessen befindet wahre 1:1-Abbilder zu erstellen, ist nach dem derzeitigen Stand der Technik nicht möglich. Auf irgendeine Art und Weise müssen immer Kompromisse hingenommen werden. Selbst wenn es sich um besonders aufwendiges, kostenintensives Digital-Processing handelt. Solchermaßen geerdet können wir den Mooer Micro Preamps realistisch begegnen. Man darf von der Sound-Versprechungen nicht zu viel erwarten, aber wie der Test der ersten zehn zeigte, arbeiten die miniaturisierten Vorverstärker klanglich sehr ansprechend und durchaus charakterstark. Sie zeichnen sich zunächst aber dadurch aus, dass auf kleinsten Raum relativ viel Funktionalität geboten wird. Gain (Verzerrungsintensität) und Volume werden durch eine Dreibandklangregelung ergänzt. Die Preamps haben sogar zwei Kanäle bzw. Soundmodes, Clean und Distortion. Der Fußschalter bzw. -taster kann auf zwei Arten arbeiten: Er dient entweder schlicht zum Ein-/Ausschalten (True Bypass lt. Hersteller) des Preamps, oder er wechselt zwischen den beiden Sounds/Preamp-Kanälen. Hält man den Fußtaster ein bis zwei Sekunden gedrückt, wechselt er zwischen den Modi.

Desgleichen verhält es sich mit dem CH/Cab-Druckschalter, der den manuellen Kanalwechsel ermöglicht oder alternativ eine Speaker-Simulation aktiviert/ deaktiviert. Ja, viel drin in den kleinen Kästchen. Das erklärt den recht hohen Strombedarf. Sie schlucken 300 mA bei 9 V. Wie nicht anders zu erwarten, ist die Elektronik in modernster Platinentechnik aufgebaut, sprich es finden unter anderem SMD-Komponenten Verwendung. Die Verarbeitung ist hochwertig, der mechanische Aufbau absolut solide.

Wie benutzen?

Der Gedanke liegt nahe, die Micro Preamps wie andere Pedalgeräte vor dem Eingang eines Gitarren-Amps zu benutzen. Dafür sind sie aber nicht gemacht. Mooer empfiehlt, das Ausgangssignal direkt auf eine Endstufe zu geben, d. h. der Effekt-Return oder der Power-Amp-In eines Verstärkers ist der richtige Anschluss. Noch präziser, der Hersteller weist sogar darauf hin, dass ein hochwertiger Röhrenverstärker der beste Partner der Micro-Preamps ist (was ja schon fast die halbe Miete einfährt, oder? ;-).

Wer mit seinem Pedalboard ohnehin schon so arbeitet, kann cool bleiben. Diejenigen aber, die z. B. nicht auf die Vorstufe ihres Combos verzichten wollen, fragen sich vermutlich, wie sie beides zusammenbringen können. Ich beschrieb eine von mehreren Möglichkeiten bereits im ersten Test der Micro-Preamps: Wenn ein Signal-Looper zur Verfügung steht, überlässt man einen der Insert-Wege dem Mooer-Preamp, sodass er wahlweise in den Signalweg kommen kann. Ein weiterer Loop-Weg wird als A/B-Box genutzt, damit eben wahlweise der Input des Gitarrenverstärkers oder der Return des FX-Weges angesprochen werden kann. Dies nur als exemplarisches Beispiel. Je nach vorhandenen Gerätschaften müssen eventuell passende Detaillösungen gefunden werden.

Zur Praxis sei vorweg angemerkt, dass die Preamps funktional keine negativen Merkmale zeigten. Die Schaltvorgänge erfolgen ohne unangemessen intensive Nebengeräusche (aber: True-Bypass- On/Off erzeugt ein durchaus vernehmbares Knacken). Da der Fußschalter allein durch das kurze Gedrückthalten zwischen der On/True-Bypass Funktion und dem Channel-Select-Modus wechselt, ist es ein Leichtes, das im Live-Betrieb zu nutzen. Als praxisfreundlich erweist sich auch die Cab-/Speaker-Simulation der Pedale. Als D.I.-Quelle geben dieMicro-Preamps eine gute Figur ab.

Cali-Dual

Unter den ersten zehn Micro-Preamps befand sich der sogenannte Cali- MKIII, der auf den Boogie MKIII von Mesa Engineering Bezug nimmt. Was mag demnach also mit dem Zusatz „Dual“ gemeint sein? Es drängt sich je geradezu auf, klar, der Dual Rectifier, der zu Zeiten seines Erscheinens neben Peaveys 5150 die Geburt einer neuen Amp-Spezies markierte. Besondere Merkmale: machtvolle Distortion, insgesamt voluminös im Klang, fette Energie im Bassbereich, präzises und doch noch nachgiebiges Attack-Verhalten. Kann der Cali-Dual diesen Vorgaben das Wasser reichen? Natürlich nur eingeschränkt, doch es ist letztlich beeindruckend, wie markant der Mooer-Preamp vor allem im Distortion-Kanal/-Modus das Timbre aufgreift. Viel Gain in Reserve, dichte Verzerrungen, kompakt, adäquater Druck in den tiefen Frequenzen. Ergibt sowohl brachiale Hardcore-Powerchords als auch satte, tragfähige Leadlines, die im Ausklang – sehr lobenswert – organisch und gleichmäßig ausschwingen. Gerade damit haben Modeler nicht selten gewisse Schwierigkeiten, was sich dann im abrupten Zerbröseln der Verzerrungen zeigt.

Cali-Dual

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Erfreulich ist auch, dass die Klangregelung nachhaltig arbeitet und die Sound- Balance zwischen den beiden Kanälen günstig austariert gewählt ist. Der Clean- Modus ist naturgemäß unspektakulärer. Der Name ist Programm, er bleibt stabil sauber, verzerrt von sich aus bei normalen Pegeln nicht. Im Ton dominieren Transparenz, klare Artikulation der Instrumenten- und Spieldetails und gesundes Volumen. In einer Art, die beim Modeling mehr oder weniger immer erkennbar ist, wirkt die Clean-Tonformung etwas kühl und leicht aufdringlich in den Höhen und oberen Mitten. Angesichts des Preises ist das allerdings ein Naserümpfen auf allerhöchstem Niveau.

Fried-Mien

Ein bisschen die Zunge verrenken,mit der Aussprache, den Buchstaben jonglieren, dann klärt sich, wer oder was hier das Thema ist. Fried-Mien, fried men, fried man, Friedman. Untertitel: „Modern Day Classic“. Natürlich, wenn klassische und moderne Ikonen Thema der Micro-Preamps sind, muss auch von der in den letzten Jahren die Szene prägenden US-Edelmarke etwas dabei sein. Friedmans Modell Brown-Eye, ein in die technische und Musikalische Moderne transferierte Interpretation des legendären Marshall- Superlead, dürfte für das Modeling der Bezugspunkt gewesen sein. Der Ton des Fried-Mien weist im heißen Channel 2 jedenfalls in die Richtung.

Fried-Mien

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Angereichert mit einem verhalten aggressiven Mitten-Peak sind die Verzerrungen und der Ton vehement aber noch durchsichtig, nicht betont kompakt. Fried-Mien liefert im Sinne des traditionellen Marshall- Sounds reichlich Gain-Reserven aber kein High-Gain. Daraus ergibt sich für die gespielten Noten allemal Tragfähigkeit, doch die Sustain-Phase ist nicht lang. Aber wiederum, wie beim Cali-Dual, homogen in ihrem Ausschwingen. Von Humbucker-Pickups gefüttert blüht der Fried-Mien schön auf, erzeugt viel Druck im Bass, fettes Volumen, wirkt in sich abgerundet. Singlecoils haben es schwerer, weil sie a) an den Gain-Reserven nicht satt werden und b) die stets hervorlugende Aufdringlichkeit in den oberen Mitten durchaus ein wenig fies werden kann. Ein Stück weit Geschmacksache, wer weiß, der eine oder andere findet vielleicht gerade daran Gefallen. Dass bei größeren Akkorden im Hintergrund zum Teil erhebliche Interferenzen Turbulenzen erzeugen, ist dagegen objektiv ein Schwachpunkt. Powerchords (Grundton plus Quinten) stehen dafür wie eine Eins. Positiv ist außerdem, dass der Distortion-Ton eine gute Portion Lebendigkeit im Obertonspektrum entwickelt. Der cleane Channel 1 ist in seinen Grundanlagen dem des Cali-Dual ähnlich. Die besagte „britische“ Mittennase schafft aber eine eigene Färbung in der Klangformung. Heißere Tonabnehmer können den Channel 1 zu subtilen Anzerrungen provozieren, die im Charakter tendenziell bissig bis harsch klingen. Also insgesamt: Der Fried-Mien ist schon ein barscher Geselle, der Musik der härteren Gangarten bevorzugt, no Blues, no Pop please.

Matchbox

Ganz andere Baustelle. „Basiert auf einem Class-A-Combo im britischen Stil“ heißt es in der Beschreibung. Da fällt einem natürlich sofort der AC30 von Vox ein (auch wenn der streng genommen gar nicht wirklich im Class-A-Betrieb arbeitet). Dass der tatsächlich gemeint ist, oder was überhaupt, spricht Mooer nicht offen aus. Natürlich nicht, denn andernfalls stünden wohl unangenehme Trademark- Streitigkeiten ins Haus. Lautmalende Andeutungen müssen genügen. Also AC30. AC30? Äääähh, nachdem was ich da höre … nein … nicht wirklich irgendwie. Das Rätsel löst sich um drei Ecken. Es ist im entfernten Ursprung durchaus die britische Legende eine Bezugsgröße, aber nur insofern, als der AC30 die Vorlage für einen Verstärkermit anderer, weiter entwickelter Natur war. Tatsächlich geht es beim Matchbox um den DC30 von Matchless. Der ist aber so etwas von einem US-Produkt. Na gut, was solls, die Verwirrung ist ja nun geklärt.

Matchbox

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Der DC30 ist um einiges stabiler, kraftvoller und auch härter im Ton als sein Ahne. Mit dem Resultat eines eigenen Charakters. Was macht Mooers Modeling daraus? Im Channel 1 eine voluminöse Clean-Basis ohne Ecken und Kanten. Kraftvoll, transparent, frisch in den Höhen, etwas nüchtern und verhalten warm. Der Channel 2 gibt sich viel markanter. Die Verzerrungen wirken, als hätten sie ihren Schwerpunkt in den obersten Frequenzen, wo sie sich im positiven Sinne bissig und dicht in den Vordergrund drängen. Ja, das kann man durchaus mit dem DC30 in Verbindung bringen. Auch das stabile Fundament im Klang, mit bei Bedarf viel Bassanteilen, dank der – wie bei den anderen beiden Micro-Preamps – effizienten Klangregelung. Der Channel 2 outet sich als kerniger Rocker, der nicht allzuweit weg von traditionellen Marshalls steht. Was sicher jedem gefällt, ist die Tatsache, dass der Matchbox intensivere Verzerrungen freimachen kann als sein Vorbild. Und die bilden sich bei Akkorden relativ harmonisch ab, gefälliger als beim Fried-Mien. Mit einem kleinen Trick, wenn ich es so nennen darf, macht der Matchbox auch ganz ordentlich den AC30 nach. Was zeichnet den aus? Er ist eher dezent im Bass, fördert die oberen Mitten und den Glanz in den Höhen. Bitte sehr, den Bass-Regler zurücknehmen am Matchbox, Middle und Treble passend angleichen, dann kann man durchaus etwas von der Aura des alten Vox erleben.

Resümee

Preiswertes Modeling mit erfreulich ansprechenden Sound-Qualitäten. Das bringt das Testergebnis kurz und bündig auf den Punkt. Den Ton ihrer Röhren- Amp-Vorbilder reproduzieren die Micro- Preamps nicht wirklich authentisch, aber doch in recht charakterstarker Annäherung. Ansprache und Dynamik sind gut entwickelt. Effiziente Klangregelungen und sehr praktikable Speaker-Simulationen garantieren große Flexibilität. Der Fried-Mien zeigt mit unharmonischen Verzerrungen von Akkorden eine gewisse Schwäche. Die ist aber angesichts des niedrigen Preises nur bedingt relevant. Unsere drei Testkandidaten sind markant im Charakter und unterscheiden sich zumindest im Distortionsound deutlich. Das trifft genauso auf die übrigen zehn Micro-Preamp-Modelle zu. Ich empfehle daher, vor dem Kaufentscheid mehrere eingehend miteinander zu vergleichen – die Mühe lohnt.

Internet: www.mooeraudio.com

Preise (UVP/Street): ca. € 106/89

Plus

  • Sound, Qualität, Bandbreite
  • zwei Kanäle, variable Bedienung
  • Speaker-Simulation zuschaltbar
  • Verarbeitung, Qualität d. Bauteile

Soundfiles

Ich wünsche viel Vergnügen, und…, wenn möglich, bitte laut anhören, über Boxen, nicht Kopfhörer! ;-).

Fragen, Anregungen und ja, auch Kritik sind wie stets willkommen. Nachrichten bitte an frag.ebo@gitarrebass.de. Es klappt nicht immer, aber ich werde mich bemühen möglichst kurzfristig zu antworten.

 

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(Aus Gitarre & Bass 05/2018)

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