Weight matters! Längst vorbei die Zeiten, wo Gewicht mit Sustain assoziiert wurde, wo sich 5 und mehr Kilogramm schwere Gitarren umstandslos verkaufen ließen, wo man den Sound solcher Wackersteine als besonders direkt und gradlinig beschrieb. Wenn diese Gewichthuberei dann auch noch als besonders männlich galt, welche Merkmale schreibt man dann einer 2,5 kg-Gitarre heute zu? Der furchtlose Nik Huber hat jedenfalls ein solch elfengleiches Wesen aus ungewohntem Material geschaffen – ob es auch fliegt?
Das vorliegende Krautster-II-Modell besitzt einen Korpus aus Paulownia. Paulownia oder auch Blauglockenbaum ist ein schnell wachsendes Gehölz mit einem Zuwachs von bis zu drei Metern pro Jahr. Bereits nach 12 Jahren ist der Baum schlagreif mit einem Stammdurchmesser von 35 – 45 cm und könnte damit zu einer wichtigen nachhaltigen Ressource nicht nur für den Instrumentenbau werden. Das Material besitzt außerdem erstaunliche Eigenschaften: es ist schnell trocknend und geruchlos, besitzt eine hohe statische Festigkeit, ist feuerhemmend und fäulnisresistent. Darüber hinaus verfügt es über eine attraktive Holztextur, lässt sich gut verarbeiten und ist erstaunlich leicht.
leichtgewichtig
Mit seinem Modell Krautster hatte Nik Huber ja irgendwie offene Türen eingerannt. Ein Junior-Style-Typ von überraschend schlichtem Erscheinungsbild „proudly stripped of almost everything but the very essence of Rock!“ und ja, Nik war zu der Zeit eher für seine supergeriegelten Decken und beeindruckende Glanzlackierungen berühmt – und mit einzelnem Humbucker in der Stegposition, das wurde von der Gemeinde dankbar begrüßt, die Dinger gingen und gehen weg wie warme Semmeln. Längst ist die Krautster ja Standard im Programm geworden, hat auch noch einen zweiten Pickup (P-90 am Hals) bekommen und ist in vielen Farbvarianten zu haben – sogar eine Riegelahorndecke verirrt sich hin und wieder mal verschämt zu ihr hin.
Das vorliegende Krautster-Modell ist zunächst einmal ungewohnt leicht: 2,5 kg – ein Federgewicht! Der dafür verantwortliche ultraleichte einteilige Paulownia-Korpus – modelltypisch plan zugeschnitten, aber mit leichtem Konturschnitt am Boden oben zur perfekten Anlage und mit deckenseitigem Binding versehen – bekam zum Ausgleich einen Hals aus Riegelahorn eingeleimt. Der mit seitlich elegant ausgekehltem Halsfuß eingesetzte, kraftvoll rundlich gestaltete Hals verfügt zudem über ein Griffbrett aus Ostindischem Palisander (Compound Radius 10″- 14″), was zusammengenommen das Gewicht erst auf die vorgefundenen 2,5 kg zu erhöhen vermochte.
Arbeiten an Bundierung (22 Medium Jumbo, extrahart, gefräste Bundschlitze) und Knochensattel wurden wie immer bei Huber superb erledigt, die leicht abgewinkelte und konisch abgeschlossene Kopfplatte ist mit einem Ebenholzfurnier belegt und mit offenen Huber/Schaller-Mechaniken inklusive hübscher Keystone-Flügel besetzt.
Am Korpus werden die Saiten von der einteiligen Huber-Wraparound-Bridge aus Aluminium mit Messing-Bolzen gekontert.
Die Elektrik kommt wie immer, wenn nicht anders verlangt, von Harry Häussel. Am Hals finden wir den Vintage-Style-90 1956 montiert; am Steg sitzt der mit cremefarbenen Rähmchen auf die Decke positionierte, mit recht kraftvollem Output ausgelegte Krautster Humbucker in seiner patinierten Kappe.
Geschaltet wird konventionell mit dem auf die Decke vorn oben gesetzten Dreiwege-Toggle; Kontrolle über Output und Tonfarbe gewähren die generellen Volume- und Tone-Regler. In Letzterem ist per Push/Pull die Spulentrennung des Humbuckers, und damit ein alternativ nutzbarer Singlecoil-Sound angelegt. Der Korpus der Krautster II Paulownia ist mit mattem Two-Tone-Brown-Lack perfekt versiegelt; der Hals bekam eine höchst geschmeidige, seidenmatte Nitrolackierung. Zu erwähnen bleibt noch das kleine, hübsch gestaltete dreischichtige Pickguard und die in jeder Hinsicht minutiöse Verarbeitung.
Makassar-Ebenholz aus Italien? Dort sitzt jedenfalls die Firma, die für den schwarzdunklen Tropen-Look des Deluxe-Votans verantwortlich ist. Und diesen Luxus darf man sich ohne schlechtes Gewissen gönnen.
Marleaux baut Bässe auf höchstem Nivau, wofür entsprechende Zutaten nötig sind. Speziell bei exotischen Hölzern gibt es allerdings Regelungen und berechtigte Diskussionen, wo ein Schutzbedarf besteht. Mit dem Kürzel RTW setzt die Marke deshalb auf ihre erwiesen guten Regio Tone Woods aus hiesigem Bestand. Wo eine Gemeinde alte Bäume durch neue ersetzt und der Förster den Wald verjüngt, greift Gerald Marleaux gerne zu. Gewissermaßen Regio ist jetzt sogar das Makassar-Outfit des Testinstruments, denn dafür musste kein Regenwald bluten.
Erle ist normalerweise kein sonderlich auffälliges Tonholz, doch hier hat der Korpus Charakter. Er stammt aus dem Raum Salzdetfurth in Niedersachsen und kann mit einem außergewöhnlich attraktiven Maserungsbild punkten. Ebenfalls von augenscheinlich besonderer Qualität ist der Ahornhals, für dessen Herkunft sogar exakte Koordinaten geliefert werden – der Baum müsste hinter der St.-Salvatoris-Kirche in Clausthal-Zellerfeld gestanden haben. Die einstreifige Basis und das aufgeleimte Griffbrett sind aus demselben Holzstück geschnitten, welches hinten eine dezente Riegelung und im Griffbrett punktfeine Markstrahlen zeigt. Astrein, dass man hier nicht nur Regio mit Nachhaltigkeit geboten bekommt, sondern zugleich erstklassige Qualität.
Marleaux-typisch ist der Hals sechsfach in der passgenauen Korpustasche verschraubt. Auch für die vermeintlichen Tropenhölzer braucht man sich nicht zu schämen. Denn was so verblüffend authentisch wie eine Edelholzdecke aus Makassar-Ebenholz aussieht, ist zwar echtes Holz, aber nicht aus den Tropen. Pappel und Linde werden vom Oberflächen-Spezialisten Alpi so geschickt aufgeschnitten und eingefärbt, dass es wirklich echt aussieht. Klanglich sogar für akustische Konstruktionen geeignet (siehe Höfner Club Bass Alpi, Ausgabe 11/2017), steht der Nobeldecke beim Votan nichts im Wege. Auch die vertrauenerweckend dicke Kopfplatte besitzt den Makassar-Look.
made in germany
Wegen der nicht abgewinkelten Kopfplatte ist der Votan mit einem fünffachen Niederhalter ausgestattet, um den nötigen Saitendruck auf Sattel und Nullbund zu gewährleisten; das solide Ding ist so gestaltet, dass die Saiten beim Wechseln einfach ausgehakt werden können. Der dreidimensional justierbare Steg verhält sich quasi wie ein Stück, weil Klemmschrauben alle einstellbaren Teile festsetzen. Gekapselte Light-Tuner von Schaller sorgen für präzise Stimmung und wirken etwaiger Kopflastigkeit entgegen, Schaller Security Locks halten den Deluxe sicher am Gurt.
Für die Tonabnahme sind Soapsticks von Delano zuständig; diese schmalen Humbucker besitzen zur Brummunterdrückung zwei Spulen in einer Linie; das magnetische Fenster ist dabei so schmal wie bei einem Singlecoil und überträgt den Saitenton mit klarer Offenheit. Per Überblender macht man den Pickup-Mix, im Master-Volume steckt auch der Zugschalter für die Aktiv/Passiv-Umschaltung. In der passiven Einstellung steht eine wirksam abgestimmte Höhenblende bereit, im Aktiv-Modus gestackte Regler für Bässe und Höhen mit Mittelrastung als Neutralmarke.
Blackstar ist Spezialist für HighTech-Vollröhren-Amps, ist Spezialist für Vintage-Style-Tubeamps, hat im Economy-Segment ausgefuchste Modeling-Verstärker/-Combos anzubieten … Blackstar hat alles, was der Gitarrist fürs „Lautmachen“ brauchen könnte. Bis hin zum „schnöden“ Practice-Amp, wie wir hier sehen. Schnöde? Der hier? Eben nicht, dieses Exemplar fällt eher luxuriös aus.
Blackstar feiert 2017 ein Jubiläum: Zehn Jahre! Was mit den besagten ambitionierten Röhrenmodellen begann, hat sich bis heute zu einem Allround-Portfolio entwickelt. Darunter nehmen die besonders kompakten, transportfreundlichen Modelle eine bedeutende Stellung ein. Namentlich die Produktserien HT-1, ID:Core und ID:Core Beam. Am unteren Ende der Preisskala steht der Fly 3, ein Mini-Amp, den es auch als Bluetooth-Version gibt. Die zwei im Sommer 2017 erschienenen LT-Echo-Modelle liegen knapp darüber und schließen damit eine Lücke.
Mit nur drei Reglern, Volume, EQ und Delay Time, ist der kleinere LT-10 Echo sparsam ausgestattet. Unser Testkandidat, der LT-Echo 15, wirkt schon auf dem Papier ungleich leistungsfähiger.
fakten
Blackstar selbst ordnet den LT-Echo 15 als Practice-Amp ein. Angesichts dessen ist die Konzeption vergleichsweise üppig. So stehen für die Klangformung zwei Regelbereiche zur Verfügung, Tone und ISF (Infinite Shape Feature, siehe unten). Während andere Übungsverstärker oft nur einen Volume-Regler haben, wurde dem LT-Echo 15 eine OD-/Overdrive-Sektion plus Gain-Poti gegönnt, d. h. der Combo bietet zwei Sound-Ebenen, zwischen denen per Druckschalter gewechselt werden kann.
Bei dem Echoeffekt scheint auf den ersten Blick allein die Delay-Zeit veränderbar. Aber nein, das Poti steuert parallel, wie hoch der Feedback-Faktor ist, also wie viele Echowiederholungen entstehen; bei kurzen Zeiten, Slapback-Delays, naturgemäß weniger als bei längeren verzögerten Echos. Ein Druckschalter kontrolliert den On/Off-Status der Effektsektion.
Über einen 3,5-mm-Klinkeneingang können Line-Signale eingespielt werden. Ein zweiter Anschluss dieser Art ist für den Gebrauch von Kopfhörern vorgesehen. Dank der Frequenzgangkorrektur, die den Sound eines Lautsprechers simuliert, sollten sich die abgegebenen Signale auch als Quelle für D.I.-Recording u.ä. eignen, mal sehen.
An dem Gehäuse des Practice-Combos gefällt, dass die Regler von oben zugänglich und durch ihre versenkte Montage beim Transport gut geschützt sind. Blackstar bekommt es auch immer wieder geschickt hin, selbst die einfacheren Geräte in ihrer optischen Erscheinung gut aussehen zu lassen. Natürlich ist der elektronische Aufwand im Inneren des Chassis gering. Dass, abgesehen vom Netztrafo, mehr oder weniger alles auf eine recht kleine Platine passt, ist der Verwendung von SMD-Bauteilen zu verdanken. An der Verarbeitung gibt es nichts auszusetzen, alles tipptopp. Unerfreulich ist allerdings das mit nur ca. 76 cm Länge ziemlich kurz geratene Netzkabel.
Nominal soll der Amp 15 Watt leisten. Als Lautsprecher fungieren, man höre und staune, zwei „lächerlich“ kleine 3-Zoll-Speaker (Durchmesser also nur ca. 7,5 cm). „Was soll das werden?“ mag sich mancher fragen. Gemach, die kleinen Kerlchen sollte man nicht unterschätzen.
Gemessen am Preis eine großzügige Ausstattung °
baby rocker
Ja, die Lautsprecher: Bei Practice-Amps oft ein wunder Punkt, weil Hersteller zuweilen am falschen Ende sparen. Mag der Amp taugen, ohne adäquate Speaker kann er sein Potential nicht wirklich zeigen. Hier jedoch, beim LT-Echo 15, stehen in der Hinsicht die Zeichen günstig. Die kleinen Chassis verbreiten eine ausgewogene Tonfülle, die sogar eine respektable Basswiedergabe freimacht.
Cleansounds klingen in sich abgerundet, ohne unangenehme „Störfrequenzen“, weich, warm, gemessen an den Verhältnissen voluminös. Diese Eigenheiten mischen sich mit einer Wohlfühlansprache, die schnell und konkret auf den Anschlag des Spielers reagiert, aber doch eine gewisse Nachgiebigkeit in sich trägt. Ein wichtiger Faktor, gerade für Anfänger. Denn die Ansprache des Verstärkers (wie auch die des Instruments) bestimmt in nicht zu unterschätzendem Maße, wie sich die Technik des Spielers entwickelt.
Im OD-Modus stellt sich die Sachlage im Grunde identisch dar. Wobei die Anschläge eher weich, denn knackig umgesetzt werden. Legatolinien profitieren davon. Die Distortion unterstützt bei höherem Gain angenehm das Sustain. Der Klangcharakter kann recht weitläufig variiert werden, denn die Zweibandklangregelung arbeitet effizient, besonders der IFS-Bereich, der im Mittenspektrum greift und unterschiedliche Frequenzbänder betont/absenkt. Mal weich und singend, dann bös‘ und kratzig, der HTEcho 15 hat im Distortion-Spektrum schon relativ viel zu bieten.
Überzeugen kann der OD-Modus vor allem bei Sololinien/Einzeltönen. Doch sobald man Zweiklänge oder gar Akkorde (außer Grundton-/Quint-Verbindungen) spielt, trübt sich das Bild. Die Verzerrungen klingen nicht gerade harmonisch, der Klang wird von Interferenzen beeinträchtigt. Wer also bevorzugt Blues spielt, wird wohl für manche Sachen lieber ein Overdrive-/Distortion-Effektpedal benutzen wollen.
°
Vereinzelten Stimmen (in Presse und Web), die den OD-Modus als im Klang zu scharf kritisieren, möchte ich entgegenhalten, dass das doch eigentlich nur der Fall sein kann, wenn man ohne nachzuregeln zwischen den Soundmodes wechselt und betont höhenreiche Clean-Einstellungen gewählt hat. Jedenfalls können durch Nachführen der Klangregelung vollkommen ausgewogene Distortion-Sounds erreicht werden. Dass die in Charakter und Qualität nicht annähernd an das Sound-Vermögen eines wertigen Röhren-Amps herankommen, versteht sich von selbst.
Der Echoeffekt, der sich breitbandig präsentiert, viel in erfreulich hoher Qualität kann, von kurzen „Badezimmer-Delays“ bis zu „Ruf-in-den-Alpen-Reflexionen“, mag im ersten Moment recht laut dosiert wirken, wenn man den HT-Echo 15 solo für sich hört. Ist der Sound in ein Playback eingebettet, passt das FX-Gemisch aber. Insofern steigert er nachhaltig den Praxiswert des kleinen Combos. Den Line In dagegen kann man nicht als Extra werten; so ein Anschluss ist bei einem Practice-Amp ein Muss. Wie auch der Kopfhörerausgang, zum umweltschonenden Shredden (Speaker werden bei Belegung stumm gestellt). Aber Achtung: Man verwende bevorzugt Kopf-/Ohrhörer mit niedriger Impedanz – bei 600 Ohm z. B. ist die effektive Lautstärke sehr gering. Der Klang des Phones-Ausgangs ist passabel. Damit kann man auch in der Recording-Anwendung ansprechende Ergebnisse erzielen.
resümee
Ganz klar, kompakte Practice-Amps aus dem Budget-Segment werden nie tolle Tonmaschinen sein. Aber sie können durchaus gefällig klingen und Spaß bereiten. So wie es der HT-Echo 15 vormacht. Neben einer respektablen Klangfülle hat er drei dicke Trümpfe in der Hand: Eine gute Klangregelung, zwei Gain-/Sound-Ebenen und die wohlklingende Echo-Sektion. Dass die Verzerrungen bei Akkorden schwächeln, stellt allerdings ein unschönes Minus dar. Angesichts der anderweitigen Qualitäten darf man trotzdem mit dem Preis-/Leistungsverhältnis mehr als zufrieden sein. Nicht vergessen, wir reden von € 100! Dafür ist das Paket wirklich großzügig geschnürt.
Hinweise zu den Soundfiles:
Für die Aufnahmen kam ein C414 von AKG zum Einsatz, platziert oberhalb des kleinen 2×3“ Combos, um den realen Raumklang einzufangen.
Die Clips wurden pur, ohne Kompressor und EQ-Bearbeitung über das Audio-Interface Pro-24DSP von Focusrite in Logic Pro eingespielt und gemastert.
Die Instrumente sind eine Fender-CS-Relic-Strat-1956 (m. JB-Humbucker v. Seymour Duncan am Steg) und eine Steinberger GL4-T.
Die Soundfiles sprechen für sich. Die Clips 6 bis 8 stellen den interierten Echoeffekt des LT-Echo 15 vor.
Im Clip 9 hören wir mein Referenz-Riff“ (RefRiff), das ich mit jedem Test-Amp/-Distortion-Pedal einspiele, damit man den Charakter der von uns getesteten Produkte quasi auf einer neutralen Ebene vergleichen kann.
Ich wünsche viel Vergnügen, und…, wenn möglich, bitte laut anhören, über anständige Boxen, nicht Kopfhörer! ;-).
Fragen, Anregungen und ja, auch Kritik sind wie stets willkommen. Nachrichten bitte an frag.ebo@gitarrebass.de. Es klappt nicht immer, aber ich werde mich bemühen möglichst kurzfristig zu antworten.
Duesenberg stellt ein neues Straplock-System namens Drop Stop vor. Über einen Mechanismus haken sich die am Gurt verschraubten Drop Stops an den Gurtpins des Instruments ein und werden dort fixiert. Dadurch wird der Gurt dauerhaft vorm Abrutschen geschützt und das Instrument bleibt auch bei wilderen Bühneneinsätzen sicher.
Dank des kleinen Durchmessers können die Drop Stops auch mit Gurten mit engen Löchern verwendet werden. Das Drop-Stop-System ist ohne Modifikationen mit Duesenberg Gurtpins kompatibel. Für alle anderen Instrumente werden zwei passende Gurtpins inkl. Holzschrauben mitgeliefert. Ein Set besteht also aus zwei Duesenberg Drop Stop, zwei kompatible Gurtpins, zwei Holzschrauben und kommt in den Ausführungen Schwarz, Gold und Nickel.
Das Drop Stop System ist im Musikalienhandel und im Duesenberg Webshop (www.duesenberg.de) erhältlich.
KALA „Learn to Play Ukulele Color Chord“ Starter Kit
Mit diesem Starter Kit bietet KALA Einsteigern ein Rundum-sorglos-Paket. Im Set enthalten ist eine mattschwarze Sopran-Ukulele aus Wasser- und Feuchtigkeitsresistentem ABS-Composite-Material mit farblichen Chordmarkierungen auf dem Griffbrett. Außerdem dabei sind eine Tragetasche, ein Quick Start Booklet und eine App inkl. Stimmfunktion und Online-Lessons.
Lieferbar ab Ende Mai zu einem UVP von ca. € 59.
Neue KALA Solid Acacia Ukulelen-Modelle
Die Ukulelen aus dieser Serie verfügen über einen Korpus, dessen Decke, Boden und Seitenteile komplett aus massivem Acacia-Holz, das dem Koa-Holz recht ähnlich ist, gefertigt werden.
Folgende Modelle erweitern 2018 die KALA Solid Acacia Ukulelen Serie:
• KALA All Solid Acacia Concert Ukulele UVP: ca. € 529
• KALA All Solid Acacia Concert Ukulele w/EQ UVP: ca. € 588
• KALA All Solid Acacia Tenor Ukulele UVP: ca. € 561
• KALA All Solid Acacia Tenor w/EQ UVP: ca. € 632
• KALA All Solid Acacia Tenor Cutaway w/EQ UVP: ca. € 670
• KALA Solid Acacia Tenor 6-String UVP: ca. € 626
• KALA Solid Acacia Tenor 8-String UVP: ca. € 642
• KALA All Solid Acacia Baritone Ukulele UVP: ca. € 588,
Alle oben aufgeführten Modelle werden inklusive Case geliefert.
Lieferbar ab ca. Mitte Juli.
KALA Special Models nun mit Pau Ferro statt mit Rosewood
Bei den Modellen Solid Spruce Tri-Back Tenor Ukulele und Solid Spruce Scallop Tenor Ukulele (mit Scallop Cutaway) kommt ab diesem Jahr Pau Ferro statt Rosewood zum Einsatz.
UVP für die Solid Spruce Tri-Back Tenor Ukulele (inkl. Case): ca. € 527
Lieferbar ab ca. Mitte Juli.
UVP für die Solid Spruce Scallop Tenor Ukulele, mit Scallop Cutaway (inkl. Case): ca. € 559
Ab sofort lieferbar.
Das Mooer Micro Preamp 014 Taxidea Taxus basiert auf einem wahren Klassiker der Moderne und soll eine breite Palette an Klangmöglichkeiten zwischen Blues-Sounds und Vintage-High-Gain-Sounds liefern.
Lieferbar ab sofort zu einem UVP von ca. € 106.
Mooer Micro Preamp 015 Brown Sound
Das Brown Sound taucht in die 90er Jahre ein und stellt klanglich alle Nuancen eines der legendärsten Verstärker der Gitarrengeschichte dar. Modelliert wurde die ursprüngliche MKI-Version.
Lieferbar ab sofort zu einem UVP von ca. € 106.
Mooer Groove Loop – Drum Machine & Looper Pedal
Beim Groove Loop handelt es sich um eine Kombination zweier Pedals in einem Gerät. An Bord sind der Micro Looper und der Micro Drummer, die gleichzeitig oder unabhängig voneinander genutzt werden können. Bei gleichzeitiger Verwendung wird der Looper automatisch synchronisiert und hält sich an den gewählten Drum-Groove. Außerdem verfügen beide Funktionen über einen eigenen Level-Regler.
Das Mooer Groove Loop ist ab Ende Mai zu einem UVP von ca. € 118 lieferbar.
Mooer Mod Factory MKII – Multi Modulation Pedal
Das Mod Factory MKII enthält 11 Algorithmen aus dem Mooer Mod Factory PRO Pedal. An Bord sind neben Chorus, Flanger, Tremolo und Phaser auch ein neuer Low-Bit-Effekt und ein Ringmodulator. Die Nebengeräusche wurden gegenüber dem Original stark minimiert. Das Mod Factory MKII verfügt auch über eine Option für serielles / paralleles Routing. Dies liefert effektiv zwei sehr unterschiedliche Effekt-Sounds zu jedem Modulationstyp.
Ab sofort zu einem UVP von ca. € 105 lieferbar.
Mooer SC-200 – Pedal Bag für das GE200 Ampmodeling- und Multieffektpedal
Dieser praktische Gigbag für das Mooer GE 200 Ampmodeling- und Multieffekt-Pedal verfügt über ein robustes Oberflächenmaterial (schwarz), ein schwarzes Innenfutter und eine eingepasste Kunststoff-Einlage.
Auch wir lieben den Gibson P-90, einen der ganz großen Pickup-Klassiker der Geschichte. Und zwar so sehr, dass wir einen großen Vergleichstest geschrieben haben, in dem P-90-Versionen von Barfuss, DiMarzio, Fralin, Gibson, Good Tone, Häussel, Kloppmann, Kluson, LeoSounds, Lollar, MEC, Rio Grande, Rockinger, Seymour Duncan, Seymour Duncan Antiquity, Saitenreiter, Tesla und Tonerider gegeneinander angetreten sind. Es wurden Messungen durchgeführt und Sound-Files erstellt, um genau ermitteln zu können, welcher Pickup den klassischen P-90-Sound am besten rüber bringt. Diesen Artikel, nicht weniger als 15 Seiten lang, findet Ihr samt der Sound-Files hier!
Natürlich gibt es jede Menge Musiker, die der speziellen Magie des P-90s verfallen waren oder sind. Es folgt eine frei zusammengestellte Liste von Musikern und ihren Gitarren, die den P-90-Sound in die Welt getragen haben.
NEIL YOUNG
Neben seiner 53er Gibson Les Paul „Old Black“, die einen P-90 am Hals und einen Firebird-Mini-Humbucker am Steg hat, spielt Young auch öfters eine 53er Les Paul Goldtop, die noch ihre Originalbestückung mit zwei P-90s hat. Bestes Soundbeispiel ist die CD ‚Greendale‘, die Young komplett nur mit dem Hals-Pickup und – ungewöhnlich für ihn – nahezu ohne Effekte eingespielt hat. Ein Paradebeispiel für einen knochentrockenen, hölzernen P-90-Vintage-Ton!
DANIEL LANOIS
Der Produzent, der u. a. auch ein Album für Neil Young produzierte, wird so gut wie nie ohne seine 53er Gibson Les Paul Goldtop gesehen.
Daniel Lanois und seine Band Black Dub mit Sängerin Trixie Whitley. Sehr empfehlenswert!
LES PAUL UND WES MONTGOMERY
Diese beiden Größen benutzten natürlich in den 1950er Jahren P-90-Pickups, denn da gab es noch keine Alternativen. Während Montgomery auch später noch oft im Gegensatz zu seinen meisten Jazz-Kollegen bei diesem Pickup-Typ blieb, schwenkte der Elektronik-Tüftler Les Paul zu selbst entwickelten niederohmigen Humbucker-Typen um.
Les Paul mit seinen niederohmigen, ultra-clean klingenden Pickups. Sehr schöner Clip aus einer TV-Sendung, in der der Moderator noch rauchen durfte!
DAVID GILMOUR
Der Gitarrist von Pink Floyd, normalerweise einer der bekanntesten Fender-Strat-Spieler, hat das Solo von ‚Another Brick in the Wall‘ mit einer Les Paul Goldtop mit P-90s gespielt.
Hier erzählt David Gilmour über das Solo in „Another Brick in the Wall“
Das Solo – live!
BEATLES
Die Musik der Beatles ist ohne die Epiphone Casino mit P-90-Bestückung nicht vorstellbar. Etwa ab dem Album ‚Revolver‘ wurden diese Gitarren von John Lennon, George Harrisson und Paul McCartney gleichermaßen eingesetzt.
Beatles over Germany, 1966 – mit P-90s an Bord.
LESLIE WEST
Der schwergewichtige Gitarrist und Mastermind von Mountain, zeigte auf beeindruckende Weise, dass sich auch auf einer Les Paul Jr. mit einem exzellenten Ton rocken lässt.
Seltener Clip vom Woodstock-Festival – dicker Mann, kleine Gitarre, P-90, großer Sound.
Nur weil er hier so toll spielt – Leslie West ohne P-90 genauso großartig.
ROBBIE KRIEGER
Der Gitarrist von The Doors spielte meistens eine Gibson SG Special und eine SG Standard.
The Doors – live at the Hollywood Bowl 1968
TONY IOMMI
Der britische Gitarrist benutzte auf den ersten fünf oder sechs Black-Sabbath-Alben eine 65er Gibson SG Special mit einem P-90 am Steg und einem John-Birch- Pickup am Hals.
Black Sabbath – War Pigs, 1970 in Paris aufgezeichnet.
BOB MARLEY
Der Reggae-Man spielte gerne Les Paul Specials und bekam posthum von Gibson ein Signature-Modell.
Bob Marley & the Wailers – ein komplettes Live-Konzert von 1980 in Dortmund.
BILLIE JOE ARMSTRONG
Der Gitarrist von Green Day spielt verschiedene Les Paul Juniors mit einem P-90, seine Signature-Gitarre hat einen speziellen P-90-Typ, der H90 heißt.
Ganz viel Gibson + P-90 in diesem Green-Day-Konzert von 2009.
MIKE MCGREADY
Der Pearl-Jam-Gitarrist wurde oft mit einer Gibson SG Junior und verschiedenen Les Paul Specials in der Doublecut-Version gesichtet.
Hier erzählt Mike McGready von seinen 1959er Gitarren, darunter eine Gibson Les Paul Special.
MICK JONES
The Clash-Gitarrists Lieblingsgitarre war eine Gibson Les Paul Junior Doublecut.
The Clash – live in Tokyo, 1982
CARLOS SANTANA
Der Humbucker-Gitarrist spielte seine ersten Alben und auch den legendären Woodstock-Auftritt mit Les Paul und SG Specials ein.
‚Soul Sacrifice’ – die legendäre Woodstock-Version. Mit SG Special.
SOCIAL DISTORTION
Mike Ness von Social Distortion und seine Lieblingsgitarre, eine 1976er Gibson Les Paul Deluxe mit P-90s, sind ein unzertrennliches Paar. Auch der zweite Gitarrist der Band, Jonny Wickersham, favorisiert eine Les Paul Goldtop mit P-90s.
2011 – Rock am Ring – Social Distortion mit zwei P-90-Les-Pauls.
PETE ANDERSON UND GEORGE THOROGOOD
Pete Anderson und George Thorogood verbinden den holzigen Sound von P-90s mit dem knöchernen Ton dicker Archtops. Während Anderson mittlerweile seine Reverend Signature spielt, ist Thorogood fest mit seinen diversen Gibson ES-125 liiert.
Auch Andersons Signature-Gitarre, die Reverend PA-1, trägt P-90s.
‚Bad to the Bone’ – der unvergleichliche George Thorogood 2013 in Montreux.
MIKE BLOOMFIELD
Als Gitarrist der Paul Butterfield Blues Band spielte der große Mike Bloomfield eine 1954er Gibson Les Paul.
Die Mike-Bloomfield-Story, Teil I
MIKE OLDFIELD
Klangzauberer Mike Oldfield spielte gerne die einfachste E-Gitarre, die es gibt: Gibson SG Junior mit einem P-90.
‚Tubular Bells’ in einer 1981er Version aus Montreux.
MIKE CAMPBELL
Der Gitarrist von Tom Petty & the Heartbreakers spielte von 1975 bis 1987 eine 1955er Les Paul Goldtop, und später neben seinen vielen anderen Gitarren auch eine SG Special.
Hier die P-90-Goldtop von Mike Campbell bei ‚The Refugee’.
SEAN COSTELLO
Der zu Recht hoch gelobte und leider viel zu früh verstorbene Soul- & Blues-Musiker spielte vorwiegend eine 53er Les Paul Goldtop.
Beeindruckend! Typischer kann eine Les Paul mit P-90 nicht klingen!
EDDIE COCHRAN
Cochran bestückte seine Gretsch 6120 in der Halsposition mit einem P-90. Gretsch bietet eine baugleiche Gitarre heute als Eddie- Cochran-Tribute-Modell an.
Einmal Hit, immer Hit: Summertime Blues
JOHN FOGERTY
Der Gitarrist und Shouter von Creedence Clearwater Revival, spielt gerne eine Les Paul Goldtop mit P-90s, ebenso wie „Blind Owl“ Alan Wilson von Canned Heat und Jeff Lynne (ELO, Travelling Wilburys etc.).
Eine Stunde John Fogerty live von 2007 – darunter einige Minuten mit seiner Goldtop… (ab. ca. 10:00 min)
Canned Heat bei einem Auftritt im Beat Club von 1968
CHRIS SPEDDING
Spedding spielt neben seiner Flying V gerne eine Gibson Les Paul Jr.
Clip aus dem New Yorker Bottomline aus 1992
TROY VAN LEEUWEN
Der Gitarrist von Queens of the Stone Age ließ seine Yamaha-Signature-Gitarre SA502 TVL gleich mit drei P-90s bestücken und wird auch mit einer Yamaha AES1500 gesehen, die zwei Soapbars trägt.
Konzert der Queen of the Stone Age von 2013.
RICK VITO
Bei Fleetwood Mac und in seinen Solo-Konzerten wird Vito oft mit einer Reverend Slingshot gesehen, darunter eine Custom-Version mit drei P-90s.
Slide-Gitarre lernen mit Rick Vito? Bitteschön!
GEORDIE WALKER
Killing Joke´s Walker ist für seine Gibson ES-295 bekannt, die natürlich mit zwei P-90s bestückt ist.
Les Pauls aus ihren drei Jahrgängen, von links: 1958, 1959 und 1960°
In diesem Artikel widmen wir uns voll und ganz der Gibson Les Paul! Hier erfährst du alles über die Geschichte und Entstehung der Les Paul, über die verschiedenen Modellreihen, den Gebrauchtwert von Gibson-Gitarren sowie alles zum Thema Gibson-Seriennummern.
Die Entstehung der Gibson Les Paul: Modell mit Geburtsfehler
„Sie werden überrascht sein, aber ich bin keine Gitarre.“ So pflegte der Gitarrist Les Paul sein Publikum zu begrüßen, wenn er einmal in der Woche ein Konzert in einem New Yorker Club gab. Da war er schon über 90 Jahre alt. Bis kurz vor seinem Tod 2009 trat er im Iridium regelmäßig auf. Im Sommer 2015 wäre Les Paul 100 Jahre alt geworden – eine Legende war er schon zu Lebzeiten, einerseits wegen seiner Musik, andererseits wegen der Gitarren, die seinen Namen tragen: Der Gibson Les Paul.
Les Pauls musikalische Karriere hatte ihren Höhepunkt vor über 60 Jahren. Mit dem rasanten Erfolg des Rock & Roll begann sein Stern als Amerikas bekanntester Gitarrist und Entertainer zu sinken. Beinahe zeitgleich begann der Siegeszug eines Gitarrentyps, den Gibson mit dem Schriftzug „Les Paul Model“ auf der Kopfplatte auf den Markt gebracht hatte. Der Gitarrist Les Paul hatte bereits in den 1940er-Jahren Experimente mit seinen Instrumenten gemacht. Er wollte perfektere Gitarren, also baute er massive Mittelsegmente in Jazz-Gitarren oder Korpusse aus massivem Aluminium – immer mit dem Ziel, den Klang und das Sustain zu verbessern und gleichzeitig die Anfälligkeit für Rückkopplungen zu reduzieren.
Gibson Les Paul? Gibson war skeptisch!
Die Manager bei Gibson, mit denen Les Paul über das Konzept mehrfach geredet hatte, waren alles andere als begeistert. Gitarren mit massivem Korpus passten nicht ins Konzept des Marktführers, der – nach eigener Überzeugung – seit Beginn des Jahrhunderts die besten Instrumente der Welt baute. Mandolinen, Banjos, Western- oder Jazz-Gitarren, gern auch mit Tonabnehmer, das war Gibsons Universum. Allerdings nur bis zum Beginn der 50er-Jahre, als ein Elektriker aus Kalifornien radikale Ideen entwickelt hatte: Leo Fenders neuartige Broadcaster/Telecaster war quasi aus dem Stand ein Renner geworden. Musiker aus Country & Western, damals die dominante Stilrichtung, rissen sich um die Planken aus Fullerton.
Nun konnte Gibson das Thema nicht mehr ignorieren. In mehr oder weniger enger Zusammenarbeit mit Les Paul wurde ein Solid-Body-Modell entwickelt, das Fender Paroli bieten sollte. Das Ganze ging offenbar recht schnell, und welche Rolle Les Paul überhaupt in diesem Prozess gespielt hat, wird seit mindestens 50 Jahren kontrovers diskutiert. Angeblich war der spezielle Steg/Saitenhalter des Gibson Les Paul Les Pauls Idee. Wie gesagt, alles musste sehr schnell gehen und deshalb reiste ein Gibson-Chef, McCarty, Les Paul zu einem Auftrittsort hinterher, um ihm den Prototyp zu zeigen und den Vertrag mit ihm auszuhandeln.
Ob jener Prototyp exakt den späteren Serienmodellen der Gibson Les Paul entsprach, darf leise angezweifelt werden. Jedenfalls war Les Paul einverstanden, seinen Namen für die neue Gitarre zur Verfügung zu stellen, gegen Tantiemen von jedem verkauften Exemplar, versteht sich. Richtig mutig war Gibson anfangs immer noch nicht, denn ursprünglich sollte nur „Les Paul Model“ auf der Kopfplatte stehen, aber nicht „Gibson“.
Der Teufel steckt im Detail
Als die Gitarre schließlich Mitte 1952 auf den Markt kam, stand aber doch Gibson auf der Kopfplatte. Das Instrument war im Design schlicht aber elegant, eigentlich sah die Gibson Les Paul aus wie eine geschrumpfte Jazz-Gitarre ohne F-Löcher. Und sie war auf der Decke golden lackiert, damit sie edler aussah und klar von der billig wirkenden Telecaster in badezimmerblond zu unterscheiden war. Nur eine Seriennummer bekamen die frühen Exemplare kurioserweise nicht.
Der Erfinder: Les Paul
Technisch war bei der Gibson Les Paul nicht viel Neues im Angebot: Die Les Paul bekam zwei Tonabnehmer, Modell P 90, denn etwas anderes gab es damals bei Gibson nicht. Neu war lediglich die cremefarbene Abdeckung ohne die „Befestigungs-Ohren“. Dazu vier Regler, ein Schalter – mehr braucht eine erwachsene Gitarre auch nicht. Tja, aber die trapezförmige Kombination aus Steg und Saitenhalter: Was war da passiert? Die Saiten liefen unter dem Steg durch in Richtung Griffbrett.
Der Spieler hat mit der rechten Hand keinen Kontakt zur Saite. Klar, er kann den Handballen auflegen, aber Abdämpfen geht nicht. Obwohl es angeblich Les Pauls Idee war, Steg und Saitenhalter so zu konstruieren, konnte er mit dieser Ausführung nicht einverstanden gewesen sein. Saitendämpfung mit der rechten Hand war ein essentieller Bestandteil seiner Musik, so aber nicht möglich. Gibson-Boss Ted McCarty und Les Paul haben sich hinterher jahrzehntelang gegenseitig die Schuld an dieser Fehlkonstruktion gegeben. Klären ließ sich das nie. Jedenfalls hatte Gibson wahrscheinlich einen schlichten, aber gravierenden Fehler in der Konstruktion gemacht: Der Halswinkel war zu gering, zu flach. So konnten die Saiten gar nicht über den Steg geführt werden.
Les Paul spielte natürlich fortan das nach ihm benannte Modell, allerdings baute er, der alte Bastler, seine Gitarren immer wieder um. Sie bekamen getrennte Stege und Saitenhalter, die Klinkenbuchse wurde auch schon mal auf die Decke verlegt, auch diverse Vibrato-Hebel kamen zum Einsatz.
Nach etwas mehr als einem Jahr wurde der Fehler korrigiert. Die Instrumente bekamen einen steileren Halswinkel und das etwas klobige Trapez wurde durch einen einteiligen Steg/Saitenhalter ersetzt, der mit Bolzen im Korpus verankert war. Jetzt war das Gibson Les Paul Modell nahezu perfekt, ein paar Details wurden in den folgenden Jahren allerdings noch modifiziert.
Autor: Carlo May
Gibson Les Paul Modelle & Testberichte
Über die Jahre hat Gibson unzählige Varianten seines Les-Paul-Klassikers präsentiert, darunter Special Editions, Limited Runs und etliche Sondermodelle aus dem Custom Shop. Bei so viel Auswahl ist es natürlich fast unmöglich den Überblick zu behalten – kennen sollte man allerdings die vier wichtigsten Les-Paul-Serien, die so ziemlich allen Modellen zugrunde liegen:
1. Gibson Les Paul Standard
Die Gibson Les Paul Standard geht im Wesentlichen auf das ikonische 1958er-Modell zurück. Der Mahagoni-Korpus ist massiv und mit einer dicken Ahorndecke verleimt, auf dem kräftigen Mahagonihals sitzt ein Palisander-Griffbrett (früher Rio-Palisander) und als Tonabnehmer kommen zwei mit Chrome-Kappen versehene Humbucker-Pickups zum Einsatz. Weitere Merkmale sind die einfachen Korpus- und Hals-Bindings sowie die großen Perloid-Griffbretteinlagen im Trapez-Design, die Hardware ist beim Standard-Modell außerdem verchromt.
Mittlerweile ist der Korpus der Standard gechambert, also mit Ausfräsungen im Korpus versehen, die Gewicht einsparen und laut Gibson auch den Ton verbessern sollen. Die handverlötete Elektronik ist in diesem Zuge einer Platine gewichen, auf der Potis und andere Bauteile fest verbaut sind – sicherlich nicht die servicefreundlichste Lösung. Zuletzt hat sich auch das Halsprofil über die Jahre deutlich von dem des 1958er-Modells entfernt.
Testberichte zur Gibson Les Paul Standard findest du hier:
Die Gibson Les Paul Custom ist in Sachen Konstruktion eng mit dem Standard-Modell verwand, wirkt jedoch optisch insgesamt etwas aufwendiger und edler. Das Umlaufende Binding ist mehrlagig ausgeführt und umfasst bei diesem Modell auch die Korpusrückseite. Auf der Kopfplatte sitzt mittig das markante Split-Diamond-Inlay, die Griffbretteinlagen sind hier außerdem aus Perlmutt. Zur Grundausstattung der Gibson Les Paul Custom gehört auch vergoldete Hardware, als Griffbrett-Material wird meist Ebenholz verwendet.
Die Custom war früher das unangefochtene Top-Modell im Les-Paul-Line-Up und daher nicht selten auch mit zusätzlichen Ausstattungsdetails wie einem dritten Humbucker, oder einem Bigsby-Vibrato erhältlich. Anders als bei der Standard gibt es außerdem auch Les-Paul-Custom-Modelle mit Ahornhälsen und Voll-Mahagoni-Bodies (ohne Ahorndecke).
Einen Testbericht zur Gibson Les Paul Custom findest du hier:
Die Gibson Les Paul Studio wurde 1983 eingeführt und ist optisch einfacher und schlichter gehalten als das Standard-Modell. Die Hölzer sind hier weniger spektakulär gemasert, auf Hals- und Korpus-Bindings wird verzichtet. Das Gibson-Logo auf der Kopfplatte ist nur aufgedruckt und nicht als Inlay eingelassen. Anstelle der Trapez-Griffbretteinlagen findet man bei einigen Studio-Modellen dezente Perloid-Punkte.
Der Name Studio spielt auf Tonstudio-Situationen an, wo außer dem Produzenten/Toningenieur kein Publikum anwesend ist, das man mit einer eindrucksvollen Optik beeindrucken müsste. Wie bei vielen anderen Gibson-Linien hat die Studio über die Jahre immer wieder Veränderungen erfahren, darunter wechselnde Inlays (Trapez/Punkte), Body-Konstruktionen (gekammert/massiv, mehrteilig/einteilig) und Griffbrett-Materialien (Palisander/Ebenholz/Ahorn).
Einen Testbericht zur Gibson Les Paul Studio findest du hier:
Die Gibson Les Paul Traditional gleicht in den meisten Konstruktions- und Ausstattungs-Details der Standard verfügt jedoch über einen weniger stark gekammerten und 5 mm stärkeren (im Vergleich zur aktuellen Standard/Studio) Korpus. Auch ist die Dichte des verwendeten Korpus-Holzes geringer, was die Gitarre resonanter und leichter macht. In der Gibson Les Paul Traditional kommen außerdem die etwas klassischeren und im Vergleich zum Burstbucker Pro weniger aggressiven 57-Classic-Pickups zum Einsatz.
Einen Testbericht zur Gibson Les Paul Traditional findest du hier:
Trotz dieser groben Serien-Übersicht gilt bei allen Les-Paul-Modellen: Ausnahmen bestätigen die Regel! Über die Jahre wurden immer wieder Konstruktionsdetails geändert und spätestens mit der Robo-Mechanik-Ausstattung und den wilden 2015er-Modellen dürfte auch dem Letzten klar geworden sein, dass Gibson eine sehr experimentierfreudige Firma ist, bei der die einzelnen Modelle nicht lange im Katalog bleiben.
Autor: Stefan Braunschmidt
Gibson Les Paul gebraucht kaufen: Gibson Gitarren & ihr Wert
Sind Gibson Gitarren und speziell der Gibson-Klassiker Les Paul eigentlich ein „great investment“? So betiteln in den USA zumindest Händler gern die Instrumente in ihren Anzeigen. Und die USA sind immer noch der größte Markt, wenn es um alte, gebrauchte, so genannte Vintage-Instruments geht.
Die Händler wollen ihren Kunden suggerieren, dass man mit dem Kauf älterer Gitarren Geld anlegen und ähnlich wie mit Wertpapieren gute Renditen machen kann. Was der Kunde genau wie bei Aktien bedenken sollte: Es ist vollkommener Unsinn zu kaufen, wenn die Kurse/Preise auf dem Höchststand sind. Und die Preise sind, anders als bei vielen Aktien, bei einigen Gibson Modellen im Moment auf dem Höchststand.
Für einige ausgesuchte Gibson-Instrumente, wohlgemerkt aus der Serienfertigung, muss man seit Jahren auf dem Vintage-Markt enorme Summen anlegen, und ein Ende der Preisspirale ist kaum in Sicht. Aber so eindimensional ist das Geschäft (leider) nicht. Schwankungen (und da zeigt sich wieder die Analogie zur Börse) sind normal.
Mitte der 90er Jahre bot ein bekannter Händler in Nashville eine Gibson Flying V zum Kauf an. Das besondere an diesem Exemplar: Es war 1957 gebaut worden und somit ein Vorserienmodell, bzw. Prototyp. Entsprechend hoch war der Kaufpreis angesetzt worden. $ 150.000 sollte der interessierte Käufer zahlen. Monatelang hielt sich das Interesse in sehr engen Grenzen und plötzlich stand auf dem Preisschild nur noch $ 100.000.
Aus heutiger Sicht immer noch viel zu viel. Mittlerweile kann man in Michigan einen weiteren Flying-V-Prototyp erwerben und hier ist der Preis im Laufe der Zeit auf $ 50.000 gesunken. Exemplare aus 1958/59 gibt es inzwischen schon für $ 40.000 und weniger. Natürlich ist das ein extremes Beispiel, aber es zeigt, dass sich die Preisspirale nicht endlos drehen lässt. Bei anderen Gibson-Gitarren ist die Tendenz umgekehrt.
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Kult: Gibson Les Paul Standards
Seit einigen Jahren sind Les Paul Standards aus den Jahren 1958 bis 1960 der Renner – mit entsprechenden Kursen. Eine originale Standard in Sunburst, möglichst eine 59er, gut erhalten und vielleicht sogar noch mit auffälliger Deckenmaserung kostet heute schon mal je nach Zustand, “Flame”-Charakter, Historie und einigen anderen Faktoren ab $ 150.000 aufwärts – und teilweise deutlich aufwärts.
Ähnliches berichtete auch der Anruf eines befreundeten Gitarren-Händlers, der mir einmal vor Jahren erzählte, dass er (Dank zweimaliger Retour-Inzahlungnahmen) zum dritten Mal die gleiche Gitarre, eine Les Paul Standard von 1958, verkauft habe – jeweils mit einem Preisaufschlag um das Doppelte: DM 15.000, DM 30.000 und dann knapp € 30.000. Und das innerhalb eines Zeitraums von etwa fünf bis sechs Jahren! Und heute – ca. 10 Jahre später – dürfte diese Gitarre gut das Doppelte ihres letzten DM-Wertes in Euro kosten.
Die gute Nachricht: Dank der hohen Preise entschließen sich viele Besitzer nun zum Verkauf und der Markt ist gut bestückt. Die schlechte Nachricht: Die Zahl der Fälschungen nimmt drastisch zu und der beliebte Händler-Slogan „aged by Tom Murphy“ führt manch dubiosen Zeitgenossen in Versuchung, Etikettenschwindel zu probieren. Wer nicht in der Lage ist – und wer ist das schon? –, diese hohen Summen für eine echte 58er, 59er oder 60er Les Paul zu zahlen, kann immer noch mit den ohne Widerspruch sehr guten Reissue-Gitarren vorlieb nehmen, die um ein Vielfaches günstiger sind und einige der wenigen Modelle sind, die im Laufe der Zeit nicht drastisch an Wert verlieren, guter Originalzustand voraus gesetzt. Bei diesen speziellen Les-Paul-Modellen, aber auch bei ES-335-Gitarren aus dem gleichen Zeitraum und einigen richtig alten Jazz-Gitarren übersteigen die Preise für alte Originale die der neuen Replikas aus dem Custom Shop bei weitem.
Doch alte SGs, Firebirds und auch Les Pauls aus den „nichtheiligen“ Jahrgängen sind nicht zwangsläufig teurer als neue Custom-Shop-Reissues. Ein Beispiel: Eine originale 52er oder 53er Les Paul Goldtop kostet in gutem Zustand in den USA derzeit ca. € 5000. Eine neue ist für nahezu den gleichen Preis erhältlich (€ 4.990), und wenn es eine neue in der „Aged“-Version sein soll, müssen € 7990 den Besitzer wechseln. Noch vor zehn Jahren waren akustische FlatTops von Gibson aus den 30er, 40er oder 50er Jahren günstig zu bekommen. Dann erschien ein Buch, das erläuterte, welch überragende Qualität diese Gitarren hatten. Die Autoren hatten Recht, Gibson-Flat-Tops aus jenen Dekaden gehören zum Besten, was je gebaut wurde. Die Nachfrage stieg, plötzlich waren die Instrumente des Mitbewerbers Martin aus Nazareth/Pennsylvania nicht mehr das Maß aller Dinge, und der Markt reagierte wie erwartet – die Preise stiegen stetig und steigen gegenwärtig weiter.
Bei Arch-Tops von Gibson hingegen stagniert die Tendenz. Nach gesunden Steigerungsraten zu Beginn der 90er Jahre haben sich die Preise auf einem hohen Level eingependelt – selbst für Spitzenexemplare.
Was soll man also kaufen, wenn man als Sammler sein Geld gut anlegen will?
Es hilft nichts, es ist abermals wie an der Börse: Eindeutige Tipps gibt es eigentlich nicht. Bei akustischen Gibsons findet man die begehrtesten Modelle aus den Baujahren zwischen 1922 und etwa 1960. Bei elektrischen kategorisieren die Experten die goldene Ära zwischen 1952 und 1965, mit eindeutigem Schwerpunkt auf dem Zeitpunkt zwischen 1958 und 1960. Für Instrumente aus diesen Zeiträumen werden die höchsten Preise verlangt und eigentlich sollte man jetzt vom Kauf abraten, es sei denn, man hat wirklich zu viel Geld.
Elektrische wie auch akustische Gitarren aus den 80er Jahren haben gegenwärtig einen relativ geringen Wert. Natürlich kann man sie kaufen, um ein gutes Instrument zum Spielen zu erwerben. Mit wahrnehmbarer Wertsteigerung sollte man aber lieber nicht rechnen. Und was ist mit den limitierten Editionen und Sondermodellen, die der Gibson Custom-Shop seit einigen Jahren in steigender Anzahl herstellt? Man erwirbt damit ein Instrument, das ohne jeden Zweifel allererste Spitzenqualität bietet. Allerdings sind die Neupreise in der Regel schon sehr hoch.
Ob sich der Anschaffungspreis beim Wieder-Verkauf erzielen lässt, oder ob Custom-Shop-Editionen im Laufe der Zeit sogar im Wert noch steigen, ist gegenwärtig noch nicht wirklich bewiesen. Wobei zu erwarten ist, dass sich bei den Custom-Shop-Modellen genau das wiederholt, was sich in der normalen Serienfertigung dieses Herstellers abgespielt hat: Die Gibson Les Paul Reissues der 59er Standard werden am ehesten ihren Wert halten, bzw. ihn eventuell noch steigern können als die Repliken z. B. einer SG Standard, oder einer Firebird IV.
Die Faustregel
Es gibt eine Faustregel, die besagt, dass „normale“ Gitarren, also keine Vintage- oder Sammler-Objekte, in gebrauchtem, gutem Originalzustand etwa die Hälfte des aktuellen Neupreises wert sind. Und wenn man sich die heutigen Verhältnisse auf dem Neu- und dem Gebrauchtmarkt ansieht, mag diese Tendenz stimmen.
Eine gebrauchte „normale“ Gibson Les Paul Standard wird mit ca. € 2.000 gehandelt – und das entspricht in der Tat etwa der Hälfte des derzeitigen Neupreises. Dies liegt natürlich auch daran, dass der Neupreis aufgrund von Währungsdifferenzen und Gibsons Preispolitik recht hoch ist. Hat also Gitarrist sich vor 20 Jahren eine neue Gibson Les Paul geleistet, und damals ging dies für etwa DM 2.500, hat er nominell tatsächlich keinen Verlust gemacht, wenn er sie heute auf dem Gebrauchtmarkt verkauft.
Allerdings darf bei dieser Rechnung nicht vergessen werden, dass die Kaufkraft von damals der heutigen längst nicht mehr entspricht und oben aufgemachte Rechnung eher die eines Milchmädchens ist. Dennoch: Wer sich heute eine neue Gibson-Gitarre kauft und wem wichtig ist, dass sie ihren Wert über die Jahre erhalten soll, muss sich auf bekannte Modelle wie Les Paul und ES-335 spezialisieren – und gleichzeitig hoffen, dass die Gibson-Neupreise weiter steigen.
Eine gute Nachricht gibt es dennoch: Wer Lust auf und Geld für alte Gibson-Instrumente hat, sollte sich in Deutschland oder den Nachbarländern umsehen. Hier liegen die Preise seit Jahren unter dem amerikanischen Niveau, wenn auch die Auswahl in den USA immer noch wesentlich größer ist.
Was früher kein Problem war, vom USA-Trip eine alte Gibson mitzubringen, funktioniert heute kaum noch. Der Dollarkurs, aber auch die Preise in den Staaten sind zu hoch. Also, wer eine Gibson mit Vintage-Aura sucht, sollte die bekannten deutschen Händler frequentieren, Kleinanzeigen studieren oder auch mal die bekannten Internet-Auktionen in Erwägung ziehen.
Autoren: Carlo May & Heinz Rebellius
Gibson Seriennummern: Wie alt ist meine Gibson Les Paul
Bei der Altersbestimmung einer Gibson Les Paul und anderen Gibson E-Gitarren geben verschiedene Merkmale und Besonderheiten fast sichere Hinweise auf das Produktionsjahr des Instruments. Doch sollten alle (!) angeführten Besonderheiten, Details der Konstruktion und Hinweise bei einer Altersbestimmung berücksichtigt werden, da, wie hinlänglich bekannt, Bauteile und Komponenten von Gibson-Instrumenten nicht immer in einer konsequenten zeitlichen Reihenfolge verbaut worden sind.
Seriennummer
Der erste Blick gilt natürlich der Seriennummer. Diese sollte allerdings nicht mehr als nur Annäherungswert für eine exakte Altersbestimmung verstanden werden, besonders bei diesem Hersteller. Wie auch andere Großserien-Produzenten hat Gibson immer versucht, die Seriennummern in einer chronologischen Reihenfolge zu ordnen – leider scheint dies jedoch aus was für Gründen auch immer nicht so richtig funktioniert zu haben. Um bei der Feststellung des Baujahres ganz sicher zu gehen, müssen also weitere spezifische Indizien überprüft werden.
Der Schwerpunkt dieses Artikels liegt auf den E-Gitarren und -Bässen, die ab 1952 hergestellt worden sind. Dennoch sollte auch hier nicht vergessen werden, dass Gibsons Tradition viel weiter in die Vergangenheit zurückreicht. Bereits ab dem Jahr 1902 wurden Seriennummern vergeben. Man startete damals mit der Zahl 100 und einem Nummerierungssystem, das 1947 mit 99999 endete. Allerdings bekam nicht jedes gefertigte Instrument eine eigene Nummer, sondern meistens nur die Top-Instrumente der jeweiligen Serien.
100 bis 8750
1902 bis 1910
8751 bis 62200
1911 bis 1920
62201 bis 90200
1921 bis 1930
90201 bis 96600
1931 bis 1940
96601 bis 99999
1941 bis 1947
Zur Kennzeichnung wurden von 1902 bis 1954 ovale, weiße Aufkleber im Inneren der Gitarre verwendet. Ab 1954 werden diese orange. Bei Instrumenten mit rundem Schallloch (Mandoline, Akustikgitarre) sitzt der Aufkleber genau unter diesem Loch auf dem Boden, bei „F-hole“-Instrumenten unter dem obersten der beiden F-Löcher
Das zweite Nummernsystem wurde von 1947 bis 1961 für akustische und elektrifizierte Arch-Top-Gitarren angewendet. Es war allerdings ein komplett anderes als das, was ab 1952 für die Solidbody-Instrumente (Les Paul etc.) verwendet wurde. Beide Systeme liefen also neun Jahre lang parallel nebeneinander.
A100 bis A6595
1947 bis 1950
A6596 bis A36150
1951 bis 1961
Gibson nutzte über die Jahre also verschiedene Nummernsysteme und BuchstabenCodes. Bekanntermaßen existieren neben den normalen Serien auch spezielle Modellreihen wie die Vintage Reissues, Signature-Modelle und zahlreiche Limited Editions, die aus dem üblichen Schema herausfallen und bei denen eine genaue Datierung zur Wertbestimmung eine eher untergeordnete Rolle spielt.
Wer eine Gibson-Gitarre besitzt, deren Seriennummern in keins der hier vorgestellten Schemas passt, kann sich vertrauensvoll nicht nur an Gitarre & Bass, sondern auch an Gibson USA wenden. Auf der Website www.gibson.com gibt es nicht nur erstklassige Informationen zu diesem Thema, sondern auch die Möglichkeit, konkrete Fragen zu stellen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass hier meist sehr schnell und kompetent geantwortet wird.
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In dieser Periode wurden fünf- oder sechsstellige Nummern vergeben, bei denen die erste Stelle auf das Produktionsjahr hinweist. Beispiele: 3 = 1953, 4 = 1954 etc., bis zur 0 = 1960, 1 = 1961 Wer sich fragt, wo die Seriennummern der Les Pauls von 1952 geblieben sind, dem sei gesagt: Diese Gitarren hatten bis auf einige wenige Ausnahmen noch keine Seriennummern!
Nun wurden drei- bis sechsstellige Nummern vergeben:
100 bis 42,000
1961
42.000 bis 44,000
1962
61,000 bis 64,000
1963
64,000 bis 71,000
1964
71,000 bis 96,000
1962-64
96,000 bis 99,000
1963
000,000
1967
100,000 bis 106,000
1963, 1967
109,000 bis 120,000
1963, 1967
121,000 bis 139,000
1963
140,000 bis 144,000
1963, 1967
144,000 bis 149,000
1963-64
149,000 bis 152,000
1963
152,000 bis 174,000
1964
174,000 bis 176,000
1964-65
176,000 bis 250,000
1964
250,000 bis 305,000
1965
306,000 bis 320,000
1965, 1967
320,000 bis 329,000
1965
329,000 bis 330,000
1965, 1967
330,000 bis 332,000
1965, ’67-68
332,000 bis 348,000
1965
348,000 bis 349,000
1966
349,000 bis 368,000
1965
368,000 bis 369,000
1966
370,000
1967
380,000 bis 385,000
1966
390,000
1967
400,000 bis 406,000
1966
406,000 bis 409,000
1966-68
409,000 bis 410,000
1966
420,000 bis 429,000
1966
500,000
1965-66
500,000
1968-69
501,000 bis 520,000
1965, 1968
520,000 bis 530,000
1968
530,000
1966, ‘68-69
530,000 bis 539,000
1969
540,000
1966, 1969
540,000 bis 545,000
1969
555,000 bis 556,000
1966
558,000 bis 567,000
1969
570,000
1966-67
580,000
1966-67, ‘69
600,000
1966-68
600,000 bis 606,000
1969
700,000
1966-67, ‘69
750,000
1968-69
800,000
1966-69
810,000 bis 812,000
1966, 1969
812,000 bis 819,000
1969
820,000
1966, 1969
820,000 bis 823,000
1966
824,000
1969
828,000 bis 858,000
1966, 1969
859,000 bis 895,000
1967
895,000 bis 896,000
1968
897,000 bis 898,000
1967, 1969
899,000
1968
900,000 bis 901,000
1970
910,000 bis 999,000
1968
Dieses System ist nicht nur sehr schwer zu verstehen, sondern die Tatsache, dass manche Nummernfolgen bis zu viermal (!) vergeben wurden, macht ein exaktes Datieren zu einem schwierigen Unterfangen. Bei Gibson Gitarren aus diesen Jahrgängen müssen unbedingt weitere Details zur Jahrgangs-Bestimmung heran gezogen werden.
Die sechsstelligen Nummern (plus gelegentlich einem Buchstaben vor oder nach der Seriennummer) waren zusätzlich mit dem Hinweis „Made In USA“ auf der Rückseite der Kopfplatte ergänzt. Doch die Nummern wurden beinahe wahllos vergeben, so dass ein durchdachtes System nicht zu erkennen ist. Das ovale, orangefarbene Label in den „hohlen“ Gitarren wurde 1970 durch einen weiß- orangen und rechteckigen Aufkleber in den akustischen und einen schwarz-purpurrotweißen in den elektrischen Hollow-Bodies ersetzt.
000001
1973
100,000
1970-75
200,000
1973-75
300,000
1974-75
400,000
1974-75
500,000
1974-75
600,000
1970-72
600,000
1974-75
700,000
1970-72
800,000
1973-75
900,000
1970-72
6-stellige Nummer + A
1970
A + 6-stellige Nummer
1973-75
B + 6-stellige Nummer
1974-75
C + 6-stellige Nummer
1974-75
D + 6-stellige Nummer
1974-75
E + 6-stellige Nummer
1974-75
F + 6-stellige Nummer
1974-75
In der Übergangszeit zum neuen System (ab 1977) vergab Gibson ab 1975 8-stellige Nummern. „Made in USA“ stand ebenfalls auf der Kopfplatten-Rückseite, bei einigen Modellen auch „limited edition“.
99 + 6-stellige Nummer
1975
00 + 6-stellige Nummer
1976
06 + 6-stellige Nummer
1977
Seit 2002 ist das Datierungssystem endlich eindeutig und klar. Es besteht aus einer achtstelligen Nummer, die nach dem YDDDYPPP-Prinzip aufgebaut ist. YY bezeichnet dabei das Produktionsjahr, DDD den Tag des Jahres und PPP die Fabrik, in der das Instrument gebaut wurde. Die PPP-Nummern 001 bis 499 stehen für Kalamazoo, 500 bis 999 für Nashville. Die Nummern für Kalamazoo wurden ab 1984 nach dem Auszug aus der dortigen Fabrik natürlich nicht mehr vergeben.
Als die Produktion der akustischen Gitarren 1989 in Bozeman began, wurde das Nummernsystem überarbeitet. So bekam Bozeman die PPP-Nummern 001 bis 299, und ab 1990 Nashville 300 bis 999. Hierbei darf nicht vergessen werden, dass in der Nashville-Produktion die PPP-Zahl 900 für Prototypen reserviert wird.
Hier einige Beispiele:
71239321
1979, am 123. Tag des Jahres, in Kalamazoo
81135619
1985, am 113. Tag des Jahres, in Nashville
83548522
1988, am 354. Tag des Jahres, in Nashville
02341132
2001, am 234. Tag des Jahres, in Bozeman
1994
Achtung, Ausnahme! 1994 vergab man allen Instrumenten eine achtstellige Nummer, die immer mit einer 94 begann. Hier beschreiben also die ersten beiden Stellen das Herstellungsjahr 1994. Dies tat man, um dem Hundertjährigen Jubiläum der Firma Gibson seine Referenz zu erweisen.
Noch ein Beispiel:
94123250
1994, das 123. Instrument, aus Bozeman
Einige Instrumente, vor allem aus den 1970er und 1980er Jahren, haben eine zusätzliche 2 meist unter der normalen Seriennummer eingeprägt. Dies zeigt an, dass das Instrument zweite Wahl ist und Mängel besitzt, die aber so geringfügig sind, dass es trotzdem in den Handel gelangen konnte.
Die Seriennummern des Custom Shops haben sich noch nie am System der anderen Gibson-Produktionsstätten orientiert. Anfangs wurden die Instrumente einfach durchlaufend nummeriert und geben deshalb keinerlei konkreten Hinweis auf Baujahr oder Modell. Doch das wurde ab 1992 für die Vintage Reissue-Modelle geändert.
Die Nummern dieser Instrumente folgen dem „m ynnn“- Prinzip (die Leerstelle nach dem „m” ist beabsichtigt). Die Buchstaben bedeuten Folgendes: „m“ steht für das Modell, „y“ für das Jahr und „n“ für die Produktionszahl Für die einzelnen Modelle wurden folgende „m“-Nummern (Modell) vergeben:
2
1952 Les Paul
4
1954 Les Paul
6
1956 Les Paul
7
1957 Les Paul, Futura
8
1958 Les Paul, Explorer
9
1959 Les Paul, Flying V
0
1960 Les Paul
Und auch hierzu zwei Beispiele:
2 2017
1952 Les Paul Reissue
0 017
1960 Les Paul Reissue
Die Reissue-Modelle der 1961er bis 1969er Solidbody-Modelle haben Seriennummern, die dem „yynnnm“-Prinzip folgen. Hierbei sind folgende Modellnummern festgelegt:
1
SG/Les Paul
3
1963 Firebird I
4
1964 Firebird III
5
1965 Firebird V und VII
8
1968 Les Paul Custom
Zwei Beispiele:
012005
1965 Firebird V (od. VII), 2001 gebaut
993551
1961 SG/Les Paul, 1999 gebaut
Ab 1995 wurden alle ES-Modelle der Historic Series mit System nummeriert. Hier bedient man sich einer „A-mynnn“-Konfiguration. Das „A“ (oder auch mal ein „B“) inkl. Bindestrich ist obligatorisch für die Historic Series, „m“ kennzeichnet wiederum das Modell, „nnn“ die Produktionszahl. Ein Herstellungsjahr lässt sich aus dieser Nummer nicht erlesen. Folgende Modellnummern wurden festgelegt:
2
1952 ES-295
3
1963 ES-335 mit Block-Einlagen
4
1964 ES-330
5
1965 ES-345
9 (+ A-)
1959 ES-335 Dot
9 (+ B-)
1959 ES-355
Auch hierzu wieder zwei Beispiele:
A-2564
ES-295 Reissue
B-9222
1959 ES-355 Reissue
Die anderen Custom-Shop-Instrumente tragen ab 1993 Seriennummern, die auf die Rückseite der Kopfplatte aufgestempelt sind und sich aus einem „y-9nnn“-Muster zusammensetzen. „y“ (mit Bindestrich!) steht für die letzte Stelle des Herstellungsjahres, die „9“ besagt, dass es sich um ein Custom-Shop-Instrument handelt, während „nnn“ die Produktionszahl ist, welche manchmal auch vierstellig („nnnn“) sein kann.
Beispiel:
1-9166
das 166. Custom-Shop-Instrument, Bj. 2001
Dass manche dieser neuen Nummerierungssysteme eine rechte kurze Halbwertzeit besitzen, beweist letztes Beispiel. Spätestens ab 2003 darf dann gegrübelt werden, an was man eine 1993 gebaute Gitarre von einer 2003er unterscheiden soll. Custom-Shop-Instrumente werden gerne gekauft. Die schlechte Nachricht: Solche Tatsachen rufen Kopierer und Fälscher auf den Plan, die ihre eigenen Gitarren mit falschen Federn schmücken und zu Custom-Shop-Kursen anbieten.
Die gute Nachricht: Seit dem Jahr 2000 tragen die echten Custom-Shop-Instrumente einen implantierten Chip an einer von außen unzugänglichen Stelle im Halsfuß, in den alle Informationen zur Gitarre gespeichert sind. Fehlt einer vermeintlichen Custom-Shop-Gitarre dieser Chip, kann man davon ausgehen, eine Fälschung in der Hand zu halten.
Die schlechte Nachricht (für uns): Dies kann nur der Custom Shop in den USA überprüfen, weil sich hier zurzeit das einzige Lesegerät befindet, dass den Chip identifizieren kann. Es ist aber geplant, dass über kurz oder lang sämtliche Gibson-Vertriebe weltweit mit solch einem Gerät ausgestattet werden. Andere sichere Hinweise für Produktionszeiten geben einige Konstruktions- & DesignMerkmale, die die Altersfestlegung einer Gibson erleichtern, da sie immer in einem bestimmten zeitlichen Rahmen das Outfit der Gibson-Instrumente prägten.
Zeitgenössische Les-Paul-Kopfplatte
Gibson Logo
Seit 1905 schreibt Gibson seinen Namen auch auf die Kopfplatten seiner Instrumente. Damals wurde eine Mandoline die Ehre zuteil, den Namen ihres Herstellers nun weithin sichtbar zu tragen. Natürlich hatten die alten Logos einen völlig anderen Stil als die, die heute verwendet werden (s. u.). Gibson Les Pauls von 1952 haben den i-Punkt ganz eng am G platziert. Von 1953 bis 1968 ist der i-Punkt nicht mehr mit dem G verbunden, die Buchstaben b und o sind oben offen.
Von 1968 bis 1972 ist kein i-Punkt vorhanden, die Verbindung zwischen b und o ist gleichmäßig Von 1972 bis heute ist der i-Punkt wieder da, doch bis 1981 erscheint und verschwindet dieses Merkmal in einem nicht nachvollziehbaren Rhythmus. Von 1981 bis heute liegt die Verbindungslinie zwischen o und n höher als gewöhnlich. Dieser schon mal da gewesene Schriftzug wurde wieder eingeführt und beide Varianten werden bis heute verwendet Bei einigen wenigen Made-In-USA-Instrumenten der 1950er Dekade, zwischen 1970 und 1975 und von 1977 bis heute wurde/wird „made In USA“ auf die Kopfplatten-Rückseite gestempelt oder eingraviert.
Zwischen 1975 und 1977 wurden Made-In-USA-Aufkleber verwendet. Ein Gibson-Logo zierte die auch die Pickup-Kappen der Humbucker-Metallgehäuse oder die P-90 Pickup-Schalen von 1970 bis 1972.
Kommen wir zu weiteren Konstruktions- und Designmerkmalen, die eine Altersbestimmung einer Gibson Gitarre erleichtern.
Verstärkung der Sollbruchstelle°
Der sogenannte Kragen, eine verstärkte Stelle am rückwärtigen Übergang zwischen Hals und Kopfplatte wurde von 1970 bis 1981 angewendet (s. o.). Noch einige Anmerkungen zu den Potiknöpfen. Der Speed-Knob, ein an der Seite glatter, zylinderförmiger Knopf, wurde zwischen 1951 und 1955 verwendet. Die Zahlen befinden sich seitlich, er ist transparent bernsteinfarben, gelblich oder schwarz gefärbt und besteht vollständig aus Kunststoff.
Der glockenförmige Knopf (s. o.) ist an der Seite glatt und seine Beschriftung steht seitlich. Auch er ist transparent gefärbt und besteht vollständig aus Kunststoff. Gibson verwendete ihn von 1955 bis 1960.
Neu für die die 1960er Les Paul: Reflektor-Potiknöpfe°
Der etwas größere, glockenförmige Reflektor-Knopf (s. o.) ist an der Seite glatt, die Zahlen stehen seitlich, er transparent gefärbt und aus Kunststoff mit Metallplättchen gefertigt, die die Schriftzüge “Volume” und “Tone” tragen. Von 1960 bis 1967 wurde er benutzt.
Der griffigste aller Gibson-Poti-Knöpfe, der Hexenhut-Knopf, wurde 1967 eingeführt und hielt sich bis 1975. Er hat eine konische Form mit geriffelten Seiten. Die Zahlen stehen gut lesbar an der unteren Flanke (dem „Hutrand“). Er besteht aus schwarzem Kunststoff und hat oben kleine Metalleinlagen mit den Schriftzügen Volume und Tone.
Potis
Die Gehäuse der in Amerika gefertigten Potentiometer sind mit einem Zahlencode versehen, welcher auf deren Herstellungsdatum schließen lässt. Dies kann eine weitere Hilfe zur Altersbestimmung sein.
CTS-Poti von 1986°
Doch Vorsicht: Potis werden des Öfteren mal an Gitarren ausgetauscht, so dass diese letztlich nur einen wagen Hinweis auf das exakte Geburtsdatum einer Gitarre geben können. Die ersten drei Stellen der Poti-Seriennummer weisen auf den Hersteller hin:
134
CentraLab, eingesetzt von Gibson zwischen 1953-67
137
CTS, verwendet von Gibson zwischen 1968-94
Die vierte Ziffer der sechsstelligen Codes weist auf das Produktionsjahr hin, die letzten beiden geben die Produktionswoche an. Bei siebenstelligen Seriennummern bezeichnen die vierten und fünften Ziffern das Produktionsjahr. Seit 1995 verwendet Gibson „Custom-made“-Potis von CGE. Die zweite und die letzte Stelle des Codes verraten hier das Produktionsjahr. [1995]
Dass Rudy Sarzos Signature-Modell ein solider Spector vom besten alten Schlag ist, muss nicht erstaunen. Die Masse bringt Sustain, die perfekte Ergonomie Beschleunigung für sein ausschweifendes Spiel. Es ist ein toller Player, der die Kräfte schont und Extra-Reserven mobilisiert.
In der europäischen Version sitzen allerdings statt der gewohnten EMGs auffällig fette Pickups mit Leuchtdioden, die entweder rot, grün oder blau leuchten. Die SimS Super Quad Pickups können sich keine bessere Basis für den ersten prominenten Auftritt wünschen! Wo dieser Euro-Viersaiter zunächst wie ein US-Original aussieht und sich auch weitgehend so anfühlt, beinhaltet er nach Sarzos Wünschen doch spürbare Änderungen.
spezialvarianten
Auf den ersten Blick ist der Sarzo-Bass ein typischer Spector, mit durchgehendem Dreistreifenhals aus Ahorn, den auffälligen Crown-Inlays im Palisandergriffbrett und einem gewölbten Sandwich-Korpus aus schönem Riegelahorn auf europäischer Erle, der sich angenehm an den Bauch anschmiegt. Doch irgendetwas stimmt hier nicht ganz, wenn man die Platzierung des Stegs und die höchsten Bundstäbchen betrachtet.
Normalerweise ragt der Hals nämlich um zwei Lagen tiefer in den Korpus hinein, hier steht jedoch auch der 24. Bund noch frei und ist somit vollkommen ungehindert erreichbar. Um das zu erreichen, wurde nicht etwa der harmonische Korpus verändert und mit tieferen Cutaways ausgestattet, sondern die komplette Schwingungseinheit von den Tunern bis zum Steg weiter hinaus versetzt. Bei unveränderter Longscale-Mensur steht der Hals nun also etwas weiter heraus und der Steg wanderte im gleichen Maße weg vom Korpusrand. Stabilitätsprobleme sind freilich nicht zu befürchten, da die ohnehin steife Halskonstruktion intern durch Graphitstäbe zusätzlich verstärkt wird. Aber am Gurt wird sich der RS-Viersaiter etwas anders anfühlen.
Der nun völlig freie Zugang bis zur höchsten Lage ist die eine, die LED-bestückten Sims-Tonabnehmer die andere Eigenheit des Sarzo-Modells. Die beiden Super Quads sind jeweils mit vier Tonabnehmerspulen ausgestattet, was erweiterte Klangvariabilität verspricht. Zwölf Drähte sind in die vergossenen Pickups eingesteckt und leiten die Einzelspul-Signale zu den Tri-Logic-Umschaltern. Dort hat man die Wahl zwischen drei verschiedenen Sounds, was einem insofern vertraut vorkommt, als dass mitunter ja auch anderweitig Umschaltmöglichkeiten zwischen „seriell“, „parallel“ oder „Singlecoil“ geboten werden, was hier freilich noch durch verschiedene LED-Farben signalisiert wird: Blau, Grün, Rot. Dass hier manche Begriffe in Anführungszeichen stehen und dabei andere Sounds als bei entsprechender Schaltung normaler Humbucker erzeugt werden, liegt am Quad-Coil-Design – doch dazu später mehr.
Hardware-mäßig ist der Spector kerngesund ausgestattet, mit gekapselten Präzisionstunern von Gotoh auf der abgewinkelten Kopfplatte und einem fetten Steg aus einer speziellen Zink/Messing-Legierung, bei dem die klotzigen Saitenreiter durch eine seitliche Klemmschraube nach dem Justieren festgesetzt werden. Sicherheits-Gurthalter von Schaller sind für einen Profibass natürlich selbstverständlich, ebenso die ab Werk aufgezogenen Qualitäts-Roundwounds von D´Addario.
offensiv-potential
Für den ungedämpften Sustain-Ton und direktes Ansprechen setzt Spector auf Masse, und die bringt der Viersaiter in Form von 4,3 kg Gesamtgewicht auf die Waage. Weil der Hals hier weiter aus dem Korpus herausragt, muss man freilich den rechten Arm zum Spiel der tiefsten Lagen weiter austrecken – mit dem Vorteil, dass die Exkursionen bis zu höchsten Tönen noch müheloser als sonst gelingen. Ein wenig leidet darunter freilich die sonst so perfekte Balance des NS-Designs, wo jetzt ein breiterer Ledergurt notwendig wird, um Kopflastigkeit zu vermeiden. Wer also üblicherweise nur in den tiefen Lagen unterwegs ist, für den fühlt sich der ansonsten leichtgängige Sarzo-Player also etwas ungemütlicher an; nur wen es zur vollen Ausnutzung aller Bundstäbchen treibt, der hat etwas von der Detailveränderung.
Durch das Klappfach geht der Batteriewechsel flink vonstatten. °
Die Idee, an den Pickups selbst den gewählten Grundklang per LED anzuzeigen, ist originell und praktisch – zumal die Super Quads in ihren drei Einstellungen erfrischend verschiedene Sounds produzieren, was sie deutlich von normalen Tonabnehmern mit solchen Umschalt-Optionen unterscheidet! Das liegt an der jeweiligen Verwendung der vier Einzelspulen, wo im Blau angezeigten seriellen Modus alle vier Spulen eines Pickups in Betrieb sind und im grünen „Parallel“-Modus nur das stegnähere Spulenpaar benutzt wird. In der rot signalisierten „Singlecoil“-Einstellung sind tatsächlich wieder zwei Spulen am Werk, allerdings in typischer P-Anordnung mit stegnäherer Spule für die beiden hohen Saiten und halsnäherer Abtastung für die beiden tiefen.
Die unterschiedlichen Voicings überzeugen, wobei vor allem positiv auffällt, dass die verschieden satten Sounds allesamt mit praktisch gleichem Pegel erzeugt werden. Blau ist hier der sattmassive Basiston mit zurückgenommenen Mitten, Grün schon deutlich offensiver in Mitten und Obertönen, Rot betont dabei noch die Bässe für die beiden tiefen Saiten. Während Blau und Grün brummfrei arbeiten, fällt allerdings im rot angezeigten Modus eine Singlecoil-typische Einstreuungs-Empfindlichkeit auf. Dabei müsste es eigentlich bei der Verwendung von zwei Einzelspulen gar nicht brummen, jedenfalls nicht bei entsprechender Kombination von Polung und Magnetpolariät. Trotzdem sind die kultigen Super Quad eine echte Bereicherung.
Apropos Bereicherung: Weil bei normalen Aktiv-Klangreglern kaum jemand die schwächeren Dämpfungseinstellungen benutzt, ist der Zweiband-EQ von Spector als reiner Booster ausgelegt und kann die Grund-Sounds mächtig mit satten Druckbässen und lispelnden Brillanzhöhen aufpumpen. Dazu steht jeweils eine Maximalanhebung von 18 dB bereit, was dem schwingstarken Präzisions-Sound gewaltige Offensivität sichert. Bei 4,7 mA Stromaufnahme sollte allerdings nach etwa 100 Spielstunden ein neuer Saftspender eingesetzt werden.
Bei den Normalmodellen ragen die letzten Lagen tiefer in den Korpus hinein. °
resümee
Spritzige Drahtigkeit auf druckvollem Fundament: Der Sarzo-Spector mit den kultigen SimS-Vierspulern ist nicht nur ein quicklebendiger Player, sondern auch in seinen Klangfarben variabler als üblich. Der weiter herausstehende Hals bringt zwar nur denen etwas, die gerne bis zum höchsten Bundstäbchen unterwegs sind, doch insgesamt überzeugt das RS-Spezialmodell durch enorme Offensivität in allen Varianten – ein echter Zupacker, über den sich nicht nur flinke FunkFinger, sondern auch Rocker und HeavyBassisten freuen werden!
Die Framus William DuVall Talisman Signature wurde bereits auf der Winter NAMM Show 2018 vorgestellt. Jetzt gibt es weitere Details zum Signature-Modell des Alice-in-Chains-Frontmanns. Die Gitarre entstand in enger Zusammenarbeit mit William DuVall und kann sowohl als Custom Shop Masterbuilt (Handcrafted in Germany) als auch als Pro Series Teambuilt (Made in Germany) Instrument geordert werden.
Framus William DuVall Talisman Signature Custom Shop Masterbuilt
Das Masterbuilt-Modell ist ausgestattet mit:
konturiertem Mahagoni-Korpus mit AAA Flamed Maple Decke und Quilted Maple Einlagen
eingeleimten Mahagoni-Hals
Tigerstripe Ebony Griffbrett
Framus Custom Griffbretteinlagen
beleuchteten seitlichen Griffbrett-Markierungen
Graph Tech Ratio Locking Mechaniken mit hölzernen Flügeln
22 extra hohen, per IFT – (Invisible Fretwork Technology) Plek Fretwork perfekt abgerichteten
Jumbo Nickelsilver Bünden mit abgerundeten Kanten
Graph Tech Black Tusq Low Friction Sattel
Seymour Duncan APH-1 (Neck) und SH-11 (Bridge) Tonabnehmern, jeweils mit Split-Coil-Funktion
zum Korpus passendem hölzernem E-Fach-Deckel
TonePros Tune-o-Matic Bridge
Warwick Security Locks Gurthaltern
Chrome Black oder Gold Hardware
Natural Oil Finish, Colored Transparent Satin Finish oder High Polish Finish
Zum Lieferumfang gehören ein Framus User Kit, ein Hand made RockBag Leder-Gigbag sowie ein individuell ausgestelltes Echtheitszertifikat.
UVP: € 4.999
Framus William DuVall Talisman Signature Pro Series Teambuilt
Das Teambuilt-Modell ist ausgestattet mit:
Mahagoni-Korpus mit AAA Flamed Maple Decke und Quilted Maple Einlagen
eingeleimten Mahagoni-Hals
Tigerstripe Ebony Griffbrett
Framus Custom Griffbretteinlagen
beleuchteten seitlichen Griffbrett-Markierungen
Graph Tech Ratio Locking Mechaniken mit hölzernen Flügeln
22 extra hohen, per IFT – (Invisible Fretwork Technology) Plek Fretwork perfekt abgerichteten
Jumbo Nickelsilver Bünden mit abgerundeten Kanten
Graph Tech Black Tusq Low Friction Sattel
Seymour Duncan APH-1 (Neck) und SH-11 (Bridge) Tonabnehmern, jeweils mit Split-Coil-Funktion
„Easy Access“ E-Fachdeckel
TonePros Tune-o-Matic Bridge
Warwick Security Locks Gurthaltern
Gold Hardware
Nirvana Black Transparent High Polish Finish
Zum Lieferumfang gehören ein Einstellschlüssel sowie ein Starline RockBag.
Die Gibson Les Paul und die Fender Stratocaster sind die erfolgreichsten E-Gitarren, die je gebaut wurden. Doch für welche Gitarre soll man sich entscheiden, wenn man vor der Wahl steht: Leg ich mir eine Les Paul oder eine Strat zu? Gute Frage!
°
Es gibt in dieser Welt Gegensätze, die scheinen unvereinbar. Entweder man entscheidet sich für das Eine oder aber das Andere. Das sind Ideologien, Religionen, Feindschaften oder, positiv gesehen, schlichte Vorlieben.
Entweder ist man für Beatles oder Rolling Stones, Köln oder Düsseldorf, 1860 oder Bayern, Sekt oder Selters, Rouge oder Noire. Dazwischen klafft ein Graben, Grenzübertretungen sind so gut wie unmöglich. Bei Gitarristen manifestiert sich die Weltanschauung nur zu oft in der Frage: Spiele ich Les Paul oder Stratocaster. Eigentlich keine schlechten Alternativen.
Beide Gitarren, Gibsons Les Paul und Fenders Stratocaster sind die erfolgreichsten E-Gitarren, die je gebaut wurden. Niemand kann genau sagen, von welchem Modell mehr gebaut worden sind. Das ist auch unerheblich, beide haben sie die Musik der letzten 60 Jahre geprägt, wie kein anderes Instrument. Die Geburtstage der beiden Klassiker liegen etwa zwei Jahre auseinander.
Die Entstehung der Gibson Les Paul & Fender Stratocaster
Die Les Paul kam 1952 auf den Markt, die Stratocaster 1954. Gibson hatte sich damals beeilen müssen, denn die Fender Broad/Telecaster von 1950 schien ein Erfolg zu werden. Anfangs hatten die Verkaufsstrategen bei Gibson nichts von einer E-Gitarre mit massivem Korpus wissen wollen. Als dann aber der Konkurrent aus dem fernen Kalifornien eine Marktlücke gefunden zu haben schien, entwickelten die Gitarrenbauer aus Michigan in aller Eile ihr eigenes Konzept. Immerhin konnten sie den prominentesten Taufpaten verpflichten, den es damals gab.
Der Gitarrist Les Paul war der größte amerikanische Popstar der späten 40er und frühen 50er Jahre. Seine Platten wurden dutzendweise zu Hits und sein Ruf als innovativer Gitarrist war einzigartig. Les Paul war an der Entwicklung beratend beteiligt gewesen, stellte seinen guten Namen zur Verfügung und bekam Tantiemen von jeder verkauften Gibson, die sein Signet trug. Da Gibson einen traditionsreichen Namen hatte und man dem Elektriker aus dem Westen nicht ganz so viel zutraute, wurde das „Les Paul Model“ etwas aufwändiger produziert als die einfache Planke namens Telecaster. Eine geschnitzte, gewölbte Decke und eine goldene Lackierung sollten den Musikern suggerieren, wer die richtigen Gitarren zu bauen imstande war.
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Leo Fender, jener Elektriker aus dem Westen, verfolgte das sehr genau. Ihm war klar, dass er reagieren musste. Sein Gegenentwurf zur Les Paul bekam den Namen „Stratocaster“: Es war eine äußerst elegante Gitarre, attraktiv in Sunburst lackiert, mit einem Korpus, der sich perfekt am Körper des Gitarristen anschmiegte, denn es gab, anders als bei Telecaster oder Les Paul, keine Ecken mehr, nur noch abgerundete Kanten. Und die Stratocaster hatte drei Tonabnehmer! Leo Fender hatte zum zweiten Mal demonstriert, dass er in der Lage war, ein perfektes Instrument zu entwickeln, wenn man ihm nur die nötige Ruhe und Zeit ließ.
Die kompletten 50er Jahre hindurch, bis ins Jahr 1959, hielt er es nicht für nötig, maßgebliche Details zu verändern. Dann erst führte er bei allen seinen Instrumenten Palisander-Griffbretter ein. Gibson verfolgte eine andere Strategie. Die Les Paul wurde beinahe jedes Jahr modifiziert. Steg, Saitenhalterung und Tonabnehmer wurden immer wieder geändert.
Gleichzeitig vergrößerte Gibson kontinuierlich die Les-Paul-Familie. Ab 1955 gab es vier Varianten: Junior, Special, Standard und Custom, im Laufe des Jahrzehnts in unterschiedlicher Farbe und wechselnder Ausstattung. Während Gibson es mit Vielfalt probierte, setzte Fender auf Kontinuität. Sehr viel genutzt hat beides nicht. Die Verkaufszahlen der Les Paul waren gegen Ende der 50er rückläufig. Man probierte es noch einmal mit einem radikalen Designwechsel.
Die Gitarren bekamen einen wesentlich dünneren, konturierten Korpus mit zwei Cutaways, aber auch das half nicht. 1962, als der Vertrag mit dem Namensgeber Les Paul hätte erneuert werden müssen, trennte man sich voneinander. Fortan hießen Gibsons E-Gitarren schlicht „SG“, was soviel bedeuten sollte wie „Solid Guitar“. Die Ära der Les Paul war erst einmal beendet, und es dauerte bis 1968, bis wieder Gitarren mit diesem Namen gebaut wurden.
Warum wurde dieses Konzept damals nur ein magerer Erfolg?
Kaum ein bekannter Musiker griff in den 50er Jahren zu dieser Gibson (außer natürlich Les Paul selbst, aber dessen Stern begann in den Zeiten von Rock ’n’ Roll zu sinken, und er bevorzugte zudem meist Les-Paul-Sonderanfertigungen mit flachen Decken, die es in der Form nicht serienmäßig gab).
Ein paar Blueskünstler wie Feddie King oder John Lee Hooker wurden mit einer Les Paul gesehen. Bill Haleys Gitarrist Franny Beecher spielte eine Les Paul Custom, aber eigentlich war die Zeit der „Brettgitarre“ noch nicht gekommen, fast alle – die großen Stars sowieso – spielten elektrische Gitarren mit F-Löchern. Mit der Stratocaster war es ähnlich. Außer Buddy Holly wurde kein Star mit Fenders Flaggschiff in Verbindung gebracht. Immerhin wurde die Stratocaster nicht aus dem Programm genommen. Leo Fender war allerdings überzeugt, dass neue Modelle nötig waren.
Die Jazzmaster und die Jaguar sollten die nötigen Umsätze bringen. Und so fand die Musik der 1960er Jahre weitgehend ohne Stratocaster- und komplett ohne Les-Paul-Modelle statt. Aber, was für Amerika gilt, kann im Rest der Welt ganz anders aussehen.
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In England begann in den 1960er Jahren eine Entwicklung, die maßgeblichen Anteil an den Instrumentenvorlieben späterer Gitarristengenerationen haben sollte. Die populäre Musik des 20. Jahrhunderts bekam ihre wichtigen Impulse stets aus den USA. Vor dem Zweiten Weltkrieg war es der Jazz, danach, in den 1950er Jahren, vor allem der Rock ’n’ Roll, aus dem z. B. Elvis Presley hervorging. In den 1960er Jahren wurde alles anders, die Briten gaben in jener Dekade im wahrsten Wortsinn den Ton an.
Die großen Gitarristen der Rockmusik kommen meistens aus England, und wenn nicht, haben sie zumindest amerikanische Kollegen inspiriert und beeinflusst. Allerdings war die Situation für englische Gitarristen damals trostlos. Natürlich gab es amerikanische Vorbilder aus Blues, Rockabilly oder Country. Aber die kannte man nur aus dem Radio oder von Platten. Um etwas Eigenes zu kreieren brauchte man vor allem eins: Gitarren.
In Europa gab es Fabriken, die neben vielem anderen auch E-Gitarren in Mengen herstellten, die Qualität war hingegen eher mäßig. Englische Musiker träumten damals von deutschen Instrumenten, und Firmen wie Framus oder Höfner (auf dem englischen Markt als „Hofner“ vertrieben) lieferten auch über den Kanal, denn amerikanische Gitarren waren noch unerreichbar.
Als Spätfolge des Krieges gab es in Großbritannien bis zum Ende der 50er Jahre ein Importverbot für amerikanische Waren. Die enormen Kriegsschulden verschlangen die Devisen für den Überseehandel, Konsumgüter für den privaten Gebrauch durften deshalb nicht eingeführt werden. Englische Gitarristen kannten zwar Gibson, Fender, Gretsch, Harmony und all die anderen, bekommen konnten sie diese Instrumente nicht. Es sei denn, man ließ sich etwas einfallen. Eine der ersten Megabands der 60er Jahre in Europa waren die Shadows – eigentlich ein Quartett, eine Gitarren-Band.
Allerdings arbeiteten sie dauerhaft mit einem Sänger, dem Teenager-Idol Cliff Richard. Er hatte mit und ohne Shadows Riesenerfolge und mehr Geld, als er ausgeben konnte. Seine Kumpels aus der Band überredeten ihn, aus den USA eine Gitarre zu beschaffen. Als Privatperson konnte er Waren einführen und deshalb auch eine so heißbegehrte Gitarre besorgen. Das große Vorbild der Shadows-Gitarristen war James Burton, der in der Band von Elvis Presley eine Fender Telecaster spielte. Sie besorgten also Cliff einen Fender-Katalog und der sollte sich um die Bestellung kümmern.
Cliff Richard war klar, James Burton ist ein Superstar, ein Mann aus der Band von Elvis, und der spielt natürlich das teuerste Modell, das Fender im Programm hat. Also bestellte er das teuerste, was Fender damals zu bieten hatte, mit allen Extras. Als die Gitarre geliefert wurde, machte Shadows-Chef Hank Marvin vorsichtig den Koffer auf – und was sah er: eine leuchtend rote Stratocaster mit vergoldeten Metallteilen – Fenders Spitzenmodell. Das war nicht das, was er wollte – James Burton spielte bekanntlich Telecaster -, aber er hatte nun immerhin eine Fender, und zwar die erste Stratocaster, die nach England importiert wurde. Die Gitarre wurde sein Markenzeichen und auf Jahre hinaus wollte von da an so ziemlich jeder Gitarrist in Europa zu allererst eine rote Stratocaster.
Nachdem Anfang der 60er Jahre das Embargo auf amerikanische Waren aufgehoben worden war, stapelten sich bei Fender in Kalifornien die Bestellungen aus England. Da man irgendwann nicht mehr genug rote Exemplare liefern konnte, schickte Fender Gitarren nach Europa, die lediglich grundiert waren. Selmer, der britische Importeur, sorgte dann für die endgültige Lackierung – natürlich in Rot.
1968 Eric Clapton mit seiner ES-335 zu Cream-Zeiten
Was Cliff Richard da in seiner jugendlichen Naivität angerichtet hatte, zog weite Kreise. Ein (heute nicht mehr bekannter) Gitarrist im irischen Cork hatte bei seinem Instrumentenhändler eine Stratocaster geordert, in Rot natürlich. Der Händler bekam die Gitarre geliefert, allerdings in der Standardfarbe Sunburst, mit roten Gitarren gab es wie erwähnt Lieferengpässe. Tja, und diese Gitarre hat der Kunde nicht genommen, die Farbe stimmte schließlich nicht. So stand das Instrument bald danach im Schaufenster des Instrumentenhändlers in Cork.
Ein junger Gitarrist sah die Stratocaster und kaufte sie, denn ihm waren Hank Marvin und die Shadows ziemlich egal, er spielte den Blues. Und diese Stratocaster spielte er dann während seiner ganzen, großen Karriere, gut und gerne 30 Jahre lang. Sie wurde mit der Zeit immer unansehnlicher, denn er spielte viel. Dieser junge Mann war Rory Gallagher. Viel hätte nicht gefehlt und ein anderer berühmter Gitarrist hätte ebenfalls zu Beginn seiner unvergleichlichen Karriere eine rote Stratocaster gekauft. Am 18. Oktober 1960 schrieb George Harrison aus Hamburg seinem alten Schulfreund Arthur Kelly einen Brief nach Liverpool.
„I am playing in Germany and have much Geld“ … „I might manage a red Stratocaster with gold plated parts, but the one I want is the Gretch“(!) (kein Tippfehler, er schrieb wirklich Gretch) George Harrison entschied sich dann für die gebrauchte schwarze Gretsch Duo Jet und bestritt damit die ersten Jahre bei den Beatles. Fender hätte wohl ein Zweigwerk in England eröffnen müssen, um die Nachfrage nach roten Stratocaster bedienen zu können, wäre die Wahl damals anders ausgefallen. Es sind oft Zufälle, die einem Gitarristen sein Trauminstrument bescheren, eine bewusste Wahl war das in der Regel nicht.
Warum aber so häufig dann eine Stratocaster oder aber eine Les Paul?
Erinnern wir uns, beide Modelle waren in den 1960er Jahren völlig aus der Mode gekommen. Dennoch waren E-Gitarren von Fender oder Gibson erste Wahl, denn damals gab es eigentlich keinen anderen Produzenten von Solidbody-Gitarren in vergleichbarer Qualität. Eine Gibson oder Fender sollte es also sein. Warum dann nicht eine günstige gebrauchte? In den folgenden Jahren bekamen logischerweise viele der Instrumente einen neuen Besitzer. Als Mark Knopfler mit den Dire Straits anfing, spielte er eine gebrauchte, alte, rote Stratocaster.
Am besten war die Versorgungslage natürlich in den USA. Dort waren Les Pauls und Stratocaster erschwinglich und im An- und Verkauf oder Musikladen leicht zu bekommen. Als die englische Band The Hollies im April 1965 zum ersten Mal auf Tournee durch die USA war, gingen die Musiker in jeder freien Minute in die Läden, um sich mit Instrumenten einzudecken. Wenn man schon mal im Schlaraffenland ist, nimmt man auch ein paar Süßigkeiten für zu Hause mit. Einmal entdeckte Gitarrist Tony Hicks bei einem Pfandleiher eine Gibson Les Paul Standard. Die geforderten $ 80 waren ihm allerdings zu viel.
Die Hollies wurden von einem Kamera-Team begleitet, das jeden Schritt der Band filmte. Der Regisseur meinte, es passe prima ins Bild, wenn Hicks die Gitarre kaufen würde. Die $ 80 hat daraufhin die Filmgesellschaft bezahlt. Und die hieß zufälligerweise CBS, die kurz vorher – für etwas mehr Geld – die Firma Fender aufgekauft hatte. Und je mehr britische Bands in die USA reisten, desto mehr Instrumente kamen nach Europa. Die Rolling Stones deckten sich ein, die Kinks taten ähnliches. Dann begann Eric Clapton Les Paul zu spielen und von da an war klar: Wer als Gitarrist etwas werden will, braucht entweder eine Fender oder eine Gibson – im Idealfall eine Stratocaster oder eine Les Paul. Manch ein junger Musiker hatte sogar das Glück, dass die Eltern das Talent des Juniors fördern wollten.
Der junge Paul Kossoff, der mit Free später ein Stück britische Rockgeschichte geschrieben hat, konnte schon in jungen Jahren eine Les Paul Standard und eine Les Paul Custom sein Eigen nennen. Sein Vater war ein berühmter englischer Schauspieler, der für den Sohn offenbar nur das Beste kaufte. Aus heutiger Sicht kann man zwei Fraktionen sehen: die Jungs mit der Les Paul und jene mit der Stratocaster. Zur ersten Gruppe zählen Jimmy Page, Peter Green, Robert Fripp, Keith Richards, Mick Taylor, Jeff Beck, Eric Clapton, Slash, Gary Moore, Paul Kossoff, Neil Young, Pete Townshend, Billy Gibbons, Duane Allman, Dickey Betts und viele mehr.
Selbstverständlich haben viele Musiker später das andere Instrument für sich entdeckt, deshalb werden Jeff Beck, Pete Townshend oder Eric Clapton genau so mit einer Stratocaster in Verbindung gebracht. Aber es gibt auch Zeitgenossen, die beinahe ausschließlich mit Fender assoziiert werden: Ritchie Blackmore, Ron Wood, Rory Gallagher, Hank Marvin (versteht sich), David Gilmour, Mark Knopfler, Bonnie Raitt, Robert Cray, Lowell George, Stevie Ray und sein Bruder Jimmy Vaughan und natürlich Jimi Hendrix. Allerdings, bei Letzterem war das auch wieder eher Zufall.
Als er 1966 zum ersten Mal nach England kam, weil sein (englischer) Manager ihn dort zum Star machen wollte, hatte er keine eigene Gitarre dabei. Ihm war das egal, Hendrix konnte auf allem spielen, was Saiten hatte, egal ob Links- oder Rechtshänderversion. Also besorgte ihm Manager Chas Chandler für das erste Konzert in London eine Gitarre. Er fragte Eric Clapton, und der lieh Hendrix eine Stratocaster. Und der Rest ist Geschichte … [1984]
Er ist einfach nicht tot zu kriegen! Die Rede ist von der ersten und zugleich vermeintlich genialsten Humbucker-Kreation aus dem Hause Gibson. Der leider auf einen phonetisch dämlichen Namen geprägte PAF-Pickup ist als Original heute nicht mehr zu bezahlen. Dabei soll er doch so unvergleichlich zart und cremig klingen, dass es schon beinahe an ein Wunder grenzt. Zahlreiche Hersteller köcheln seither mit alchemistischer Akribie nach der Humbucker-Welt-Formel und zaubern mehr oder weniger gute Kopien aus dem Hut. Und offenbar scheint keiner von denen es so richtig hinzukriegen. Oder vielleicht doch?
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Nur wenige Details sind noch bekannt aus Seth-Lovers Pickup-Küche, dem Erfinder des Humbucker-Doppelspulers, der aufgrund einer offenbar ewig währenden Warteschleife beim amerikanischen Patentamt seine frühen Werke mit jenem „Patent Applied For“-Aufkleber versah, der heute buchstäblich Gold wert ist. Echte PAFs sind endgültig passé. Sie kosten oftmals mehr als die Gitarren (z. B. Gibson ES-175), in die sie zwischen 1957 und 1962 eingebaut wurden. Sind sie günstig, kann man ein Pärchen ab circa € 3000 ergattern. Mit zwei weißen Pickup-Spulen gehen sie auch schon mal für knapp € 10.000 über den Tisch.
Hype, Irrwitz, Legendenwahn? Oder gar die Belle Epoque des Humbucker-Klangs? Hier soll nicht nur geklärt werden, warum das so ist, sondern auch, ob es inzwischen Repliken gibt, die den Originalen das Wasser reichen können. Zusätzlich haben wir von 14 Testmodellen ein identisches Klangbeispiel erstellt…
Wir denken zunächst noch gar nicht über die Reproduzierbarkeit dieser Pickups nach. Um den PAF ranken sich so zahlreiche Legenden und Missverständnisse, dass ein Exkurs zum Thema: „Wie klingt eigentlich ein PAF?“ die absolut wichtigste Voraussetzung ist, um sich dem Thema zu nähern. Klickt man in der Ebay-Suchmaschine unter PAF die Entertaste, wird man so zahlreich fündig, dass es einen fast erschreckt.
Bald festigt sich der Eindruck, dass alle Pickups, die zwei Spulen haben und nur im Entferntesten an die Gibson-Originale erinnern, mit PAF betitelt werden. Manche nennen so etwas Marketing-Strategie. Für mich ist es jedoch nichts anderes, als der glatte Schwachsinn. Unter einem PAF sollen daher hier ausschließlich jene Pickups verstanden werden, die Gibson zwischen 1957 und 1962 herstellte. Alle anderen sind Kopien, Kopien von Kopien … oder einfach nur Wunschdenken.
Ein PAF ist ein PAF! Basta! Die Gründe für seine Berühmtheit sind ebenfalls schnell aufgezählt: Jimmy Page, Eric Clapton (mit John Mayall und Cream), Mike Bloomfield, Peter Green, Paul Kossoff, Peter Frampton, Dave „Clem“ Clempson, Duane Allman und Dickey Betts.
Während Jimi Hendrix mit seiner Strat schon eine neue und noch folgenschwerere Ära einläutete, standen diese Protagonisten mit Gibson Les Pauls der glorreichen Endfünfziger-Baujahre auf Bühnen und in Tonstudios, um uns allen zu zeigen, wozu ein guter Gibson PAF taugt: Zarte Blues-Linien, explodierende Rock-Soli, harte Riffs und wimmernde Slide-Akrobatik. Und immer mit dieser herrlich schmatzenden Verzerrung, ob nun in Kombination mit großen Marshalls, Blackface-Fenders oder einem Vox AC-30.
Der Klang war immer pure Verzückung. Anlass genug, um Tausende von Gitarristen zu motivieren, nach dieser Klangformel zu suchen. Mitunter eine Lebensaufgabe! Obwohl uns ein guter PAF der Lösung ein ganzes Stück näherbringt, gehört natürlich weit mehr dazu. Womit wir bei einem heiklen Thema angelangt wären, dass bisher kaum in Betracht gezogen wurde.
PAF-Lügen?
Ein PAF klingt sagenhaft fett, ein PAF hat scheinbar ewiges Sustain, ein PAF bringt die schönste Verzerrung, ein PAF kann dieses und jenes …!? Die Gerüchteküche ist so farbenfroh, dass man fast blind werden könnte. Dabei sind auch PAFs nur Tonabnehmer, sprich Mikrofone, die den Klang eines Instrumentes in äußerst geringe Ströme verwandeln, die in einem Verstärker auf Lautstärke gebracht werden. Mehr nicht!
Ein PAF allein macht noch keinen PAF-Sound, soviel zur Warnung an manische Anhänger, die kurz davor stehen, mehrere Monatsgehälter für ein gut erhaltenes Pärchen zu investieren. Man benötigt natürlich auch die „richtige“ Gitarre dazu, deren Elektrik zudem dem Kontext der späten Fünfziger folgt (Potis, Schaltung, Kondensatoren). Entscheidend war jedoch die Holzqualität, die Gibson in diesen Zeiten zur Verfügung stand. Denn nur Material und Verarbeitung entscheiden über fetten Klang, Sustain und Klangtiefe.
Der PAF ist praktisch nur noch das I-Tüpfelchen. Und dieses Quäntchen Klangfarbe ist gar nicht so fett und mittig wie die Legenden berichten. Ein Beispiel: Etwa 1980 erstand ich auf dem Frankfurter Flohmarkt eine ziemlich hässliche Les-Paul-Kopie japanischer Herkunft, die außerdem durch zahlreiche Umbauten verunstaltet worden war.
Sie kostete mich DM 15 und war eigentlich für eine Art PeteTownshend-Einlage gedacht, das heißt, ich wollte sie auf der Bühne zertrümmern (… hab ich dann auch gemacht). Nur zum Spaß habe ich sie zuhause mal an meinen Amp angeschlossen und konnte feststellen, dass sie gar nicht so schlecht klang. Ich untersuchte dann die Pickups und entdeckte den berüchtigten PAF-Aufkleber unter der Bodenplatte, der mir damals freilich noch nicht viel sagte. Ich entschloss mich, die PAFs noch aufzuheben und baute für den „riot on stage“ irgendwelche Wühlkisten-Pickups ein.
Ich testete die Pickups später in verschiedenen (Gibson-) Gitarren, verschenkte sie aber bald darauf, da ich sie als zu dünn und schrill empfand. (Welch ein Frevel!) PAFs haben in aller Regel nur wenig Output, sie klingen meist schlank und erinnern mitunter sogar an Telecaster-Pickups. Von allen hier aufgeführten Testkandidaten eignen sich die Originale am wenigsten zur saftigen Übersteuerung eines Marshalls. Sie bleiben im Gegenteil unheimlich lange clean.
Ich konnte auch nicht feststellen, dass ein PAF mehr Sustain bringt. Dieses Parameter war übrigens bei allen Tests immer nur auf die Gitarre selbst zurückzuführen. In Verbindung mit einer erlesenen Honduras-Mahagoni-Bohle scheinen sich diese „harmlosen“ Pickups jedoch schnell in Untiere verwandeln zu können, die beißen, gurgeln, spotzen, nageln und sogar blühen. So einfach soll das sein?
Bauplan
Im Prinzip ist der Bauplan eines PAFs kein großes Geheimnis. Die Patent-Schriften werden sogar für ein Paar Euros im Internet versteigert. Dazu gehört eine metallene Bodenplatte, zwei Spulenkörper mit je sechs Polepieces, von denen eine Seite per Schrauben höhenverstellbar ist, dazu ein Alnico-Magnet mit rauer Oberfläche sowie je 5000 Wicklungen mit lackiertem AWG-42- Kupferdraht.
Zur Verschönerung gab’s noch eine vernickelte Neusilber-Kappe oben drauf. Fertig! Hält man sich an diese Rezeptur, hat man im Handumdrehen einen Pickup gefertigt, der einem Original schon gefährlich nahe kommt. Wäre da nicht die Wissenschaft, die uns lehrt, dass kleinste Unwägbarkeiten, unterschiedliche Drahtlacke und Magneten, ins Metaphysische oder Grenzwissenschaftliche ragende Materialtoleranzen und Wickelspannungen das Langweilige in das Aufregende und das Hässliche in das Schöne, Wahre, Gute verwandeln können. Es ist eben doch nicht so einfach. Bisher hatte es noch keiner geschafft, einen „echten“ PAF mit all seinen Farbschattierungen und Querulanzen zu kopieren.
Es gibt da einen enzoklopädischen Streit über die Drahtbeschaffenheit, die idealen Magneten oder die individuelle Handschrift desjenigen, der per Hand den Spulendraht führt und die Wicklungsspannung kontrolliert. Jeder Hersteller interpretiert seine PAFI-Idee aufs Neue. Für uns Konsumenten ist das prima, denn wir können uns mittlerweile einer schlaraffenland-artigen Auswahl bedienen, die kaum Grenzen zu kennen scheint.
Charakter
Neulich schrieb der amerikanische Gitarrenguru Dan Erlwine in einem amerikanischen Forum sinngemäß (www.lespaulforum.com): „Wenn die besten Pickups wie ein gut geübter Kantorei-Chor klingen, dann ist der PAF eher ein trällernder Kinderchor unterm Weihnachtsbaum mit allen schiefen Tönen und Unwägbarkeiten.“ Lyrisch, was? Aber er hat irgendwie recht.
Der PAF profitiert von Zufälligkeiten, die bei seiner Entstehung offenbar für Widersprüche sorgten, die seinen unvergleichlichen Charme ausmachen. Ein PAF ist wie die Quadratur des Kreises, ein Mythos, dem man sich offenbar immer nur nähern, aber nie ganz erreichen kann. Aufgrund der damals willkürlichen Handarbeit bei Gibson sind zudem alle PAFs etwas verschieden, daher ist es umso so schwerer, von dem PAF schlechthin zu sprechen.
Es gibt vielmehr zahlreiche, unterschiedliche. Versuchen wir dennoch kurz die Gemeinsamkeiten aufzuzählen. Da ist zunächst diese unverkennbare Klarheit, die eher an Fender- als an heutige Gibson-Pickups erinnert. Dunkel und mittig klingen andere Produkte, nicht der PAF. Das Frequenzspektrum füllt er mit einem soliden Boden (nicht zu verwechseln mit Bass), der immer stabil und knackig zu bleiben scheint. Darüber steht jener von Dan Erlwine beschriebene Laienchor, der gerade aufgrund seiner Unzulänglichkeiten eine unnachahmliche Mehrstimmigkeit erzeugt, die oft den Eindruck erweckt, gleich mehrere Gitarristen spielten unisono (Doublenotes).
Es klingt oft wie ein Harmonizer-Effekt. Noch weiter darüber scheinen Flöten zum Einsatz zu kommen: farbenfroh süße Obertöne, die sich willkürlich überlagern und bei härterem Anschlag zu noch kontrastreicheren Spektren aufblühen (Bloom). Dennoch klingen diese Pickups immer dynamisch komplex und dicht, bieten Kompression, ohne zu zerfransen, eine Softness, ohne ihre Definition einzubüßen. Die Messlatte liegt hoch, will man all diese Charaktereigenschaften, die diese Pickups offensichtlich gewissen Nachlässigkeiten bei der Herstellung verdanken, nachahmen.
Das PAF-Zeitalter lässt sich grob in drei Epochen einteilen. Die ersten Modelle von 1957 hatten noch keinen „Patent Applied For“-Aufkleber. Da damals beim Wickeln auch keine Zählmaschinen eingesetzt wurden, sind ihre Impedanzen völlig unterschiedlich. Es wurde einfach so lange Draht auf die Spulen gewickelt, bis sie voll waren. Da gab es dann Pickups mit 7 kOhm, andere hatten bis zu 11 kOhm oder alle Werte dazwischen.
Um 1959 hielt man sich konsequenter an die Vorgabe, jede Spule mit 5000 Wicklungen zu versehen. Gleichzeitig wechselte die Farbe der Spulenkörper von Schwarz auf Creme. Hardliner meinen, diese Pickups klangen am besten. Noch so eine Legende! Circa 1960 wechselte die Spulenfarbe wieder auf Schwarz, ein Zählwerk sorgte für exakte 5000 Windungen und die Magneten wurden flacher und kürzer. Unklarheit herrscht weiterhin über die Magnet-Legierungen.
In der Regel wurde jedoch Alnico II verwendet. Ab circa 1960 fast ausschließlich Alnico V, was die Frequenzpeaks mehr in die oberen Mitten verlagerte, wodurch die Pickups etwas heißer und metallischer klingen sollen. Vermutlich kamen manchmal auch Alnico III und IV zum Einsatz. 1962 wurde der „Patent Applied For“-Aufkleber endlich durch einen mit der tatsächlichen Patentnummer ersetzt.
Diese PAT-Pickups sind im Prinzip mit den späten PAFs identisch, auf dem Gebrauchtmarkt aber wesentlich billiger. Noch diesen Sommer habe ich ein Set für € 250 erstanden. Erst 1965 wechselte dann der Draht, später auch der Spulenkörper, der jetzt mit einem aufgeprägten T versehen war. Die sogenannten T-Tops klingen aber immer noch sehr gut (Larry Carlton hat diese Pickups in seiner 68er 335). Sie wurden bis Ende der Siebziger Jahre verwendet.
Test
Das Teilnehmerfeld besteht aus insgesamt 19 PAF-Klonen unterschiedlicher Hersteller. Darunter befinden nicht nur etablierte Größen wie Gibson, Seymour Duncan oder DiMarzio, sondern auch teils exotische Boutique-Produkte kleinerer Hersteller wie Jim Wagner, Andreas Kloppmann oder Boris Dommenget. Getestet wurde in einer ausgesuchten Gibson Historic Collection Les Paul Standard 1959, die mit original 1959er Spraque-Bumblebee Folien-Kondensatoren bestückt wurde. Dieses Instrument war unglaublich wichtig für den Test, denn wie bereits erwähnt, kommt man dem PAF-Ton nur in Verbindung mit dem richtigen Holz (Primär-Ton) auf die Spur.
Ein Seymour Duncan Antiquity z. B. würde zwar in einer billigen Fernost-Les Paul-Kopie immer noch ganz gut klingen, sein tatsächliches Potential aber nie ganz offenbaren. Alle Pickups wurden mit Kappen (Neusilber) getestet, um gleiche Bedingungen zu schaffen. Die Kappen tragen auch ein Quäntchen zum Sound-Ergebnis bei. Die Pickup-Höhe wurde zuerst immer gleich eingestellt, dann nach einem individuellen Sweetspot, die den Pickup jeweils am besten klingen ließ. In dieser Einstellung haben wir schließlich alle Pickups in einem Tonstudio aufgenommen. Test-Amp war der Marshall 1974 Combo (Test siehe in G&B 12/2004).
Testaufbau: 2003 Gibson Les Paul Historic Collection Reissue „Tom Murphy“; Marshall 1974 Combo mit Zusatz-Box; Mikrofone: AKG D-21, 47er Neumann CM7; Playback und Aufnahme von Udo Pipper, 14 Klangbeispiele sind downloadbar unter www.gitarrebass.de°
Die Schaltung dieses Amps ist so einfach, dass die Unterschiede der verschiedenen Pickups sehr deutlich zutage kommen konnten. Als Referenz stand uns ein echtes PAF-Set von 1962 zur Verfügung. Insgesamt ein Prozess, der mehr als drei Monate in Anspruch nahm. (Und: Löten kann ich jetzt!).
Nun muss eingestanden werden, dass man bei Produkten, die offensichtlich der geschmacklichen Prägung des Zuhörers gehorchen, niemals zu absoluten Ergebnissen gelangen kann. Schön ist, was gefällt.
Meine Testergebnisse unterliegen daher auch meiner persönlichen Vorstellung von einem PAF-Sound. Ich habe mir es nicht nehmen lassen, auch einige echte Les Paul Bursts anzuhören, die nun wirklich Aufschluss über den Stand der Dinge geben konnten. Den verständlicherweise anonym bleibenden Besitzern sei Dank. Außerdem gibt es da noch zahlreiche Aufnahmen, die mit PAF-Sounds aufwarten, die für uns alle eine Messlatte darstellen sollten.
Ich muss schon zugeben: Das war ein hartes Stück Arbeit. Jedes Set hat seine Stärken, denn es gab immer eine Spielart, bei der bestimmte Probanden besonders überzeugend auftrumpfen konnten. Zählt man unterm Strich die Leistungspunkte zusammen, haben die Kreationen von Andreas Kloppmann und Boris Dommenget eindeutig die Nase vorne.
Soviel PAF auf einmal hatte sonst kein Pickup zu bieten. Und das macht schon ein bisschen stolz, denn beide Hersteller kommen nicht aus dem PAF-Wunderland USA, sondern aus (Nord-) Deutschland. Überzeugend auch die Modelle von WCR, Gibson, Fralin und Seymour Duncan, die ich eher als PAF-Interpretationen für bestimmte Klangvorstellungen ansehe.
Das Feld ist groß und mannigfaltig, und ich hoffe unsere Versuche und Beschreibungen helfen ein wenig, unter den richtigen Produkten zu suchen, denn ein persönlicher Test ist unumgänglich. Ihr wisst ja: Jeder Jeck ist anders! [1983]
Dieser Artikel stammt aus der Gitarre & Bass Ausgabe 2/2005 – die angegebenen Preise sind daher nicht mehr aktuell.
Es ist erstaunlich, wie sehr sich der west- und der ostdeutsche Gitarrenbau in den 1960er-Jahren voneinander unterschieden. Die mannigfaltigen Blüten der kreativen DDR-Gitarrenbauer wären bei einem stärkeren Einfluss des Westens wohl nicht entstanden – zumindest nicht in dieser Form. Und so verwundert es ausländische Vintage-Freunde in diversen Facebook-Gruppen immer wieder, dass Kenner bei der Identifikation unbenannter Schätze sofort auf Ost- oder Westdeutschland schließen können. Diese Unterscheidung im Gitarrenbau gibt es in keinem anderen Land.
Zwei Schrauben unter einer kleinen Abdeckung halten den Hals.
In dieser Folge beschäftigen wir uns mit einer Thinline-Gitarre von Perl-Gold. Sie ist ein schönes Beispiel für die abgefahrene Kreativität, die man bis in die 1970er-Jahre im DDR-Gitarrenbau beobachten konnte. Nach der Gründung des Arbeiter- und Bauernstaates 1949 wurden nicht sofort alle Gitarrenbauer enteignet – das geschah tatsächlich erst in den frühen 70er-Jahren. Bis zu diesem Zeitpunkt werkelten Dutzende Betriebe und Kleinstmanufakturen an den unterschiedlichsten Modellen; danach gab es nur noch den VEB Musima.
Zackiges 60s-Design
Bei Perl-Gold handelte es sich um die Vertriebsmarke des Instrumentenhändlers Kurt Gropp. Der hatte 1922 in der Nähe von Markneukirchen einen Versandhandel für Musikinstrumente gegründet. Seine Söhne waren beide Gitarrenbauer, die in der Familienwerkstatt zahllose Instrumente herstellten, aber auch andere lieferten den Gropps zu. 1972 erfolgte die Zwangsverstaatlichung und damit das Ende des eigenen Betriebs – nicht jedoch das der Gropps und ihres Handwerks: Die Nachkommen von Kurt Gropp stellen auch heute noch nach alter Handwerkstradition Gitarren her (www.gropp-gitarren.de).
Ausgefuchste Schaltmöglichkeiten
Nun aber zu unserer Pawnshop-Probandin. Der recht dünne Korpus besteht aus gesperrten Hölzern und folgt keiner der allseits bekannten Formen. Er ist komplett hohl und weist nur ein zweiteiliges, zackiges F-Loch in der oberen Korpushälfte auf. In der unteren ermöglichen abnehmbare Plastik-Abdeckungen einen leichten Zugang zur Elektronik. Wie so oft bei DDR-Gitarren handelt es sich um eine recht ausgefuchste Schaltung: Insgesamt zwei Rotary-Switches verwalten die Pickups und schalten verschiedene Tone-Varianten, die beiden normalen Potis dienen als Master-Volume bzw. Master-Tone. Die typischen Mittsechziger-Pickups von Simeto kennt man von vielen anderen DDR-Gitarren. Sie zaubern mit ihrem lauten Twang immer wieder ein Lächeln auf mein Gesicht und sind außerdem äußerst robust gebaut.
Typische DDR-Mechaniken
Die Saiten kommen aus einem Jazzmaster-ähnlichen Vibrato… Moment, das kennen wir doch von westdeutschen Gitarren! Aber sicher doch, erst spätere DDR-Gitarren haben ganz eigene Vibrato-Konstruktionen aus Neusilber. Zumindest für einige Zeit wurden noch Hardware-Teile aus dem Westen angekauft und verbaut. Die Saiten laufen dann über einen Archtop-artigen Holz-Steg, der sich auf der flachen Decke verschieben lässt. Der mit zwei langen Gewindeschrauben fixierte Hals ist – wie bei vielen DDR-Gitarren dieser Ära – ein ziemlicher Prügel. Er hat auch keinen Trussrod und lässt sich nicht mehr einstellen. Wer Pech hat, erwischt beim Kauf ein Exemplar in Bananen-Form. Schuld ist meistens der hohe Saitenzug der damals üblichen dicken Flatwound-Saiten.
,für Anspruchsvolle’ – das Label im Innern des Korpus
Die zackige Kopfplatte ziert ein Plastikfurnier in der gleichen 60s-Optik wie das Schlagbrett. Diese Gitarre wurde bereits mit den typischen DDR-Mechaniken ausgerüstet – nicht die besten, aber auch nicht die schlechtesten. Es macht Spaß, auf der Perl-Gold zu spielen, mit einigen Kniffen an der Brücke und einem Shim unter dem Hals lässt sich eine recht niedrige Saitenlage erreichen. Die Bundbearbeitung ist, wie bei fast allen DDR-Gitarren, etwas rustikal, aber schon OK. Mit den tollen Simeto-Pickups und einem butterweichen Vibrato lässt sich ein sehr schöner Twang-Sound einstellen, der nicht so ohne Weiteres mit anderen Modellen replizierbar ist. Perl-Gold-Gitarren, aber auch andere Thinline-Modelle aus der DDR, sind sehr selten geworden und klettern online meist in den 300-400-Euro-Bereich. Wer diese fragile alte Dame live spielen will, sollte risikofreudig sein. Aber als Blickfang im Wohnzimmer und Geheimwaffe im Studio ist sie absolut zu empfehlen! [3563]
Kopfplattenfurnier aus demselben Material wie das Schlagbrett
Die Geschichte der elektrischen Gitarre ist untrennbar mit den drei Namen Martin, Gibson und Dopyera verbunden, obwohl keiner von ihnen je eine E-Gitarre gebaut hat!
Christian Frederick Martins (1796 – 1873) wichtigste Leistung bestand darin, den Korpus seiner Akustik-Gitarren in den 1840er Jahren so umzubauen, dass er mit Metallsaiten spielbar wurde. Seine Instrumente wurden dadurch lauter, prägnanter im Ton und universeller einsetzbar. Martins Modelle wurden mit jedem neuen Entwicklungsschritt robuster, größer und – als Folge davon – beliebter und begehrter.
Etwa 60 Jahre nach Martins ersten Innovationen ging der Sohn eines Einwanderers aus England daran, die Gitarre nach seinen Vorstellungen zu verändern. Orville Gibson (1856 – 1918) war Laie auf dem Gebiet des Instrumentenbaus und ging deshalb mit unkonventionellen Ansichten ans Werk. Sein großes Vorbild waren Violinen, deren Konstruktionsprinzip er auf die Gitarre zu übertragen versuchte.
Das Resultat dieser einfachen aber nachvollziehbaren Überlegung war eine Gitarre mit gewölbter Decke, gewölbtem Boden (beides aus massivem Holz geschnitzt) und einem Hals, der deutlich nach hinten gewinkelt war. Gibsons Idee funktionierte, und seine Instrumente fanden so viele Anhänger, dass in seiner Heimatstadt Kalamazoo im US-Bundesstaat Michigan 1902 eine Firma gegründet wurde, um der rasant steigenden Nachfrage nachzukommen: „The Gibson Mandolin-Guitar Co. Ltd.“. So fing alles an …
Die Zeit nach dem ersten Weltkrieg war die erste große Ära der Schallplatte. Grammophone gehörten zur Einrichtung eines gutsortierten Haushalts, wie heute der CD-Player. Eines Tages müssen die Dopyera-Brüder, die in Los Angeles Saiteninstrumente bauten, ihr heimisches Grammophon zerlegt haben. Jedenfalls begannen sie ein System der Klangverstärkung auf rein akustischem Weg zu entwickeln, ähnlich dem, das damals die Schellack-Platten zum Klingen brachte.
Die Dopyeras stanzten aus dünnem Blech einen flachen Trichter, setzten ihn mit der Öffnung nach unten in einen Gitarrenkorpus und platzierten den Steg auf der Spitze des Trichters. Das Resultat war ein Instrument von bis dahin ungekannter Lautstärke, das sofort von den Musikern angenommen wurde. Gemeinsam mit ein paar Geldgebern und Partnern gründeten die Dopyeras eine Firma, der sie (als gute junge Amerikaner) den Namen National gaben. Nach internen Differenzen gründeten einige Dopyera-Brüder später eine zweite Firma, und diesmal erinnerten sie sich offenbar an ihre Herkunft, denn der Firmenname Dobro lässt sich sowohl als Wortschöpfung aus DOpyera BROthers verstehen, wie auch vom tschechischen Wort dobre (= gut) ableiten.
Diese Instrumente, egal ob von National oder Dobro, kennen wir heute unter der Bezeichnung Resonator-Gitarren, und auch Jahrzehnte nach ihrer Erfindung sind sie immer noch im Gebrauch, trotz aller Entwicklungen auf dem Sektor der E-Gitarre.
Versuche, Musikinstrumente elektrisch zu verstärken, hatte es seit den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts immer wieder gegeben. Solange jedenfalls kein vernünftiges System zur Verstärkung existierte, gab es immer wieder genervte Musiker, die sich nicht gegen die geballte Kraft der Bläser im Orchester durchsetzen konnten. Einer dieser Frustrierten war ein Texaner mit Namen George D. Beauchamp. Er spielte Hawaii-Gitarre und Geige und versuchte das Problem zu lösen, indem er ein Grammophon-Horn an seinen Instrumenten befestigte.
Er war damit nur einigermaßen zufrieden, denn kaum waren die ersten Nationals auf dem Markt, begann er wieder mit Spulen und Magneten zu basteln, wie er es 1925 schon einmal getan hatte. Damals hatte er einen der ersten Tonabnehmer eines Plattenspielers (wohlgemerkt nicht den eines Grammophons!) auseinander genommen. Er bestand aus einem Permanent-Magneten und einer Spule. Beauchamp befestigte ihn an einer Gitarre aus massivem Material, die er sich zu Testzwecken gebaut hatte. An Stelle der Tonabnehmernadel führte er die Saiten ins Magnetfeld des Tonabnehmers.
Damit hatte Beauchamp aber nicht nur den elektromagnetischen Tonabnehmer erfunden, er hatte ihn auch auf einer Gitarre mit massivem Korpus montiert und somit den Vorläufer der „Solidbody“ kreiert.
In der Nachbarschaft der Dopyera-Brüder arbeitete ein emigrierter Schweizer namens Adolph Rickenbacher. Er erledigte in seiner Firma diverse Metallarbeiten für die Dopyeras und war schnell bereit, mit Beauchamp zu kooperieren. Wir erinnern uns, George Beauchamp spielte Hawaii-Gitarre, deshalb war es nicht überraschend, dass die erste Gitarre, die mit dem neuen Tonabnehmer ausgerüstet war, ebenfalls ein Instrument war, das flach auf den Schoß gelegt wurde.
Während der Prototyp noch aus Holz gefertigt war, ging das Instrument mit einem Korpus aus Aluminium in die Serienfertigung. Auch kein Wunder, denn Rickenbacher besaß ja eine Metallfabrik. Später änderte er übrigens seinen Namen in „Rickenbacker“, weil dies für Amerikaner leichter auszusprechen war.
So ungewöhnlich wie Konstruktion und Material der ersten serienmäßig hergestellten elektrischen Hawaii-Gitarre war damals auch ihre Form. Diese erste Rickenbacker hatte einen kleinen kreisrunden Korpus und einen vergleichsweise langen, schlanken Hals. Wer dieses Modell einmal gesehen hat, versteht, warum es in Musikerkreisen als „Bratpfanne“ bekannt wurde.
Charlie Christian und die Gibson-Gitarre
Kurze Zeit nachdem Beauchamp seine Erfindung patentieren ließ (1932) zogen andere Firmen mit ähnlichen Entwicklungen nach, allen voran Gibson. Dort ging man 1935 allerdings sofort einen Schritt weiter und baute nicht nur Hawaii-Gitarren mit Tonabnehmern, sondern rüstete auch eine „konventionelle“ Gitarre damit aus.
Dieses Modell ES-150 besaß allerdings noch einen hohlen Korpus und war auch ohne Tonabnehmer voll funktionsfähig. Bis sich Gibson entschließen konnte, Gitarren aus massivem Material zu bauen, mussten noch fast 20 Jahre vergehen.
Neue Erfindungen haben immer dann eine gute Chance erfolgreich zu werden, wenn ein Prominenter sie benutzt. Mit der ES-150 ist untrennbar der Name des amerikanischen Jazz-Musikers Charlie Christian (1916 – 1942) verknüpft, und mit ihm wird in der Regel im gleichen Atemzug der Klarinettist Benny Goodman erwähnt.
Dank der Verstärkung war Christian in der Lage, die Gitarre auch als Solist zu spielen und sich selbst in einer gut besetzten Bigband zu behaupten. Benny Goodman holte ihn in sein Orchester und gab ihm ausreichend Gelegenheit, seinen Stil zu entwickeln.
Neben Christian war es ein zweiter schwarzer Gitarrist, der maßgeblich dazu beitrug, die elektrische Gitarre populär zu machen: T-Bone Walker. Der Texaner gab dem Blues neue Impulse, denn mit seiner E-Gitarre entwickelte er ganz neue Ausdrucksformen.
Der neue Gitarrentyp etablierte sich jedenfalls sehr rasch, und trotz der Produktionsprobleme, die amerikanische Instrumentenbauer im Krieg hatten, wurde die Modellpalette immer reichhaltiger. Neue Tonabnehmer wurden entwickelt, es gab Gitarren mit zwei oder sogar drei Exemplaren, und ab Ende der 40er Jahre baute Gibson sogar Modelle mit Cutaway (dt. = Korpusausschnitt) , einer Spielhilfe, die den Solisten noch einmal neue Möglichkeiten eröffnete, da sie nun problemloser in den hohen Lagen des Griffbretts agieren konnten.
Leo Fender
Je mehr E-Gitarren und Verstärker benutzt wurden, desto größer wurde auch der Bedarf an Werkstätten, die fachgerechte Reparaturen machen konnten. In der Nähe von Los Angeles hatte sich Leo Fender niedergelassen und reparierte Radios, Plattenspieler und Verstärker. Immer wieder kamen Musiker zu ihm, um nicht nur den Verstärker aufmöbeln zu lassen, sondern auch Schäden an ihren Gitarren beheben zu lassen. Auf diese Weise bekam Fender zahllose defekte Instrumente in die Hand und ärgerte sich jedes Mal, dass die Reparaturen so schwierig waren. Schließlich hatte er Instrumentenbau nie gelernt, und an so einer aufwendig gebauten Gitarre mit großem Korpus konnte allerlei kaputt gehen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, als es auch in der Instrumentenbranche langsam wieder besser lief, gründete er mit seinem Kompagnon George Fullerton eine Firma, um Verstärker und E-Gitarren zu bauen. Dem damals herrschenden Trend in der Musik entsprechend baute Fender Hawaii- oder – wie man sie mittlerweile nannte – Steel-Gitarren und ein Modell einer „normalen“ Gitarre, in dem Fenders gesammelte Überlegungen vereinigt wurden. Die Gitarre hatte einen massiven Korpus (außer bei den erwähnten Hawaii-Gitarren hatte bis dahin keine Firma so etwas in Serie produziert), ein Cutaway, zwei Tonabnehmer und einen relativ simpel konstruierten Hals, der mit vier Schrauben am Hals verankert war.
Die erste Fender-Gitarre war das Modell Esquire. Fenders grundlegende Idee hinter diesem Konzept war, ein Instrument zu schaffen, das nicht nur einfach herzustellen, sondern auch einfach zu reparieren war. Diese Gitarre ließ sich mit einem Schraubenzieher und einem Lötkolben in alle Einzelteile zerlegen und auch wieder zusammenbauen. Die Gelehrten streiten sich heute, wann diese erste Fender auf den Markt kam und wie sie hieß. Die gegenwärtig akzeptierte Meinung lautet: Es war die Esquire, und es war um 1950. Heute kennen wir dieses in jeder Beziehung revolutionäre Instrument unter dem Namen Telecaster.
Leo Fenders Einfluss auf die Geschichte der E-Gitarre sind mit den wenigen Worten zu seinem Erstlingswerk längst nicht umfassend beschrieben. Kurz nach der Esquire (im Laufe der folgenden Jahre auch als Broadcaster, Nocaster und eben Telecaster bekannt) entwickelte er den ersten Precision-Bass und 1954 kam mit der Stratocaster eine weitere E-Gitarre auf den Markt – wie die Telecaster ein Instrument, das wir uns heute in Pop, Rock, Jazz oder Blues kaum wegdenken können. Fenders größter Verdienst im Zusammenhang mit der Geschichte der E-Gitarre ist aber wohl sein Konzept, Gitarren mit massivem Korpus am Fließband zu bauen.
Les Paul
Ein Gitarrist, der ganz in der Nähe von Leo Fender lebte, hatte sich seit den 20er Jahren – wie auch Beauchamp – mit dem Problem der Verstärkung seiner Gitarre auseinander gesetzt. Er hatte mit Grammophon-Nadeln und Mikrofonen experimentiert und kam, sobald funktionierende elektromagnetische Tonabnehmer zu haben waren, sehr schnell zu dem Schluss, dass der hohle Korpus einer Gitarre weitgehend zu vernachlässigen war, ja das dieser sogar stört, da er bei bestimmten Lautstärken unerwünschte Rückkopplungen (engl. Feedback) erzeugt.
Dieser Gitarrist, niemand anderes als der legendäre Les Paul, machte erst ein paar Versuche bei sich zu Hause und ging dann zu Gibson, um eine Serienfertigung anzuregen. Obwohl er gegen Ende der 40er Jahre Amerikas populärster und erfolgreichster Gitarrist war, flog er bei Gibson beinahe raus, als er mit seinem Plan einer Solidbody kam. „Wir bauen keinen Besenstiel mit Saiten!“, so oder ähnlich soll sich der Gibson-Chef damals aufgeregt haben.
Gibson hielt sich – nicht ganz zu Unrecht – für die renommierteste Instrumentenfirma des Landes und war stolz auf Tradition und handwerkliche Qualität. Eine Gitarre, die aus einem Holzbrett ausgesägt wurde, kam nicht in Frage. Allerdings gab es da einen Country-Musiker namens Arthur Smith, der mit seinem ,Guitar Boogie‘ mehr als eine Millionen Platten verkaufte. Diese Zahl war damals schon bemerkenswert genug, viel erstaunlicher noch war die Tatsache, dass er den Titel auf einer der neuen Fender-Gitarren gespielt und damit die Nachfrage nach dem Modell angekurbelt hatte.
Das alles blieb Gibson nicht verborgen und so entschloss sich die Geschäftsleitung, ein Konkurrenzmodell zu bauen, um den Markt nicht schon von vornherein zu verlieren. Man erinnerte sich an Les Paul und seinen Vorschlag. Les Paul steuerte ein paar Ideen bei, kassierte von jedem verkauften Exemplar Tantiemen und stellte seinen werbewirksamen Namen zur Verfügung.
1952 erblickte Gibsons erste Solidbody das Licht der Welt. Wir haben ja schon gehört, dass die Firma viel auf ihr Renommee hielt. Das neue Les-Paul-Modell sollte dafür ein Beispiel geben. Der Korpus war aus zwei Schichten Holz aufgebaut, unten eine Lage Mahagoni, darauf eine Decke aus Ahorn. Die Decke war darüber hinaus gewölbt und mit einer Leiste eingefasst. Zur Krönung des Ganzen wurde die Gitarre in goldfarbener Lackierung geliefert. Diese Details wurden gewählt, um das Instrument möglichst konkurrenzlos zu machen, denn Gibson ging davon aus, dass Fender derartige Qualität nicht liefern konnte. Damit hatten sie sicherlich Recht, allerdings wollte Fender so etwas auch gar nicht anbieten. Trotz oder vielleicht gerade wegen dieser Konkurrenz wurden Fenders erste Entwürfe einer Solidbody, die Telecaster und die Stratocaster sowie Gibsons Les Paul die erfolgreichsten E-Gitarrenmodelle, die je gebaut wurden.
Wie es nach den 50ern weiterging
Nachdem die Gibson Les Paul 1952 und die Fender Stratocaster 1954 auf dem Markt waren, tat sich nichts Revolutionäres mehr auf dem Sektor der elektrischen Gitarre. Alles was in den folgenden Jahrzehnten als Neuerung annonciert wurde, war im Grunde nur eine mehr oder weniger gelungene Variation bereits bekannter Details. Wirkliche Neukonstruktionen gab es nur noch zwei Mal. 1958 stellt Gibson seine Semi-Acoustic-Reihe vor. Es handelt sich dabei um Modelle, die echte Bindeglieder zwischen der Gitarre mit akustisch funktionsfähigem Korpus und solchen mit massivem Korpus darstellen. Gibson hat dazu seine Thin-Line-Reihe aus dem Jahr 1955 modifiziert. Der bis dahin flache aber hohle Korpus bekam ein massives Mittelsegment. Die Rückkopplungsempfindlichkeit wurde dezimiert, gleichzeitig verlängerte sich das Sustain. Die Modelle ES-335, ES-345 und ES-355 avancierten ebenfalls zu Klassikern.
Gibson Firebird VII°
Noch ein weiteres Mal konnte Gibson mit einer wirklichen Erfindung auf den Markt kommen, als 1963 die Firebird-Reihe vorgestellt wurde. Diese Gitarren verfügten über ein einteiliges Hals-Korpussegment. Der Hals war also weder eingeleimt noch eingeschraubt, sondern durchgehend: Hals und Korpusmittelstück waren eine Einheit. Firebirds zählen zwar heute auch zu den Klassikern unter den E-Gitarren, damals, in der ersten Hälfte der 60er Jahre, waren sie jedenfalls ein kommerzieller Misserfolg für Gibson.
Alle heute existierenden E-Gitarren lassen sich auf eine handvoll Modelle zurückführen: Gibson ES-150, Fender Telecaster, Fender Stratocaster, Gibson Les Paul, Gibson ES-335 und Gibson Firebird waren (und sind heute noch) die Maßstäbe, an denen sich alle anderen Konstrukteure orientiert haben. Form, Farbe und Materialauswahl sowie die Bestückung mit elektrischen Bauteilen lassen sich beinahe beliebig variieren, etwas wirklich Neues entsteht dabei allerdings nicht. Bestes Indiz für diese These scheint die Tatsache, dass diese Klassiker auch heute noch keine Konkurrenz durch Neukonstruktionen fürchten müssen. Im Gegenteil, es gibt eine Menge Musiker, die ein altes Stück einem neuen vorziehen. Fazit: Da es an der E-Gitarre offenbar nichts Grundlegendes mehr zu verbessern gibt, muss es sich wohl um ein perfektes Instrument handeln, dessen Entwicklungsgeschichte spätestens 1963 geendet hat.
Und trotzdem gibt es immer wieder interessante Entwicklungen. Bahnbrechend waren in den 80er Jahren die so genannten MIDI-Gitarren (MIDI steht für „Musical Instrument Digital Interface“). Sie eröffnete den Gitarristen eine Klangwelt, die bis dahin den Keyboardern vorbehalten war.
Letztes
Vorläufig letzter Stand der Entwicklung stellt die Variax von Line6 dar. Diese so genannte „Modeling-Gitarre“ kann dank digitaler Technik die Klang-Eigenschaften verschiedener klassischer E-Gitarren-Modelle abrufen. Vereinfacht gesagt finden sich in einem einzigen Instrument die Sounds einer Stratocaster, einer Les Paul, einer Tele etc. und sogar von akustischen Modellen. Auch für Bassisten gibt es solche Instrumente. Zweifellos ein revolutionärer Ansatz für den E-Gitarrenbau.
Die Geschichte der Gitarre von 1500 bis heute
Ab 1500
Saiteninstrumente, heutigen Akustik-Gitarren nicht unähnlich, werden mit vier unisono gestimmten Darmsaiten-Paaren bestückt. Später, um 1560, wird die Anzahl der Paare auf fünf erhöht.
Ab 1600
Die chitarra batente aus Italien glänzt erstmalig mit Metallsaiten und -bünden.
Ab 1700
Die Stimmung der nun meist fünfchörigen Gitarre wird standardisiert – auf A-D-G-H-E, unsere heutigen Standardstimmung identisch, aber ohne das tiefe E. Um 1770 werden die ersten Gitarren mit sechs Saitenpaaren ausgerüstet.
Ab 1800
Man verzichtet 1810 auf die Doppelung der Saiten und bespannt die Gitarre erstmalig mit sechs Einzelsaiten, in der heutigen Standardstimmung. Im Gegensatz zum vornehmen Lauten-Spiel wurde mit der Gitarre der Rhythmus „geschlagen“, in der Regel hatte sie das delikatere Programm zu begleiten: Laute Wirtshaus- und Tanzlieder.
Der Spanier Antonio de Torres definierte den Bau von Klassikgitarren neu und setzt Standards, die bis heute Gültigkeit besitzen.
Ab 1830
Der deutsche Auswanderer Christian Frederick Martin beginnt sein Gitarren-Business in den USA. Seine Firma sollte sich im Laufe der Zeit zum erfolgreichsten Produzenten von Stahlsaiten-Gitarren entwickeln.
1864
George Washburn Lyon ruft die Marke Washburn ins Leben, unter der für die Chicagoer Firma Lyon & Healy Gitarren gebaut werden.
1874
In Schönbach/Egerland baut Franz Hoyer erstmals Instrumente unter seinem eigenen Namen.
1880
Karl Höfner gründet ebenfalls in Schönbach seine Firma.
In Japan entsteht die Firma Yamaha, die bis etwa 1946 nur Akustik-Gitarren baut.
1887
Der Geigenbauer Johannes Klier gründet in Schönbach die Firma Klira.
1883
Der deutsche Emigrant Friedrich Gretsch ruft in New York City seine gleichnamige Firma ins Leben.
1892
Der deutsche Emigrant Wilhelm J.F. Shultz gründet Harmony, der Hersteller, der später einmal der größte amerikanische Hersteller werden sollte.
1894
Orville Gibson gründet in Kalamazoo/Michigan die Firma Gibson. Er bleibt dem Unternehmen, das seinen Namen bis heute trägt, nur bis 1903 erhalten.
1906
Hopf wird gegründet. Nach beachtlichem Erfolg in den 1950er und 1960er Jahren mit Stromgitarrenmodellen wie der Galaxie, Saturn und anderen, stellte das deutsche Unternehmen die Produktion Mitte der 1980er ein.
1909
Die Firma Hoshino, die später die erfolgreichste Marke Japans – Ibanez – ins Leben rufen sollte, wird gegründet.
1922
Der gebürtige Schweizer Adolph Rickenbacher eröffnet in Los Angeles seine Metallverarbeitungsfirma.
Einer der ersten Kunden war die Gitarrenbaufirma National.
1923
Lloyd Loar baut in seiner Zeit bei Gibson den ersten elektrischen Tonabnehmer in ein Instrument, eine Soldibody-Geige
1928
Epiphone beginnt, Gitarren zu bauen und wächst zum größten Konkurrenten von Gibson – besonders mit den ab den späten 1930er Jahren ins Programm kommenden Archtops mit Tonabnehmern (Zephyr, Coronet, Century etc.).
1931
Ein Prototyp der Rickenbacker-„Frying Pan“-Lapsteel-Gitarre, noch aus Holz gefertigt, wird vorgestellt. Sie war die erste Gitarre, die einen magnetischen Tonabnehmer installiert hatte – den berühmten „Horseshoe Pickup“.
1935
Die ersten Supro-Instrumente werden hergestellt.
Die Electric Spanish Model B von Rickenbacker ist die erste Soldibody-E-Gitarre der Geschichte. Sie war allerdings aufgrund ihres Materials (Bakelit) und der kurzen Mensur für Gitarristen nicht wirklich interessant.
1936
Gibson montiert einen magnetischen Tonabnehmer aus einer Lapsteel auf eine Archtop: Fertig ist die ES-150, die in den Händen von Charlie Christian erstmals vom Begleit- zum Solo- Instrument mutiert.
1941
Lester Polfus, später als Les Paul weltberühmt, baut aus einer Epiphone Archtop „the Log“, den Vorläufer aller Solidbody- Stromgitarren.
Das amerikanische Versandunternehmen Sears, Roebuck & Co. benennt erstmals eine Gitarren- Serie mit dem Namen Silvertone.
1944
Chicago Musical Instruments (CMI) kauft Gibson.
1946
Fred Wilfer gründet in der Region Erlangen Framus, eine Abkürzung für Fränkische Musikindustrie, die bis Ende der 1970er Jahre produziert.
Nathan Daniel eröffnet seine Firma Danelectro in New York City.
Der in den 1960er Jahren führende japanische Hersteller Teisco wird gegründet.
1947
Leo Fender begründet Fender Musical Instruments
1948
Paul Bigsby baut für den Country-Musiker Merle Travis eine Solidbody-Gitarre.
1950
Die Fender Esquire erscheint.
1951
Fender stellt die Broadcaster vor, die später in Telecaster umbenannt wird und vielleicht die historisch wichtigste Stromgitarre überhaupt ist. Mit seinem Solidbody- Precision-Bass erstaunt Leo Fender zudem die komplette Tieftöner-Gesellschaft.
Die ersten Cutaway-Modelle erscheinen im Gibson-Katalog: die Super 400 CES und die L-5 CES
1952
Gibson kommt mit der Les Paul Goldtop, der ersten Solidbody-Gitarre des Herstellers, auf den Markt.
1953
Gretschs Antwort auf die Gibson Les Paul ist die schwarze Duo Jet.
In Holland werden günstige Stromgitarren unter dem Namen Egmond hergestellt. Selbst Paul McCartney spielte eine dieser 30-Euro-Gitarren.
Guild stellt seine erste Stromgitarren vor , eine Archtop-Jazz- Gitarren der X-Serie.
Francis Hall kauft die Firma Rickenbacker und engagiert den deutschen Gitarrenbauer Roger Rossmeisl.
1954
Fender bringt die Stratocaster auf den Markt, die wahrscheinlich erfolgreichste und meist kopierte E-Gitarre der Geschichte.
Die erste Danelectro-Gitarre erscheint. Gibson erweitert die Les-Paul-Familie um die aufwändig ausgestattete schwarze Les Paul Custom, die erste Gitarre mit der Stoptail/Tune-o-matic-Stegkonstruktion.
1955
Gretsch stellt das Ergebnis der Zusammenarbeit mit dem Gitarristen Chet Atkins vor: Die orangefarbene Chet Atkins Hollowbody 6120.
Der kleine US-Hersteller Stratosphere veröffentlich die erste 12-string-Stromgitarre.
1956
Der erste 6-Saiten-Bass, der Danelectro UB-2, wird vorgestellt.
Höfner baut den „Violinen-Bass“ 500/1, das Modell, das später durch Paul McCartney Weltberühmtheit erlangen wird.
1957
Gibson kauft Epiphone – und stattet einige seiner Gitarren mit den von Seth Lover konzipierten doppelspuligen Tonabnehmern aus. Die Humbucker (= Brumm-Unterdrücker) sind geboren.
Auch Gretsch produziert Humbucker: Die FilterTron-Typen werden von Ray Butts, gleichzeitig mit Gibsons PAFHumbucker, entwickelt und in dem neuen Modell Country Gentleman eingesetzt.
1958
Jim Burns, der „Leo Fender Englands“, beginnt seine Stromgitarrenproduktion.
Fender bringt die Jazzmaster auf den Markt.
Der schwedische Akkordeon-Importeur Hagström beginnt seine Gitarrenproduktion mit den mit glitzerndem Plastik überzogenen DeLuxe-Modellen. Und wird die Hallen 1983 schließen.
Die Rickenbacker 325, später in den Händen John Lennons weltberühmt, wird erstmals als Teil der neuen Capri-Serie vorgestellt.
1959
Danelectro stellt ein Doubleneck-Instrument vor, eine Gitarren-Bass-Kombination.
Gibson bringt die Epiphone Sheraton auf den Markt – eine gleichwertige und fast baugleiche Alternative der hauseigenen ES-335.
1960
Der italienische Akkordeon-Hersteller Eko erweitert seine Produktionskapazitäten um Stromgitarren – meist schrille Kreationen mit viel Perloid-Applikationen.
Semie Moseley gründet Mosrite.
Fender bringt den Jazz Bass heraus.
1962
Die Fender Jaguar erscheint, und wird zusammen mit der Jazzmaster von den Surf-Musikern entdeckt.
Hoshino (Ibanez) kauft die Hälfte der Anteile am amerikanischen Großhändler Elger – und hat nun seinen Fuß in der Tür zum großen US-Markt.
Die ersten Vox-Gitarren werden in England gesichtet.
1963
Die Ventures, Amerikas erfolgreichste Instrumental-Band, erwerben die exklusiven Vertriebsrechte an den Mosrite-Gitarren – und sind natürlich ihre eigenen Endorser.
Die ersten Rickenbacker-12-string-Stromgitarren werden hergestellt. Einen der Prototypen bekam Beatle George Harrison Anfang 1964 überreicht.
1964
Die ersten Yamaha-Solidbody-Gitarren werden vorgestellt.
1965
Das Jahr, in dem Konzerne das Gitarren-Business entdecken: Baldwin/USA kauft Burns/GB, CBS kauft Fender.
Hartley Peavey gründet die gleichnamige Firma, und beginnt mit dem Bau von Verstärkern. Gitarren ergänzen ab den späten 1970ern das Peavey-Programm.
Der koreanische Hersteller Samick beginnt Gitarren zu produzieren. Es soll nicht lange dauern, und Samick wird einer der größten Gitarrenhersteller der Welt sein, der für unzählige West-Firmen günstige Instrumente baut.
Jack Gold, ein ehemaliger Burns-Mitarbeiter, gründet in England Shergold Guitars.
1966
Ted McCarty, der Gibson-Geschäftsführer, sucht eine neue Herausforderung, verlässt den Hersteller, um die Firma Bigsby zu übernehmen, die er bis zu seinem Tod im Jahr 2001 leiten soll.
1967
Der Baldwin-Konzern kauft, ein Jahr nach der Übernahme von Burns, auch Gretsch. In Japan wird Tokai gegründet, eine Firma, die vor allem in den 1980er Jahren mit erstklassigen Kopien amerikanischer Originale weltweit bekannt wird.
1968
Dan Armstrong entwickelt für Ampeg/USA eine Gitarre aus durchsichtigem Kunststoff.
Die Les Paul Standard wird wieder in das Gibson-Programm aufgenommen.
1969
Ron Wickersham und Rick Turner gründen in Kalifornien die Firma Alembic, die in den 1970er Jahren mit ihren Bässen und Gitarren aus Edelhölzern und aufwändigen aktiven Elektroniken einen neuen Trend entfachten. CMI wird inkl. Gibson vom Konzern Norlin aufgekauft.
Die erste Ibanez-Kopie erscheint – eine Les Paul mit geschraubtem Hals.
1970
Die ersten Epiphone-Stromgitarren aus japanischer Fertigung kommen auf den Markt.
1972
Leo Fender, Forrest White und Tom Walker rufen Music Man ins Leben.
Das japanische Unternehmen Fernandez wird gegründet, das erst wie fast alle Japaner US-Modelle kopiert, aber schon bald mit interessanten eigenen Instrumenten aufwartet.
1974
Travis Bean gründet die gleichnamige Firma und stelle Instrumente mit Holzkorpus und Alu- Hälsen her.
Valley Arts aus Kalifornien beginnt, hochwertige, Fender ähnliche Instrumente anzubieten und bekommt hochkarätige Endorser wie Larry Carlton und Steve Lukather ins Boot. Der Name wird 1993 an den koreanischen Hersteller Samick veräußert, bis Gibson, dort wo in der Zwischenzeit Valley-Arts- Mastermind Mike McGuire angeheuert hat, sich 2002 die Rechte sichern kann.
1975
Hamer Guitars wird von Jol Dantzig und Paul Hamer gegründet.
Der Mathematikstudent Paul Reed Smith ruft seine eigene, kleine Gitarren-Firma ins Leben: PRS Guitars.
Schecter Guitars entstehen. Anfangs noch auf hochwertige Austausch-Parts für Fender-Instrumente spezialisiert, werden dem Programm wenig später komplette Gitarren hinzu gefügt.
In Japan eröffnet der High-End-Hersteller ESP seine Firma.
1976
B.C. Rich bringt die Mockingbird auf den Markt, eine Gitarre aus edlen Hölzern mit aufwändiger Elektronik und aggressivem Hardrock-Design.
Im gleichen Jahr gründet Dean Zelinsky die Firma Dean und sorgt mit seinen an Gibson orientierten Instrumenten für großes Aufsehen.
Der Hersteller Harmony wird versteigert. Music Man stellt den Bass vor, der ein moderner Klassiker werden soll: der StingRay.
Stuart Spector gründet seine gleichnamige Firma und macht ein Jahr später Furore mit einem E-Bass, den Ned Steinberger entwickelt hat.
Gray Kramer gründet seine gleichnamige Firma und stellt Solidbody-Gitarren mit Alu-Hälsen her.
1977
Ibanez präsentiert die Signature-Gitarre für George Benson.
Roland debütiert mit seinem ersten Gitarren-Synthesizer, dem GS-500, und dem dazugehörigen Les-Paul-ähnlichen Gitarren-Controller GR-500.
1978
Wayne Charvel überschreibt seine Firma, in der er Gitarren repariert und Ersatzteile verkauft, an seinen Angestellten Grover Jackson. Bereits ein Jahr später werden unter dem Label Charvel die ersten eigenen Modelle vorgestellt, die zusammen mit den später erscheinenden Jackson-Gitarren die Dekade der Rock- und Super-Strats begründen sollen!
1979
Leo Fender ruft zusammen mit George Fullerton die Firma G&L ins Leben, das erste Modell, eine F-100, erscheint ein Jahr später.
Die Firma Fretted Industries kauft die Rechte an dem Namen Washburn und bringt ihn wieder auf die Landkarte der Musiker – mithilfe moderner, Rock orientierter E-Gitarren.
1980
Vigier wird in Frankreich gegründet und fällt durch ungewöhnliche Materialien auf: Carbon- Graphit für die Hälse, Metall für die Griffbretter …
1981
Carlos Santana spielt erstmals PRS-Gitarren.
Grover Jackson stellt die erste Gitarre unter seinem Namen vor: Das Randy-Rhoads-Modell.
Ned Steinberger kommt mit einem radikal konzipierten Bass auf den Markt: Komplett aus einer Carbon/Fiberglas-Mischung hergestellt, mit einem extrem kleinen Korpus und ohne Kopfplatte.
1982
Fender Japan wird als Antwort auf die Schwemme günstiger Gitarren aus Fernost gegründet. Als erste Serien erscheinen die viel beachteten Vintage-Reissue-Instrumente unter der Marke Squier by Fender.
1983
Die ersten Epiphone-Instrumente aus Korea kommen auf den Markt.
1984
Der Saiten- und Zubehör-Hersteller Ernie Ball erwirbt Music Man.
Walter A. Hoyer gründet seine eigene Firma, die mit dem ursprünglichen deutschen Hersteller Hoyer allerdings nichts mehr zu tun hat.
Die Bond Electraglide aus England erscheint auf dem Markt.
Die zum großen Teil aus Plastik hergestellte Gitarre hat ein Griffbrett, das anstelle der Bünde kleine Treppen besitzt, womit sich allerdings kaum ein Gitarrist anfreunden will.
Roland stellt eine futuristische Synthesizer-Gitarre vor, die G-707, die zusammen mit der großen Fußboden-Pedaleinheit GR-700 ausgeliefert wird.
Tom Anderson, ein ehemaliger Schecter-Mitarbeiter, gründet seine eigene Firma und stellt hochklassige & -preisige Fenderähnliche Gitarren her.
1982
Floyd Rose schließt sich mit Kramer zusammen, der jetzt auch traditionellere Instrumente mit Holzhälsen anbietet.
Nachdem Eddie van Halen eine Kramer/Floyd-Rose-Stromgitarre entdeckt und spielt, ist der Erfolg nicht mehr aufzuhalten.
1985
Der Fender-Geschäftsführer Bill Shultz und eine Gruppe von Investoren kaufen die Firma Fender vom CBS-Konzern.
In den alten Räumen von Gibson in Kalamazoo etablieren ehemalige Gibson-Mitarbeiter die Firma Heritage.
1986
Henry Juskiewicz, Dave Berryman und Gary Zebrowski kaufen Gibson.
Kramer kauft Spector Guitars.
Beide Namen gehören heute dem Gibson-Konzern.
1987
Casio steigt in den Gitarrenmarkt ein – mit zwei Solidbody-Modellen, in die ein Synthesizer installiert ist: MG-500 und MG-510.
Fender stellt die American Standard Stratocaster vor und eröffnet außerdem seinen Custom-Shop.
1988
Die erste Epiphone Les Paul erscheint.
Kaman (u. a. Ovation) erwirbt die Firma Hamer.
Ibanez stellt die JEM77 vor – eine Gitarre, die in Zusammenarbeit mit Steve Vai entwickelt worden ist.
1991
Die Connection zwischen Music Man und Eddie van Halen trägt erste Früchte in Form des EVHModells.
Patrick Eggle gründet in England seine Firma Eggle, die mit hochwertigen Gitarren im PRS-Stil großes Aufsehen erregte.
Patrick selbst verließ bereits 1994 seine Firma, die bis heute mithilfe von Hardware-Genius Trev Wilkinson als Creative Director weiter existiert.
Fernandez bringt erstmals Gitarren mit seinem Sustainer-Pickup heraus.
Fender installiert sein Werk in Ensenada/Mexiko.
1992
Ibanez’ Mutterfirma Hoshino bringt die Marke Starfield heraus, Instrumente mit eindeutigem Retro-Touch.
1993
Gibson gründet seinen Custom Shop.
1994
PRS stellt die McCarty-Serie vor, eine Hommage an den ehemaligen Gibson-Geschäftsführer, der über die Jahre zu einem väterlichen Freund und wichtigen Ratgeber für den jungen Gitarrenbauer geworden war.
Godin bringt mit seiner Solidbody LG-X eine Gitarre heraus, die neben ihren typischen E-Gitarren-Eigenschaften auch direkt an einen Gitarren-Synthesizer angeschlossen werden kann.
1995
Die Framus-Geschichte wird weiter gestrickt! Unter der Leitung der Firma Warwick werden neue Gitarren entwickelt und angeboten.
Der Fender-Custom-Shop bringt erstmals die Relic-Serie auf den Markt.
Die Parker Fly, eine radikal gestylte und konzipierte Gitarre, erscheint auf dem Markt.
Ulrich Teuffel stellt sein futuristisches Modell Birdfish vor.
Fender kauft Guild.
1996
Peavey bringt die neue Gitarre für Eddie van Halen heraus, die EVH Wolfgang.
1997
DeArmond, eine Firma, die vor allem durch ihre Pickups und Effektpedale in der Anfangszeit der Stromgitarre bekannt geworden war, wird von Fender erworben. Unter selbigem Namen erscheinen zwischen 1999 und 2002 eine Reihe interessanter Guild-Kopien aus Fernost.
Die japanische Elektronik-Firma Akai erwirbt Jackson.
Gibson kauft die Rechte an dem Namen Kramer.
PRS bringt seine Archtop- und Hollowbody-Modelle heraus.
2000
Die PRS SingleCut erscheint.
2001
Mit der Santana SE wird die erste PRS-Gitarre made in Korea angeboten.
Gibson stellt ihre Version der Digital-Gitarre vor.
2002
Line6 bringt mit der Variax erstmals eine Modeling-Gitarre auf den Markt, eine Solidbody, die viele typische E- und Akustik-Gitarren- Sounds reproduziert.
Fender erwirbt Jackson/Charvel und fusioniert mit Gretsch. [1999]
Die Solidbody Gitarre war eine der radikalsten Erfindungen der Gibson-Firmengeschichte. Trotzdem ist sie die am längsten ohne Unterbrechungen produzierte E-Gitarre des Herstellers. Seit über 50 Jahren rockt die Solidbody die Welt!
Radikale neue Designs werden in der Regel dann präsentiert, wenn die Firma ein Problem hat. Und genau solch ein Problem hatten die Mannen um Gibson-CEO Ted McCarty um 1960 herum, denn die Verkäufe, insbesondere ihres Top-Sellers Les Paul, waren merklich zurückgegangen. Zu altbacken das Design, zu hoch das Gewicht, zu dumpf der Klang – die moderne Musik dieser Zeit fand praktisch ohne Gibson statt! Alle Welt wollte den hellen, durchdringenden Klang und das schnittige Design, das die Gitarren des größten Konkurrenten Fender auszeichnete.
So war die Country-Musik längst fest in Telecaster-Hand, der Rock ’n’ Roll, ursprünglich eine Gibson-Domäne, bereits von Strat- und Tele-Sounds durchsetzt, und in der modernen Musik wie z. B. dem wilden Surf hatte eine Gibson gar nichts verloren. Da blieb nur angestaubter Jazz und leichte Unterhaltungsmusik, wo Gibson weiterhin den Platzhirsch gab. Der Angriff der Fender Jazzmaster auch auf dieses Genre konnte zwar dank der konservativen Einstellung dieses Klientels abgewehrt werden, aber dafür erfreute sich das Fender-„Jazz“-Modell ausgerechnet im modernen Surf einer enormen Beliebtheit, die sich natürlich auch in Verkaufszahlen ausdrückte. Ted McCarty traf daraufhin eine schwere, aber konsequente Entscheidung: Die Produktion der Gibson Les-Paul-Serie sollte Ende 1960 eingestellt und im gleichen Atemzug die neue Les Paul vorgestellt werden, die SG Les Paul.
Gibson Katalog von 1961 mit Les Paul und Mary Ford.
Les Paul
Gibson und der Gitarrist Les Paul schienen damals noch unzertrennlich, genau wie Les Paul und Mary Ford, das Traumpaar der amerikanischen Unterhaltungsindustrie der 50er-Jahre. Doch beide Verbindungen zerbrachen Anfang der 1960er. Les Paul diskreditierte die neue Gitarre, die noch seinen Namen trug, in aller Öffentlichkeit und unterschrieb den ihm vorgelegten neuen Vertrag zur Verlängerung seines Engagements mit dem Hersteller 1962 erst einmal nicht.
Die Hörner an der Gitarre seien zu spitz, man könne sich daran verletzen, erzählte er 1982 dem amerikanischen Journalisten Tom Wheeler. Und weiter: „Die erste SG Les Paul sah ich in einem Musikladen, und die Form mochte ich überhaupt nicht. Die Gitarre war zu dünn und den Hals- Pickup hatten sie ein Stück nach hinten versetzt, damit sie meinen Namen noch unterbringen konnten. Der Hals war auch viel zu dünn und ich mochte überhaupt nicht, wie er am Korpus saß.
Die Eckpfeiler der SG-Familie- Custom, Standard, Special und Junior (Aus dem 1970er Katalog)
Diese Gitarre hatte nichts mehr mit meinem Design zu tun.“ Trotz dieser markigen Worte und entgegen der Tatsache, dass sowohl er als auch Mary Ford live immer noch die alten Les Pauls spielten, war Les Paul sich nicht zu schade, auf vielen offiziellen Gibson-Fotos der frühen 60er-Jahre mit einer SG Les Paul zu posieren. Schließlich wurde er prozentual nach verkauften Gitarren bezahlt, also schob er mit seiner Popularität auch den Verkauf des neuen Modells an. Les Paul war eben nicht nur ein erstklassiger Musiker, sondern auch ein Schlitzohr mit einem ausgeprägten Sinn fürs Geschäftliche.
Was uns zum wahren Grund der Beendigung seines Geschäftsverhältnisses mit Gibson führt. Zum Zeitpunkt der möglichen Vertragsverlängerung befand er sich nämlich in Scheidung von Mary Ford und befürchtete, bei Unterzeichnung eines neuen lukrativen Vertrags hohe Zahlungen an seine zukünftige Ex-Frau leisten zu müssen. Das neue Gitarrenmodell bot ihm daher eine willkommene Gelegenheit, aus der Geschäftsbeziehung mit Gibson erst einmal auszusteigen.
Größer, klobiger und gar nicht mehr schön- Die SGs von 1972.
Zum Erfolg verdammt
Die Gibson-Chefetage hatte Anfang der Sechziger tatsächlich Grund, mehr als nervös zu sein. 1960 hatte man $ 400.000 Dollar in den Ausbau der Fabrikationsstätten in der Parsons Street in Kalamazoo investiert und deren Größe auf 12.000 m2 verdoppelt. Gibson brauchte nun einen deutlichen Zuwachs der Verkaufszahlen, um die gewaltigen Kapazitäten auszulasten und die Kredite zu stemmen! Mit der Bürde dieser hohen Erwartungen ging die neue SG Les Paul 1961 dann an den Start. War zwar die eigentliche Gitarre ein neues Design, so war doch ihr Name bereits vorher benutzt worden, wenn auch nur kurz.
Ende 1959 wurde die Doublecutaway Les Paul TV in SG TV umbenannt, genauso wie die Les Paul Special und die Les Paul Special 3/4 entsprechend in SG Special und SG Special 3/4. „SG“ stand dabei einfach für „Solidbody Guitar“, und natürlich nicht wie man manchmal liest – für „Satan’s Guitar“. Da hatten wohl einige die beiden spitzen Korpushörner dieser Gitarre falsch interpretiert. Der große Entwicklungssprung passierte dann tatsächlich 1961 – die Les Paul Standard, Les Paul Junior und Les Paul Custom erschienen in komplett neuer Gestalt.
Die wieder erstarkte SG-Familie, mit der erfolgreichen 62 Reissue im Mittelpunkt (Katalog von 1987).
Sieht man sich das Design der neuen SG-Les- Paul-Modelle an und vergleicht dies mit den früheren Gibson-Modellen, wird man feststellen, dass hier in der Tat ein radikaler Schnitt vorgenommen wurde. Alle anderen Modelle des Herstellers, sieht man einmal von den futuristischen Studien Flying V, Explorer und Moderne von 1958 ab, orientierten sich bis dato mehr oder weniger stark an der eigenen Tradition. Also an Archtop-Jazzgitarren mit einer gewölbten Decke und ohne oder mit nur einem Cutaway. Ausnahmen wie die billigen „Student“-Modelle Les Paul Junior und Special in den DoubleCut- Versionen bestätigen nur die Regel.
Ted McCarty erklärte das neue Design damals so: „Die Musiker wollten zwei Cutaways, weil sie vermehrt die sechste Saite mit dem Daumen greifen, was bei einem einzelnen Cutaway natürlich nicht so gut funktioniert.“ Richtig – die neuen Ton angebenden Musiker waren eben keine geschulten Gitarristen mehr, die eine korrekte Haltung der Greifhand gelernt hatten, sondern selbstbewusste Selfmade- Typen, die einfach um den Hals herum griffen und so auch mal den Daumen mit ins Spiel brachten. Also bekam das neue, leichte Gibson-Modell zwei Cutaways, einen deutlich dünneren Korpus (ca. 44 mm) mit flacher Decke und auffälligen, fast schon künstlerisch konturierten Korpuskanten.
Der 1994er Katalog bringt die SG Custom und Carlos Santana auf einer Seite unter.
Als Material für Korpus und Hals hielt man an Mahagoni fest, auch die Hals- und Mensurmaße waren die gleichen wie bei den alten Les-Paul-Modellen. Um den Zugang zu den hohen Bünden so bequem wie möglich zu machen, fand der Hals-/Korpusübergang praktisch am vorletzten, dem 21. Bund statt. Anfangs war der Hals mittels eines kräftigen Zapfens in den Korpus geleimt, der bis in die Fräsung des Hals-Pickups reichte. Diese Verbindung war sehr stabil, was sich zwei Jahre später änderte, als Gibson den Hals-/Korpusübergang fließender gestaltete und damit konstruktionell schwächte. 1967 besann man sich wieder eines Besseren und führte neben einem wieder stabileren Hals-/Korpusübergang das so genannte Mortise & Tenon-System (deutsch: Feder & Nut) ein, bei dem wieder ein Zapfen fest in einer Art Halstasche saß.
Der Start
Die neue Modellreihe verkaufte sich trotz des radikal-neuen Designs sehr gut, das Werk verzeichnete 1961 eine deutliche Produktionssteigerung im Vergleich zum Jahr davor. Knapp 6000 SG Les Pauls wurden in den ersten drei Jahren verkauft. Und das, obwohl die neue SG Les Paul teurer als die alte Les Paul war! In der Preisliste vom 1. September 1961 tauchte die SG Les Paul Standard zu einem Preis von $ 290 auf, die Les Paul Standard kostete im Mai-Katalog von 1960 dagegen nur $ 265. 1963 entfernte Gibson dann den Zusatz „Les Paul“, fortan hieß die Gitarrenreihe nur noch SG.
Gibson SG Gallery 1
Die SG-Flotte bestand aus vier Modellen: Die nur in Cherry angebotene SG Les Paul Junior ($ 155) hatte einen P-90-Pickup in Dogear- Bauform, einen Wraparound-Einteilersteg, je ein Volume- und Tone-Poti, ein Palisander- Griffbrett ohne Einfassung und mit Punkteinlagen sowie Kluson-Mechaniken mit kleinen, weißen Plastikknöpfen. Ebenfalls in Cherry kam die SG Les Paul Standard ($ 310), hatte zwei Humbucker, je zwei Volume- und Tone- Regler, einen Dreiweg-Schalter, ein eingefasstes Griffbrett mit „Crown“-Einlagen, meist Kluson-Mechaniken mit „Tulip“-Plastikknöpfen und eine Tune-o-matic-Brücke in Kombination mit dem neuen Sideways-Pull- Vibratosystem. Das Topmodell war die weiß lackierte SG Les Paul Custom ($ 450) mit drei Humbuckern, je zwei Volume- und Tone-Regler, Dreiweg-Schalter, eingefasstem Ebenholzgriffbrett mit Blockeinlagen, meist Grover-Mechaniken mit Metallflügeln und einer Tune-o-matic-Brücke mit Sideways- Pull-Vibratosystem.
Zu allem Überfluss war die komplette Hardware der Custom vergoldet – eine Gitarre, die natürlich nahtlos an die prächtige Erscheinung der alten Les Paul Custom anknüpfen sollte, die abgesehen von ihrer schwarzen Lackierung identisch ausgestattet war – bis hin zum flachen Bunddraht mit fast rechteckiger Krone, der den beiden Gitarren den Spitznamen „Fretless Wonder“ eingebracht hatte. Die SG Special tauchte in der Transition-Periode (von der SG Les Paul zur SG-Ära) zwischen 1961 und 1963 nicht als SG Les Paul Special auf, dafür aber bereits 1962 als SG Special, wahlweise in Cherry oder Cream.
Die Les-Paul- und SG-Collection von 2006.
In der Preisliste von 1963 ist sie dann mit $ 225 gelistet und entsprach in Optik und Ausstattung der SG Junior – bis auf die Tatsache, dass sie einen weiteren P-90-Pickup in der Halsposition trug und dementsprechend zwei weitere Potis und einen Dreiwegschalter an Bord hatte. Die Bodies der drei SG-Les-Paul-Modelle, der SG Special und der 1961 wiederbelebten SG TV waren aus leichtem Honduras-Mahagoni mit liegenden Jahresringen gefertigt, die Hälse aus dem gleichen Holz, aber mit stehenden Jahresringen.
Die Kopfplatten bekamen rechts und links „Ohren“ aus Mahagoni angeleimt, um die typische Gibson-Form zu ermöglichen, und neigten sich in einem Winkel von 17° nach hinten. Lackiert wurden mehrere Schichten Nitrocellulose-Lack, die letzte war auf Hochglanz poliert. Frühe Versionen der Standard und Custom waren noch mit „Patent Applied For“-Pickups ausgestattet, die schon bald durch die Patent- Number-Pickups respektive in späteren Jahren durch die jeweils aktuell produzierten Gibson-Pickups ersetzt wurden. Bereits 1962 debütierte die EDS-1275, die Doubleneck-SG. Der leichte und kleine Body der neuen Gitarren war prädestiniert für solch ein großes Instrument, das damals nur auf Bestellung gebaut wurde und in den 70er-Jahren mit Jimmy Page und Led Zeppelin zu Weltruhm gelangte.
Durch die 60er
Mit dem Wegfall des Namens von Les Paul änderten sich ab 1963 einige weitere Details. Der Hals wurde in den unteren Lagen etwas schmaler, der Winkel der Kopfplatte flacher (jetzt 14°). In der Mitte dieser Dekade war der Höhepunkt des amerikanischen EGitarren- Booms erreicht, nicht weniger als anderthalb Millionen E-Gitarren wurden verkauft. Gibson selbst hatte seinen Umsatz zwischen 1960 und 1963 dank der neuen SG-Serien und einiger alter Erfolgsmodelle wie der ES-335 sogar verdoppeln können.
Gibson SG Gallery 2
Auch der Melody Maker wurde 1965 die nun erfolgreiche SG-Form übergestülpt, sie war jetzt die günstigste Gitarre im Sortiment des Herstellers. 1966 war erneut ein Jahr vieler Veränderungen. Die wichtigste sicherlich der Weggang Ted McCartys und damit das Ende seiner Ära bei Gibson, der Firma, der er seit 1948 angehört und deren Entwicklung er maßgeblich beeinflusst hatte. Ab 1966 lenkte er die Geschicke von Bigsby. Gibson verbesserte im gleichen Jahr, wie oben schon gesagt, den Hals-/Korpusübergang der SG, die offensichtlichste Veränderung war jedoch die Einführung des großen Schlagbretts, das jetzt um die Pickups herum führte und die Optik der SG-Serie sehr eindrucksvoll prägte.
1968 wurde Stanley Rendell neuer Gibson- Präsident. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Verkäufe insgesamt, aber auch speziell bei Gibson, wieder deutlich nachgelassen und die Produktion war in einem jämmerlichen Zustand, wie der Gitarrist Bruce Bolen beschreibt, der ab 1967 bei Gibson arbeitete. Er erinnert sich: „Einer der Gründe, warum ich angeheuert wurde, war der, die E-Gitarrenproduktion auf Vordermann zu bringen. Die SGs waren damals die einzigen Solidbody-Gitarren die wir hatten, dazu kamen noch ein paar Archtops und Thinlines wie die ES-335. Doch die haben sich damals alle nicht gut verkauft.
Pete Townsend SG
Der Verkaufsrenner dieser Tage waren Gibson-Akustik-Gitarren!“ Für die tapfere SG verfinsterte sich die Sonne dann endgültig, als Gibson 1968 die ursprüngliche Les Paul wieder auf den Markt brachte. Der Blues-Boom im Allgemeinen und Eric Clapton im Besonderen schufen weltweit große Begehrlichkeiten nach der nun wieder guten, alten Les Paul. Die hat die SG dann auch schnell ins Abseits gedrängt, obwohl sie weiterhin von vielen Top-Gitarristen gespielt wurde. George Harrison z. B. hatte große Teile von ‚Revolver’ damit bestritten und ausgerechnet ihr hauptamtlicher Totengräber, Eric Clapton, besorgte sich 1967 eine SG Standard, ließ sie vom holländischen Künstlerkollektiv The Fool psychedelisch bemalen und legte mit Cream eine bemerkenswerte Karriere hin, in der diese SG eine genauso bemerkenswerte Rolle spielte. Der Gitarrensound auf dem legendären Cream-Album ‚Disraeli Gears‘ stammt fast ausschließlich von dieser SG.
Die Siebziger
In den frühen Siebzigerjahren zog die Nachfrage nach E-Gitarren wieder an, und im Schatten der Les Paul erlebte die SG nicht nur eine Erweiterung der kompletten Serie, sondern auch einige Veränderungen ihres Designs. SG-Experten sind sogar der Meinung, dass ab etwa 1971 das originale SGKonzept unzulässig weit aufgeweicht wurde. So wurden die vorher einteiligen Hälse nun aus drei Streifen Mahagoni gefertigt und am Übergang zur Kopfplatte mit einem rückwaÅNrtigen Knubbel („volute“) verstärkt, genau unter dem Zugang zum Halsstab, der schwächsten Stelle des gesamten Halses. Sicherlich eine gute Idee, diese Sollbruchstelle stabiler zu gestalten.
Außerdem wurde der Hals deutlich weiter in den Korpus hineingesetzt, der Übergang auf den 19. Bund verlegt und der Hals ab dem 17. Bund auf seiner Rückseite durch einen massigen Block verstärkt. Gleichzeitig setzte man den Hals parallel zum Korpus an – also wie bei Fender- Gitarren und nicht Gibson-typisch in einem leichten Winkel. Nicht nur die Kopfplatte wurde nun größer, sondern sogar der Korpus! Außerdem wurden die Cutaways und Korpuskanten nicht mehr konturiert, sodass die Gitarre eckiger, ja klobiger erschien.
Gibson SG Gallery 3
Das ursprüngliche Design der SG hatte durch all diese Änderungen deutlich an Eleganz eingebüsst und auch die Spielbarkeit der hohen Lagen, einst ein Hauptargument für die SG, unter den Modifikationen des Halsansatzes gelitten. Außerdem rupfte man die SG-Flotte gehörig: Die SG Junior flog komplett aus dem Programm, die SG Standard wurde zur SG Deluxe, die SG Professional ersetze die SG Special. Nur die SG Custom behielt immerhin ihren Namen, die drei Humbucker und die Gold-Hardware, war aber nur in schlichtem Walnut erhältlich und kam wie ihre beiden SG-Schwestern nun auch serienmäßig mit einem Bigsby B-5 Vibratosystem. Als Ersatz für die SG Junior und die SG-förmige Melody Maker wurden die SG-100, – 200 und -250 eingeführt, eher grobschlächtige SG-Varianten mit Ahorn-Korpus und – Hals, letzterer ebenfalls parallel zum Body eingeleimt.
Die nur in Cherry erhältliche SG- 100 trug einen schräg montierten Singlecoil- Pickup direkt am Hals, die SG-200 (Cherry und Walnut) bekam einen zweiten an den Steg gesetzt, die SG-250 entsprach in allen Details der SG-200, war aber in Cherry Sunburst lackiert. Diese drei Gitarren repräsentierten den Tiefpunkt der SG-Historie, wenn nicht der gesamten Entwicklung der Solidbodys des Herstellers. Die Musiker wollten sich nicht mit dem parallel zum Korpus verlaufenden Hals anfreunden, zumal die Saiten in einem ungewöhnlich hohen Abstand zum Korpus verliefen, und keins der insgesamt sechs neuen SG-Modelle konnte das umsetzen, was diesem Gitarrenmodell Anfang der Sechzigerjahre mit auf den Weg gegeben wurde: Eleganz, Leichtigkeit, superbe Spielbarkeit.
Zwar waren diese neuen Gitarren robuster gebaut als die alten, konnten denen aber klanglich nicht das Wasser reichen. Ein Jahr später wurden die Pickups der SG- 100, -200 und -250 durch Mini-Humbucker ersetzt; die gleichen, die Gibson in das erste Les-Paul-Modell nach der Wiederbelebung 1968 eingebaut hatte und die aus hauseigenen Epiphone-Beständen stammten. Hatten diese Pickups in der Les Paul noch schicke Nickelkappen, wurden sie hier in schwarzes Plastik gesteckt. Gleichzeitig, also Ende 1972, stellte man drei weitere SG-Modelle vor, die SG-I, SG-II und SG-III, die die 100er- Serie nahtlos ersetzten, aber bis auf einige unwichtige kosmetische Änderungen nichts Neues brachten. Denn sie wussten damals nicht, was sie taten …
Gleichzeitig wurden auch die „normalen“ SGs einer gründlichen Revision unterzogen, nur ein Jahr nach der vorherigen! SG Deluxe und Professional wurden gestrichen und durch altbekannte Namen, SG Standard und Special, ersetzt. Auch wurde nun der immer noch dreiteilige Hals (mit volute) wieder in einem leichten Winkel in den Korpus geführt, der Hals-/Korpusübergang wieder an den 21. Bund gesetzt und die Kopfplatte in einem Winkel von 17° geneigt – Änderungen, die den acht verschiedenen SG-Modellen, die der Gibson-Katalog Ende 1972 zeigte, sehr gut taten und die nun bis 1986 nicht mehr grundsätzlich angetastet wurden.
Zu dieser Zeit begann ein bekannter deutscher Elektroniktüftler ein dreijähriges Engagement bei Gibson. Bill Lawrence alias Billy Lorento alias Willi Stich entwickelte in Kalamazoo Pickups und Elektroniken und war auch an einigen Gitarren-Designs dieser Jahre beteiligt. So trug die SG Standard dieses Jahrgangs erstmals Pickups eines anderen Herstellers – die Bill Lawrence Super- Humbucker, die einen Keramik- und einen Alnico-Magneten besaßen und mit Epoxyd- Harz vergossen waren. Dieser Pickup war der erste „heiße“ Humbucker der Geschichte, noch ehe Larry DiMarzio, der frühere Assistent von Bill Lawrence, mit seinem Super Distortion große Erfolge feiern konnte.
Gibson SG Gallery 4
Statt eines Bigsbys wurde nun erstmals ein Stop- Tailpiece Standard auf der SG Standard verwendet. Bereits Ende 1973 strich man die unglückseligen SG-I, SG-II und SG-III aus dem Katalog, die SG-Serie bestand jetzt nur noch aus den Klassikern Custom, Standard und Special, die sich nur noch in Details wie z. B. der Hardware von den 72er Modellen unterschieden, mit denen man wieder in die richtige SG-Spur zurückgefunden hatte. 1974 fielen einige wichtige Entscheidungen im Gibson Headquarter, denn die Chicago Musical Instrument Corporation, zu der Gibson gehörte, wurde an den Konzern Norlin Music verkauft. Gleichzeitig richtete man in Nashville eine zweite Gibson-Fabrik ein, die ab Juni 1975 ihre Arbeit aufnahm.
Der ursprüngliche Plan der Verantwortlichen war, in Nashville eine Handvoll Modelle, vor allem Solidbodies, in großen Stückzahlen zu produzieren, während das Werk in Kalamazoo eine Vielzahl anderer Modelle und Custom Orders in kleinen Stückzahlen herstellen sollte. Nashville war mit der Produktion von Les Pauls bald ziemlich ausgelastet, aber die reduzierte SG-Linie, aus der 1975 sogar die SG Special herausfiel, wurde nun ebenfalls dort gebaut. Und zwar nun erstmals mit zweiteiligen Mahagoni- Bodys, eine erste Sparmaßnahme des großen Konzerns. Aber es war beileibe nicht alles schlecht, was Norlin sich einfallen ließ. So etablierte man z. B. ein neues, bis heute noch gültiges Seriennummern-System. Das Ende dieser bewegten Dekade markierte eine neue „Günstig-SG“, die spartanisch ausgestattete The SG. Im Prinzip eine SG Standard, aber mit dreiteiligem Body und Hals aus Walnuss und Ebenholzgriffbrett ausgestattet. Am Hals saß ein Gibson-Humbucker, am Steg der von Billy Lawrence konzipierte Super-Humbucker, der 1980 in „Velvet Brick“ umbenannt werden sollte und der auch diese The SG zum Kochen brachte.
Die Achtziger
Das neue Jahrzehnt begann … stockend. Nach 19 Jahren in Produktion schickte man die schicke SG Custom aufs Altenteil, strich die Linkshand-Version der SG Standard und stellte dafür der The SG eine ähnlich schlichte SG, The Firebrand aus Mahagoni mit eingebranntem Gibson-Logo auf der Kopfplatte, zur Seite. Um die Konfusion komplett zu machen, wurden im Juli 1980 beide Instrumente in The SG Standard und The SG Deluxe umbenannt. Auch das verbliebene Flaggschiff, die SG Standard, wurde einer neuerlichen Revision unterzogen. Um die Fertigung zu standardisieren, bekam auch sie wie die anderen SGModelle wieder ein etwas breiteres Griffbrett, das nun wieder die Maße der allerersten SGs hatte, die zwischenzeitlich mal verringert worden waren.
Auch wurden alle Fräsungen für Pickups und Elektronik den beiden anderen SG-Modellen angepasst, um den Produktionsprozess zu vereinheitlichen. Erhältliche Farben waren Cherry, Walnut, White und Tobacco Sunburst. Bereits 1981 wurde die The SG Standard gestrichen – da waren es nur noch zwei! Die konnten aber immerhin ab Mitte der Dekade auch mit einem Vibratosystem bestellt werden, dem von Schaller gefertigten Pro-Tune Vibrola, das dem Bigsby B-5 glich. Und dann war es nur noch eine … . Mitte der Achtziger eliminierte man auch die The SG Deluxe. Einen Wendepunkt in der Geschichte des Herstellers brachte das Jahr 1986. Anfang der Dekade ging das Gitarrengeschäft schlecht, allein in 1982 verzeichnete man einen Verlust von 30 % zum Vorjahr.
Epiphone SGs
Gibson war nicht alleine mit dieser Situation – nahezu alle anderen amerikanischen Hersteller sahen sich mit der Invasion aus Fernost, aber auch mit dem wachsenden Desinteresse der Musiker konfrontiert, denn die Hitparaden wurden vom Synthi-Pop dominiert, in dem Gitarren keine Rolle mehr spielten. Hatte man 1979 noch einen Umsatz von $ 35,5 Millionen verbucht, waren es 1982 nur noch $ 19, 5 Millionen. Und da diese Bilanz zudem noch unter den steigenden Lohn- und Produktionskosten und Währungsschwankungen litt, blieb dem profitorientierten Konzern keine anderen Wahl, als Gibson wie Sauerobst anzubieten – was sie übrigens recht weitblickend bereits seit 1980 getan hatten! Der Großteil der Produktion wurde längst von dem Werk in Nashville erledigt, in Kalamazoo baute man nur noch Custom Orders, Banjos und Mandolinen.
Norlin wollte und musste sparen, also schloss man die Werke in Kalamazoo im September 1984 – nach mehr als 65 Jahren im Dienste Gibsons. Im Sommer 1985 hatte Norlin dann endlich Käufer für Gibson gefunden: Drei Geschäftsleute, die sich von der Uni her kannten, kauften Gibson letztendlich für nur $ 5 Millionen: Henry Juskiewicz, David Berryman und Gary Zebrowski. Ob das neue SG-Modell, das 1986 auf den Markt kam und enthusiastisch von den SGFans weltweit gefeiert wurde, bereits von dem neuen Trio an der Spitze der Firma initiiert worden war, lässt sich nicht mehr eindeutig nachvollziehen. Aber erstmalig wurde mit dieser Gitarre weitsichtig ein Trend vorweggenommen, der ab den 90er- Jahren bis zum heutigen Tag den Gitarrenmarkt bestimmen sollte – der Retro- oder Vintage-Trend!
Die SG-62 entsprach nämlich in allen Design-Details der SG Les Paul Standard von 1962, bis auf den Les-Paul-Namenszusatz und das Vibratosystem, das nun durch ein Stop-Tailpiece ersetzt wurde. Auch war der Korpus wieder eine Idee kleiner und bekam seine alten Konturen wieder – schlicht: Die SG war genau wieder da angekommen, wo sie 24 Jahre zuvor gestartet war! Das gefiel den Gitarristen, was wiederum den Gibson-Machern gefiel, die es sich nicht nehmen ließen, schnell eine sogenannte SG LP Custom hinterher zu schießen, die natürlich dem 24 Jahre alten, weißen Vorgängermodell exakt entsprach.
Zugeständnisse an die Neuzeit wurden auch gemacht, allerdings mit weniger Aufsehen und Erfolg: Die SG Special 400, ebenfalls 1986 auf den Markt geworfen, brachte zwei Singlecoils und einen Dirty-Finger-Humbucker für den Steg. Das Kahler Flyer-Locking- Vibratosystem warb um Anschluss an die von Superstrats, Fön-Frisuren und Spandex- Hosen geprägte Rock-Musik der Achtzigerjahre. Natürlich war die komplette Hardware in schwarz eloxiert. Interessant, weil total SG-untypisch, auch die Regeleinheit: Master- Volume, Master-Tone und drei On/Off- Schalter.
Neues Top-of-the-line-Modell war ab 1987 die SG Elite, entweder in Weiß oder Metallic Sunset lackiert, mit zwei sogenannten Spotlight Humbuckern mit je zwei Alnico-Magneten und einem Singlecoil- Schalter. Ende 1988 wurde die SG Standard gestrichen, die längst von der SG-62 überrundet worden war. Doch die neuen Gibson- Macher, und das ist bis heute zu konstatieren, blieben nie untätig, wenn es darum ging, Neues auszuprobieren. Auch im SGLager ruhte man sich nicht auf den Erfolgen der Vintage-Reissues aus und ließ sich durch Misserfolge, denen übrigens noch viele weitere folgen sollten, nicht aus der Ruhe bringen.
Gibson SG Gallery 5
So stampfte man die nicht erfolgreiche, moderne SG Special 400 im Jahr 1988 ein, brachte aber gleich darauf die spektakuläre SG 90 heraus – die SG für die anstehenden Neunzigerjahre, in denen der SG-Spieler nach Meinung Gibsons folgende Features braucht: Einen 24-Bund-Hals mit Graphitverstärkung, eine Fender-typische lange Mensur und heiße Pickups! Die SG 90 Single hatte einen HB-L8-Humbucker am Steg, die SG 90 Double zusätzlich einen gewinkelt montierten L-200L Mini-Humbucker am Hals.
Entweder wurden die Saiten durch den Korpus gezogen, oder es gab diese Gitarren optional mit einem Steinberger KB-X Locking- Vibratosystem. Im Gegenzug rasierte man einen weiteren Klassiker aus dem Gibson-Programm – die SG-Special wurde ab 1988 nicht mehr weiter gebaut. Trotzdem behaupten SG-Experten, dass die SG-Familie zu Ende der 80er-Jahre die wohl Beste aller Zeiten darstellt. Die Vintage- orientierten SG-62 und SG LP Custom, gepaart mit der aufwendigen SG Elite und der Vielseitigkeit der modernen SG 90, zeigten sich für alle Fälle bestens aufgestellt.
Die Neunziger
Es scheint, dass in den ersten Jahren der Gibson- Ära unter Juskiewicz, der bis heute die Geschicke der Firma leitet, während Berryman im Hintergrund arbeitet und Zebrowski längst ausgeschieden ist, eine gute Basis für die Zukunft der SG gelegt worden ist. Mit richtigem Instinkt war das Brot-und-Butter- Geschäft des modernen Gitarren-Business etabliert worden: Die Vintage- und Signature- Modelle von Gibson. Aber diese Firma hat unter Juskiewicz alles andere als nur eine konservativ verwaltende Politik betrieben. Vielmehr ermöglichte der stetige Erfolg der Neuauflagen historischer Modelle viele Versuche in neue Richtungen.
Tragisch nur, dass die meisten Gitarristen eigentlich gar kein Interesse an neuen, modernen Gibson-Gitarren hatten, sondern lieber konservativ die alten Werte pflegen und hochhalten wollten, so wie es auch heute noch ist. Anfang der Neunzigerjahre wurde das Gibson- Programm in einzelne Kollektionen sortiert, was der Übersichtlichkeit diente. Die fünfkoÅNpfige SG Collection brachte nichts wirklich Neues, bis auf die Tatsache, dass die doppelhalsige EDS-1275 nun eben auch offiziell zur SG-Familie gehörte. Die 62 SG Reissue, die jetzt mit Classic 57 Humbuckern, Stop-Tailpiece und dem „fastest neck in the world“ die Bewahrung der alten Werte verkörperte, war das beliebteste Modell, gefolgt von der schlichteren SG Standard, die mit den heißeren Gibson-Pickups 490R und 498T und dem großen End-Sechziger-Pickguard ausgerüstet wurde.
Die SG Custom war dann wieder ganz Vintage, weiß lackiert, mit Gold Hardware, drei 57 Classic Pickups, Ebenholzgriffbrett und Stop-Tailpiece. Nach unten wurde das Programm mit der SG Special abgerundet, die nun ebenfalls mit zwei Humbuckern (490R, 498T) bestückt war und sich dadurch nur durch ein paar kosmetische Dinge von der Standard unterschied. P90s waren zu dieser Zeit einfach nicht angesagt. Mit der SG Z wagte man sich dagegen wieder mutiger nach vorne – eine wahlweise silbern oder weiß lackierte SG mit einem 500THumbucker am Steg und einem Superstack 490R Humbucker, der gewinkelt am Hals saß, wollte man das Hardrock-Klientel bedienen, Applikationen in Blitzform auf Body und Kopfplatte sollten animierend wirken. Immerhin hat Angus Young eine zeitlang diese schnittige Gitarre gespielt, die Blitze auf seinen Signature-Gitarren erinnern heute noch an diese Zeit.
Doch alles weitere Bemühen war umsonst – die Gitarre fiel durchs Geschmacksraster und war wie die meisten ihrer modernen Schwestern alles andere als erfolgreich. Dafür stellte die Les Paul SG Custom-Reissue, als Teil der neu eingeführten Historic Collection mit dem üblichen Ornat, die erfolgreiche Vintage-Connection wieder her. Als Werbe-Ikone konnte sogar Carlos Santana für den Gibson-Katalog verpflichtet werden – mit einem Bild, das ihn mit einer weißen SG Custom zeigt, das allerdings bereits Mitte der Siebzigerjahre aufgenommen worden war. Kein Wunder, denn Carlos spielte in den Neunzigern schon längst keine Gibson-Gitarren mehr. Mit der SG Les Paul Custom 30th Anniversary präsentierte Gibson erstmals in der SGSerie eine auf ein Jahr, 1991, limitierte Auflage – ein Marketing-Schachzug, der in Zukunft noch sehr oft angewendet werden sollte und vor allem auf den sich in den Neunzigern aufblühenden Sammlermarkt zielte.
Immer wieder wurden nun Modelle veröffentlicht, die von Anfang an mit einer kurz kalkulierten Lebensdauer an den Start gingen. SG Standard Korina, SG Standard Celebrity (wie SG Standard, aber mit Gold Hardware), die prächtige SG Les Paul 63 Corvette Stingray, die SG Deluxe mit drei Mini-Humbuckern oder die SG Classic mit zwei P90s bereicherten maximal jeweils zwei Jahre den Gibson-Katalog. Die SG-X, Bestandteil der All-American-Serie und eine recht ärmliche Version einer SG mit einem Steg-Humbucker, wurden immerhin von 1995 bis 2000 angeboten.
Gibson SG Gallery 6
Das neue Jahrtausend
Was sich in den Neunzigern deutlich abgezeichnet hatte, wurde nun – und das gilt bis heute – konsequent durchgezogen. Von Dauer waren nur Vintage-Reissue-Modelle der beiden Klassiker SG Standard und SG Custom, deren Phalanx durch etliche quick shots illustrer SG-Versionen aufgelockert wurde, für deren komplette Aufzählung mir hier aber der Platz fehlt. Beispielhaft seien hier z. B. die SG Voodoo erwähnt (2002 – 2004) mit einem schwarz-roten Finish und schwarzer Hardware, die SG Platinum (2005) mit platinierter Lackierung und einem großen, platinierten Pickguard, die SG Menace (2006 – 2007) ganz in Schwarz, die SG GT (2006 – 2007) in Heavy-Duty- Machart oder die SG Diablo (2008) mit 24 Bünden, gewölbter Decke und einer silbernen Lackierung, deren Wirkung von keinem Pickguard gestört wurde. Ein Meilenstein setzte 2008 immerhin die SG Robot, denn sie war mit in Deutschland konzipierten, sich selbst stimmenden Mechaniken ausgestattet. Ein großes Thema im neuen Jahrtausend wurde mit den Signature-SG-Modellen begonnen. Und schaut man sich die Künstler an, nach denen eine spezielle SG benannt wurde, wird man schnell das Hauptklientel umreißen können, für das diese einzigartige Gitarre steht: Rocker und Rebellen! Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel.
Pete Townshend und Angus Young waren die ersten beiden, denen eine Signature-SG gewidmet wurde. Das war im Jahr 2000. Ein Jahr später gesellte sich Black Sabbaths Tony Iommi dazu, 2003 Judas Priest, 2004 Gary Rossington (Lynyrd Skynyrd), 2007 Elliot Easton (The Cars) – und weitere sollten folgen. Wie dieser Artikel aber auch zeigt, durchlief die SG Hochs und Tiefs wie kein anderes Instrument dieses Herstellers. Schließlich befindet sich die SG ab 1961 in irgendeiner Form immer im Gibson-Programm. Geboren als die letzte geniale Idee Ted McCartys für Gibson, fast zu Grabe getragen vom Norlin Konzern, wieder zum Leben erweckt von Henry Juskiewicz und Partnern und heute vor allem dank des Vintage-Booms mit beiden Beinen mitten im Leben stehend – davon kann die SG einige Lieder singen. Sie, die zwar immer im Schatten der Les Paul stehen wird, ist die große Konstante des Gibson-Programms, und wer wissen will, wie es um die Firma zu irgendeinem Zeitpunkt ihrer Geschichte bestellt war, der braucht sich nur die jeweiligen SG-Konzepte anzuschauen und weiß Bescheid.
Mehr noch als die anderen Gibson-Modelle repräsentiert das Kürzel SG nicht nur ein einzelnes Modell, sondern eine ganze Familie unterschiedlicher Versionen und Interpretationen dessen, was man unter Solid Guitar so alles verstehen kann. Entscheidet man sich selbst für eine dieser SGs, dann ist man in der Tat in guter Gesellschaft und hat es meist mit in irgendeiner Form extremen Musikern zu tun. Eric Clapton, George Harrison, Pete Townshend, Angus Young, Toni Iommi und Robbie Krieger haben mit ihrem jeweiligen SG-Sound Meilensteine gesetzt. Und was eint solche unterschiedlichen Typen wie Frank Zappa, Link Wray, Chris Spedding, Duane Allman und Derek Trucks? Die SG! Jeder dieser Musiker rang einer SG im Laufe der letzten 50 Jahre einen ganz speziellen Aspekt ab und machte sie auf seine Art unsterblich. Höchste Zeit, sich selbst um eine SG zu kümmern, oder?
Gibson SG heute
… und zwar Stand August 2011! Das SGProgramm ist vielfältig, gruppiert sich gefällig um Vintage- und Signature-Modelle und ist wie z. B. im Fall der Zoot Suit auch immer für eine Überraschung gut. Überraschend auch die zum Teil sehr günstigen Preise bestimmter Serien wie z. B. der Special 60s Tribute-Modelle, begleitet von einer Händler- Politik, die zur Folge hat, dass die Instrumente nur noch in großen Musikläden zu haben sind. Zudem verzichtet Gibson in Europa auf länderspezifische Vertriebspartner und regelt seine Geschäfte von einer Zentrale in Rotterdam aus. Gibson hat es sich nicht nehmen lassen, den 50-jährigen Geburtstag der SG auch zu feiern, und zwar durchaus spektakulär: Der Hersteller bringt jeden Monat ein neues SGModell auf den Markt!! Diese Modelle sind in unserer Tabelle nicht gelistet, wir wollten und konnten den redaktionellen Rahmen für eine dann noch viel größere Tabelle nicht sprengen. Die Tabelle setzt die bekannten Features voraus, die eine typische SG ausmachen. Das sind:
– Mahagonikorpus
– Mahagonihals
– Palisandergriffbrett m. 12“-Radius
– 22 Medium-Jumbo-Bünde
– Tune-o-matic-/Stop-Tailpiece
– 628-mm-Mensur
– 17° Kopfplattenwinkel
– 4° Hals/Korpus-Winkel
– Vol-Regler: 300 kOhm
– Tone-Regler: 500 kOhm plus .0223 mf- Widerstand
die angegebenen Preise sind sogenannte „Street“-Preise, die je nach Händler leicht von den hier angegebenen abweichen können.
Mehr zur Thema Gibson SG und anderen Gibson Gitarren findest du in unserer Gibson Sonderausgabe: http://musik-media-shop.de/gitarre-bass/sonderhefte/gitarre-bass-1797
Aus Gitarre & Bass 10/2011
Das ultimative Rockbrett: Gibson SG Standard
Vor einiger Zeit habe ich auf ZDFkultur eine uralte Wiederholung von Ilja Richters „Disco 72“ gesehen. Abgesehen von den komischen Frisuren fiel mir auf, dass fast alle Gitarristen der Popbands, die dort auftraten, Gibson-SG-Modelle spielten. Eine Les Paul suchte man vergeblich.
Zu dieser Zeit waren Les Pauls auch nicht so angesagt. Sie galten als schwer und unhandlich. Eine SG war moderner, leichter und vor allem preiswerter. Der Modellname SG stand schlicht für Solidbody Guitar. Nicht ganz so geistreich und kreativ wie Stratocaster oder Telecaster. Aber nachdem Les Paul als wichtigster Endorser und Namensvater 1962 zurückgetreten war, musste man schnell einen neuen Namen finden, und so entstand die einfache Buchstabenabkürzung.
Les Paul stand mit seiner Scheidung von Mary Ford vor Gericht und wollte so wenig wie möglich verdienen. Daher zog er sich bei Gibson zurück. Angeblich war er mit dem Nachfolgemodell der nach ihm benannten Les Paul auch nicht so zufrieden. Dennoch spielten Mary Ford und er gleich nach dem Erscheinen der neuen Solidbody Guitar jeweils eine weiße Les Paul (SG) Custom in Weiß mit drei Pickups.
Für die Auftragsbücher bei Gibson war die Les Paul ein Flop. Die Form mit Deckenwölbung und einem Single-Cutaway reichte nicht aus, um der starken Konkurrenz von Fender Paroli zu bieten. Die Fender-Gitarren waren modern und futuristisch. Sie passten besser zu den Heckflossen der Straßenkreuzer und den Surfbrettern der kalifornischen Jugend. Für die meisten Gitarristen war sie einfach eine zu klein geratene Jazzgitarre ohne FLöcher. So richtig neu und innovativ sah sie wirklich nicht aus. Also musste eine Runderneuerung oder ein Relaunch her.
Und daraus wurde die SG, die in den ersten beiden Produktionsjahren 1961 und 1962 zunächst noch Les Paul hieß. Diese Gitarre schlug besser ein als ihr Vorgänger. Wir wissen ja, dass George Harrison, Carlos Santana, Eric Clapton und Pete Townshend diese Modelle spielten. Später Dickie Betts, Duane Allman, Mick Taylor, Frank Zappa, Tony Iommi, Derek Trucks und natürlich Angus Young. Eric Clapton ließ seine 65er SG Standard in bunten Farben bemalen. Mit dieser Gitarre spielte er 1968 bei den Winterland Live-Aufnahmen zum Beispiel ‚Crossroads‘ oder ‚Sleepy Time Time‘. Im Studio spielte er diese Gitarre bei ‚Sunshine Of Your Love‘.
Denkt man eine Weile darüber nach, findet man mehr legendäre SG-Aufnahmen als Les-Paul-Titel. Und doch wurde die Les Paul zur teuersten Vintage-Gitarre aller Zeiten. Eine Gibson SG Standard besitzt einen Chic, der unglaublich elegant anmutet. Die Proportion ist stimmig, die cherry-rote Farbe, das edle Vibrato sowie die Kontur des Bodys verleihen ihr diesen besonderen Flair. In den ersten beiden Produktionsjahren war sie mit einem recht schweren und in der Tat unglaublich komplizierten Sideways-Vibrola ausgestattet. Schwer wie eine Ritterrüstung, umständlich zu bedienen und im wahrsten Sinne klapprig. 1963 wurde dieses seltsame Konstrukt durch ein Lyre- oder Meastro-Vibrola ersetzt.
Manche SGs kamen auch mit Bigsbys. Trotz optischer Attraktivität konnten diese Tremolos mit dem der Stratocaster nicht mithalten. Kaum ein Spieler verwendete diese altmodischen Hebel-Konstrukte. Sie wurden meist kurzerhand gegen Stoptail-Halter ausgetauscht. Sie besaßen allesamt einen entscheidenden Nachteil: Die Saitenführung war so hoch, dass in Richtung Brücke kaum noch ein Winkel und damit ein Auflagedruck entstand.
Die Saiten konnten beim Spielen aus den Reiter-Kerben springen, was häufig auch geschah. Außerdem kostet der geringe Winkel hinter der Brücke in hohem Maße Sustain. Eric Clapton hat seine SG daher modifiziert. Er schraubte den „Blech-Deckel“ des Lyre-Vibratos samt Hebel-Konstruktion ab und befestigte die Saiten fortan in neu gebohrten Löchern im Rahmen des Vibratos. So hatte er einen grö- ßeren Winkel und folglich mehr Sustain und Stabilität.
Angus Young wechselte auf ein Stoptail, ebenso Dicky Betts, Santana und aktuell Derek Trucks, der eine SG Standard Reissue spielt. Natürlich sieht ein Lyre-Vibrato meiner Meinung nach wahnsinnig attraktiv aus. Es gehört irgendwie zur Aura oder der Symmetrie der Gitarre. Aber praktikabel ist es nicht.
SG Sideways-Vibrola
Ich habe diesen Monat eine wunderschöne Spät-1964er-SG-Standard vor der Fotolinse und natürlich in meinem Musikzimmer. Ich wollte so eine Gitarre schon immer haben, allein wegen ihres unverkennbaren Sounds. Ihr fehlt die Ahorndecke einer Les Paul, sie ist zudem deutlich flacher und erlaubt den mühelosen Zugang bis zum 22. Bund ohne jedes Hindernis. Allein das mag der Grund für Santana und Clapton gewesen sein, diese Gitarre für lange Soli einzusetzen. Der wichtigste Unterschied – und das wird häufig übersehen – liegt jedoch in der abweichenden Position der Tonabnehmer. Sowohl Front- als auch Bridge-Pickup liegen deutlich weiter hinten als bei einer Les Paul.Daher ist ihr Sound schlanker und konturierter als bei ihrem Vorgänger.
Eine SG ist eine ideale Rockriff-Gitarre. Nicht nur Angus Young weiß das nur zu gut. Wer versucht, den Sound von ‚Sunshine Of Your Love‘ auf einer Les Paul nachzuahmen, wird kläglich scheitern. Die Position des Neck-Pickups bei einer Les Paul lässt diesen leicht nasalen und süßlichen Ton einfach nicht zu. Probiert man das Riff einmal auf dem Hals-PU einer SG, hat man sofort diesen typischen Sound. Der Neck-Pickup einer SG ist gut 1,5 Zentimeter richtung Brücke verschoben. Dadurch wird der Sound heller und knackiger.
Pickup-Position-Vergleich SG und Les Paul
Das war eine wirklich gute Idee der Gibson-Konstrukteure, obwohl sie eigentlich aus einer Not entstand. Der Hals sitzt bei der SG soweit außerhalb des Korpus‘, dass der Halstonabnehmer gar nicht direkt an die Halsunterkante passte. Er musste nach hinten verschoben werden. Und da die Proportion zwischen den beiden Pickups nun nicht mehr stimmte, wurde auch der Bridge-Pickup etwa einen Zentimeter nach hinten versetzt. So ist der SG-Sound geboren.
Da Derek Trucks fast ausschließlich den Hals-Pickup für seine sagenhaften Slide-Soli verwendet, tut er sich auf einer Les Paul etwas schwer. Hier ist der Sound meist zu weich und zu dunkel. Nur bei der SG stimmt die Balance für seinen Ton perfekt. Die vordere Polepiece-Reihe des SG-Halstonabnehmers ist etwa in der gleichen Position wie bei einer Fender Telecaster. Interessant, oder? Der für den Spieler äußerst komfortable Hals-Body-Übergang birgt jedoch auch Nachteile. Viele SGs hatten einen Bruch an dieser fragilen Stelle. Der Hals hat nur wenig Auflagefläche für eine stabile Verleimung. Da die Gitarre sehr flach ist, fehlt der typische Neck-Heel.
Ab circa 1963 kommt noch ein kleiner Nachteil für den SG-Sound hinzu. Die Reiter auf der Brücke wurden aus Nylon gefertigt. Das nahm der SG wirklich eine gute Portion Sustain. Daher wird die Brücke von vielen Gitarristen auch sofort nach dem Erwerb einer SG ausgetauscht. Ich habe das hier zu Hause auch verglichen. Obwohl der Sound mit einer anderen ABR-1-Bridge mit MessingReitern wirklich knackiger, direkter und schneller war, konnte ich auch dem Sound der Nylon-Reiter etwas abgewinnen. Dieser für eine SG typische Tone-Snap wird etwas entschärft. Die Gitarre klingt etwas milder und weicher. Auch nicht schlecht. Clapton trennte sich übrigens nie von seinen Nylon-Reitern, und wer würde schon behaupten, die Live-Aufnahme von ‚Crossroads‘ hätte kein Sustain?
SG ABR-1 Nylon-Bridge und ABR-1
Im Vergleich mit meiner Les Paul klang die SG etwas leiser, zahmer und dünner. Der bereits erwähnte „Snap“ erzeugte jedoch besonders bei Rockriffs eine Abbildungsschärfe, die mit einer Les Paul einfach nicht gelingen will. Der Bridge-Pickup klingt bei der SG schärfer und manchmal schon ein wenig harsch. Der Neckpickup zeigt jedoch eine Qualität, bei der die Les Paul einfach nicht mithalten kann. Man kann plötzlich nicht nur ‚Sunshine Of Your Love‘ überzeugend nachstellen, sondern auch Santanas ‚Treat‘ oder ‚Jingo‘.
Der weit aus dem Korpus herausragende Hals sorgt, so heißt es, für eine leichte Kopflastigkeit der Gitarre. Zugegeben, sie hängt am Gurt nicht ganz so komfortabel und kompakt wie eine Les Paul oder ES-335. Aber kopflastig fand ich die Gitarre nicht. Man hält sie automatisch etwas diagonaler am Körper (so wie Clapton oder Angus Young). Dann spielt sie sich wirklich erstklassig. Ich habe mich in den letzten Tagen buchstäblich in den SG-Sound verliebt.
Nach Tagen der Les-Paul-Abstinenz klang diese im Vergleich zunächst träge und schwer wie ein Sandsack. Die Kombination aus einem Gibson-Humbucker und dieser schnellen und knackigen Ansprache der SG ist einfach fantastisch. Meine Les Paul bekommt wirklich eine ernstzunehmende Konkurrenz. Vor allem dieser schlanke und knackige Hals-Pickup hat es mir angetan … Bis zum nächsten Mal! [1994]
Mehr zur Thema Gibson SG und anderen Gibson Gitarren findest du in unserer Gibson Sonderausgabe!
In Zeiten, in denen große Messen in der Gitarrenbranche nicht mehr die gleiche Anziehungskraft auf die Szene haben wie früher, blühen kleinere Veranstaltungen geradezu auf. In ihrer Größe irgendwo zwischen der Holy Grail Guitar Show und dem Guitar Summit angesiedelt, bietet die Fuzz Guitar Show einen ausgewogenen Mix – hier finden sich große Marken ebenso wie kleine Parts-Dealer, Gitarrenbauer ebenso wie Vintage-Händler. Begleitet wird das Ganze von einem kompakten, aber liebevoll gestalteten Workshop-Programm. Die Fuzz Show geht jetzt ins 11. Jahr ihres Bestehens und hat sich in dieser Zeit zum Gitarren-Highlight Skandinaviens gemausert.
Eich Amps goes Gitarre! Eine Messe-Neuheit gab es am Stand von Thomas Eich: Der GT-3500 ist ein puristischer Einkanaler mit fußschaltbarem Boost und holt seine 38 Watt aus vier 6V6 Röhren, die massive 2×12″-Box kommt mit selbst-designten Speakern, das alles im schnittigen Racing-Look.
Am Stand von Ibanez standen die Instrumente der neuen AZ-Serie im Mittelpunkt. Besonders ins Auge fiel hier die AZ242BC-DET Premium mit ihrer wunderschönen Bocote-Decke. Aber auch dem hauseigenen RG-Klassiker wurde ein neuer Spin verpasst – besonders nice die RG652AHMFS in einem metallic-blauem Burst-Finish.
Männerhälse bei G&L! Wer auf dicke Hälse steht und diese blaue Asat Bluesboy 90 in DMS Marina Blue in die Hand nimmt, könnte sich spontan verlieben. Tolle Gitarre! Für Bassisten lohnte es sich, den Kiloton in Vintage White mal anzuchecken. G&Ls Antwort auf den StingRay macht einen sehr potenten Eindruck. Agiles Ding!
Preisgünstige und gut gemachte kleine Acoustic mit Vintage-Flair gesucht? Einfach mal die Gitarren aus der Roadhouse-Serie von Art & Lutherie anchecken!
Symphatisch ist bei den australischen Gitarrenbauern, dass sie meist auf einheimische Hölzer zurückgreifen. Für diese AN3EC-HBE setzen Cole Clark für die Decke auf Lagarostrobos franklinii (auf Englisch Huon Pine), das in Australien für Damm-Bau benutzt wurde, uralt ist (man sprach von “so alt wie die Pyramiden”) und wegen seines hohen Öl-Gehalts auch unter Wasser nicht verfällt. Hält man seine Nase ins Schallloch, riecht es auch eher nach Holzboot als nach Gitarre.
Orange ist bekannt für analoge Röhrenamps. Die neuste Entwicklung aus dem Hause ist aber eher im Digitalsektor angesiedelt und firmiert deshalb auch unter dem Namen Omec. Bei dem Omec Teleport handelt es sich um ein Audio-Interface fürs Pedalboard, das es dem Musiker erlaubt, PlugIns oder Modeling-Sofware von Laptop, iPad, iPhone & Co. direkt in die Signalkette einzuschleifen. Coole Idee!
Offset-Gitarren aus Finnland gab es am Stand von Olli Viitasaari. Besonders auffällig war das Semi-Hollow-Modell OM mit einem Griffbrett aus Masur Birch.
Paul Reed Smith waren durch einen Händler vertreten, der unter anderem eine komplett durchgeriegelte Private Stock Custom 24 ausstellte. Mehr ist mehr (wie Yngwie Malmsteen sagen würde).
Klassiker-Feeling am Stand von Maybach. Made in Tschechien, gute Pickups & Hardware, authentische Optik und Wie-Zuhause-Spielgefühl – besonders für Gibson-Fanatics zum Antesten empfohlen.
Jacobsson Guitars. Schön direkte LP-Style-Instrumente, reduziert auf das Nötigste: 1 Pickup, 1 Volume-Poti.
Hawai- und Hula-Feeling verbreitete nicht nur das in diesem Jahr großartige Wetter, sondern auch die poppige Ukulelen-Auswahl am Kala-Stand. Die Plexiglas-Modelle gehen auch mal mit in den Pool – der Sommer kann also kommen.
Amp-Highlight der Show war wohl der neue 50 Watt starke Kompaktamp 747 von Olsson Amplification. Der Verstärker arbeitet mit 2xEL34, hat 2 1/2 Kanäle (Clean und Crunch teilen sich eine Klangregelung), wobei im dritten, dem Zerrkanal, noch zwei Gain-Stufen und Lautstärken abgerufen werden können. Dazu kommen noch zwei Master-Volumes und pro Kanal ein Noise-Gate. Das Ganze im kompakten Mini-Head-Format und mit geschmeidigen 8 kg Gewicht. An der Entwicklung des Amps war übrigens Opeth-Gitarrist Fredrik Åkesson beteiligt.
Eastman Guitars waren lange Zeit in erster Linie für ihre hochwertigen Mandolinen bekannt. Die bauen sie auch immer noch, neu ist hier ein mattes Nitro-Finish. Archtops sind ein weiteres Steckenpferd der Firma, hier sehr schön auch die FV680 CE in Sunburst. Für Aufsehen sorgten Eastman dann vor einiger Zeit mit ihren Les-Paul-inspirierten Solidbody-Modellen (SB59), die vorallem mit ihrem großartigen Antique-Finish Liebhaber finden. Aber auch mit komplett eigenständigen Designs überzeugt die Firma: Die ER4 Classic mit Mahagoni-Hals, einem Korpus mit Boden und Zargen ebenfalls aus Mahagoni und einer Fichtendecke fiel ins Auge.
80s-inspiriert und optisch offensiv – Blade Guitars hatten mit der California Classic und der Silver Streak CS zwei modern ausgelegte Strat-Varianten am Start. Der B-2 Tetra Bass ist seit 1989 im Programm, hier in einem schicken See-Thru-Red.
Eigenständige Designs gab es am Stand von Nordin Guitars. Erik Nordin hat zwei Modelle (in verschiedenen Ausführungen) im Programm: Lunar, eine 13″ oder 14″ Archtop, und Aurora, eine Solidbody. Bei letzterer fielen besonders die Inlays in Moustache-Form ins Auge – sowohl auf dem Griffbrett, wie auf der Sichtkante.
Marshall-inspirierte Highend-Amps konnte man am Stand von Dario Kumerle antesten. Blonde 100 kommt mit 4xEL34, zwei Kanälen und ist ptp-verdrahtet. Blonde 45 hat ebenfalls zwei Kanale und arbeitet mit 2 KT88. Die Clean-Kanäle sollen Fender-like klingen, die Zerrkanäle sollen auf gute Saiten-Separation hin abgestimmt sein.
Mal ein Plektrum aus Stein probieren? Auch das ging auf der Fuzz Show. Konnte man leider (im Gegensatz zu allem anderen hier in Schweden) nur mit Bargeld bezahlen, sonst hätten wir sicher ein paar mitgenommen. Oder einen der Käsehohel, die es auch an diesem Stand zu kaufen gab.
An einem kleinen Vertriebsstand gesichtet: Zwei ziemlich coole FGN Modelle – eine J-Standard in Rot mit flacher Decke und eine Expert FL in schicker Goldtop-Ausführung.
Der neue heiße Scheiß am Pedal-Himmel? Beetronics Pedale sehen nicht nur sehr cool und liebevoll gestaltet aus, sondern klingen auch nach erstem Antesten sehr gut – der Overhive funktioniert als amp-like Overdrive sowohl für Gitarre, als auch für Bass. Ebenso der Royal Jelly, eine Mischung aus OD und Fuzz mit interessanten Blend-Möglichkeiten.
Kunst trifft Musik und bleibt doch Rock’n’Roll – Duesenberg zeigt wie das geht. Von der Italia-inspirierten Julia über die mit Phonico-Pickups bestückte Gran Majesto bis zur Alliance Johnny Depp mit den Tattoos des Namensgebers auf der Decke wurde ein Querschnitt der Modellpalette präsentiert.
Mit einem Best-of ihres Programms waren Nik Huber Guitars auf der Show vertreten. Clemens hier mit einer sehr coolen Surfmeister in Petrol-Metallic, außerdem am Stand ein ebenfalls in metallic-lackierter Rietbergen Bass. Die Orca 59 beeindruckte nicht nur durch die spektakuläre Optik, sondern auch durch ihr geringes Gewicht, wurde erstaunlich häufig von vorbeischlendernden Besuchern im wahrsten Sinne des Wortes gestreichelt und kurz nach der Eröffnung der Show direkt vom Stand weg verkauft. Und schön, auch mal wieder eine Krautster in der ursprünglichen, schwarzen Schleiflack-Version zu sehen – ein bodenständiger Rocker.
Fans hochwertiger und teils optisch sehr aufwendiger Gitarren kommen auch bei Fibenare auf ihre Kosten. Am auffälligsten wirkte aber die grüne Erotic Regime.
Wer das wirklich Besondere zur optischen Verschönerung seines Instruments sucht, kann mal bei Yaz Custom Art vorbeischauen.
Fuzz-Premiere feierten in diesem Jahr die Jungs von Gamble Guitars. Durchgestylt wie auch das sonstige Gamble-Programm war natürlich auch der Stand, an dem ausschließlich Hollow-Gitarren zu sehen waren, teilweise mit stylischen Details wie seitlichen Dots aus Metallhülsen. Der The Ace Bass beeindruckte mit einem Männerhals und einem ’51-Style-Pickup mit fetten Polepieces.
Edel, robust und ziemlich durchdacht kommen die Soulman Pedalboards rüber.
Am Stand von Yamaha konnte man eine der seltenen (weil immer sofort vergriffenen) Japan-Versionen des Broad Bass in Augenschein nehmen. Hier gibt es mit Yamaha-eigener Hardware und Pickups und der vom Billy-Sheehan-Bass übernommenen Halsbefestigung viel Bass fürs Geld. Ansonsten war hier “Anfassen & Ausprobieren” das Motto und von den Möglichkeiten machten viele Besucher ausgiebig Gebrauch.
Rozawood zeigten einige Prototypen. Aufällig hier war die Artcraft Blues mit True Temperament Fretting System und einer nach innen gewölbten Schalllochumrandung. Ausserdem gab es auch Fanned-Fret-Modelle, ebenso wie eine Bariton-Gitarre.
Funky! Die Martin D-420 mit bildgewordener “Legalize it!”-Thematik auf der Decke.
Augenschmaus für High-End-Acoustic-Fans am Taylor-Stand: Die K24ce mit Koa-Decke und dem neuen V-Class-Bracing, was das Instrument insgesamt sauberer schwingen und intonieren lässt und für ein gleichmäßigeres (und teils als lauter empfundenes) Abstrahlverhalten sorgt.
Viel Gitarre für’s Geld: Am Blueridge-Stand fielen vorallem die Gypsy-Jazz-Modelle auf.
Bemerkenswert kunstvoll und detailreich waren die Arbeiten von Magnus Ramel Inlay Works.
Martin Hense von “Martin’s Musik-Kiste” hatte Plektren aus Casein (das Eiweiß der Milch), die dem (zurecht) verbotenen Tortoise sehr nah kommen sollen dabei. Außerdem hat er eine Reissue des von Robert Fripp und Santana genutzten Triangular-Picks im Gepäck, dessen Originale auf dem Gebrauchtmarkt zu abstrusen Preisen gehandelt werden.
Pedal-Guru und Mad Professor Björn Juhl führte seine BJFE (steht für Björn Juhl Förstärkarelektronik) Pedals selbst vor.
Quasi direkt von der Bühne des vorabendlichen Gigs in der Schweiz angereist war Sascha Greuter – und er hatte eine stattliche Auswahl an Pedalen, meist in besonderen Farbvarianten, im Gepäck. Außerdem zeigte er zum ersten mal das Night Flight, ein Overdrive mit Dreiband-Klangregelung und einem Switch, der das Gain-Niveau massiv anhebt – damit hat man quasi zwei Pedale in einem Gehäuse. Des Weiteren – so neu, dass es noch nicht mal auf der Greuter-Pedals-Website erscheint – ein Vibe, das von psychedelisch bis subtil alles drauf hat.
Vintage, Vintage, Vintage! Ein Schwerpunkt der Show ist das wirklich beeindruckende Angebot an Vintage-Gitarren. Hier finden sich wahre Schätze und jede Menge “Holy Grails” der Gitarrengeschichte. Und was das Ganze so besonders macht: Hier ist nichts hinter Glas oder mit “Don’t touch!”-Schildern versehen. In dieser Hinsicht scheinen die Skandinavier absolut tiefenentspannt zu sein.
ESP waren wieder mit schnittigen Äxten am Start: hochwertige und fair bepreiste Fanned-Fret-7-Saiter, die super reduzierte Black-Metal-Serie für knallharte Riffer, das kompromisslose Gary-Holt-Signature-Modell, edle Power-Strats aus dem Customshop und und und … Dieser Stand war für manchen Metaller eine echte Erfüllung.
Auch Schecter haben für moderne Shredder wirklich attraktive Gitarren im Programm: Neben hippen Farbverläufen, den angesagten Fishman-Fluence-Pickups, 7-streifigen Hälsen aus exotischen Hölzern, findet man bei den in Korea produzierten Instrumenten auch seltenere Features wie kompensierte Sättel, Fernandes-Sustainer-Pickups und Carbon-Bindings. Ganz schön fancy alles! Eine erfrischende Neuheit im Bass-Bereich war außerdem der CV-4, bei dem die beiden Tonabnehmer jeweils in P-, J- oder Humbucker-Konfiguration geschaltet werden können.
Schön, dass Supro seit ein paar Jahren mit echten Retro-Bomben zurück ist. Jetzt schon ein Neo-Klassiker ist der äußerst charismatische Huntington Bass, der mit seiner kurzen Mensur und heißen Gold-Foil-Pickups erstklassige Vintage-Sounds liefert – besonders mit Flatwound-Saiten! Das Modell gibt es wahlweise mit ein, zwei oder drei Pickups; der Korpus ist wahlweise aus Mahagoni, Erle oder Esche gefertigt.
Auch Saku Vuori von Vuorensaku Guitars stellte wieder seine Instrumente aus. Der sympathische Finne hat nur ein Modell, die T.Family Custom, im Programm, dass man sich wie auf einer Speisekarte nach Lust und Laune konfigurieren kann. Sakus Instrumente sind ehrlich, rustikal und kein bisschen gefällig – echte Rockbretter eben!
Boutique-Röhren-Power aus Finnland: Bluetone hatten vom fetten Röhren Top (Fried Eye Special), über diverse Combos bis hin zum Mini-Head (Roundabout Reverb) eine ganze Menge Verstärker mitgebracht. Auf der Bluetone-Website kann man sich seinen Traum-Amp basierend auf diversen Klassikern und Eigenentwicklungen zusammenstellen und dabei neben dem Preamp-Design auch die sonstigen Features sowie die Endstufen-Konfiguration bestimmen. Bluetone bauen außerdem relativ kompakte Load-Boxes mit Speaker-Simulation und allem Drum und Dran.
Music Man war gleich an mehreren Händler-Ständen vertreten – und zwar fast ausschließlich mit hochpreisigen USA-Modellen. Besonders oft sah man die neuen Modelle Stingray und Cutlass, nicht selten sogar als edlen BFR-Varianten.
Parts, Parts, Parts: Der in Göteborg ansässige Händler No.1 hatte eine beeindruckende Palette an Fender-Style-Parts mitgebracht, wobei besonders die geagedten Hälse einen extrem guten Eindruck machten und mit ca. € 250 auch fair bepreist waren. Für einen passenden Body muss man bei No.1 ca. € 500 einplanen.
Zu den Neuheiten bei Sandberg gehören in diesem Jahr neben dem Grand-Dark-Modell (Test in 06/2017) auch neue Finishes und Plexiglaß-Pickguards. Eine echte Augenweide: ein California TM 5-String in Goldburst.
Beim Darkglass-Hype ist kein Ende in Sicht und das hat einen Grund: Die Finnen um Mastermind Doug Castro präsentieren kontinuierlich neue Produkte, sodass man mittlerweile Pedale, Amps und neuerdings auch Boxen aus einer Hand bekommt. Der neuste Streich hört auf den Namen Alpha Omega Ultra, ein kompletter Boden-Preamp, der sogar Impulsantwort-basierte Speaker-Simulationen laden kann.
Am Stand von Lundgren Guitar Pickups konnte man sich durch das komplette Sortiment des schwedischen Pickup-Gurus spielen. Bereit standen dafür eine Gitarre sowie ein Bass mit frei positionierbaren Tonabnehmern, die per Steckverbindung angeschlossen und in sekundenschnelle gewechselt werden konnten.
Hierzulande schon längst kein Geheimtipp mehr: die hochwertigen DIY-Pedal-Bausätze von Bausätze von Build Your Own Clone. Auf der Fuzz Guitar Show bekam man einen Eindruck von der riesigen Auswahl und konnte sich zudem kompetent beraten lassen, welches Pedal zu einem passt.
Zu den jüngeren Sensationen im Bass-Amp-Sektor gehört ohne Zweifel Markus Millers Wechsel zu Markbass. auf dem Stand von Markbass und DV Mark konnte man alle vier Little-Marcus-Modelle antesten – natürlich stilecht mit einem Jazzbass!
Parts, Parts, Parts, Part 2! Allparts-Teile gab es auf der Fuzz Guitar Show in Hülle und Fülle: Bodies, Hälse (auch roasted maple), Brücken, Mechaniken, Pickups, bestückte Schlagbretter … und das alles so weit das Auge reicht zu speziellen Messepreisen.
Amp-Entwickler Mike Scuffham hat vor langer Zeit den Marshall JMP1-Preamp designed und ist seit einigen Jahren mit seiner Modelling-Software S-Gear am Start. In der neusten Version des Programms wurde vor allem die Bedienbarkeit durch diverse Drag-&-Drop-Funktionen verbessert. Klanglich spielt S-Gear nach wie vor weit vorne mit!
Am Stand von EBS lieferte Marleaux-Endorser Jay Tee mächtig ab: Ganz ohne Looper spielte er eine Bass-Interpretation von Michael Jacksons ‘Billie Jean’ – und zwar mit allen dazugehörigen Stimmen. Wirklich beeindruckend!
Mattisson Bass lieferte ohne zweifel ein paar der eigenständigsten Bass-Designs der Show. Die teilweise mit wilden Pickup-Kombinationen bestückten 4- und 5-Saiter gibt es von rockig und geaged bis gediegen und edel, dabei kommen grundsätzlich nur Top-Komponenten zum Einsatz.
Serek Basses aus den USA haben es zum Ersten mal über einen Händler auch auf die Fuzz Show geschafft. Die extrem leichten und kompakten Retro-Bässe kommen mit kultigen Bi-Sonic Singlecoil-Pickups und dick gewickelten P-90-Style Tonabnehmern aus eigener Produktion.
Keine andere Bass-Firma hat sich in Extrem-Metal- und Djent-Gefilden einen Namen gemacht wie Dingwall Guitars. Den Topseller, das NG2 Nolly-Getgood-Signature-Modell (Periphery), gibt es nun auch als 4-Saiter, den man dank Fanned-Fret-Mensur und satten 36,25″ auf der tiefsten Saite auch bedenkenlos bis in den Keller stimmen kann.
Dass deftige Metal-Äxte auch durchaus edel sein können, beweisen die Instrumente von Sgt Doom Guitars. Bei den Gitarren von Erik Almström kommen beste Materialien zum Einsatz, wobei alles penibel auf die Wünsche des Kunden abgestimmt wird. Besonders gefallen hat uns eine halbtransparent lackierte, metallic-rote Super Vee, sowie ihr Schwester-Modell, bei der ein extrem aufwendig eingeschnitztes Decken-Relief Motive des Covers der Morbid-Angel-Platte ,Altars Of Madness’ aufgreift. Originell auch die gelungene Firebird-Adaption namens Super Bird.
Mickes Gitarrer + Förstärkare hatte ein paar Strat-Varianten im Gepäck – von finster und rustikal bis edel und gediegen. Ein Modell fiel durch das True-Temperament-Fretting-System auf …
… und True Temperament Guitars & Necks hatten auch einen eigenen Stand, an dem man exemplarisch ein paar Klassiker-Interpretationen mit dem einzigartigen Bundierungs-System anspielen konnte.
Dean Zelinsky ist, was das Entwickeln und verbessern von Gitarren angeht, nie müde geworden. Die Rückseite seiner Z-Glide-Hälse ist mit einem ganzflächig eingefrästen Muster versehen, das merklich die Kontaktfläche zwischen Hand und Hals reduziert und somit weniger “klebt”. Das Ganze spielt sich entsprechend “schneller”. Clever auch der Hals-Humbucker beim T-Style-Modell, der ein Umschalten zwischen Humbucker- und Singlecoil-Sounds ohne Lautstärkesprung ermöglicht.
MXR & Way Huge Electronics haben in diesem Jahr einige Hits gelandet, darunter das MXR Carbon Copy Deluxe, auf das die Fans des vielleicht verbreitetsten Analog-Delays gewartet haben. Auch die Mini-Versionen der Way-Huge-Klassiker Blue Hippo, Aqua Puss und Russian Pickle erfreuen sich großer Beliebtheit. Und auch das neue Pork-&-Pickle-Bass-Overdrive/Fuzz konnte im Test absolut überzeugen.
Auch Boutique-Klassiker James Trussart Custom Guitars durfte bei der Fuzz Guitar Show in Göteborg nicht fehlen. Gleich fünf stählerne Schönheiten standen zum Antesten bereit, dabei stahlen sich die abgefahrenen Oberflächen und Finishes gegenseitig regelrecht die Show.
Nicht zu übersehen waren auch die bei uns noch nicht bekannten Instrumente von Sonnemo Guitars aus Schweden. Besonders ein geagedtes, halb weiß, halb Sunburst lackiertes Strat-Modell fiel ins Auge.
Extrem vielseitig und ausgefuchst präsentierten sich die Instrumente von Peter Naglitsch. Hier gab es radikale wie klassische Formen zu bestaunen, innovative Semi-Hollow-Konzepte zu entdecken und einzigartige Lackierungen und Inlays zu bewundern. Auch in den Hals-Profilen steckt viel Know-How – Peter Naglitsch versteht ohne Zweifel sein Handwerk!
Kleiner, leichter, vielseitiger: Positive Grid hat in diesem Jahr seine 300-Watt-starken Mini-Heads für Bass und Gitarre vorgestellt, die man nun auch in Göteborg auf Herz und Nieren prüfen konnte. Interessant ist übrigens, dass beide Topteile sowohl, Bass- als auch Gitarren-Presets laden können, der Unterschied liegt lediglich in der Werkskonfiguration und der Optik.
Rustikal und durchgeknallt: Fridged Custom Guitars. Hier gab es skrupellos gestaltete Gitarren mit wilden Pickup-Bestückungen, die irgendwo zwischen Western, Steampunk und Fantasy liegen. Besonderes Highlight: ein Slide-Halter am unteren Cutaway.
Bei Reverend Guitars bekommt man bekanntlich nicht nur viel Gitarre fürs Geld, nein, die Dinger sind obendrein auch noch extrem flexibel. Ein Beispiel hierfür ist die noch relativ neue grüne Reeves-Gabrel-Signature (The Cure) mit Railhammer-Pickups und Out-Of-Phase Schaltung.
Neuer Wein aus alten Fässern – wobei, in diesem Fall sind es Gitarren. Die Instrumente von Paoletti Guitars aus Italien werden aus alten Weinfässern gebaut und verströmen akustisch wie elektrisch ein ganz besonderes Bouquet
Etwas versteckt zwischen den Akustik-Gitarren präsentierten Anton Gitarr ihre eigenständigen und teilweise rustikalen Designs. Hier lagen die Preise erstaunlich niedrig zwischen € 500 – € 1000.
Und der Pedal-Wahn nimmt kein Ende – auch nicht hier in Göteborg.
Bei den musikalischen Schwergewichtlern ist die finnische Marke Darkglass gerade ganz vorne, erst in unserer letzten Ausgabe hatten wir die neuen Overdrives vorgestellt. Nun trifft man auf das markante Logo an ganz unerwarteter Stelle.
Als limitierte Auflage hat Sandberg exklusiv für Musik Produktiv die Darkhawk-Bässe aufgelegt, schwarze VM2-Californias mit fetter Pickup-Bestückung und einer besonderen Aktivelektronik. Darkglass baut nämlich nicht nur gefragte Verzerrer, sondern auch komplette Bass-Amps – und jetzt auch Klangregler fürs Instrument.
solide aufgefrischt
Die California-Basis ist vertraut und kombiniert Vintage-Grundwerte mit moderner Ausstattung. Zum Altbewährten gehört der einstreifige Ahornhals, der mit einem Korpus aus Esche verschraubt ist. Retro ist dabei auch die Anzahl der Bünde im Palisandergriffbrett, doch schon bei den Feinheiten hört alles Altbackene auf. Denn zum einen ist der Hals sechsfach in der Korpustasche fixiert, zum anderen sind die Bünde nach dem Plek-Verfahren auf ein Hundertstel Millimeter abgerichtet, was besonders günstige Saitenlage ohne Schnarren ermöglicht. Ein zusätzlicher Jumbobund definiert die Nulllage exakt, der dahinter angebrachte Sattel dient lediglich der geraden Saitenführung zu den Tunern. Damit genügend Druck auf Sattel und Nullbund lastet, ist ein metallener Niederhalter für drei Saiten (beim Fünfsaiter für vier) vorhanden, schließlich wollte man das Design der geraden, nicht abgewinkelten Kopfplatte beibehalten.
Der vierfache Niederhalter behindert nicht den Saitenwechsel. °
Solide Sandberg-Tuner vereinen Vintage-Look mit präzise flotter Arbeitsweise, der Sandberg-Steg kombiniert Sustain-fördernde Masse mit dreidimensionaler Justierbarkeit, durch Klemmschrauben werden die beweglichen Teile so festgesetzt, dass sich der Steg quasi wie ein einziges Stück verhält. Etwas zusätzliche Masse bringt übrigens noch das Pickguard mit ins Spiel, es ist aus schwarz eloxiertem Aluminium gefertigt. Und Sicherheitsgurthalter bewahren den Bass mit entsprechenden Gegenstücken am Gurt auch bei ausgefalleneren Turnübungen vor dem Absturz.
Für die Tonabnahme sind sowohl bei der viersaitigen wie auch bei der fünfsaitigen Darkhawk-Ausführung zwei fette Black-Label-Humbucker montiert, die Mischung geschieht stufenlos per Überblendregler. An einem Kippschalter können beide Tonabnehmer gleichzeitig vom Humbucker zum Singlecoil umgeschaltet werden, außerdem bietet der Zugschalter im Master-Volume-Poti die Wahl zwischen aktiver Klangformung durch den dreibandigen Darkglass-EQ oder passiver Betriebsart.
Schon die Tonabnehmer signalisieren gewichtige Sounds. °
massiv aufgetischt
Zwischen Vier- und Fünfsaiter gibt es viele Gemeinsamkeiten, aber außer der Saitenzahl auch noch einen wesentlichen Unterschied. Während der Viersaiter eine normale 862-mm-Mensur besitzt, spannt der 888 mm lange Fivestring die Saiten etwas straffer, was natürlich vor allem dem dicken H zugute kommen soll, aber auch den übrigen Saiten etwas mehr drahtige Bestimmtheit und Autorität verleiht. Am Gurt hängt die viersaitige Version mit 4,3 kg, wo der Fünfsaiter etwa 250 Gramm schwerer ausfällt. Bemerkenswert ist – vor allem beim fünfsaitigen Darkhawk mit der zusätzlichen Stimmmechanik auf der Kopfplatte – die perfekte Balance am Gurt, dank derer man selbst in tieferen Tragepositionen sorglos die Hand von Hals nehmen, kann, ohne dass er sich im Mindesten senkt. Das flache Halsprofil ermüdet auch bei emsigem Spieleinsatz nicht die Greifhand.
Das klassische Schraubhals-Prinzip ist solide ausgeführt. °
Dass es sich um klangliche Schwergewichte handelt, sieht man den Darkhawks schon an der Pickup-Bestückung an. Doch es sind nicht nur die großen Humbucker, sondern zugleich speziell ausgewählte Pickup-Positionen, die für besondere Ergebnisse sorgen. Denn sowohl im voluminösen Humbucker-Modus, als auch in der Singlecoil-Einstellung werden vorwitzige Mitten drastisch ausgelöscht, wenn der Überblender genau in der Mitte steht. Das ergibt besondere Wuchtigkeit, ohne zu nerven. Und sehr starke Veränderungen des Obertonspektrums, wenn man den Überblender aus der Mitte herausbewegt! Bereits ohne einen Klangregler zu berühren, spielt man allein am Überblender schon mit bulliger Zurückhaltung und aggressiver Attacke.
Das Besondere am dreibandigen Darkglass-EQ ist wiederum die Saftigkeit des Eingreifens. Röhrender Growl kann per Mittenregler hinzugedreht werden, donnerndes Bassvolumen mittels darunterliegendem Drehring, aber der letzte Regler ist nicht für die feine Brillanz zuständig, sondern für die hohen Mitten um 2,8 kHz, was spitzmetallische Präsenz mit viel Edge bedeutet. Natürlich sind auch entsprechend starke Dämpfungen einstellbar – der wesentliche Unterschied zu den diszipliniert arbeitenden Aktiv-Klangreglern anderer Marken liegt hier nicht nur in den Frequenzen, sondern generell in der gelungen austarierten Frechheit der Sounds. Wer böse klingen will, wird das zu schätzen wissen.
resümee
Ihrer dunklen Erscheinung werden die Darkhawks in jedem Fall klanglich gerecht, wobei es das Spiel zwischen bulliger Fundamentalität und offener Aggression ist, was sie besonders auszeichnet. Dazu passt die saftige Auslegung der neuen Darkglass-Klangregelung, die sich in Heavy-Manier undiszipliniert gibt, tief ansetzt und zwischen drastischen Boosts und konsequenten Cuts genau die schillernden Darkhawk-Charakterseiten unterstützt. Für gepflegtes Leisetreten sind diese Sondermodelle gewiss nicht gemacht.
Nachdem erst vor kurzem 8 neue Modelle von Solar Guitars vorgestellt wurden, gibt es direkt die nächste Neuankündigung. Bei der Solar A1.6 Baritone ATG handelt es sich um eine Signature-Gitarre für Jonas Stålhammar und Martin Larsson, die Gitarristen der schwedischen Death-Metal-Band At The Gates.
Das Modell basiert auf dem Solar Type A Model und bietet neben einer längeren Mensur (26,5″), ein Paar aktive Fishman Fluence Modern Humbucker, Hipshot Bridge und Luminlay Side Dots. Ausgeliefert wird die Gitarre mit D’Addario NYXL 11-64 – gestimmt auf B Standard.
Beim neuesten Musikvideo der Band kann man die beiden schon mit Solar Guitars sehen:
Die Solar A1.6 Baritone ATG kann für einen Preis von € 1.199 über den Webstore vorbestellt werden: www.solar-guitars.com Die Auslieferung beginnt Mitte Juli 2018.
Wenn drei Kompressor-Pedale gleichzeitig bei mir ankommen, schreit das ja geradezu nach einem kleinen Vergleichstest. Und nach dem ersten Anspielen wird klar, dass dies ein Wettbewerb ohne Sieger und Verlierer sein wird.
Wie? Kein Sieger? Das ist doch langweilig. Nein, finde ich gar nicht! Während in anderen Bereichen Sieg oder Niederlage geradezu sinnstiftend sind, gilt das für das Musikmachen nicht. Hier ist erlaubt was gefällt. Und Vielfalt ist das oberste Gebot. Es geht nicht darum, der Beste, sondern eigenständig und interessant zu sein. Zurück zum eigentlichen Thema: Mit den drei heutigen Kandidaten haben wir drei unterschiedliche Interpretationen des Themas „Analoger Kompressor“ und jeder für sich hat seine Vorzüge. Schauen wir mal genau hin.
mxr dyna comp mini
Optisch kleiner, technisch größer: Der Attack-Schalter ist eine echte Bereicherung. °
Der Vortritt gebührt dem MXR-Klassiker. Mit dem Dyna Comp hat der Effektgerätepionier in den 70er-Jahren den Gitarrenkompressor geradezu definiert. Der Dyna Comp ist auch heute noch im Programm und besticht durch seine einfache Bedienung mit nur zwei Reglern (Kompressionsgrad und Lautstärke). Ganz bewusst klingt der Dyna Comp weder neutral noch dezent, was neben der einfachen Bedienung seinen Reiz ausmacht. Im Laufe der 70er entwickelte sich der Dyna-Comp-Sound zu einem Nashville-Standard und fand in der Telecaster den kongenialen Partner für extrem knackige und doch fette Cleansounds.
Der Kompressor wird bis heute gerne genommen um z. B. Ghost-Notes im Fingerpicking zu betonen, beim Chicken-Picking ordentlich Druck auf die einzelnen Noten zu bekommen oder einfach nur, um das Sustain zu verlängern. Weil das Pedal eben nicht klangneutral ist, sondern den Ton auch etwas andickt, kann er auch wunderbar als Booster für eine cleane oder bereits angezerrte Gitarre verwendet werden. MXR hat seinen Klassiker nun ordentlich geschrumpft und liefert ihn, zusammen mit einem passenden Netzteil, in einem platzsparenden Mini-Gehäuse aus.
Bewusster Anachronismus: Ein alter CA3080 MetalCan-IC in einer modernen SMD-Umgebung. °
Mit der optischen Schrumpfung geht aber gleichzeitig eine technische Ausweitung einher. Dem Kompressor wurde nämlich noch eine der beliebtesten Modifikationen mitgegeben. Der Dyna Comp Mini bekam einen Schalter für eine Attack-Regelung spendiert. Damit kann man nun einstellen, wie schnell der Kompressor reagieren soll, bis er die Signalspitzen dämpft. Das ist schon eine Bereicherung. Bei gedrücktem Attack-Schalter wird der Kompressor etwas schneller und beeinflusst den Anschlag des Gitarrentons stärker. Der Dyna Comp klingt dann noch etwas „knackiger“.
Ansonsten bleibt alles beim Alten. Die einfache Bedienung macht den MXR zum Plug-and-Play-Gerät, um den Gitarrensound anzudicken und im Mix weiter nach vorne zu bringen. Klanglich gibt es keinen nennenswerten Unterschied zum Standard-Modell im großen Gehäuse – und das ist gut so. Denn nicht umsonst ist der Dyna Comp einer der meistverkauften Kompressoren und auch eine gerne genutzte Vorlage für Veränderungen und Modifikationen.
ehx tone corset
Umfangreich ausgestatteter Tonformer °
Auch Electro-Harmonix ist ein ganz alter Bekannter. Mike Matthews, der bis heute der Firma als CEO vorsteht, soll gerüchteweise bereits Jimi Hendrix mit seinen Soundtools versorgt haben. Und die Firma des Effektgeräte-Gurus ist immer noch kreativ. In den letzten Jahren ist das Programm noch einmal kräftig angewachsen. Man könnte fast sagen, es ist explodiert. Über 200 (!) Effektgeräte habe ich auf der Website von EHX gezählt. Darunter natürlich auch einige Kompressoren. Dem EHX Kompressor-Klassiker Soul Preacher wird mit dem zur Seite gestellt.
Neben den typischen Reglern für Lautstärke und Kompressionsgrad (Sustain), verfügt der analoge Kompressor noch über ein Attack- und ein Blend-Poti. Ersteres bestimmt die Einsatzgeschwindigkeit der Kompression, das zweite mischt das Originalsignal mit dem komprimierten Signal. Mithilfe des Blend-Potis kann der Kompressor sehr subtil eingestellt werden. Je mehr Originalsignal zugemischt wird, desto „natürlicher“ klingt der Kompressor, weil der Anschlag mehr oder weniger erhalten bleibt. Ein kleiner Minischalter, der mit PAD beschriftet ist, senkt das Eingangsignal ab, um unerwünschte Verzerrungen zu vermeiden. Das ist ganz praktisch wenn man z. B. mehrere Gitarren mit unterschiedlich kräftigen Tonabnehmern benutzt.
Ein Blick ins Innere zeigt die für Großserienhersteller typische saubere Verarbeitung von SMD-Bauteilen und gibt auch einen Grund zum Schmunzeln: Auf einer hauseigenen Heavy Duty Batterie guckt einem ein etwas älterer Herr in Wrestling-Pose grimmig entgegen – sehr nett!
EHX erfreut mit netten Details. °
Auch klanglich lässt der Tone Corset seine Muskeln spielen und packt ordentlich zu. Hier wird der Sound im besten Sinne geformt und bekommt nach der Kompressions-Behandlung eine eigenständige Note: Der Ton wird etwas dunkler und dadurch wärmer, aber gleichzeitig auch knackiger. Damit ist der Tone Corset problemlos in der Lage, dem cleanen Signal zu mehr Präsenz und Durchsetzungskraft zu verhelfen. Perfekt für eine funky Gitarrenarbeit.
Ähnlich wie beim Dyna Comp, wird durch die leichte Betonung der Mitten der Klang angefettet und bekommt mehr Breite, was ihn nicht nur für die Veredelung von Cleansounds, sondern auch als Booster für angezerrte Sounds empfiehlt. Das sehr ordentliche Lautstärkepotential unterstützt diese Verwendung auch. Sehr sinnvoll lässt sich hier der Blend-Regler einsetzen: Wenn die Klangunterstützung mal zu viel des Guten sein sollte, darf er gerne zur Zähmung verwendet werden.
keeley compressor plus
Der Boutique-Vertreter in dem Triumvirat. Der weiße Potiknopf hebt den Blendregler hervor. °
Keeley-Effekte sind mittlerweile längst über den Geheimtipp-Status hinaus und die Liste der Keeley-Nutzer liest sich wie das Who is Who der Gitarristen-Szene. Wie viele Boutique-Hersteller, sammelte Robert Keeley erste Erfahrungen mit der Modifikation von klassischen Pedalen, bevor er seine eigenen Kreationen herausbrachte. In der Anfangszeit musste man sein Keeley-Pedal noch persönlich über Internet bestellen. Mittlerweile findet man die anerkannt hochwertigen Produkte auch bequem beim deutschen Händler.
Keeley kann schon über reichlich Erfahrung bei Kompressoren zurückblicken. Sein erster großer Wurf war der 2- Knob-Compressor, eine Hommage an den Dyna Comp, bzw. den Ross-Kompressor, der aber mittlerweile nicht mehr erhältlich ist. Aber den 4-Knob-Compressor C4 kann man noch kaufen und auch der umfangreich ausgestattete Compressor Pro wird noch angeboten.
Während der Pro ein Studio-Kompressor in Pedalform ist, bietet sich der C4 als Spezialist für Vintage-Sounds an. Der Neue im Bunde positioniert sich als Allrounder und ist mit 154 Euro auch noch deutlich günstiger als der C4 (€ 239) oder der Pro (€ 358). Ein Preis, der aufhorchen lässt. Auch die Ausstattung ist ungewöhnlich. Statt der üblichen Regler (siehe Info-Kasten) begleiten eine Tonregelung und ein Blend-Regler die beiden Kompressor-typischen Potis Sustain und Level. Der Verzicht auf Regelmöglichgkeiten für Threshold, Attack und Release macht das Pedal intuitiv bedienbar und für alle interessant, die ihren Sound nicht erst studieren wollen – quasi ein Kompressor für alle, die eigentlich keinen Kompressor mögen.
Ein Kippschalter gibt zwei unterschiedliche Presets für Attack/Release-Zeiten und erlaubt deren Anpassung für kräftige Humbucker oder knackige Singlecoils. Die Humbucker-Stellung ist für kräftigere Signale und stellt die Release Zeit kürzer ein, sodass keine zu lange Kompression das Signal unschön beeinflusst. Ein weiterer Clou des Pedals sind die beiden zusätzlichen Regler Blend und Tone. Der Blend-Regler ist eine deutlich einfachere Alternative zu einer Attack-Release-Threshold-Kombination. Wenn man den Anschlag noch hörbar haben möchte, wird der Blend-Regler einfach etwas herausgedreht. Das macht den Keeley-Allrounder kinderleicht zu bedienen.
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Die Tonregelung ist deutlich mehr als eine einfache Höhenblende. Beim Zurückdrehen wird der Compressor-Klang nicht nur dunkel, sondern auch weich und warm. Beim Hochdrehen erhält der Ton zusätzliche knackige Höhen. Man könnte fast sagen, dass mit dem Poti der Vintage-Faktor des Pedals eingestellt werden kann. Sehr effektiv!
Die Tonregelung macht den Keeley Compressor Plus zum flexibelsten Pedal unter den hier getesteten. Der Kompressor-Sound an sich ist filigran und fein. Eine deutliche Klangänderung wird selbst bei hohen Kompressionsgraden vermieden. Das bedeutet im Gegenzug natürlich auch, dass das Andicken des Gitarrensignals weniger deutlich ausfällt als bei den beiden Mitbewerbern. Aber genau das wird vielen Nutzern gefallen – zumal die Klangqualität über jeden Zweifel erhaben ist.
resümee
Drei prima Geräte werden den Markt zukünftig bereichern. Ob man nun dem rotzigen Dyna-Comp-Mini, dem knackigen Tone Corset oder dem dezent-feinen Keeley-Compressor den Vorzug gibt, ist reine Geschmackssache. Alle drei liefern ein technisch einwandfreies Ergebnis ab und klingen für ihren Einsatzzweck prima. Das MXR-Pedal lockt nicht nur mit dem klassischen Sound sondern auch mit einfacher 2-Knopf-Bedienung. Der Attack-Schalter ist eine tolle Bereicherung und der etwas höhere Preis im Vergleich zum normalen Dyna Comp werden durch die zusätzlichen Klangmöglichkeit und das beigelegte Netzteil locker wettgemacht.
Der günstigste Testteilnehmer ist der Tone Corset. Und für den Preis bietet der EHX-Kompressor ganz schön viel: umfangreiche Regelmöglichkeiten und eine bewusste Klangfärbung, die dem Sound einen eigenen Charakter verleiht. Der Tone Corset schafft das Kunststück, den Sound warm und gleichzeitig knackig zu machen.
Der Keeley-Compressor Plus dagegen modifiziert das Signal lieber dezent und fein. Wem die beiden anderen zu aufdringlich sind, findet in ihm vielleicht den perfekten Spielpartner – zumal der Keeley dank des genialen Tonreglers der flexibelste des Trios ist. Da auch der Boutique-Vertreter preislich auf dem Boden bleibt, gibt es bei allen drei Testkandidaten keinen Grund zu klagen. Aus dem Vergleichstest gehen alle drei als Gewinner hervor.
Tech Talk Kompressorfunktion
Kompressoren gehören zu den Effekten, die die Dynamik beeinflussen. Vereinfacht gesagt, machen sie laute Töne leiser und leise Töne lauter. Im Ergebnis wirkt der Gesamtsound lauter und fetter und setzt sich besser durch. Nicht alle Kompressoren sind so sparsam ausgestattet wie z. B. der Dan Armstrong Orange Squeezer, der allein mit einem Level-Regler auskam oder der Dyna Comp, der zusätzlich noch die Einstellung des Kompressionsgrades erlaubte.
Zur typischen Ausstattung hochwertiger Studiokompressoren gehören umfangreiche Regelmöglichkeiten:“Threshold“ ist der Schwellenwert in dB, ab dem die Kompression einsetzt, „Ratio“ bezeichnet das Verhältnis zwischen unkomprimiertem und komprimiertem Signal – also den Kompressionsgrad. Bei sehr hohen Kompressionsverhältnissen (10:1) spricht man dann von einem Limiter.
„Attack“ ist die Zeit in ms, die vergehen soll, bis die Kompression einsetzt. Eine längere Attack-Zeit macht den Kompressor träge und lässt den Anschlag noch ungehindert durch, sodass der Sound natürlicher wirkt (Soft Attack). Nachdem der Threshold-Wert wieder unterschritten wurde, bestimmt „Release“ die Zeit, die vergehen soll, bis der Kompressor das Signal wieder „loslässt“.
Da Kompressoren das Signal nur dämpfen können, liegt am Ende der Signalbearbeitung noch eine regelbare Verstärkungsstufe („Level“, „Output“, o. ä.), die in der Regel das Signal auch weit über den Ausgangswert anheben kann. Daher kann man Kompressoren auch prima als Booster missbrauchen. Manche Hersteller nutzen die Verstärkerschaltung auch noch, um eine Tonregelung zu integrieren. Denn oft hat man das Gefühl, dass die Dynamikbegrenzung auch die Höhen dämpft. Eine kleine Auffrischung der oberen Frequenzen ist daher oft willkommen.
Tech Talk Kompressortypen
Technisch gesehen sind sich die drei Kandidaten eigentlich ziemlich ähnlich. Alle drei sind OTA-basierte Kompressoren (Operational Transconductance Amplifier) und erzeugen die Dynamikeinschränkung mit Hilfe von speziellen ICs. Der Dyna Comp verwendet – ganz der Tradition verpflichtet – dazu den CA3080. Und zwar ganz bewusst eine sog. Metal-Can-Version, die besser abgeschirmt und dadurch nebengeräuschärmer sein soll. Die beiden anderen setzen auf den LM13700 in der zeitgemäßen SMD-Variante.
Die OTA-Technologie ist wohl die am meisten verbreitete Art bei Kompressorpedalen und hat sich den Ruf erworben, lebendig zu klingen und gut mit E-Gitarren zu harmonieren. Daneben gibt es noch optische Kompressoren, die mit einer Lichtquelle und einem Photowiderstand arbeiten, und die v. a. aus der Studiotechnik bekannten VCA- oder FET-basierten Kompressoren (VCA = Voltage Controlled Amplifier, FET = Field Effect Transistor). Die sogenannten „Röhrenkompressoren sind meist optische Kompressoren mit einer Röhrenvorstufe.
Jeder Kompressortyp hat seine spezifischen Vor- und Nachteile. OTA-Kompressoren klingen in der Regel knackig, haben aber technisch bedingt keinen allzu großen Headroom und verursachen mehr oder weniger große Klangbetonungen. Ob dies als „tone-sucking“ oder „tone-enhancing“ wahrgenommen wird, hängt stark vom persönlichen Geschmack ab.
Optische Kompressoren klingen im Vergleich sanfter und reagieren langsamer, VCA-basierte Kompressoren klingen transparanter aber auch etwas steriler. Sehr frühe Exemplare mit OTA-Technologie hatten durchaus einen schlechten Ruf, was das Nebengeräuschverhalten betraf und galten als Rauschgeneratoren. Das Verhalten haben die drei Testkandidaten aber abgelegt. Abgesehen vom normalen Verstärken sowieso vorhandener Nebengeräusche – und das ist bei Verwendung eines Kompressors natürlich nicht zu vermeiden – verhalten sich die drei Probanden sehr ordentlich.
Artesano stellt mit dem Limited Modell 2018 der Sonata FOS ein neues Design vor.
Für Boden und Zargen wurde geflammtes Ovangkol verwendet, das ähnliche Klangeigenschaften wie Palisander besitzt. Neben einer massiven Sitka-Fichtendecke, entschied man sich außerdem für eine spanische Hals-Korpus-Verbindung. Klanglich verspricht die Gitarre einen warmen und trotzdem höhenreichen Sound. Das Design erinnert an eine Vintage-Westerngitarre aus früheren Zeiten.
Die Sonata FOS (Flamed Ovangkol/Spruce) ist weltweit auf 50 Stück limitiert. Der UVP liegt bei € 699 inkl. Echtheitszertifikat und Echtholzkoffer.